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Verfahren zur fortlaufenden Destillation von Obst- und Weintrestern
Es ist in letzter Zeit verschiedentlich versucht worden, flüchtige Stoffe aus festen
Materialien, wie Kräuter, Wurzeln, Körner usw., festen Abfallstoffen der Wein-,
Obst- und Fruchtsaftbereitung (Trester) in kontinuierlichem Arbeitsgange bei normalem
Druck abzudestillieren. Hierbei werden die festen Materialien beispielsweise durch
ein Schneckengetriebe oder eine andere mechanische Zuführungsvorrichtung dem Destillationsapparat,
in welchem ,sie zweckmäßig nach dem Gegenstromprinzip erhitzt und der Destillation
unterworfen werden, zugeführt und hernach aus dem Destillationsapparat wieder hinausbefördert.
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Auf diese Weise, d. h. durch fortlaufende Destillation ohne Anwendung
eines Vakuums, ist es bisher jedoch nicht gelungen, Oxydations-oder Verharzungserscheinungen
zu verhüten und reine Destillate von gleicher geschmacklicher Güte, 'wie sie durch
die periodische Destillation erhalten werden, zu gewinnen. So waren z. B. Trinkbranntweine,
die durch kontinuierliche Destillation aus Trestern gewonnen wurden, durch ihren
kratzenden, unreinen Beigeschmack ungenießbar. Auch auf diese Weise gewonnene ätherische
Öle, wie z. B. Pfefferminzöl, besitzen nicht die Feinheit, wie diese sonst bei der
periosischen Destillation erreicht wird.
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Die Mißerfolge bei der kontinuierlichen Destillation lassen sich folgendermaßen
erklären. Beim Einbringen des festen Destillationsgutes in den Destillationsapparat,
das diesem z. B. in verhältnismäßig kleinen Mengen mit Hilfe einer Schnecke oder
einer andern mechanischen Zuführungsvorrichtung zugeführt wird, ließ es sich bisher
nicht vermeiden, daß mit dem festen Material auch größere oder geringere, die Materialzwischenräume
ausfüllende Mengen, Luft in den Destillierapparat eingebracht wurden; so z. B. auch
bei der Verarbeitung von ursprünglich hart zusammengepreßten Trestern, welche, vor
der Destillation durch maschinelle Vorrichtungen gelockert werden müssen und dadurch
lufthaltig werden. Bei der periodischen Destillation wird nun die im Destillationsgut
enthaltene Luft vor Beginn der Destillation durch das Anwärmen des Gutes aus diesem
verdrängt, und sie entweicht mit den ersten austretenden Dämpfen vollständig aus
dem Kessel. Dadurch wird ein oxydativer Angriff des Destillates vermieden. Bei der
kontinuierlichen Destillation wird hingegen durch das fortwährende Zuführen von
neuem Material beständig auch die in demselben enthaltene Luft in das Kesselinnere
eingeführt. Diese Luft vermischt sich mit den entweichenden Dämpfen und verursacht
dadurch die lästigen Verharzungs- und Oxydationserscheinungen, durch welche die
Destillate geschmacklich minderwertig werden.
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Beim Arbeiten gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung werden
nun die Mängel, welche der fortlaufenden Destillation anhaften, behoben und die
Gewinnung geschmacklich vollwertiger, reiner, nicht oxydierter oder verharzter Destillationsprodukte
durch fortlaufende
Destillation von Obsttrestern oder Weintrestern
ermöglicht. Erfindungsgemäß geschieht dies dadurch, daß man aus den Trestern vor
dem fortlaufenden Einbringen in den Destillierkessel, zweckmäßig in der Zuführungsvorrichtung,
die in oder zwischen ihm vorhandene Luft durch Verdrängung mittels irgendwelcher
Medien entfernt. Ein beträchtlicher Teil der Luft kann zweckmäßigerweise schon durch
indirektes Vorwärmen des Destillationsgutes in der Zufuhrleitung ausgetrieben werden,
wobei man frischen Dampf oder heiße Flüssigkeiten verwendet. Sehr vorteilhaft ist
es, die Destillationsdämpfe selbst für die indirekte Vorwärmung beizuziehen. Die
letzten Reste der Luft müssen jedoch durch direkte Verdrängung aus dem Destillationsmaterial
entfernt werden. Hierzu können als Luftverdrängungsmittel Dämpfe, Gase und Flüssigkeiten
dienen. Beispielsweise kann man zerkleinerte, vergorene Enzianwurzeln unmittelbar
vor ihrem Eintritt in die Destillierblase durch indirekte Wärme bis zum Sieden erhitzen,
so daß die eben in den Destillationsapparat tretenden Wurzeln ihren Eigendampf an
die nachfolgenden frischen Wurzeln abgeben. Dadurch werden diese zuerst zum Sieden
gebracht, und die Luft entweicht im Gegenstrom zu den frisch zugeführten Wurzeln.
Ein Verlust an Destillat kann hierbei nicht stattfinden, da die entweichenden Dämpfe
sofort im nachrückenden kalten Gut wieder kondensiert werden. Das gleiche Ergebnis,
wie eben beschrieben, kann auch durch Zuführung von direktem Dampf in das Destillationsgut,
bevor dasselbe in die Abtriebsblase geführt wird, erzielt werden. Ferner kann das
feste Destillationsmaterial durch Hindurchleiten von indifferenten Gasen, wie Kohlensäure,
Stickstoff usw., von der Luft befreit werden. Auch können Flüssigkeiten, wie frisches
Wasser, auch sogenanntes Lutterwasser usw., zurLuftverdrängung herangezogen werden.
Die Luft läßt sich auch durch Evakuieren des zu destillierenden Materials in der
Zufuhrvorrichtung entfernen oder auch durch starkes Zusammenpressen desselben, besonders
wenn es in hinreichend feuchtem oder nassem Zustande verwendet wird. Selbstverständlich
kann man auch mehrere der erwähnten Luftverdrängungsarten gleichzeitig anwenden
und z. B. indifferente Gase zusammen mit Dampf über das zu destillierende Material
leiten. Wie bereits erwähnt, geschieht die Entfernung der Luft aus dem Destillationsgut
zweckmäßig unmittelbar vor dem Einbringen des Gutes in den Destillierraum, z. B.
in der Materialzuführungsvorrichtung.
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Daß ein Verfahren, wie das erfindungsgemäße, gegenüber den bisher
bekannten einen großen technischen Fortschritt aufweist, liegt auf der Hand. Ist
man doch dadurch in der Lage, ein geschmacklich einwandfreies Destillat in fortlaufendem
Arbeitsgang herzustellen, was bisher nur durch Vakuumdestillation oder durch periodische
Destillation zu erzielen war. Die Vakuumdestillation erfordert eine sehr aufmerksame
Bedienung und teure Apparate, wenn sie erfolgreich durchgeführt werden soll, während
bei der periodischen Arbeitsweise eine Menge wertvoller Zeit .durch Entleeren und
Wiederfüllen der Destillierblase verschwendet wird. Ganz abgesehen von den großen
Wärmeverlusten, die durch das Abkühlenlassen bei jeder neuen Füllung und das nachher
erforderliche Wiederaufheizen bedingt sind.
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Diese Nachteile fallen bei dem erfindungsgemäßen Verfahren alle weg,
und zudem bedarf es zu dessen Ausführung fast keiner Wartung, da es leicht so reguliert
werden kann, daß es automatisch verläuft.
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In der beiliegenden Zeichnung ist eine beispielsweise Ausführungsform
eines Apparates zur kontinuierlichen Destillation von Weintrester schematisch dargestellt.
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Die Arbeitsweise ist folgende: Die abzudestillierenden Trester werden
in den Einfülltrichter c geworfen. Die Schnecke d transportiert diese in die Destillierblase,
in welcher sie nach dem Gegenstromprinzip abdestilliert und unten durch den Schieber
e entfernt werden. Um nun zu verhüten, daß mit dem eingebrachten Destillationsgut
Luft in den Destillationsraum gelangt, ist am Gehäuse b der Eindrückschnecke ein
Anschlußgewinde l angebracht, an das beispielsweise eine Dampfleitung angeschlossen
wird, durch welche während des Betriebes Dampf in das Destillationsgut eingeblasen
wird. Da die Trester gegen die Öffnung bei bl sehr fest zusammengepreßt werden,
muß der eingeblasene Dampf nach hinten gegen den. Einfülltrichter c austreten, wobei
er die in den Trestern vorhandene Luft verdrängt. Die gleiche Wirkung erzielen die
andern in der Erfindung genannten Verdrängungsmittel.
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An Stelle von direktem Dampf kann auch eine indirekte Heizung des
Schneckengehäuses, das dann doppelwandig ausgeführt sein muß, angewendet werden.
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Es wurde auch schon eine Vorrichtung vorgeschlagen, mit welcher kontinuierlich
destilliert werden kann, oder bei der das Destillationsgut der Einwirkung von Gasen
ausgesetzt werden kann, oder umgekehrt. Mit dieser Apparatur ist man aber höchstens
in der Lage, das eingebrachte Gut im Destillationsraum selbst von den schädlichen
Gasen zu befreien, wodurch aber alle Nachteile der periodischen Destillation und
der Vakuumdestillation wieder in Erscheinung treten. Zudem ist es, um diesen Zweck
zu erreichen, nicht notwendig, eine solche Apparatur, die einen komplizierten Aufbau
aufweist, zu verwenden. Zur Entfernung der schädlichen Gase aus dem Destillationsgut
vor Einbringung derselben in den Destillierraum, wie dies gemäß
dem
Verfahren der vorliegenden Erfindung geschieht, ist die vorgeschlagene Vorrichtung
ungeeignet.