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Verfahren zur Gewinnung von Ackerboden Gegenstand der Erfindung ist
ein Verfahren zur Gewinnung von Ackerboden, indem man zwecks Bildung gelförmiger
Siliciumverbiüdungen im Boden, gegebenenfalls bei Gegenwart von Schutzkolloiden,
den Boden erst mit Calcium-, Magnesium- oder Aluminiumsalzen behandelt, worauf lösliche
Siliciumverbindungen, gegebenenfalls unter Beimischung von Phosphaten, dem Boden
zugegeben werden.
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Dieses Verfahren ist nicht zu verwechseln mit älteren Vorschlägen,
die darauf hinausgehen, den Boden mit auf die Pflanzen abgestimmten Bakterien zu
impfen. Auch will das erfindungsgemäße Verfahren nicht einen Nährboden für Bakterien,
z. B. mit Hilfe kleiner Mengen Wasserglas, schaffen oder einen Dünger etwa aus reinen
Silicaten bei Abwesenheit von Calciumsalzen erzeugen. Denn nicht die Verwendung
von Calcium-, Magnesium- oder Aluminiumverbindungen einerseits, noch die von löslichen
Siliciumverbindungen anderseits bildet den Gegenstand der Erfindung, sondern ein
Verfahren zur Gewinnung von Ackerboden, das in einer Vereinigung einer Reihe von
Einzelmaßnahmen, die oben angeführt sind, besteht.
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Man weiß, daß guter Ackerboden neolithische Verbindungen, also gelartige
Geinische von Tonerde-Doppelsilicaten, enthält, deren in der Hauptsache an die Tonerde
gebundenen Alkalien und Erdalkalien in kürzester Zeit fast völlig ausgetauscht werden
können. Daneben enthält der Boden Humusstoffe. Es lag daher nahe, diese gelförmigen
Stoffe dem zu verbessernden Boden einzuverleiben. Die bisher in dieser Richtung
unternommenen Versuche haben aber zu keinem praktischen Erfolge geführt. Die Beschäftigung
mit diesen Fragen führte zu der Erkenntnis, daß die Ursache des bisherigen Mißerfolges
darin zu erblicken ist, daß bisher stets die fertiggebildeten Gele dem Boden einverleibt
wurden, nie aber unter solchen Bedingungen gearbeitet wurde, wie sie in der \Tatur
gegeben sind, wo sich die Gele im Boden selbst in Gegenwart des als Schutzkolloid
wirkenden Humus bzw. solcher Substanzen, aus denen der Humus entsteht, bilden.
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Erfindungsgemäß gelingt nun eine wesentliche Veredelung von Sandböden
und anderen unbrauchbaren Böden, wenn man Bedingungen schafft, daß die Gelbildung
im Boden selbst stattfindet. Bei einer solchen Arbeitsweise werden überraschende
Erfolge erzielt, die Fruchtbarkeit eines schlechten Sandbodens wird im Vergleich
zu einer gewöhnlichen Düngung mit Stallmist um ein Vielfaches gesteigert.
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Um die erforderliche Gelbildung im Boden selbst zu bewirken, werden
zweckmäßigerweise zwei kurz aufeinanderfolgende Behandlungen des Bodens vorgenommen.
Zuerst versetzt man beispielsweise den Boden mit einer Lösung von Calcium-, Magnesium-
und Aluminiumsalzen in Gegenwart von Schutzkolloiden, etwa solchen Stoffen, wie
sie durch die Tätigkeit von Mikroorganismen aus organischen Substanzen entstehen,
z. B. vergärendes Obst oder verwesende Blätter,
worauf man dem Boden
eine Silicatlösung einverleibt.. .Dazu kommt, dann gegebenenfalls noch eine Phosphordürikung.
Die Konzentration der.Zü vexwendenden Lösungen schwankere naturgemäß von Boden zu
Boden.
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Die Erfindung' bezweckt, die Volldüngung mit Stickstoff; Kali, Phosphor
und Calcium in einer Weise auszuführen, daß dabei gleichzeitig Erdsubstanz gebildet
wird, d. h. Stoffe, die man etwa als Zeolithe ansprechen kann und die aus Silicaten
des Calciums, Magnesiums und Aluminiums bestehen, und zwar in Gegenwart von Schutzkolloiden.
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Hiernach ist es möglich, auch bei Anwendung nur der üblichen Mengen
Kali, Phosphor und Stickstoff eine solche Veränderung des Bodens zu erzielen, daß
für eine gute, kolloide Verteilung der Zeolithe gesorgt ist. Wo von Natur aus die
Bedingungen zur Bildung von Ackererde fehlen, wo also keine gelöste Kieselsäure,
Tonerde und Calciumver-Bindungen und außerdem Schutzkolloide vorhanden sind, können
solche geschaffen werden. Wesentlich ist also die Bildung der eigentlichen Erdsubstanz
durch das Zusammentreffen von Salzen des Aluminiums, Calciums und Magnesiums mit
Schutzkolloiden, zweckmäßig verwesenden organischen Stoffen bei -Gegenwart gelöster
Kieselsäure. Diese Problemstellung ist auch neu gegenüber den älteren Arbeiten von
L e m m e r m a n n, nach denen Phosphat bei der Düngung nur gespart werden soll.
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Ein praktisches Beispiel mag das neue Verfahren noch näher erläutern.
Ein steriler Dünensandboden wird wie folgt behandelt: als erste Dungflüssigkeit
dient eine Mischung folgender Zusammensetzung, wobei sich die Zahlenangaben auf
je i dm Fläche beziehen, Obstreste u. dgl. werden in einem Steintopf mit Hilfe von
Hefe in Gärung versetzt. Hierauf werden die Salze eingebracht, und zwar -14,d.9
Calciumnitrat, 26,o Aluminiumnitrat und i g Magnesiumsulfat, und das ganze wird
auf io l Flüssigkeit mit Wasser aufgefüllt. Mit diesem Brei wird der Boden auf Spatentiefe
gut durchgeschaufelt. Hierauf wird der Boden mit der- zweiten Flüssigkeit behandelt,
die folgende Zusammensetzung hat: 12o g Kaliwasserglas mit io,9g K,0 und
17,29 S10.; auf io 1 Wasser und etwas phosphorsaures Salz. Nach dieser Behandlung
betrug die PH-Zahl nach 3 Wochen 7,7. Zum Schluß wurde noch eine kleine Menge Kuhdung
zugegeben.
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Ein Vergleichsbeet wurde mit der gleichen Menge Kuhdung gedüngt. Bereits
nach kurzer Zeit zeigte sich, daß auf dem erfindungsgemäß behandeltenBoden kräftig
Salatköpfe, Astern, Levlcoien, Studentenblumen__ u. dgl. sich entwickelten, wahrend
die gleichen Pflanzen auf dem Vergleichsbeet nur äußerst kümmerlich kamen und schon
nach kurzer Zeit eingingen.
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Die Arbeitsweise muß natürlich nicht immer die gleiche sein, wie beschrieben.
Wesentlich ist nur, daß solche Bedingungen geschaffen werden, daß sich die gewünschten
anorganischen Kolloide erst im Boden selbst bilden und nicht schon fertiggebildet
ihm zugeführt werden. Man kann auch so arbeiten, daß man diese Kolloide im organischen
Dünger oder im Kompost bildet und diesen in bekannter Weise dem Boden einverleibt.
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Zur Erläuterung diene folgendes Beispiel. Einige Kilogramm alte Blätter
werden mit einer Lösung von 9,8 g Calciumnitrat, 33,0 g Aluminiumnitrat
und r,i g Magnesiumnitrat getränkt: Danach werden igo g Kaliwasserglas mit etwa
17 g K.0, verdünnt auf etwa 2 Liter, zugemischt. Zum Schluß wird eine neutral reagierende
Lösung von Dinatriumphosphat und Monokaliumphosphat hinzugegeben. Während des Durchmischens
fängt die Erdbildung an sichtbar zu werden, und die Masse erhält einen seifenartigen
Griff. feie geht bei Zimmertemperatur in wenigen Wochen in Komposterde über. Zweckmäßig
setzt man derartige Zubereitungen dem Komposthaufen zu.