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Verfahren zur Gewinnung von Formamid aus Formamid-Alkohol-Gemischen
Formamid-Alkohol-Gemische, z. B. Formamid-Methanol-Gemische, wie sie bei der Formamidgewinnung
aus Methanol, Kohlenoxyd und Ammoniak erhalten werden, können im allgemeinen durch
Destillation getrennt werden. Diese Arbeitsweise hat jedoch den Nachteil, daß Temperaturen
von über zoo° verwendet werden müssen, wodurch die Apparatur stark beansprucht wird.
Man ist daher praktisch gezwungen, Apparaturen aus Aluminium, Edelstählen usw. zu
verwenden. Die Destillation hat außerdem den Nachteil, daß eine vollständige Trennung
selbst bei Verwendung von Vakuum nicht erzielt wird.
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Es wurde nun. gefunden, daß man eine vorzügliche Trennung bei wesentlich
tieferen Temperaturen erreicht, wenn man den Formamid-Alkohol-Gemischen vor der
Destillation eine oder mehrere weitere Flüssigkeiten zusetzt, die mit dem Alkohol
des Gemisches ein tiefsiedendes Gemisch bilden, mit Formamid selbst aber.nicht mischbar
sind. Als solche Stoffe kommen beispielsweise Benzol, Toluol usw. in Betracht. Man
arbeitet praktisch derart, daß man dem zu trennenden Gemisch mindestens etwa die
dreifache Menge des vorhandenen Methanols, z. B. an Benzol, zusetzt und das erhaltene
Gemisch der Destillation unterwirft. Man kann, falls der Alkohol, z. B. Methanol,
in überwiegender Menge vorhanden ist, vor dem Zusatz des Benzols o. dgl. einen Teil
des Alkohols abdestillieren und erst dann das Benzol o. dgl. zusetzen und weiterdestillieren.
Das nach dem Abdestillieren des Alkohol-Benzol-Gemisches verbleibende Formamid kann,
falls es noch Benzol enthält, von diesem in einfacher Weise durch Abheben oder durch
Abziehen des Formamids am Boden des Gefäßes befreit werden.
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Das Verfahren gestattet, die Destillation bei gewöhnlichem Druck schon
bei Temperaturen von etwa 7o bis. 8o° und unter Verwendung von Vakuum schon bei
Temperapuren unter 5o bis 6o° durchzuführen, während bei der eingangs erwähnten
Arbeitsweise eine Temperatur von über zoo°, z. B. z2o°, erforderlich ist. Dadurch
ist es möglich, billigere Materialien zur Herstellung der Apparaturen verwenden
zu können, z. B. gewöhnliches Eisen.
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Man hat zwar schon vorgeschlagen, das Wasser aus wäßrigen Alkoholgemischen
durch Zusatz von Hilfsflüssigkeiten, die mit dem Alkohol ein azeotropisches Gemisch
bilden, zu trennen. Im vorliegenden Fall handelt es sich jedoch um ganz andere Gemische,
nämlich Formamid-Alkohol-Gemische, und es war aus dem Bekannten keinesfalls zu ersehen,
daß sich die Trennung auch mit Erfolg auf Formamid-Alkohol-Gemische anwenden ließe.
Beispiel.
i Ein Fdrmamid-Methariöl-Gemisch, das etwa 5o'/" Methanol enthält, wird in einem
gußeisernen .Gefäß mittels Schlangenrohren langsam auf 7o° erhitzt und bei dieser
Temperatur etwa 2o. Minuten gehalten. Es destilliert etwa 2/2 des vorhandenen Methanols
ab. Dem verbleibenden Rest wird etwa die fünffache Menge Benzol- zugesetzt und die
Destillation so lange fortgesetzt, bis kein Methanol mehr entweicht. In dem Gefäß
verbleibt ein eine geringe Menge Benzol enthaltendes, im übrigen reines Formamid,
das vom Benzol durch Abziehen des Formamids am Boden des Gefäßes vollständig getrennt
werden kann.
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Das Verfahren läßt sich auch unter Verwendung von zwei Destillationsgefäßen
derart ausführen, daß in dem ersten das Alkohol-Formamid-Gemisch ohne Zusatz von
Benzol o. dgl. unter Entweichen eines Teils des vorhandenen Alkohols erhitzt und
im zweiten Gefäß das aus dem ersten @z. B. kontinuierlich zugeführte Gemisch, dem
zuvor Benzol zugesetzt wird, der weiteren Destillation unterworfen wird, wobei aus
dem zweiten Gefäß unten ständig oder zeitweise reines Formamid abgezogen werden
kann. Das in dem Gemisch enthaltene Formamid wird hierbei restlos frei von jeder
Verunreinigung gewonnen.
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Beispiele Ein Formamid-Äthylalkohol-Gemisch mit einem Gehalt von etwa
5o6/, Äthylalkohol wird in einem Gefäß, wie in Beispiel i beschrieben, langsam auf
75 bis 8o° erhitzt und bei dieser Temperatur so lange gehalten, bis etwa 2/9 der
vorhandenen Äthylalkoholmenge abdestilliert ist. Dem verbleibenden Rest wird etwa
die fünffache Menge an Benzol zugesetzt und die Destillation so lange fortgesetzt,
bis kein Äthylalkohol mehr entweicht. Das im Gefäß verbleibende benzolhaltige Formamid
wird, wie in Beispiel i angegeben, weiterbehandelt.
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In gleicher Weise wie in Beispiel i und 2 kann Formamid aus Gemischen
mit n-Propylalkohöl, i-Propylalkohol, i-Butylalkohol, tertiärem Butylalkohol usw.
vollständig rein erhalten werden, ebenso aus Gemischen mit n-Butylalkohol, Gäramylalkohol
unter Verwendung von Toluol an Stelle von Benzol.