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Verfahren zum Schnellauftrag von Anstrichmitteln Die Notwendigkeit,
die Verarbeitung der aus verschiedenen Gründen unentbehrlichen Anstrichmittel auf
Basis von fetten Ölen den modernen Zeitverhältnissen anzupassen, hat dazu geführt,
entgegen früheren Gepflogenheiten den Versuch zu machen, die einzelnen Auftragsschichten
in besonders schneller Folge aufeinanderzulegen. Mit gewöhnlichen Firnisfarben bietet
das insofern Schwierigkeiten, als infolge der verhältnismäßig langsamen Trocknung
des fetten Öles das unmittelbar nacheinander folgende Auftragen der Schichten bis
zum gewissen Grade ein Ineinanderlaufen der noch flüssigen Überzüge im Gefolge haben
würde. Aus diesem Grunde ist für ein derart schnelles Arbeiten der Pinselauftrag
von vornherein zu verwerfen, während man mit Hilfe des Spritzverfahrens schon eher
zum Ziele gelangt, ohne indessen aller Schwierigkeiten damit enthoben zu sein.
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Man kann jedoch die Ergebnisse ganz wesentlich verbessern, wenn man
statt der gewöhnlichen Produkte solche verwendet, denen man geeignete Quellkörper
zugesetzt hat. Als solche Verdickungsmittel für fette Öle sind insbesondere Seifen
der verschiedensten 14Ietalle (Calcium, Barium, Magnesium, Aluminium, Eisen, Zink
usw.) schon oft vorgeschlagen worden. Insbesondere sind auch des öfteren Bindemittel
beschrieben, in denen derartige Seifen einen mengenmäßig wesentlichen Anteil darstellen.
Ein Nachteil der mit großen Seifenmengen verdickten fetten Öle ist aber oft darin
zu sehen, daß ihre Streich-oder Spritzfähigkeit nur dann gewährleistet ist, wenn
man den Produkten erhebliche Mengen von Verdünnungsmitteln zufügt.
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Es wurde nun gefunden, daß man mit Hilfe von Produkten der erwähnten
Art Filme erzielen kann, die sich ohne Rücksicht auf den Trockenzustand der jeweils
vorhergehenden Schicht unmittelbar und in beliebiger Zahl aufeinanderlegen lassen,
wenn man den sonst üblichen Verdünnungsmittelanteil so weit vermindert, daß die
Produkte gerade noch streichbar und unter Verwendung geeigneter Anlagen (vor allem
auch hydraulischer) verspritzbar sind. Unter diesen Umständen verhalten sich die
einzelnen Schichten trotz der zunächst praktischen Nichtveränderung ihrer Anteile
an fettem Öl gerade so, als ob ein Auftrag unter normalen Verhältnissen, d. h. also
auf eine trockene oder mindestens weitgehend angetrocknete Schicht, vorgenommen
wäre. Die Ursache ist darin zu sehen, daß bei hinreichendem Zusatz an Quellmitteln
die Lyophilie der Seifen gegenüber dem fetten Öl ausreichend groß ist, um ein Ineinanderlaufen
der einzelnen Aufträge zu verhindern.
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Die in der angegebenen Art übereinandergelegten einzelnen Schichten
können verschiedene Zusammensetzung aufweisen, so daß vor allem der bekannten Grundregel
genügt werden kann, daß der Ölgehalt der Schichten nach oben hin anwachsen muß.
Gegebenenfalls kann man das Nebeneinanderbestehen der einzelnen feuchten Aufträge
dadurch sichern, daß man von Schicht zu Schicht mit der Menge bzw. der Art der
Seifen
abwechselt. So kann man z. B. den Grundanstrich mit einer-Calciumseife, z. B. Calciumlinoleät,
präparieren, während man in den folgenden Schichten Magnesium- oder Aluminiumseifen
verwendet. Weiterhin können natürlich auch die einzelnen Schichten Pigmente wechselnder
Beschaffenheit und Art aufweisen.
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Zu bemerken ist, daß Anstrichmittel der erwähnten Art in keiner Weise
mit sogenannten Sparanstrichen in Parallele gesetzt werden dürfen, obwohl auch für
diese vielfach die Quellwirkung einer Metallseife maßgebend ist. Der Unterschied
ist vor allem darin zu sehen, daß die für Sparanstriche maßgebende porenfüllende
Wirkung nur in der Unterschicht in Erscheinung treten kann und im übrigen ganz andere
Mengenverhältnisse der Seifen zur Voraussetzung hat. Aus diesem Grunde darf bei
Anwendung des vorliegenden Verfahrens, welches weit größere Seifenmengen bedingt,
als sie für Sparanstriche in Betracht kommen, der erste Auftrag auch nur eine solche
Seife enthalten, deren porenfüllende Wirkung sehr gering ist, weil sonst die Haftfestigkeit
der Schicht eine unzulässige Einbuße erfährt. Deshalb empfiehlt es sich für das
vorliegende Verfahren, den ersten Auftrag mit einer Kalkseife zu präparieren, da
eine etwa beabsichtigte porenfüllende Wirkung bei einer solchen erst etwa bei einem
Zusatz von zo Prozent an in ausreichendem Maße in Erscheinung tritt. Aus diesem
Grunde kommt auch gerade Calciumseife unter normalen Verhältnissen als Quellkörper
für porenfüllende Anstrichmaterialien nicht in Betracht. Für die weiteren Auftragsschichten,
denen in erster Linie die Aufgabe der Widerstandsfähigkeit gegen Atmosphärilien
zufällt, sind besonders Seifen geeignet, die neben entsprechender Duellwirkung auf
das fette Öl möglichst große Wasserbeständigkeit besitzen. Das trifft u. a. für
die Seifen des Magnesiums und vielfach auch des Aluminiums zu. Im übrigen ist man
in keiner Weise gezwungen, den Schlußauftrag mit besonderen Zusätzen zu versehen,
da die mit ausreichenden Seifenmengen versetzten Überzugsschichten sich auch gegenüber
normalen Materialien selbst im nichtgetrockneten Zustande wie normal trockene Filme
verhalten. Sollte indeß ein quellfähiger Zusatz gewünscht werden, so kann die Anstrichmasse
für die Schlußschicht sowohl mit einer Seife wie mit einem geeigneten Wachs versetzt
werden. Namentlich die letztere Maßnahme, d. h. also ein Wachszusatz, ist in mehrfacher
Hinsicht von Vorteil.