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Verfahren zur Herstellung kolloidaler Quellmassen Celluloseverbindungen
sind wärmeempfindliche und chemisch wenig widerstandsfähige Stoffe. So zersetzt
sich N itrocellulose schon bei einer Temperatur von etwa r35° C exPlosionsartig.
Für die Herstellung von Anstrich-und Lackiermitteln verwandte man deshalb bis jetzt
stets . ohne Anwendung höherer Wärmegrade kalt zu gewinnende Celluloselösungen.
Hierzu kommt noch, daß die Celluloseverbindungen meist schwer löslich sind und jeweils
besondere Lösungsmittel erfordern, von denen einige die Celluloseverbindung lösen,
andere aber nicht.
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Weiterhin ist es bekannt, Anstrichstoffe unter Verwendung von Celluloseäthern
herzustellen, die in geeigneten Lösungsmitteln gelöst und mit einem Zusatz von trocknenden
Ölen und Harzen versehen werden.
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Im Gegensatz zu diesen für Anstrichzwecke bekannten Lösungen von Celluloseverbindungen
handelt es sich bei dein den Gegenstand der Erfindung bildenden Verfahren darum,
daß Celluloseätlier, z. B. Celluloseäthv läther, Cellulosebenzvläther o. dgl., mit
Harzen und ölen, wie sie zur Herstellung von Lacken und Anstrichmitteln Verwendung
finden, bei einer Temperatur von 28o bis 300' C verschmolzen werden, um Anstrichstoffe
besonderer Art zu gewinnen.
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Die auf diese Weise gewonnenen Körper sind keine Auflösungen von Celluloseäthern,
sondern kolloidale Duellmassen, deren Bestandteile bei den angegebenen Temperaturen
zusammengeschmolzen «-erden.
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Bei dem ebenfalls bereits früher gemachten Vorschlage, plastische
Massen durch Kondensation der aus Teerkohlenwasserstoffen erhältlichen öligen und
harzigen Produkte mit den Äthern der Cellulose herzustellen, gelangten nur Temperaturen
von ioo bis i2o° C zur Anwendung. Abgesehen von den wesentlich anders gearteten.
Ausgangsstoffen, läßt sich bei Anwendung dieser Temperaturen durch Erwärmen von
Celluloseäthern mit Harzen und Ölen keine gleichmäßige kolloidale Quellmasse herstellen;
der Celluloseäther bleibt vielmehr unverändert erhalten.
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Zur Ausführung der Erfindung werden beispielsweise 2 bis 3 Gewichtsteile
Leinöl oder Holzöl bzw. Standöl aus diesen Ölen, gegebenenfalls auch mit Zusatz
von Harzen, mit i Gesichtsteil Athylcellulose bei 28o bis 3oo° C verschmolzen. Die
Äthvlcellulose vereinigt sich unter Schäumen und Auftreten brennbarer Gase mit dem
Öl oder Öl-Harz-Gemisch, so daß eine chemische Umsetzung eintritt. Man erhält so
eine Schmelze, die beim Erkalten zu einer kolloidalen Duellmasse von ziemlich fester
gallertartiger Beschaffenheit erstarrt. In dieser Quellmasse ist die Äthylcellulose
in außerordentlich feiner Verteilung im öl-Harz-Gemisch ausgeschieden oder mit diesem
chemisch verbunden. Die Celluloseäther sind in Ölen oder öl-Harz-
Gemischen
unlöslich. Erst die Zugabe geeigneter Lösungsmittel, z. B. von aromatischen Kohlenwasserstoffen,
Estern, Ketonen, Alkoholen, würde die Duellmasse in Lösung bringen.
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Da diese Duellmasse in diesen Lösungsmitteln nur schwer löslich ist
und deshalb nur wenig gehaltreiche Lösungen ergibt, braucht man zu ihrer Verdünnung
oder bei ihrer Verwendung zu Lacken und Anstrichmitteln nur Verdünnungsmittel, in
denen die Quellkörper der kolloidalen Masse zwar quellfähig bleiben, aber im übrigen
unlöslich sind, beispielsweise Lackbenzin, Leinölfirnis o. dgl.
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In diesen Verdünnungsmitteln lösen sich nur die Öle oder 0l-Harz-Gemische,
mit -%velchen die Celluloseäther verschmolzen sind.
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Diese kolloidale Duellmasse hat die Eigenschaft, daß sie sich in fertigen
Anstrichmitteln, z. B. Leinölfirnis, Möbellack oder bunten Lackfarben, fein verteilen
läßt, ohne sich zu lösen. Durch einen geringen Zusatz hiervon erhalten die Anstrichmittel
eine außerordentlich hohe porenfüllende Wirkung, so daß sie selbst auf poröseren
Grundflächen schon bei einmaligem Aufstrich eine gut deckende, glänzende und fertige
Anstricharbeit erzielen lassen. Die Trockengeschwindigkeit, Härte, Elastizität,
Wetter- und Wasserfestigkeit des betreffenden Anstrichmittels werden durch den Zusatz
in keiner Weise berührt, sondern bleiben so unverändert, wie sie dem betreffenden
Anstrichmittel vorher ohne Zusatz entsprachen, da sich die kolloidale Duellmasse
zwar in sehr feiner Verteilung, aber ungelöst in dem Anstrichmittel befindet.
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Bei Zugabe einer größeren Menge der Duellmasse zu fertigen Anstrichmitteln
wird durch die Gegenwart der außerordentlich vielen, sehr fein verteilten Duellkörper
eine mattierende Wirkung erzielt. Es können auf diesem Wege Lacke und Lackfarben
mit matter Oberfläche hergestellt werden, die durch ihr gutes Aussehen von großem
technischen Wert sind.
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B e i s p i e 1 1. 25o Gewichtsteile Harzester, 5oo Gewichtsteile
Leinöl und 25o Gewichtsteile Celluloseäthyläther werden gemischt und bei einer Temperatur
von etwa 28o bis 300° C so lange geschmolzen, bis eine völlige Lösung der Äthylcellulose
in dem Öl-Harz-Gemisch eingetreten ist.
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B e i s p i e 1 2. 6 Gewichtsteile der nach Beispiel i gewonnenen
Duellmasse werden mit 9¢ Gewichtsteilen Leinölfirnis gemischt und finden als porenfüllender
Firnis Verwendung.
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B e i s p i e 1 3. 3o Gewichtsteile der nach Beispiel i erhaltenen
Duellmasse werden mit 7o Gewichtsteilen Schleiflack gemischt. Diese Mischung stellt
einen Mattlack dar.