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Düse zum Ziehen eines endlosen Glasbandes Zum Ausheben eines endlosen
Glasbandes aus dem Glasbade für die Herstellung von Tafelglas sind im wesentlichen
zwei Verfahren bekannt: Bei dem einen wird diie Formgebung, also die Bildung der
Tafel, durch einen in das Glasbad eintauchenden Schwimmer (Ziehdüse) erzielt, der
einen die Tafelform bestimmenden Düsenschlitz hat. . Je nach der Tauchtiefe des
Schwimmers quillt unter dem statischen Druck der flüssigen Glasmasse aus dem formgebenden
Schlitz eine kleinere oder größere Menge flüssigen Glases heraus, das von einem
Fangstück erfaßt und hochgehoben wird und sich bei entsprechender Ziehgeschwindigkeit
und Abkühlung zu einem schwächeren oder stärkeren Glasband verfestigt.
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Bei diesem Verfahren wird also die zur Formgebung erforderliche Kraft
durch .den statischen Druck der flüssigen Glasmasse geliefert, während die Kraft,
mit der das endlose Band hochgehoben wird, in erster Linie das Eigengewicht des
Glasbandes zu überwinden hat und nur wenig zur Formgebung selbst beiträgt. Dies
ist insofern von besonderer Bedeutung, als ,hierdurch ein schneller Fluß des Glases
von :der Eintrittsöffnung zur Austrittsöffnung der Düse erzielt wird, .so daß .die
Homogenität, die das Bad in seinen tieferen Schichten aufweist, erhalten bleibt
und nicht durch teilweise Abkühlung beeinträchtigt wird.
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Nach ,dem zweiten Verfahren wird das Glasband ohne Benutzung eines
Ziehschlitzes aus der Schmelze ausgehoben und nur die Ränder des ausgehobenen Glasbandes
durch je zwei sich von innen nach außen drehende Rollen, die unmittelbar über der
Schmelze angeordnet sind, am Zusammenlaufen gehindert. Bei diesem Verfahren kann
Glas aus verschiedenen Höhenschichten .des Schmelzbehälters in das gezogenes Band
gelangen, entweder aus den tieferen Schichten .des Bades oder aus der Oberfläche
des Bades, welch letzteres ein Material darstellt, das teilweise a#bgekühlt :ist
und daher nicht die wünschenswerte Homogenität aufweist.
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Die beiden Verfahren haben den Nachteil, daß das endlose Band in der
Ziehrichtung Streifen, sogenannte Ziehstreifen, aufweist, die in ;dem fertigen Tafel:glase
sichtbar sind. Bei dem ersterwähnten Verfahren entstehen wahrscheinlich die Streifen
beim Austritt des Bandes aus der Mündung des Düsenschlitzes, da die Düsenkante stets
geringe Unebenheiten aufweist und sich Idas Glas abkühlt, bevor sich die hieraus
ergebenden Unebenheiten im Band ausgeglichen hätten.
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Beim zweitbeschriebenen Verfahren hat die Streifenbildung ihre Ursache
in der mangelnden Homogenität des Glases, .derzufolge sich Glasmoleküle verschiedener
Temperatur und Zähigkeit aneinanderreihen.
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Die Erfindung hat nun zum Ziel, diese Streifenbildung zu vermeiden.
Sie geht .dazu von dem erstbeschriebenen Verfahren aus, bei dem zum Bilden des endlosen,
aus dem Glasbade ausgehobenen Bandes eine Ziehdüse
Verwendung findet,
so daß sich die Tafel unter dem statischen Druck der zähflüssigen Glasmasse aus
dem homogenen, in tieferen Schichten des Bades befindlichen Material bildet. Hierzu
findet eine Ziehdüse mit einem mittleren Düsenschlitz zur Bildung der Tafelseele
und mit seitlichen Zuflußöffnungen zur Bildung seitlicher Deckhäute über der Seele
Verwendung. Erfindungsgemäß sind hierbei die seitlichen Zuflußöffnungen als Düsenschlitze
ausgebildet, die nach oben und nach der Mitte hin geneigt sind, und sich, ebenso
wie der laittel.schlitz, nach oben hin verjüngen. Die aus den Düsen herausquellende
Glasmasse vereinigt .sich, der Neigung :der seitlichen Düsen folgend, zu einer Glaszwiebel,
,aus der das Glasband gezogen wird. Hierbei verlaufen die Außenflächen der seitlichen,
die Deckhäute bildenden Bänder von ihren Düsenkanten aus zunächst mehr oder weniger
waagerecht nach der Mittelebene des mittleren Düsenschlitzes hin, und da sie auf
diesem Wege nur geringer Abkühlung ausgesetzt sind, können sich alle etwaigen, durch
Kantenwirkung entstehenden Ziehstreifen ausgleichen, bevor die Erhärtung erfolgt.
Unter .der Wirkung des statischen Druckes quillt das Glas mit einer solchen Geschwindigkeit
durch alle drei Düsenschlitze hindurch, daß es auf dioseni Wege seine Homogenität
nicht durch teilweise Abkiihlung verliert.
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Es sind bereits Ziehvorrichtungen zum Bilden einer Glastafel bekannt,
bei .denen lediglich zwei seitliche Zuflüsse vorgesehen sind. Hierbei ist jedoch
nicht mit Sicherheit ein gleichmäßiger Zufluß durch die beiden gleich großen Querschnitte
zu erzielen, da der eine Zufluß dem Schmelzofen näher liegt als der andere und ferner
jeder Z.ufluß seiner Abmessung nach geeignet ist, die zur Tafelbildung erforderliche
Glasmasse zu liefern. Die Tafel wird sich daher vornehmlich aus der durch den einen
Zufluß gelieferten Glasmasse bilden, so @d@aß die durch die andere Zuflußöffnung
träge fließende Glasmasse sich abkühlen kann und die Homogenität und Oualität der
Glastafel beeinträchtigt. Diese N achteile werden erfindungsgemäß bei Verwendung
dreier Düsen dadurch vermieden, daß in erster Linie ,der mittlere Düsenschlitz die
zur Bildung der Tafel erforderliche Glasmasse liefert, während die seitlichen Düsenschlitze
infolge ihrer kleineren Abmessungen nur die geringen Deckhäute zu bilden haben,
und kleine Unterschiede in ihrer Durchfluß-.menge daher eine geringe Rolle spielen.
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Bei einer,der bekannten Ziehvorrichtungen mit zwei seitlichen Zuflüssen
sind .diese so weit bemessen, daß eine Drosselwirkung in ihnen nicht zustande kommt,
so daß der Glasspiegel innerhalb der Ziehvorrichtung auf die Höhe des außerhalb
befindlichen Spiegels ansteigt. Hier wird also das Glas von der Oberfläche,des innerhalb
der Ziehvorrichtung sich bildenden Spiegels abgezogen, so d,aß sich dieselben Nachteile
.ergeben wie beim Ziehen von der freien Oberfläche. Bei der Ziehvorrichtung nach
vorliegender Erfindung gewährleistet jedoch der den Durchfluß bewirkende statische
Druck einen gleichmäßigen Fluß der Glasmasse durch die beiden seitlichen Düsen.
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Bei einer anderen der bekannten Ziehvorrichtungen mit zwei seitlichen
Zuflüssen wird die Trennwand der beiden Zuflüsse von einem Kühlrohr gebildet. Hierdurch
wird jedoch die Homogenität des tafelbildenden Glases stark gestört, denn die am
Kühlrohr vorbeifließende Glasmenge wird infolge der Abkühlung zähflüssiger und wird
sich daher unter dem Zug der Glasplatte langsamer bewegen. Ein gleichmäßiger Fluß,
wie ihn die vorliegende Erfindung erstrebt, ist bei dieser Vorrichtung also ausgeschlossen,
so daß die Bildung von Streifen sowie Spannungen innerhalb .der Tafel die unausbleibliche
Folge sein müssen. Alle diese Nachteile vermeidet die vorliegende Erfindung.
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Bei Verwendung eines gleichförmig breiten Ziehschlitzes werden bekanntlich
die Randstreifen des Bandes, auch Borten oder Wulste genannt, stärker als der mittlere
Teil des Bandes. Um fliesen Stärkeunterschied auszugleichen, erstrecken sich vorzugsweise
die seitlichen Düsenschlitze nicht über die ganze Länge des mittleren Düsenschlitzes,
so daß die Deckhäute die Randstreifen der aus ,dem Mittelschlitz austretenden Seele
freilasseh.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in .den beiliegenden Zeichnungen
.dargestellt. In .diesen zeigt: Abb. i einen Grundriß der Düse, Abb. 2 einen Längsschnitt
durch den mittleren Düsenschlitz, Abb. 3 einen Querschnitt und A.bb. d. den Strömungsverlauf
der Glasmasse durch die Düsen bei der Bildung ides endlosen Glasbandes.
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Die drei nebeneinanderkegenden Schlitze a, b und bl sind vertieft
angeordnet. Der Mittelschlitz a wird von den vertieft liegenden Rippen c und c'
gebildet, die Seitenschlitze b und bl- sind umgeben vom Kranzstück d. Diese Seitenschlitze
sind kürzer als der Mittelschlitz a. Die Rippen c und cl, die die Schlitze b und
bl bilden, sind .so ausgeführt, d,aß sie von der Mitte aus eine nach den Rändern
zu ansteigende Kurve bilden (Abb. 2), was ebenfalls darauf hinwirkt, daß .der Mitte
:der Tafel unter dem Einfluß .des dort stärker wirkenden statischen Druckes mehr
Glas zufließt als den Randteilen.
Die Ziehdüse wird beim Beginn
des Aushebevorganges mehr oder weniger tief in das Glasbad eingetaucht, das flüssige
Glas quillt aus allen drei Schlitzen hervor und vereinigt sich zu einer Zwiebel,
in die. eine Fangtafel von bekannter Form .eingesetzt und langsam hochgezogen wird.
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Die die Seele der Glastafel bildende Hauptmenge des Glases fließt
durch den mittleren Düsenschlitz, wie es Abb. q. zeigt. Das aus ,den Seitenschlitzen
hervorquellende Glas verläuft in schwach geneigter Richtung nach der Mittelebene
des Düsenkörpers hin und vereinigt sich .hier zur Bildung der Deckhäute mit der
Tafelseele. Sollten sich an den Außenkanten der Austrittsöffnung der seitlichen
Düsenschlitze Ziehstreifen bilden, so können sieh diese unter Einfluß der Oberflächenspannung
der noch flüssigen Glasmasse ausgleichen, bevor die Vereinigung der drei Glasströme
zur Bildung .der Tafel erfolgt, wie es aus Abb. d. ohne weiteres hervorgeht. Die
Glasmass? für alle drei Schichten wird aus ein und derselben Tiefe der Schmelze
entnommen, so claß eine durchaus homogene Glasmasse zur Verarbeitung gelangt.