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Verfahren zur Gewinnung von körpereigenen Siliciumverbindungen Die
Bedeutung des Siliciums für den menschlichen Organismus wird immer mehr erkannt.
Vor allem scheint erwiesen zu sein, daß spezielle Zusammenhänge zwischen der Widerstandsfähigkeit
des Gewebes gegen gewisse pathogene Mikroorganismen und seinem Gehalt an mehr oder
minder großen Mengen organischer Siliciumverbindungen bestehen. Es wurde auch schon
beobachtet, (laß pathogene Bakterien durch Behandlung mit Siliciumverbindungen an
Giftigkeit verlieren. Speziell bei der Behandlung Tuberkulöser können durch eine
Siliciunitherapie "iinstige Ergebnisse erzielt werden.
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Hier stellt sich aber ein großes Hindernis insofern in den Weg, als
eine Reihe von Siliciunipräparaten, hauptsächlich die Silikate, unangenehme Reizerscheinungen
im Magen und Darm auslösen. Der empfindliche Verdauungsapparat gerade Tuberkulöser
reagiert auf derartige Präparate oft mit Appetitlosigkeit und Durchfällen. Es besteht
daher das Bestreben, möglichst indifferente Siliciumverbindungen herzustellen. So
entstanden eine Reihe organischer Siliciumverbindungen, von denen aber keine die
ideale Form, d. h. eine Verbindung des Siliciums, wie sie im Organismus vorliegt,
repräsentiert. Die Verhältnisse liegen in dieser Beziehung besonders schwierig deshalb,
weil es bis heute noch nicht gelungen ist, die körpereigene Siliciumyerbindung zu
isolieren. Man weiß zwar, daß (las Silicium in organischer Form vorliegt, aber die
Verbindung ist so labil, daß sie bei den bisher angewandten, zu groben I:solierungsmethoden
zerfällt.
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Welch großer Unterschied aber rein biologisch darin begründet ist,
ob eine Substanz in körpereigener Bindung vorliegt oder nicht, zeigen die inzwischen
erforschten Verhältnisse beim Schwefel. Es ist hier einwandfrei nachgewiesen, daß
nur körperkonformer Schwefel zur Synthese von Eiweiß verwendet werden kann und eine
Anreicherung und Ergänzung des Eiweißschwefels nur mit der körperkonformen Form,
dem Cystin-Cy stein, zu erreichen ist.
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Gegenüber dem Schwefel hat Silicium noch den Nachteil, vom Darin schwer
resorbiert zu werden; selbst von den sogenannten resorbierbaren Präparaten geht
der größte Teil in die Faeces über, und der Rest erscheint nach kurzer Zeit im Harn.
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Deshalb ist es für die Therapie besonders wertoll, daß es jetzt gelungen
ist, die körperkonforme Siliciumverbindung in solchen Mengen zu gewinnen, daß eine
wirksame Siliciumtherapie möglich wird. Es wurde die überraschende Feststellung
gemacht, daß bei milcherzeugenden Tieren, an die größere Mengen von Siliciumverbindungen,
möglichst gemischt mit gewöhnlichem Futter, z. B. im 11#Iehltrank, systematisch
verfüttert «-erden, eine körperkonforme Siliciumverbindung in der Milch erscheint.
Das Silicium gelangt durch die Darmwand der Tiere (hauptsächlich kommen Wiederkäuer
in Frage) ins Blut, wird vermutlich dort schon in irgendeine organische Bindung
gebracht und dann durch die Milchdrüse in die Milch ausgeschieden, wobei möglicherweise
die synthetisierende Kraft dieser Drüse erst gerade die Verbinclung entstehen läßt,
welche durch die cheinische Analyse in der Milch festzustellen ist.
Normale
Milch enthält gewöhnlich kein Silicium, manchmal ganz minimale Spuren.
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Daß das Silicium in körperkonformer Form in die Milch übergehen würde,
war nicht zu erwarten, weil anorganische, nicht dialysable Kolloide nur schwer das
System des Organis-:nus zu durchdringen vermögen. Es ist auch in der ganzen Literatur
nichts bekannt davon, daß schon einmal in der Milch irgendwie nennenswerte Mengen
von Silicium zufällig oder bei irgendeiner Art der Fütterung festgestellt werden
konnten. Die in der Milch festgestellten Spuren dürften von den organischen Isieselsäureverbindungen
der Pflan--en, die die Tiere mit ihrer Nahrung aufnehmen und die sich hinsichtlich
ihrer Resorption anders verhalten als die uns bekannten Siliciumverbindungen, herrühren.
Eine Anreicherung des körperkonformen Siliciums in der -Milch ist aber durch Pflanzenfütterung
ganz unmöglich zu erreichen, da die Mengenausscheidung an Milch immer in einem gewissen
prozentualen Verhältnis zur Futteraufnahme steht und Methoden zur Anreicherung des
Futters an organischen Silicium,-verbindungen, aus Pflanzen nicht bekannt sind.
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Bekannt ist, daß man durch Verfütterung von Eisenzucker in bestimmter
Form eine eisenhaltige Milch erhält, auch daß noch verschiedene andere Metalle,
wie Quecksilber und Arsen, in die Milch übergehen sowie das Metalloid Jod. Diese
Elemente sind aber mit Silicium nicht zu vergleichen, weil sie sich physikalisch,
chemisch und biologisch ganz anders verhalten. Während man nicht behaupten kann,
daß beim Eisen ein Bedürfnis bestanden hätte, dieses gewissermaßen körperkonform
zu erhalten, ist dieses Bedürfnis bei Silicium unbedingt vorhanden. Körperkonforme
Eisenverbindungen stehen in überreichlichem Maße im Blut zur Verfügung; auch kann
man die betreffenden Verbindungen längst aus -dem Blut isolieren. Beim Silicium
kennt man aber nicht die Konstitution der körperkonformen Form, ja, man kann sie
aus dem Organismus bis jetzt nicht einmal isolieren.
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Der Phosphorgehalt der Milch kann selbst nach Verfütterung großer
Mengen von Phosphaten nicht merklich erhöht werden. Die gleichen Verhältnisse zeigen
sich beim Kalium, Natrium, Lithium. Die Milchdrüse übt also unter den ihr mit dein
Blut zugeführten Stoffen eine strenge Selektion aus, so daß man keine Analogieschlüsse
ziehen, etwa aus dem Verhalten von Phosphor oder Arsen Folgerungen für das des Siliciums
machen kann.
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Das Verfahren bietet noch einen besonderen Vorteil dadurch, daß die
entgiftende Wirkung des Siliciums ermöglicht, giftig wirkende Stoffe, wie Arsen,
Kupfer und Quecksilber, ohne Schädigung zu verfüttern und in an sich bekannter Weise
zu einem Teil in der Milch wiederzugewinnen. Da sich diese Elemente dann gleichzeitig
mit Silicium in der Milch linden, sind sie dank dessen entgiftender Wirkung in dieser
Kombination ohne Gefahr einer Vergiftung zu verabreichen.
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Die Ausführung des Verfahrens geschieht wie folgt: Man wählt gesunde
milcherzeugende Tiere, z. B. Kühe oder Ziegen, aus und ernährt sie mit ausgewähltem
Futter. Dem Futter wird die betreffende Siliciumverbindung beigegeben. Um die Resorption
zu begünstigen, wird die Siliciumverbindung in Lösung oder Emulsion gleichzeitig-
mit leichtverdaulichen Nahrungsstoffen gegeben. Am besten eignet sich der 1,lehltrank.
Bei Verwendung von alkalischen Polysilikaten, ivie z. B. Wasserglas, sättigt man
das Alkali teil-«-eise ab, damit nicht durch zu hohe -Mengen Alkali Reizerscheinungen
entstehen. Man beginnt finit niedrigeren Mengen und steigert sie erst, wenn sich
das Tier gewöhnt hat.
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Sobald der Siliciumgehalt der Milch sich genügend gehoben hat, wird
die -Milch für Heilzwecke als solche gewonnen und direkt verwendet oder auch auf
Kondensmilch. Trockenmilch, Milchschokolade, Käse, Kaseinpräparate usw. verarbeitet.
Man kann sie auch zu parenteraler Injektion verwenden.
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Zur Fütterung einer Ziege werden z. B. .Mo g Liquor natrii silicicri
in a 1 Mehltrank gelöst und tropfenweise so lange verclünnte Salzsäure zugegeben,
als die Lösung noch schwach alkalisch reagiert. Am besten bestimmt man jeweils die
Alkalität des zur Verwendung kommenden Liquors und bereeIhnet die zur Dreiviertelabsittigung
nötige Menge verdünnter Salzsäure. Den mit dieser Lösung versetzten Mehltrank verfüttert
man im Laufe eines Tages an eine Ziege. X ücli vier Tagen beginnt man, langsam zu
steigern und gewinnt dann die Silicium enthaltende Milch.