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Herstellung von Bleicherde Weiß erde ist bekanntlich ein Gelegemisch,
das die Abbauprodukte aus der Verwitterung natürlicher Silikate darstellt. Bei den
bisher üblichen Verfahren des Aufschlusses von Weißerde, die hauptsächlich darin
besteht, die aus der Grube kommende Erde mit Wasser, meist unter Zuhilfenahme von
Zerteilern, in möglichst feine Suspension aufzuschlämmen (um sie dem Aufschluß zugGänglicher
zu machen), sodann mit verdünnten Säuren aufzuschließen, abzupressen, zu waschen
und zu trocknen, erhält man durch wegs Produkte, die zwar nach Maßgabe der Güte
der verwendeten Roherde eine gute Bleichfähigkeit für Öle besitzen, aber infolge
des Charakters der Vorbehandlung nur als feinste Staube bzw. leicht zerfallende
Verklebung dieser Staube dargestellt werden können. Diese Form schränkt aber die
Anwendungsmöglichkeiten der Produkte ganz erheblich ein und schließt trotz guter
Bleichkraft ihre Verwendung für ein Olbleichverfahren völlig aus, das sich in neuerer
Zeit bei in und ausländischen Ölraffinenen wachsend eingebürgert hat und der Hauptsache
nach darin besteht, Türme mit körniger Bleichmasse zu füllen und das zu raffinierende
01 durchrieseln zu lassen. Als Bleichmasse kommen bisher in Betracht nur unaufgeschlossene
und daher schlecht bleichende Weißerden, die eben infolge ihrer tonigen Beschaffenheit
durch Pressen oder Trocknen in eine nur unbeständige körnige Form gebracht werden
können, soweit sie nicht diese in unaufgeschlossenem Zustande ohnehin schon besitzen.
Wesentlich ist, daß die bayerischen Erden, die den ausländischen an Aufschluß fähigkeit
und Wirkungsgrad zweifellos iiberlegen sind, infolge der oben beschriebenen Form
in aufgeschlossenem Zustande für diesen Zweck nicht in Betracht kommen.
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Außer der ungünstigen Form der auf dem oben skizzierten Weg dargestellten
- Bleicherden, besitzen diese noch den schwerwiegenden Nachteil, in Wasser tonige
Beschaffenheit anzunehmen. Diese üble Eigenschaft schließt die Produkte von jeder
Anwendung in wässerigem Medium aus utid setzt die Absatzmöglichkeit in der Industrie
stark herab.
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Das vorliegende Verfahren fußt auf der Erscheinung, daß die Weißerde
bei Behandlung mit Wasser oder verdünnter wässeriger Lösung bis zur kolloiden Feinheit
zerfällt, dagegen bei Behandlung mit konzentrierten Säuren ihre in ihrer Breccienstruktur
begründete körnige Form nicht nur beibehält. sondern in dieser Form erhärtet wird,
ohne der aufschließenden Säure das erforderliche Eindringen in die Kapillaren zu
verwehren.
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Aus diesem Grunde besteht das erfindungsgemäße Verfahren darin, daß-die
natürliche, ungeschlllnmte und ungemahlene Bleicherde, ohne notwendig vorher getrocknet
zu werden, mit konzentrierter Säure 0. dgl. (z.B. mit Salzsäure im allgemeinen nicht
unter 120 Be) behandelt wird, so daß der Aufschluß ohne Zerstörung der Struktur
der Erde erfolgt.
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Die so erreichte äußerst widerstandsfähige
körnige
Form der Erde gestattet, die teuere Benutzung von Filterpressen zu umgehen und ermöglicht
ein denkbar einfaches Auswaschen.
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Das getrocknete Produkt ist hochaktiv, entspricht den oben gestellten
Anforderungen und berechtigt zu der Erwartung, dasselbe auch in weiteren der Bleicherde
in ihrer heutigen Form bisher verschlossenen Gebieten der chemischen Großindustrie
einzuführen.
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Das erhaltene Produkt hat aber noch einen weiteren wichtigen Vorteil
vor den bisher bekannten; während nämlich die bisherigen Fabrikate bei kurzer Lagerung
einen bedeutenden Rückgang ihrer Aktivität erleiden, was die Herstellung auf Vorrat
ausschließt, erweist sich das nach dem vorliegenden Verfahren hergestellte Produkt
als stabil. Diese Erscheinung beruht offenbar darauf, daß beim Aufschluß mit verdünnten
Säuren eine rasch alternde und damit adsorptiv unwirksam werdende Gelmodifikation
entsteht, während das mit konzentrierter Säure aufgeschlossene Produkt ein fixiertes
und daher stabiles Gel darstellt. Damit ist die Möglichkeit eröffnet, deutsche Bleicherde
auch ins Ausland auszuführen, ohne, wie bisher, eine Verschlechterung des Produktes
durch den langen Transport befürchten zu müssen.
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Das wesentliche Merkmal der Erfindung besteht, wie bereits betont,
in der Erhaltung der Struktur der Erde unter gleichzeitiger Erzielung wesentlich
anderer adsorptiver Eigenschaften, als sie den bekannten Bleicherden anhaften, ganz
im Gegensatz zu den bisher geübten Aufbereitungsverfahren, die lediglich auf eine
hohe Aktivität, also Bleichkraft, abzielen, ohne Rücksicht auf die äußere Form zu
nehmen.
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Die eigenartige Härte und Festigkeit sowie die große Aktivität des
gewonnenen Produktes besteht offensichtlich darin, daß der natürliche Feinbau der
WeiBerde, der aus einem Gewirr von Kapilarfasern besteht, nach dem vorliegenden
Verfahren, nicht wie bei den gebräuchlichen Verfahren (durch Behandlung mit Wasser
oder verdünnter Säure oder durch Mahlung und Trocknen) zerstört wird, sondern erhalten
bleibt und durch den Einfluß der Säure zu ebenem äußerst porösen, aber harten und
widerstandsfähigem Gel erstarrt.
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Die natürliche Struktur der Bleicherde zu erhalten und zu benutzen,
ist bisher nicht angestrebt worden; es kann dies auch durch keines der gebräuchlichen
Verfahren erreicht werden.
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Die bekannte Behandlung von Tonen mit höchstkonzentrierter Säure
zur Erzielung von Bleichton führt schon mit Rücksicht darauf zu einem wesensfremden
Produkt, als Weißerde und Ton bekanntlich volkommen verschiedene mineralogische
Eigenschaften besitzen. Dem Ton fehlt im wesentlichen die Gelnatur, die gerade den
günstigen, oben erläuterten Einfluß konzentrierter Säuren auf Weißerde und so die
Entstehung einer widerstandsfähigen, körnigen, für die Industrie brauchbaren Bleichmasse
bedingt. Bei dem genannten Verfahren wird ferner der Ton vor der Säurebehandlung
gemahlen und getrocknet, was einer systematischen Zerstörung der Struktur gleichkommt.
Außerdem ist dort die Anwendung der Säure in ihrer höchst konzentrierten Form betont,
und zwar in solchem Maße, daß z. B. gewöhnliche konzentrierte Salzsäure von etwa
zo"Be noch als iu schwach angesehen wird; bei dem vorliegenden Verfahren erfüllt
Salzsäure von etwa I3 bis I40 Be ihren Zweck vollauf, so daß auch in diesem Punkte
ein Fortschritt gegenüber dem bekannten erzielt ist.
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Das aufgeschlossene Produkt ist demgemäß vollkommen neu und stellt
eine Vereinigung dar, die zwischen den bisher üblichen, nur für Ölraffinerie geeigneten
Bleicherden und den echten I<ieselsäuregelen ; -(beispielsweise Silikagele) liegt,
eignet sich also für beide Zwecke und eröffnet dadurch, daß es die Vorzüge beider
Produkte in sich vereinigt, neue Anwendungsmöglichkeiten.
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Da der Verlust der Struktur auf durch Wässerung hervorgerufene Quellung-oder
Mahlung zurückzuführen ist, so besteht die Mögliciext, bei zerfallenen Erden durch
Entwässerung mittels hoher Drucke eine der natürlichen analoge, künstliche Struktur
wiederzugewinnen und die so regenerierte Weiß erde nach dem vorliegenden Verfahren
zu behandeln.
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Selbstverständlich können- statt Säure auch ein Säuregemisch, ein
säureabspaltendes Salz, ein Säuresalzgemisch, gasförmige Säuren oder säurehaltige
Dämpfe von entsprechender Konzentration verwendet werden.