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Verfahren zur Gewinnung, Wiedergabe und Betrachtung von Rasterbildern
Zusatz zum Zusatzpatent 462 644 In dem Patent 462 644 ist vorgeschlagen worden,
Rasterbilder, welche schon in einem einzigen Exemplar einen stereoskopischen Effekt
ergeben, dadurch zu gewinnen, daß man Rasterteilbilder, welche nicht nur in der
Farbe, sondern auch in der Form, nämlich in stereoskopischer Art, verschieden sind,
ganz oder teilweise ineinandergreifen läßt; und zwar ist bereits darauf hingewiesen
worden, daß dieses Kombinationsprinzip für alle Arten von Bildzergliederung, insbesondere
für solche mit Gaufrierung, anwendbar ist.
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Von Keller-Dorian, Berthon & C i e ist nun in (Procede de photographie
et de cinematographie des Couleurs K.-D.-B.) Rev. d'Opt. 2, 32-35 1923, NTr. i ein
neues Gaufrierungsverfahren für gewöhnliche Farbenfilme bekannt gegeben worden,
welches darauf beruht, daß zwischen Objektiv und Schicht auf dem Schichtträger (Film)
durch Warmpressung kleine Zellen mit Linsenwirkung erzeugt werden, die auf jedem
zugehörigen Element der Schicht ein Bild. der Eintrittspupille entwerfen, welche
ihrerseits in drei bandförmigen oder sektorförmigen Teilen Filter in den Grundfarben
trägt. Durch die Linsenzellen werden die Bildpunkte in kleine Flecken aufgelöst,
deren Teile j e nach der Farbe des Gegenstandes geschwärzt werden. Nach Überführung
in ein positives Bild ist unmittelbare Projektion des Bildes in Farben möglich,
obgleich die Schicht selbst nicht gefärbt ist.
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In der vorliegenden Erfindung soll gezeigt werden, daß auch dieses
Gaufrierungsverfahren sich leicht für die Gewinnung stereoskopischer Rastereinzelbilder
der eingangs erwähnten Art ausgestalten läßt, indem man die Lichtbündel der zu kombinierenden
Teilbündel verschiedenen Teilen der Eintrittspupille zuleitet.
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Als Ausführungsbeispiel wird der einfachste Fall angenommen, daß es
sich um die Aufnähme und Projektion eines aus zwei Teilbildreihen zusammengesetzten
schwarzweißen Stereofilms.handelt und daß die Aufnahme dadurch erfolgt, daß zwei
stereoskopisch verschiedene Lichtbüschel durch an sich bekannte Spiegelungen ein
und demselben Objektiv zugeleitet werden. Lenkt man hierbei durch geeignete Spiegeleinstellung
die Strahlenbüschel so, daß die Bilder nicht, wie sonst üblich, nebeneinander entstehen,
sondern sich in den Fernpunkten
(oder Nahpunkten) decken und daß
das linke Stereobüschel .den linken Teil der Eintrittspupille durchsetzt, das rechte
Büschel den rechten Teil der Eintrittspupille, so wird, wenn man sich zunächst die
linke Pupillenseite abgeblendet denkt, nur das rechte Büschel zur Bilderzeugung
kommen. - Durch die Linsenrasterwirkung vor der lichtempfindlichen Schicht wird
aber auf dieser ein Rasterbild entstehen, welches dem abgeblendeten Teil der Eintrittspupille
entsprechend hinter jedem Linsenelement ein, unbelichtetes Mosaikelement zeigt.
Bei Freigabe des bisher abgeblendeten linken Pupillenteils und damit linken Stereobüschels
werden diese bisher unbestrahlten Mosaikelemente ebenfalls belichtet werden, und
zwar im Vergleich zu der Mosaikbildhälfte des rechten Stereobüschels an den einzelnen
Bild2artien stereoskopisch verschieden. Mit anderen Worten: Bei gleichzeitiger stereoskopischer
Bestrahlung entsteht ein Rasterbild, bei dem jedes Bildelement aus zwei aneinanderstoßenden
kleinen Bildsegmenten besteht und bei dem diel linken Segmente rin ihrer Summe die
Helligkeitsverteilung des rechten Stereobildes wiedergeben und analog die rechten
Sebmnente das linke Stereobild darstellen.
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Zur Betrachtung derartiger stereoskopischer Rasterbilder kann diegleicheAufnahmeapparatur
dienen. Ebenso zur Projektion, indem man z. B. die beiden Teilbilder durch geeignete
Ablenkung der beiden Lichtbüschel nebeneinander auf .deren Projektionsschirm entwirft
und von den Zuschauern durch die bekannten Stereospiegelbrillen usw. zur Deckung
bringen läßt.
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Man kann jedoch leicht und mit Vorteil das Bild auch wie ein gewöhnliches
Projektionsbild, also mit auf dem Schirm ineinandergeschachteltenStereoanteilen
projizieren. Man teilt in diesem Falle zur stereoskopischen Trennung der beiden
Bildranteile die Eintrittspupille des Proj ektionsobj ektivs analog wie beim Aufnahmeobjektiv,
färbt die entstehenden Segmente und damit jdie Bildanteile komplementär oder polarisiert
sie verschiedenartig und läßt sie durch Farbbrillen bzw. polarisierende Hilfsmittel
betrachten, oder man blendet die Stereobüschel synchron mit den Augen der Beschauer
abwechselnd ab.
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In ähnlicher Weise können auch alle anderen stereoskopischen Trennungsmittel
hier Verwendung finden, ferner direkte stereoskopische Betrachtungen des Bildes
durch eine geteilte Eintrittspupille (z. B. durch eine Vergrößerungslinse hindurch)
erfolgen.
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Auch mit einer normalen Stereaaufnah mekamera mit zwei im Stereoabstand
liegenden Objektiven lassen sich, wie leicht einzusehen, Stereoaufnahmen auf derartigen
Linsenrasterschichten in einfacher Weise gewinnen. Man denke sich z. B. Alen Aufnahmefilm
vom linken zum rechten Objektiv laufend und :an der Eintrittspupille des linken
Objektivs die linke Hälfte abgeblendet, bei dem rechten Objektiv die rechte Hälfte.
Die hinter dem linken Objektiv erfolgende Belichtung läßt. alsdann in jedem Linsenbildchen
die rechten Segmenthälften frei. Erst @venn um eine .oder mehrere Phasen später
dieses in den Mosaikpunkten zur Hälfte belichtete Filmstück hinter dem andern (rechten)
Objektiv steht, werden auch die bisher- dunkel gebliebenen linken Seginenthälften
ihre Belichtung erfahren. Je nach dem Verhältnis des Transportschritts zum Objektivabstand
können hierbei die ineinandergreifenden Mosaikbilder eines Formats (Bildfeldes)
in den identischen Fernpunkten bestmöglich nebeneinanderzuliegen kommen oder größeren
Abstand voneinander besitzen.
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Derartige Filme oder Platten ergeben mit zwei analog der Aufnahmeapparatur
abgeblendeten Objektiven betrachtet oder projiziert wieder den, gewünschten stereoskopischen
Bildeffekt, indem wieder Bilder gleicher Phase herausgegriffen werden.
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Durch nacheinander erfolgendes Umkopieren der beiden negativen stereoskopischen
Bildanteilreihen auf einen Positivfilm unter sinngemäßer Verschiebung (.in Kontakt
oder z. B. unter Abbildung mittels eines Objektivs mit entsprechend abgeblendeter
Eintrittspupille) lassen. sich die zusammengehörigen Bildteile natürlich leicht
bestmöglich in ein Bildfeld für die Normalprojektion vereinigen. Handelt es sich
nicht um einen fortlaufenden Film, sondern um eine Doppelplatte in Stereoformat,
so ist einleuchtend, daß diese Doppelplatte durch Umdrehen nach der ersten Aufnahme
und Verlegen der Pupillenblenden zu einer zweiten Stereoaufnahme ausgenutzt werden,
könnte.
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Die angeführten Beispiele ergeben schwarzweiße Stereobildwirkung.
Im Verfolg des Erfindungsgedankens sind indes auch farbige und naturfarbige Stereoskopien
zu gewinnen, sofern man die nicht abgeblendeten Teile der Eintrittspupille ähnlich
wie bei einfachen Farbenaufnahmen entsprechend färbt. Die bequeme Möglichkeit, hier
lediglich durch farbige Unterteilung der Eintrittspupillenfiäche die Bildfläche
in eine größere Zahl von Teilbildern zu zerlegen, macht das K.-D.-B.-Gaufrierungssystein
ganz besonders für alle die stereoskopischen Verfahren geeignet, bei denen (insbesondere
zur Unterdrückung des Farbenwettstreits) drei oder mehr teilweise stereoskopische
Teilbilder zu kombinieren sind.
Ein besonderer Vorteil liegt auch
darin, daß lediglich durch Abblendung der den stereoskopischen Gegenbildern entsprechenden
Pupillenbezirke bzw. durch Einsetzen von Farbenkorrektionsgläsern ein nichtstereoskopischer
Farbenfilm aus dem stereoskopischen gewonnen werden kann, so daß sich derselbe Film
je nach dem Vorhandensein stereoskopischer Betrachtungshilfsmittel abwechselnd als
gewöhnlicher Film oder Stereofilm vorführen läßt.
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Es ist einleuchtend, daß in ähnlicher Weise wie die eben dargelegten
stereoskopischen Teilbilder auf einemBildfeld auchsolcheTeilbilder vereinigt und
einzeln oder gemeinschaftlich oder abwechselnd vorgeführt werden können, die verschiedene
Gegenstände betreffen (z. B. Trickfilme), und daß diese bei Benutzung geeigneter
Apparaturen auch beliebig gegeneinander verdreht oder spiegelbildlich vertauscht
sein können; ferner daß bei einem Objektiv großer Öffnung die Seiten der Eintrittspupille
bereits zu stereoskopischem Effekt benutzt werden können.
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Hinsichtlich der Helligkeitsverhältnisse der Teilbilder bieten Rastersysteme
ähnlich dem K.-D.-B. neben der bequemen Gelegenheit, das Verhältnis der Farbenanteile
für Aufnahme und Wiedergabe durch Einsetzen von Pupillenscheiben mit verschiedenartiger
Durchlässigkeit verschieden zu wählen, noch folgende weitere beachtenswerte Möglichkeit.
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Ein empfindlicher Mangel der zu den schnellen Farbenaufnahmen erforderlichen
lichtstarken Objektive ist die geringe Tiefe ihrer Bilder. Dieser Mangel läßt sich
bei dem vorliegenden Verfahren ebenso wie für die gewöhnlichen Farbenaufnahmen nach
K.-D.-B. dadurch wesentlich einschränken, daß man für die bei der Betrachtung später
am eindringlichsten in Erscheinung tretenden Farbenanteile (z. B. Grün und Rot)
die Eintrittspupillenteile nicht wie bei K e 1 1 e r -D o r i a n - B e r t h o
n quer durch die ganze Eintrittspupille sich erstrecken läßt, sondern sie möglichst
als Mittelzonen oder Mittelteile wählt, so daß für diese bei der Wiedergabe am deutlichsten
werdenden Farben das Objektiv insbesondere bei der Aufnahme mit kleinerer Öffnung,
also größerer Tiefe und besserer Korrektion wirkt, während die geringere Tiefenschärfe
des z. B. für Blau benutzten Pupillenrandes wenig in Erscheinung tritt, weil er
weniger helle Strahlen abbildet. Hinzu kommt für diese Pupilleneinteilung gegenüber
K.-D.-B. noch der weitere Vorteil, daß die Farbenkorrektion nur für die einzelnen
schmalen Zonen zu erfolgen hat. Bei Bildern, in denen eine an sich lebhafte Farbe
nur eine untergeordnete Rolle spielt, wird man natürlich die entsprechende mittlere
Zone einer anderen Farbe zuteilen.
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Schließlich sei darauf hingewiesen, daß das vorstehende Analogon zu
dem Keller-Dorian-Bertlionschen Farbenfilmprinzip nicht auf Gaufrierungsraster gemäß
K.-D.-B. beschränkt ist, sondern auf alle Raster anwendbar ist, bei denen das zur
Erzeugung eines Bildpunktes dienende Lichtbüschel durch ein ablenkendes Zwischensystem
in mehrere nebeneinander abbildende Lichtbüschel zerlegt wird, und daß man zur Gewinnung
derartiger Rasterbilder auch von getrennten gewöhnlichenTeilbildaufnahmen ausgehen
kann.