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Dampfanlage für schwankenden Dampfbedarf Bei Dampfanlagen für schwankenden
Betrieb, bei denen entweder keine Speicher vorgesehen sind oder die Speicherkapazität
zu klein ist für die auftretenden Schwankungen, ist der gewöhnliche Betriebszustand
der, daß bei Wärmemangel infolge des zu großen Dampfbedarfs der Kesseldruck fällt
und die angeschlossenen Verbraucher sämtlich Dampf von geringerem Druck erhalten.
Sind diese Verbraucher Kraftmaschinen, so steigt deren Dampfbedarf mit dein fallenden
Druck, und die SchvIerigkeiten, den Druck aufrechtzuerhalten, werden immer größer.
Sind die Verbraucher Heizapparate, so kann deren Leistungsfähigkeit bei geringerem
Druck sinken, der in den Apparaten vorzunehmende Prozeß, sei es ein Trocken- oder
ein Kochprozeß, braucht längere Zeit, und es kann dies zu wesentlichen Produktionsausfällen
führen.
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Gemäß der Erfindung werden die Schwierigkeiten für den Betrieb ohne
Anwendung von Speichern oder bei Anwendung von Speichern kleinerer Speichergrößen
dadurch beseitigt, daß die Leitungen zu Verbrauchern geringerer Dringlichkeit getrennt
abgezweigt und hinter den Abzweigungen mit an sich bekannten Ventileinrichtungen
versehen sind, die bei Sinken des Dampfdruckes in der Hauptleitung oder in Verbrauchsstellen
größerer Dringlichkeit den Dampfzutritt drosseln oder schließen.
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Es gibt auch Verbraucher, bei denen ein zeitweiser Dampfmangel nicht
weiter störend wirken würde. Hierher gehören beispielsweise in Textilfabriken Färbe-
oder Spülbottiche, bei denen der Dampf lediglich dazu dient, die Flüssigkeit.auf
längere Zeit hinaus auf höherer Temperatur zu halten.
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In anderen Betrieben wieder können als derartige Verbraucher geringerer
Dringlichkeit Trockenkammern angesehen werden, in denen ein über viele Stunden oder
gar Tage sich erstreckender Trocknungsprozeß vorgenommen wird. Bei diesen macht
es gleichfalls nichts aus, wenn ihnen auf eine oder mehrere Stunden weniger oder
kein Dampf geliefert wird, da zur anderen Zeit der Ausfall wieder nachgeholt werden
kann. Auch die Dampfheizung von bewohnten Räumen kann nhne Schaden für die Temperatur
stoßweise erfolgen.
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Bei Dampfanlagen gemäß der Erfindung ist es möglich, den Kesseldruck
auch bei schwankendem Bedarf der wichtigen Verbraucher unter gleichmäßiger Kesselleistung
gleichbleibend zu halten. Diese Gleichmäßigkeit des Kesseldrucks birgt jedoch die
Gefahr in sich, daß die Heizer im Gefühl, den Kesseldruck aufrechterhalten zu haben,
zu schwach feuern und die weniger dringlichen Verbraucher ungebührlich lange von
der Dampfzufuhr abgeschnitten sind. Um dies zu verhindern, soll weiter am Heizerstand
eine Einrichtung vorgesehen sein, die den Heizer über den Zustand der Dampfzufuhr
zu einem Verbraucher geringerer Dringlichkeit ständig unterrichtet. Dies kann beispielsweise
ein Fernthermometer oder Fernmanometer sein. Der Heizer
soll, wenn
er sieht, daß die Dampfzufuhr zu den Stellen geringerer Dringlichkeit längere Zeit
ausgeblieben ist und infolgedessen die Temperatur beispielsweise in. einem Bottich
oder in einer Trockenkammer gesunken ist, die Feuerleistung langsam steigern.
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Diese Stellen geringerer Dringlichkeit geben dann ein sicheres Anzeichen
für den Gleichgewichtszustand der Gesamtanlage, und es sind die einzigen Stellen,
an denen Klagen über Dampfmangel auftreten können. Der Dampfmangel ist aber an der
Dampferzeugungsstelle durch die vorgesehenen Einrichtungen festzustellen und wird
im Betriebe nicht störend empfunden.
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Bei Dampfanlagen gemäß der Erfindung wird durch den Betriebszustand
an den Dampfverbrauchern höherer Dringlichkeit die Dampfabgabe an die Verbraucher
geringerer Dringlichkeit bemessen, während die Dampferzeugung nach dem Betriebszustand
an den Verbrauchern geringerer Dringlichkeit geregelt wird.
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Die Zeichnung zeigt ein Schema einer Anlage, wie sie etwa für eine
Textilfabrik passen würde.
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Vom Dampfkessel i, der zur Erhöhung seiner Kapazität mit großem Speiseraum
ausgerüstet sein kann, führt die Leitung :2 zu den verschiedenen Verbrauchern. In
erster Linie ist die Leitung 3 abgezweigt, an die die Kraftmaschine 5; die den dringendsten
Verbraucher in diesem Falle darstellt, angeschlossen ist. Hinter der Abzweigung
befindet sich das Ventil .4, das vom Druck in der Leitung 3 derart gesteuert wird,
daß es bei Unterschreitung eines bestimmtenDruckesschließt. Weiter sind an die Leitung
2 durch die Leitung 6 verschiedene Heizdampfverbraucher 8 angeschlossen, die mit
Rücksicht auf die Güte der zu erzeugenden Ware möglichst ständig unter gleichmäßiger
Temperatur gehalten werden sollen. Weiterhin ist eine Leitung z i abgezweigt, die
zu Kochbottichen 12 und 13 führt. Das Ausbleiben von Dampf zu diesen ist nicht weiter
gefährlich für die Güte der Ware. Maßgebend für die Dringlichkeit der einzelnen
Bottiche kann sein, daß im Bottich 12 eine Ware verarbeitet wird, die nur kurze
Zeit im Behälter gekocht wird, während die Ware im Behälter 13 sich jedenfalls
längere Zeit aufhalten muß. Infolgedessen schadet es weniger, wenn die Dampfzufuhr
zum Bottich 13 einige Zeit aussetzt. Um die danach erforderliche Reihenfolge in
der Belieferung mit Dampf einzuhalten, ist am Bottich 13 ein vom Druck in der-Leitung
i i gesteuertes Ventil r8 vorgesehen, das bei sinkendem Druck abschließt. Schließlich
kann noch am Ende der Leitung 2 hinter dem Ventil 7 ein Behälter für das Gebrauchsheißwasser
vorgesehen sein, dessen Dampfzufuhr außerdem noch durch den Thermostaten i6 und
das Ventil 17 geregelt wird.
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Die Schaltung der selbsttätigen Ventile kann entweder hintereinander
oder parallel sein. Das Ventil 4 liegt in der Hauptleitung also in Hintereinanderschaltung,
damit die hinter diesem Ventil angeordneten Verbraucher erst dann Dampf erhalten,
wenn die Kraftmaschine 5 genügend Dampf hat. Anders die parallel angeordneten Ventile
18 und 7, die je nach den vorliegenden Betriebsverhältnissen derart eingestellt
werden können, daß bei genügend hohem Dampfdruck erst das Ventil 18 und dann das
Ventil 7 öffnet oder auch umgekehrt.
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Der Heizer hat im Kesselhaus eine Anzeigevorrichtung, die ihm sowohl
den Inhalt als auch die Temperatur des Warm`vasserbehälters 14 anzeigt, so daß er
das Feuer erhöhen kann, sobald er merkt, daß der Inhalt oder die Temperatur des
Behälters infolge Dampfmangels zu gerihg wird.