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Optisches Gerät zum Messen von Konuswinkeln. Die Wirtschaftlichkeit
des Drahtzugbetriebes hängt bekanntlich von der richtigen Formgebung des Ziehkanals
im Ziehwerkzeug ab. Der Winkel des Ziehkonus und die Länge des zylindrischen Teils
im Ziehkanal müssen den Eigenarten des zu ziehenden Werkstoffes, wie Kupfer, Bronze,
Eisen, Stahl usw., Rechnung tragen.
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Die Formgebung beruht meist auf empirischer Grundlage. Die Entscheidung
für die Eignung zu einem bestimmten Werkstoff wird von erfahrenen Facharbeitern
mit Hilfe einer Lupe gefühlsmäßig vorgenommen. Jedoch ist die Grenze der Verwendungsgruppen
durch bloßes Neigen und Drehen der Ziehwerkzeuge im Lichtdurchfall nicht genau zu
bestimmen, ganz abgesehen von der persönlich veränderlichen Stimmung des Prüfers
oder der Abweichung der Auffassung verschiedener Personen.
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Die Prüfung der Form des Ziehkanals kann nur bei durchsichtigen Diamantziehsteinen
vorgenommen werden, indem- man den Ziehstein mit zwei zur Achse des Ziehkanals parallelen
Fenstern versieht. Durch die Fenster hindurch ist das Profil des Ziehkanals durch
vergrößerte Projektion sichtbar. Das Anschleifen der Fenster ist kostspielig und
wird nur in ganz besonderen Fällen durchgeführt.
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Zweckmäßig «endet man die indirekte \lethode an: Ein weicherer Draht
mit 15 bis 2o Prozent größerem Durchmesser als der zu prüfende Ziehkanal wird in
den Eingang des Ziehsteins eingeführt und ein - kurzes Stück durchgezogen. Dann
wird der Stein mit dem eingezogenen Draht mit dem Ausgang nach oben gehalten und
der durchgezogene Draht kurz über dem Stein mit einer ätzenden Flüssigkeit benetzt.
Nun ist darauf zu achten, daß die Flüssigkeit sich bis zur Berührung des Drahtes
mit dem Stein herunterzieht. Nach wenigen Sekunden wird die Ätzflüssigkeit gut abgespült
und der Draht wieder aus dem Stein nach dem Ausgang hin zurückgezogen. Nun hat sich
der Ziehkonus auf dem Draht abgedrückt, und der sich an den Ziehkonus anschließende
zylindrische Teil des Ziehkanals im Ziehstein ist begrenzt durch die Wurzel des
Konus und durch den scharf abgesetzten Säurerand.
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Der so vorbereitete Abdruck wird nun unter ein normales Mikroskop
gebracht (Abb. i). Der in der Spannvorrichtung S gestreckte Draht D wird mit dem
Abdruck in die optische Achse des Mikroskops geschoben. Das Mikroskopobjektiv O
bildet das Profil des Drahtes in der Bildebene b-b ab. Mit der Bildebene zusammenfallend,
sind die mit den Strichseiten einander zugekehrten Strichplatten I und II so angebracht,
daß die Striche in die Bildebene fallen und gleichzeitig mit dem Profil des Drahtes
scharf erscheinen.
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Die Strichplatten I und II sind in den Abb. 5 bzw. 6 dargestellt.
Abb. 5 zeigt eine Strichplatte mit feststehendem, rechteckigem Netz, die horizontalen
Parallelen in i mm Abstand kräftiger gehalten als die vertikalen Parallelen in 2
mm Abstand. Die in der Mitte geteilte Strichplatte Il ist mit kräftigen, zur Trennungslinie
parallelen Strichen versehen. Die beiden- Hälften sind um eine Achse auf der Trennungslinie
außerhalb der Peripherie gleichmäßig schwenkbar. Abb.7 zeigt die
Strichplatten
I und II übereinanderliegend. Die Strichplatte II ist auf 2o° ausgeschwenkt. Abb.
7 zeigt das Bild im Winkelmesser: In der Mitte das Profil des Drahtes, die feststehende
Strichplatte I und die an den Konus angelegten Meßschenkelpaare.
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Die Messung wird wie folgt durchgeführt: Das Profil des Drahtes wird
parallel zu den horizontalen Strichen der feststehenden Strichplatte l gerichtet.
Dann wird je ein beliebiger Meßschenkel der Strichplattenhälften .II durch Drehen
der Schraube rechts am Meßkasten (Abb. 3) zur Anlage an den Konus gebracht und der
Winkelwert durch das Fenster F (Abb. 3) auf einer Kreisteilung mit Nonius abgelesen.
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Mit Hilfe der horizontalen Striche läßt sich sehr klar der Beginn
der konischen Steigung durch Verfolgung der parallelen Lichts-,)alten zwischen Zylinder
und dem näzhstliegenden Strich erkennen. Auch ist die Schätzung der Länge des zylindrischen
Teils im Ziehkanal des Ziehsteins mit Hilfe der horizontalen und vertikalen Striche
einfach. Die durch den gezogenen zylindrischen Teil abgedeckten horizöntalen Striche
werden durch das Zweifache der durch. die Länge des Zylinders. abgedeckten vertikalen
Striche dividiert.
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Der Okularwinkelmesser kann in Verbindung mit jedem normalen Mikroskop
verwendet werden.
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Der Aufbau des Okularwinkelmessers ist ungefähr folgender: Die Abb.
2 zeigt das Gerät im Aufriß, Es wird .mit dem freien Rohrstutzen an Stelle der-üblichen
Huyghenschen Okulare in den Mikrotubus M eingeschoben. Eine Feststellschraube S
dient zum Festlegen am Mikrotubus. Auf dem Rohrstutzen ist der Meßkasten angesetzt.
In dem Meßkasten befinden sich die zur Messung notwendigen Teile. Auf dem Meßkasten,
in Richtung der optischen Achse des Mikroskops, befindet sich das in einem Rohrstutzen
verschiebbare Kellnersche Okular, das zur Beobachtung des von dem Objektiv in der
Bildebene entworfenen Bildes und der in der Bildebene angebrachten Strichplatten
dient. Der Meßkasten ist, wie bereits erwähnt, oben: rechts neben dem Okular mit
einem Fenster F (Abb. 3) versehen, durch das der jeweilige Wert des Winkels, den
die Meßschenkel miteinander bilden, abgelesen werden kann.
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Den inneren Aufbau des die Meßschenkel bewegenden Getriebes zeigt
Abb. q.. Die zwei halbkreisförmigen Schenkelplatten sind in entsprechende Ausdrdhungen
zweier um eine Achse schwenkbaren Metallschenkel eingesetzt. Der obere Schenkel
L trägt am äußeren Ende den Kreisbogen mit Gradteilung, der untere Schenkel A den
Nonius. Unterhalb der Metallschenkel sind an denselben die Führungsleisten Fl befestigt,
die sich an eine mittlere Kugelzone !(z anlegen. In der Kugelzone ist die Schraubenspindel
S drehbar gelagert. Die Schraubenspindel ist in der Buchse B geführt und am Ende
mit einem Kordelknopf versehen. Durch Drehen der Schraube S drückt sich die Kugelzone
l(z zwischen die Führungsleisten Fl. Dadurch gehen die Meßschenkel A und
L auseinander. Die Führungsleisten sind so geformt, daß die Gradbewegung
der Schenkel A und L
zur Drehung der Schraube S fast gleichmäßig erfolgt.
Eine Druckfeder F drückt die Führungsleisten gegen die Kugelzone, so daß die Schenkel
beim Zurückdrehen der Schraube wieder in die Nullstellung zurückgebracht werden
können.
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Die Übertragung der Bewegung der Schraubenspindel auf die Meßschenkel
kann auch an Stelle der mittleren Kugelzone 1(z durch eine zylindrische S::heibe
oder ein besonders geformtes Kurvenstück oder durch gleichlange Zwischenglieder
erfolgen, die in Bleichweit von der Drehachse der Schenkel liegenden Punkten und
in einer am Ende der Spindel sich zwar mit derselben bewegenden, nicht aber drehenden
Klaue drehbar gelagert sind.
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Die parallelen Meßschenkellinien gestatten die Messung verschieden
starker Drähte. Dadurch wird das zu häufige Wechseln der Objektive und Ändern der
Tubuslänge vermieden.
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Der Okularwinkelmesser kann auch zur Messung von Spitzen und Keilen
verwendet werden.