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Photographischer Entwickler. Die desensibilisierende Wirkung von Quecksilbersalzen,
insbesondere von Quecksilberchlorid, auf Halogensilber ist bekannt. je.-doch wurde
bisher in allen Veröffentlichungen hierüber (z. B. Photographische Industrie 1922,
S- 449, 469, 861, Photographische Industrie 1925, S. 492, Chemiker-Zeitung
1926, Nr. 86,
S. - 67 2) ausdrücklich hervorgehoben, daß das Desensibilisierungsvermögen
der Quecksilbersalze nur theoretische Bedeutung habe und praktisch nicht verwertbar
sei, da sie das latente Bild zerstören. In den genannten Veröffentlichungen wird
zwar ganz dHgemein von der desensibilisierenden Wirkung der Quecksilbersalze gesprochen,
ausdrücklich angeführt wird aber immer nur das Quecksilberchlorid und nur ganz gelegentlich
auch das Quecksilbernitrat. Es ist auch hervorgehoben worden, daß es nicht möglich
sei. das Quecksilberchlorid als Desensibilisator im Entwickler anzuwenden, sondern
nur als Vorbad, da es durch den Sulfitgehalt des Entwicklers als unlösliches N,atriumquecksilbersulfit
ausgefällt werde.
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Demgegenüber wurde überraschenderweise gefunden, daß ein Zusatz von
Quecksilber cyanid und darüber hinaus auch der Zusatz von Cyaniden anderer Schwennetalle
den Photographischen Entwicklern besonders wertvolle Eigenschaften verleiht. Das
Quecksilbercyanid und die andem Schwennetallcyanide werden durch die normalen Bestandteile
einer Entwicklerlösung im allgemeinen nicht ausgefIllt. Wenn sich, insbesondere
beim längeren Stehen, eine Ausflockung zeigt, so ist die Entwicklerlösung zu filtrieren.
Durch den Zusatz kleiner Mengen von Alkallcyaniden kann jegliche Ausflockung hintangehalten
werden. Das Quecksilbercyanid und die übrigen SchwermetalIcyanide wirken in Verbindung
mit den Entwicklersubstanzen als gute Desensibilisatoren, d.h. ihre Anwesenheit
im Entwickler gestattet, photographische Schichten ganz oder zum größten Teil bei
hellem Lichte zu entwickeln, ohne daß das latente Bild geschwächt wird. Gegenüber
den bekannten Desensibilisierungsfarbstoffen. haben die SchwermetaRcyanide den Vorzug,
daß sie den Entwickler nicht anfärben. Auch unterscheiden sie sich weiter darin
günstig von den erwähnten bekannten Desensibilisatoren, daß sie in konzentriert-en
Entwicklern, namentlich Hydrochinonentwicklern, viel Länger wirksam bleiben.
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Es hat sich ferner gezeigt, daß schweriiietallcyanidhaltige Entwickler
sich hervorragend als Zeitentwickler eignen. Bisher dienten verhältnismäßig dünne
Lösungen von bestimmten Entwicklern als Zeitentwickler. Bei längerer Entwicklung
mit diesen lag aber Ünmer die Gefahr vor, daß das photographische Material schleierig
-wurde. Die
Schwermetallcyanide üben eine ausgesprochene schleierwidrige
Wirkung im Entwickler aus, so daß man mit ihrer Hilfe nicht nur die bekannten Zeitentwickler
verbessern, sondern auch jeden Entwickler zur Zeitentwicklung geeignet machen kann.
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Beispiel i.
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Es werden einem beliebigen Monomethylp-aminophenolsuffat-Hydrochiiion-Entwickler
0,3 9 Quecksilbercyanid auf iooo ccm Entwickler zugesetzt. Das be-lichtete
und zu #entwickelnde Material wird bei normaler Dunkelkammerbeleuchtung l/., bis
2 Minuten lang entwickelt, sodann der weitere Verlauf der Entwicklung bei hellgelbem
Licht, wie es beim Arbeiten mit den bekannten Farbstoffdesensibilisatoren
üblich ist, beobachtet.
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Beispiel 2.
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Es werden einem Monomethyl-p-aininophenolsulfat-Hydrocbjnon-Entwickler,
in welchem das belichtete und zu entwickelnde. Material bei io Minuten langer Entwicklung
bereits einen erheblichen Schleier erhält, 25
o,3 g Quecksilbercyanid
auf iooo ccm Entwickler zugesetzt. Das gleiche Material läßt sich nun bei normaler
Dunkelkammerbeleuchtung in dem cyanidhaltigen Entwickler 2o bis 5o Minuten entwickeln,
ohne daß es nach 3o dem Fixieren einen störenden Schleier zeigt.
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An Stelle von Quecksilb;ercyanid können, wenn auch mit geringer-er
Wirkung, Kobalt-und Kadmiumcyanid verwendet werden.
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Für den Zusatz von Schwerinetallcyaniden 35
eignen sich Entwickler
jeder Art. Es macht keinen Unterschied in der Wirkung der Cyanide, ob sie den Entwicklersubstanzen
vor oder nach ihrer Auflösung zugesetzt werden. 40