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Einrichtung zur Herstellung und Vorführung von musikfilnien. Es ist
bereits bekannt, für einen Film geschaffene Instrumentalmusik durch das Lichtbild
selbst festzuhalten und ihre Wiedergabe ebenso durch den Film auszulösen, indem
nach einem ablaufenden Bildfilm die zugehörige Musik zeitrichtig erzeugt und als
Tonschrift (Phonogramm) kinematographisch aufgenommen wird, so daß Bild- und Tonaufzeichnungen
- auf Normalfilm vereinigt -für die Vorführung des Bildes mit der Begleitmusik ein
einheitliches Ganzes bilden.
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Für Instrumentalmusik können die mit der kinematographischen Aufzeichnung
der in Lichtschwingungen umgewandelten Tonwellen sowie mit deren Wiedergabe verbundenen
Schwierigkeiten vermieden werden, indem erfindungsgemäß bei Verwendung eines Tasteninstruments
- z. B. einer Orgel - zur Musikbegleitung für jede einer Tonerzeugung dienende Hebel-
o. dgl. Bewegung ein Lichtzeichen ausgelöst und neben dem Bilde kinematographisch
aufgezeichnet wird, und indem bei der Vorführung von diesen Lichtzeichenbildern
aus unter Verwendung bekannter Übertragungsmittel die entsprechenden Hebel eines
gleichartigen Tasteninstruments betätigt werden.
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Man denke sich von der Filmleinwand, auf die zwecks Tonaufzeichnung
der Bildfilm projiziert wird, einen schmalen, äußeren Rand, den akustischen Rahmen,
abgetrennt (ähnlich dem laufenden Notenstreifen bei der Filmoperette, der einen
breiteren, unteren Rand beansprucht). Dieser Rahmen sei in gleich große akustische
Felder geteilt. je ein Feld gehört zu einer bestimmten, bei einem Orgelinstrument
möglichen Hebelbewegung, und ist dieser analog bezeichnet, so daß jeder Taste, jedem
Kniehebel, Register usw. ein akustisches Feld entspricht. Außerdem gibt es eine
Anzahl Reservefelder, die nicht bei jeder Musikaufnahme benutzt werden. jedem Felde
ist auf der Rückseite der Leinwand ein Hohlzylinder aus lichtdichtem Stoff aufgesetzt,
mit seiner Achse senkrecht zur Flächenwand stehend und an seinem der Leinwand abgekehrten
Ende lichtdicht geschlossen. In dem Zylinder ist eine Lampe angebracht, die mit
dem ihrem Felde gemäßen Hebel des Tonwerkzeuges elektrisch in Verbindung steht und
durch dessen Bewegung zum Leuchten gebracht wird. Tritt nun das Musikinstrument
in Tätigkeit (durch Spiel des Musikkünstlers), so erscheinen auf der Vorderseite
der lichtdurchlässigen Leinwand abwechselnd allerlei Lichtpunkte, und zwar auf dem
akustischen Rahmen. Auf eine Fläche passender Größe innerhalb des Rahmens wird gleichzeitig
das Filmbild projiziert. Wird dieser Vorgang filmphotographisch festgehalten, so
ist Musik mit Bildgeschehen in einem neuen Bildstreifen vereinigt. Dies neue Bild,
das auf seiner Fläche den akustischen Rahmen mit enthält, heißt der Punktfilm, weil
auf seinem Rande viele durch die Glühlichter verursachte helle Punkte erscheinen
(Punktrahmen). Der vorgeführte reine Bildfilm sei zur Unterscheidung Urfilm
genannt.
Der erstere soll im Ablauftempo des letzteren aufgenommen sein, also gleiche Zahl
der Einzelbilder haben; wenn der Punktfilm das eigentliche Bildgeschehen nicht deutlich
genug wiedergibt, so ist er mit dem Urfilm zu kombinieren. Hierzu ist gegebenenfalls
das Bild innerhalb des Punktrahmens auszustanzen, und die Bildchen des Urfilms sind
auf die Größe des Rahmeninnern zu reduzieren oder von vornherein entsprechend klein
zu halten; auch können sie durch eine um die Rahmenfläche gekürzte Kopie für die
Aufnahme des Punktrahmens präpariert werden. Es lassen sich andererseits Punktfilm
und Urfilm durch Ineinanderschieben vereinen, so daß auf jedes Bild des letzteren
ein solches des ersteren folgt oder umgekehrt (was für die Wiedergabe eine Verdoppelung
der Ablaufgeschwindigkeit bedingt). Die Kombination ergibt den Instrumentalfilm.
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Für die Musikwiedergabe ist den erwähnten Hohlzylindern eine Einrichtung
eingefügt, die durch eine auf sie wirkende Lichtquelle elektrisch reagiert (Selenzelle
usw.). Diese Reaktion ist in ihrem Effekt so abgestimmt, daß sie den gleichen Hebeldruck
auslöst, der bei der Musikaufnahme geschah. Es sollen für die Praxis durchweg nur
zwei Lichteffekte in Anwendung kommen, nämlich das Aufleuchten und das Erlöschen
der Lampe bei der Aufnahme und die analoge Reaktion bei der Wiedergabe. Die Anzahl
der akustischen Felder, die mit ioo beziffert sei, läßt genügend Spielraum zur Auswirkung
aller Hebelbewegungen des Musikinstrumentes. Die Musikwiedergabe geschieht also,
indem durch die hellen Randpunkte des Instrumentalfilms, der genau auf den akustischen
Rahmen der Leinwand eingestellt sein muß, derLichtstrahl die akustischen Felder
trifft, durch diese hindurch auf das lichtempfindliche Medium fällt und dadurch
den mechanischen bzw. akustischen Vorgang auslöst. Ein Übergreifen des Lichtstrahls
auf ein benachbartes Feld wird verhindert, indem die akustischen Felder untereinander
durch einen Zwischenraum getrennt sind. Um bei Verschiebung des Bildstriches, Schrumpfung
des Films oder sonstigen Unregelmäßigkeiten der Vorführung zu verhindern, daß die
Lichtstrahlen auf falsche akustische Felder treffen, sind Einrichtungen erforderlich,
die selbsttätig den Film wieder richtig einstellen, jedoch bildet deren besondere
Ausführungsform nicht einen Teil des Erfindungsgegenstandes. Um bessere Lichtwirkung
bei der Aufnahme oder Wiedergabe zu erzielen, kann der Leinwandstreifen des akustischen
Rahmens entfernt sein, so. daß das Innere der Hohlzylinder offen steht, oder er
wird durch lichtdurchlässigeres Material (Milchglas oder ähnliches) ersetzt; das
Innere der Zylinder kann auch mit lichtreflektierendem Stoff belegt sein. Zur Schonung
des Zuschauers können die akustischen Felder mit lichtdurchlässigen Blendfenstern
(buntem Glas oder ähnlichem) ausgestattet werden.
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Es bleibt nunmehr dem Musikkünstler, der sich das Bild- und Musikgeschehen
mittels mehrfacher Vorführung genau einprägen kann, überlassen, akustische Änderungen
oder Ergänzungen folgender Art zu unternehmen: a) Abschwächung oder Verstärkung
einzelner Tonpartien oder der gesamten Klangfülle; b) Einschaltung und Ausschaltung
beliebiger Stimmen, wie Flöte, Violine, Klarinette; Trompete usf.; c) Hinzufügung
melodischer Verzierungen; d) Beigabe von Schlagzeugwirkung aller Art und aller mechanisch
zu bewirkenden Geräusche (Theatergeräusche).
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Diese Vorgänge spielen sich während der Bild- und Musikwiedergabe
ab. Sie werden durch neue Hebelbewegungen, Tastendruck, Registerzug, Paukenschlag
usf. bewerkstelligt und bewirken das Aufleuchten noch nicht beanspruchter akustischer
Felder (Reservefelder), wie es bei der -Musikaufnahme geschildert war. Die Aufhebung
bereits festgelegter Wirkungen, z. B. des Registerzugs für fortissimo, für Trompete
usw., kann durch ein neues akustisches Feld mit ausschaltendem Effekt für das früher
belegte oder aber durch Abblenden des letzteren erzielt werden, indem eine dunkle
Fläche vorgeschoben wird, durch die der auftreffende Lichtstrahl des Films nicht
zur Geltung kommt. Diese Änderungen und Ergänzungen können gleichzeitig oder unabhängig
voneinander und wiederholt geschehen, auch wieder aufgehoben werden, indem jedesmal
das ursprüngliche Verfahren erneuert wird.
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Durch das reproduzierende Orchestrion läßt sich die im Instrumentalfilm
festgelegte Musik mittels bekannter Methode auf Notenrollen übertragen. Von diesen
wiederum sind vermittels des urgekehrten Verfahrens ihrer gewöhnlichen Herstellung
eine Notenpartitur und deren Auszüge zu schaffen.
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Ein besonderer Vorteil des Instrumentalfilms ist, daß er mit jedem
normalen Projektor vorgeführt werden kann. Auch lassen sich die Lautwirkungen zu
a bis d der obengenannten Punkte unabhängig von den im Film festgelegten akustischen
Vorgängen bei dem wiedergebenden Orchestrion variieren oder ein- und ausschalten,
und zwar mit Rücksicht auf den Geschmack oder die akustischen Raumverhältnisse des
jeweiligen Filmtheaters.
Die Anzahl ioo der akustischen Felder ist
nur als Beispiel gewählt. Für die praktische Durchführung ist je nach dem bei der
Musikaufnahme und der Wiedergabe anzuwendenden Instrument mit etwa dem dritten Teil
der Felder auszukommen, so daß von der Filmleinwand nur der untere Rand oder die
Seitenränder in Anspruch zu nehmen sind.