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Kartensparvorrichtung für Webstühle, insbesondere für Wechselstühle.
Die Erfindung bezieht sich auf die Anwendung der Jacquardmaschinen für den automatischen
Schützenwechsel für mechanische Webstühle. Zur Herbeiführung des Schützenwechsels
genügen an sich beispielsweise sechs Platinen für acht Schützenkästen. Wollte man
mit diesen Platinen die vielseitigen und ständig wechselnden Kombinationen des Schützenwechsels
herbeiführen, dann müßte man eine große Zahl von Musterkarten verwenden. Um das
zu vermeiden, ist erfindungsgemäß eine Vielzahl von Platinen vorgesehen, und zwar
wird ein Vielfaches der Zahl der eigentlich benötigten Platinenreihe verwendet.
Beispielsweise können 18 X 6 Platinen angenommen werden. Sechs Platinen gehören
zu einer Reihe zusammen.
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In bekannter Weise sind bereits bei Jacquardmaschinen zwei Kartenprismen
angeordnet, die mit zwei Nadelsätzen auf dieselben Platinen einwirken.
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Erfindungsgemäß ist ein bei jedem Ladenschlage geschaltetes Kartenband
derart vorgesehen, daß eine Karte nach der anderen in die Wirkungsstellung überführt
wird, während alle anderen Platinenreihen unwirksam bleiben müssen. Es werden also
jeweils sechs Platinen in die Wirkungsstellung überführt, während die übrigen, beispielsweise
i o2 Platinen, unwirksam bleiben. Das Kartenband sorgt dafür, daß nacheinander sämtliche
Platinenreihen in die Wirkungsstellung überführt werden. Demnach sind also beispielsweise
18 Karten vorhanden, welche bewirken, daß die 18 Platinenreihen eine nach der anderen
in die Wirkungsstellung überführt werden. Die 18 Karten treffen also lediglich eine
Auswahl aus der Gesamtsumme der io8 Platinen.
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Es ist ein zweites Kartenband vorgesehen, welches nur mit der jeweils
von dem ersten Kartenband ausgewählten Platinenreihe zusammenarbeiten kann. Achtzenmahl
wechseln die Platinenreihen; ohne daß die zweite Musterkarte in ihrer Lage geändert
wird. Erst wenn alle Möglichkeiten erschöpft sind, d. h. wenn alle 18 Karten des
ersten Kartenbandes in Tätigkeit waren; wird das Musterkartenband um eine Karte
weitergeschaltet.
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Kartensparvorrichtungen an sich sind bekannt. Auch jacquardmaschinen
mit mehreren Zylindern sind zahlreich bekannt. Bei diesen Maschinen wirken die Karten
stets in ihrer vollen Breite auf die Jacquardplatinen ein. Niemals trifft das eine
Kartenband eine Auswahl unter den Platinen derart, daß nur die ausgewählten Platinen
mit dem zweiten Kartenband zusammenarbeiten können: Hier ist darauf hinzuweisen,
daß es bei Jacquardmaschinen mit zwei Kartenprismen an sich bereits bekannt ist,
die beiden Zyl:inder mit ihren Karten gleichzeitig auf dieselben Platinen einwirken
zu lassen, jedoch nicht in der erfindungsgemäßen Weise, daß .jeder Zylinder für
sich unmittelbar auf die-. Platinen von einer Seite einwirkt, sondern derart; daß
bei der bekannten Einrichtung .die Platinen
von der Vorder- und
Rückseite unter Zuhilfenahme von Zwischengliedern wirksam werden.
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Auch bei Schaftmaschinen sind Kartensparvorrichtungen bekannt. Die
Schaftmaschinen dienen ebenfalls zur direkten Bemusterung der Gewebe, und auch bei
ihnen kommt in keiner Weise die Auslese von Platinen durch ein Kartenband in Frage,
damit die ausgelesenen Platinen mit dem zweiten Kartenband zusammenarbeiten können.
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Die Erfindung ermöglicht es, mit einer geringen Zahl von Karten (Pappkarten)
Tausende von Schützenwechseleinstellungen herbeiführen zu können. Sie kennzeichnet
sich dadurch, daß die den Schützenwechsel herbeiführenden Mittel mit Platinen verbunden
sind, welche von den jacquar.dmäßig ausgebildeten Musterkarten der beiden Zylinder
gesteuert werden derart, daß die beiden Kartenzylinder bei. jedem Ladenschlage wirksam
werden, daß aber die Karte des bei jedem Ladenschlage gewendeten Zylinders lediglich
eine der Schützenkastenzahl entsprechende Platinenzahl aus der Platinenmenge auswählt
und sie der Wirkung der Musterkarte des anderen Zylinders freigibt, wobei die Anzahl
de: Platinen ein Vielfaches der für die Einstellung der Kastenzellen benötigten
Platinen bildet und die Karten des bei jedem Ladenschlag gewendeten Zylinders der
Anzahl nach dem für die Platinenzahl in Frage kommenden Multiplikator entsprechen
derart, daß eine Weiterschaltung des Kartenzylinders, der mit den ausgewählten Platinen
arbeitet, erst dann stattfindet, wenn die auf dem Auswahlzylinder befindlichen Karten
sämtlich durchgearbeitet sind.
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Zur näheren Erläuterung der Erfindung dienen die Abbildungen auf der
Zeichnung. In Abb. i ist die neue Vorrichtung in Vorderansicht dargestellt. Die
Abb. 2 und 3 zeigen die Verwendung der Platinenreihen und Platinengruppen mit den
Mitteln zur Herbeiführung des Schützenwechsels in Seitenansicht und Vorderansicht.
Die Abb.4 und 5 zeigen die beiden zur Verwendung gelangenden Kartenbänder.
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Während in Abb. i die Anwendung der an sich bekannten Hochfach-Jacquardmaschinen
gezeigt ist, stellt Abb. 6 die Anwendung der sogenannten Verdol-Maschine in Ansicht
dar.
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Bei dem gezeichneten Ausführungsbeispiel ist angenommen, daß auf jeder
Seite des Webstuhles Schützenkästen mit je vier Schützenzellen angeordnet sind.
Hier ist zu bemerken, daß es bereits bekannt ist, diese Zellen durch Vorlegen von
gelochten und ungelochten Pappkarten in die Ladenbahnhöhe einzustellen.
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Entsprechend den vier Schützenzellen auf jeder Stuhlseite sind sechs
Platinen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 vorhanden, von denen die Platinen i bis 3 zum Einstellen
des rechten Schützenkastens und die Platinen 4 bis 6 zum Einstellen des linken Schützenkastens
dienen. Diese in üblicher Weise ausgebildeten Platinen, welche durch die Platinenmesser
7 in bekannter Weise angehoben werden, sobald sich der Haken 8 am Ende der Platinen
über dem Messer in der richtigen Stellung befindet, sind, wie aus Abb.2 ersichtlich,
durch Harnischfäden 9 je mit einem der Hebel i o, I I oder 12 bzw. der Hebel i o',
i i' oder 12' verbunden.
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Erfindungsgemäß ist nicht nur eine Platinenreihe vorgesehen, sondern
eine Vielzahl solcher Platinenreihen. Bei dem gezeichneten Ausführungsbeispiel ist,
wie aus Abb.3 ersichtlich, angenommen, daß 18 Platinenreihen nebeneinanderliegen.
Es sind also 18 Platinen i, 18 Platinen 2, 18 Platinen 3 usw. vorhanden, im ganzen
also io8 Platinen.
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Mit jeder Platine wirkt in bekannter Weise eine Platinennadel 13 zusammen,
so daß also io8 Platinennadeln 13 vorhanden sind.
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Erfindungsgemäß sind aber zwei Sätze von Platinennadeln vorhanden,
von denen die eine in der Abb. i mit 13 und die andere mit 13' bezeichnet ist. Diese
beiden Nadelsätze liegen untereinander, weisen je io8 Nadeln auf, wirken aber mit
denselben Platinen zusammen.
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Für den oberen Satz der Platinennadel13 sind nun Musterkarten 1( vorgesehen,
wie sie in Abb.4 gezeigt sind. Auf diesen Musterkarten I( sind die Musterungen für
das Einstellen der rechten Schützenkastenzelllen oberhalb der strichpunktierten
Linie eingetragen, während die Musterungen für das Einstellen der linken Schützenkastenzellen
unterhalb der strichpunktierten Linie eingetragen sind.
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Diese Musterkarten I( sind für sämtliche 18 Platinenreihen ausgebildet,
wie durch Einsetzung der entsprechenden Ziffern i bis i 8 in Abb.4 angedeutet ist.
Dementsprechend treffen die Nadelreihen der zu den Platin-an i gehörenden Nadeln
auf die Musterkarte I( in der wagerechten Linie a-a und die Nadelreihe der zu den
Platinen z gehörenden Nadeln in der wagerechten Linie b-b usw.
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Die Nadeln 13' des zweiten Nadelsatzes arbeiten mit Karten zusammen,
wie sie in Abb. 5 dargestellt sind. Auf diesen Karten sind aber stets nur Lochungen
vorgesehen, die in einer Reihe untereinanderliegen, so daß von diesen Karten immer
nur eine einzige Platinenreihe i bis 6 freigegeben wird. Da 18 Platinenreihen vorhanden
sind, sind auch 18 Kartenblätter vorhanden, die mit I bis XVIII bezeichnet und zu
einem endlosen Bande -aneinandergereiht sind.
Die Wirkungsweise
der Vorrichtung ist nun die folgende: Wenn die Karte I, wie in Abb. z dargestellt,
dem Satz der Platinennadeln 13' vorgelegt ist, dann gestatten die Lochungen
dieser Karte lediglich, daß die Platinen i bis 6 der ersten Platinenreihe mit ihren
Hakenenden 8 in den Bereich der Platinenmesser 7 gelangen können. Diejenigen der
Platinen, die nun wirklich mit den Platinenmessern 7 zum Eingriff gelangen, werden
durch die Musterkärte K bestimmt, welche bei der Stellung nach Abb. i des oberen
Nadelsatzes 13 vorgelegt ist. Diese Platinen werden durch die Messer 7 angehoben,
und diese Platinen vermitteln durch ihre Harnischfäden 9 eine Ausschiizngung des
zugehörigen Hebels io, 11, 12, i o', i i' oder 12'. Die Hebelausschwingung hat eine
Verdrehung der Hebelwelle zur Folge, und diese Verdrehung vermittelt die Einstellung
der in Frage kommenden Schützenkastenzellen in der Ladenl;ahnhöhe; dabei ist die
Einrichtung getroffen, daß die Hebel 12 und 12' noch angelenkte und nach oben ragende
Stoßbänder i q. tragen, in deren Schlitz 15 Stifte 16 hineinragen, welche an den
Hebeln io und i i bzw. i o' und i i' sitzen. Beim Anheben der Hebel 12 und 12' werden
also die Hebel io und i i bzw. i o' und i i' mitgenommen, ivie das für die Durchführung
des Schützenwechsels erforderlich ist.
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Die Weiterschaltung der Karte I bis XVIII geschieht in bekannter Weise
von einer Stange 17 aus, die an einem Winkelhebel 18 angreift. Bei der Ausschwingung
des Winkelhebels 18 wird durch eine Zugstange 19 der Kartenzylinder 2o nach links
im Sinne der Abb. i mitgenommen. Bei dieser Bewegung wird in bekannter Weise eine
Verdrehung des Kartenzylinders 20 um 9o° bewirkt, so daß die nächste Karte dem Nadelsatz
13' vorgelegt wird.
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Erst wenn alle 18 Karten auf den Nadelsatz 13' eingewirkt haben, ist
eine Weiterschaltung der Musterkarten K usw. erforderlich, welche mit dem Nadelsatz
13 zusammenwirken. Der Kartenzylinder 21 dieser Musterkarten sitzt an einer Schwinglade
22, die durch eine Feder 23 nach rechts im Sinne der Abb. i gezogen wird, d. h.
in diejenige Stellung, wo die jeweils vorgelegte Musterkarte I( sich in der Wirkungslage
befindet.
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Die vorletzte Karte des Kartenbandes 1 bis XVIII ist mit einer Nase
24 ausgerüstet. Die Nase ist der Deutlichkeit wegen auf der letzten Karte angeordnet.
Diese Nase gelangt mit einem Schalthaken 25 zum Eingriff, der drehbar am Ende des
Winkelhebels 18 angeordnet ist. Wird der Haken 25 durch die Nase 24 angehoben, dann
legt sich sein Haken 26 vor einen Stift 27 am unteren Ende der Schwinglade 22. Bei
der Ausschwingung des Winkelhebels 18 wird die Schwinglade 22 mitgenommen,
d. h. nach links im Sinne des eingezeichneten Pfeiles der Abb. i bewegt. Bei dieser
Ausschwingung wird der Kartenzylinder 2 i durch bekannte Mittel um 9o° verdreht,
so daß die nächste Musterkarte I( vor den Nadelsatz 13 gelegt wird. Darauf kann
das Spiel von neuem beginnen.
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Da die Karten I bis XVIII ständig dieselben bleiben, sosehr auch die
MusterkartenK wechseln, kann man diese Karten aus Blech, also sehr dauerhaft, herstellen
und durch Gelenkbänder 28, welche in Drahtringen bestehen, miteinander verbinden.
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Ohne weiteres kann für die Zwecke der Erfindung auch die sogenannte
Verdol-Maschine Anwendung finden, wie sie in Abb.6 dargestellt ist. Bei dieser Maschine
kommen dieselben Karten I bis XVIII zur Anwendung, nur mit dem Unterschiede, daß
die durch die bandartige Musterkarte I< der Verdol-Maschine unten liegengelassenen
Nadeln durch die in Abb. 7 mit -i- bezeichneten Stellen zurückgedrängt und zugleich
die Jacquardplatinen von ihren Messern abgedrückt werden.