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Feste Spiritusseife. Reine Spiritusseifen, das sind konzentrierte,
bei gewöhnlicher Temperatur feste Lösungen von Waschseifen in hochprozentigem Spiritus,
haben infolge ihres hohen Reinigungs- und Desinfektionsvermögens eine immer wachsende
Bedeutung nicht nur für die Sterilisation der Hände für chirurgische Zwecke, sondern
ganz allgemein zum Reinigen sowohl der menschlichen Haut als auch von Wäschestücken
u. dgl. erlangt.
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Ihrer verbreiterteren Einführung steht der Preis nicht im Wege, da
einmal die Kosten von vergälltem Spiritus sich dem Gewicht nach nicht höher als
diejenigen für Seife stellen, zweitens der überragende Reinigungswert sie den gebräuchlichen
Seifen gegenüber. verhältnismäßig sparsam erscheinen läßt.
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Der Wert einer Spiritusseife für den praktischen Gebrauch ist wesentlich
von folgenden Bedingungen abhängig: i. Die Seife muß eine gewisse Festigkeit und
Härte besitzen, so daß sie sich beim Druck durch die Hand wenig oder gar nicht deformieren
läßt oder gar zerfällt.
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2. Ihr Schmelzpunkt muß verhältnismäßig hoch liegen, so daß sie nicht
leicht bei gewöhnlicher oder etwas erhöhter Temperatur erweicht.
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3. Der Spiritus darf nicht leicht absaugbar oder abpreßbar sein.
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,4. Die Seife muß mit Wasser beim Waschprozeß ausgiebig und nachhaltig
au5schäumen. 5. Der erzeugte Schaum muß feinporig, dicht und lang anhaltend sein
und demnach nicht gleich in sich zerfallen. Sind die obigen Erfordernisse erfüllt,
so hat man eine Seife, die eine außerordentlich hohe Waschkraft besitzt und sich
ähnlich wie die gewöhnlichen käuflichen Seifen anwenden läßt. Es ist hierbei zu
beachten, daß die Wasch- und Reinigungskraft einer Seife einerseits von der Art
ihrer Schaumbildung, andererseits von der Benetzungskraft und dem Lösungsvermögen
der Seifenlösung abhängig ist. Man nahm früher an, daß die Reinigungskraft der Seifenlösung
wesentlich auf der Wirkungskraft des bei der Dissoziation in verdünnter wässeriger
Lösung frei werdenden Alkalis beruhe, das auf die Fett-und Schmutzteilchen lösend
einwirke. Man nahm demnach an, daß die Reinigungskraft der Seife wesentlich ihrer
chemischen Einwirkungsart zuzuschreiben sei.
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Diese Auffassung muß als veraltet und unzutreffend angesehen werden.
Die Zersetzung der Seife mit viel Wasser hat wohl ein größeres Benetzungsvermögen
zur Folge, so daß sie sich auch auf fettigen Oberflächen, beispielsweise auf der
Haut, leicht auszubreiten und in dieselbe einzudringen vermag. Ihr Lösungsvermögen
ist jedoch infolge der starken Verdünnung des freien Alkalis nur sehr gering. Wollte
man es versuchen, mit einer wässerigen Alkalilösung, die dieser Verdünnung entspricht,
einen Wasch- und Reinigungsprozeß herbeizuführen, so würden die Erfolge nur außerordentlich
geringe sein. Zu- der chemischen Wirkung, dem Benetzungs- und Lösungsvermögen muß
vielmehr auch noch der mechanische Effekt hinzutreten.
Dieser letztere
wird wesentlich durch die Art der Schaumbildung bedingt. Je ausgiebiger, dichter,
feiner und andauernder der Schaum ist, desto größer ist seine mechanische Wirkung.
Die letztere beruht auf dm Vermögen der Seifenschaumbläschen, Schmutzteilchen festzuhalten
und bei dem Waschprozeß von dem zu reinigenden Körper abzulösen, so daß sie beim
Nachspülen mit Wasser forttransportiert werden. Die feinen Kügelchen wirken demnach
einmal in der Weise, daß sie ähnlich wie ein mit Klebstoff versehener Körper ein
Anhaften der Schmutzteilchen hervorrufen, und zweitens, daß sie die angesammelten
und festgehaltenen Schmutzteilchen bei der Nachspülung fortschaffen.
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Die Spiritusseifen besitzen von vornherein gegenüber den gewöhnlichen,
also . alkoholfreien Seifen, den besonderen Vorzug, daß ihnen eine größere Lösungskraft
für fette oder ölige, harzige, farbige geruchbildend e usw. Bestandteile u. dgl.
zukommt. Infolge ihrer stärkeren Benetzungskraft dringeü sie auch tiefer in den
zu reinigenden Gegenstand, also bei der menschlichen Haut in die Poren, bei Geweben,
wie Wäsche o. dgl. zwischen die Faserstränge. Sie holen demnach den Schmutz aus
der Tiefe heraus und setzen ihn bei der Schaumbildung zur Abbeförderung gleichsam
auf Rollen. In dieser Weise ergibt sich eine Reinigung, wie sie mit den gebräuchlichen
Seifen nicht erzielt werden kann. Wäscht man sich beispielsweise die Hände sorgfältig
mit gewöhnlicher Seife, trocknet sie alsdann ab und wäscht die scheinbar gereinigten
Hände nochmals mit Spiritusseife, so nimmt man wahr, daß das abgespülte Waschwasser
noch große Mengen von Schmutz enthält und daß sie alsdann erheblich sauberer aussehen
als nach einem bloßen, selbst mehrmals wiederholten Waschen mit der gebräuchlichen
Seife.
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Die Erfindung erstrebt nun die Herstellung einer Spiritusseife, die
den oben angegebenen Erfordernissen möglichst vollkommen entspricht. Nach den bisherigen
Versuchen schien die Kokosnatronseife am besten den angegebenen Zweck zu erfüllen
und enthielten die bisher hergestellten Spiritusseifen auschließlich reine Kokosnatronseife.
Bekanntlich enthält die Kokosnatronseife wesentlich laurinsaures Natron neben geringen
Mengen anderer fettsaurer Alkalien. Es wurden nun systematisch Versuche mit reinen
fettsauren Alkalien in den verschiedensten Zusammensetzungen gemacht, wobei sich
überraschende und nicht vorauszusehende Resultate ergaben, auf deren Erkenntnis
die vorliegende Erfindung aufgebaut ist. Es ist bekannt, daß das Gebildungsvermögen
mit zunehmender Länge der Kohlenstoffketbe im Molekel der fettsauren Salze entsprechend
zunimmt. Unter den in der Industrie leicht zugänglichen Seifen ist das stearinsaure
Natron diejenige Seifenart, die in den geringsten Mengen die größten Mengen Spiritus
zu binden und in die härteste Form zu bringen vermag. Von dieser Eigenschaft der
Stearinseife wird deshalb auch beispielsweise bei der Herstellung von Hartspiritus
Gebrauch gemacht. Eine unter ausschließlicher oder vorzugsweiser Verwendung von
stearinsaurem Natron hergestellte Spiritusseife besitzt jedoch eine sehr geringe
Schaumkraft sowie Wasch- und Reinigungswirkung, so daß sie für Waschzwecke vollkommen
unbrauchbar ist. Dagegen hat es sich überraschenderweise gezeigt, däß gewisse Zusätze
von Stearinseife zur Kokosseife bei der Herstellung von Spiritusseife zwar, wie
vorauszusehen war, ihre Festigkeit und Härte erhöhen, jedoch, was als überraschend
bezeichnet werden muß, ihre Waschkraft nicht nur nicht herabsetzen, sondern Viskos
sität,- Oberflächenspannung und Kolloidgehalt derart beeinflussen, däß Schaumstärke
sowie -dichtigkeit und -haltbarkeit der Schaumbläschen erheblich vermehrt und zugleich
die Wasch- und Reinigungskraft bedeutend gesteigert werden.
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Es ist weiterhin gefunden worden, daß reines, oleinsaures Natron,
welches selbst in hohen Prozentsätzen und unter möglichstem Ausschluß von Wasser
nur weiche Spiritusseifen von nicht erheblicher Waschkraft bildet, ähnlich wie Stearinseife
wirkt, wenn es in geringen Mengen der Kokosnatronseife beigemischt wird. Geringe
Zusätze von oleinsaurem Natron verstärken die Lösungskraft der gesamten Seife für
Fett- und Schmutzteilchen und erhöhen ihre Waschkraft, ohne die Konsistenz und den
Schmelzpunkt wesentlich herabzusetzen.
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Es scheint, daß die Löslichkeit der Molekeln mit langer Kohlenstoffketfie
und damit der Kolloidgehalt und die Viskosität durch diese Beimengungen wesentlich
verstärkt werden.
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Die überraschenden Ergebnisse der angegebenen, durch lange Zeit systematisch
durchgeführten Versuche haben zu der vorliegenden Erfindung geführt, nach welcher
diejenige Spiritusseife die beste Wasch- und Reinigungskraft besitzt, welche neben
Natronlaurat gewisse Mengen von Natronstearat und geringe Zusätze von Natronoleat
aufweist. Hierbei ist weiterhin gefunden worden, daß das Stearat ganz oder zum Teil
durch Palmitat und das Oleat durch Kaliseife ersetzt werten kann.
Als
beste Zusammensetzung wurde eine Spiritusseife ermittelt, welche etwa aus
25 Teilen Natriumlaurat, io Teilen Natriumstearat, 2,5 Teilen Natriumoleat
und 62,5 Teilen Alkohol zusammengesetzt ist. Eine derartige Seife wird von keiner
anderen an Härte, geringer Absaugbarkeit des Alkohols, hohem Schmelzpunkt sowie
Wasch- und ReinigUngswirkung übertroffen. Selbstverständlich werden Seifen, bei
welchen Ab-«-eichungen von dieser Zusammensetzung stattfinden, die jedoch nicht
als wesentliche zu bezeichnen sind, ähnliche Wirkungen ergeben. Es wird deshalb
auch ausdrücklich bemerkt, daß der Schutz der Erfindung nicht nur die angegebene
als bestermittelte Zusammensetzung, sondern daß er auch alle ähnlich zusammengesetzten
Seifen umfassen soll.
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Bei der Herstellung der Seife kann beispielsweise in der folgenden
Weise verfahren «-erden 25 kg einer geschnitzelten und praktisch vollkommen getrockneten
Seife von obiger Zusammensetzung werden mit 25 kg mögliehst hochprozentigem (z.
B. 96 Vol. prozentigen) Alkohols in einen für diese Zwecke geeigneten Autoklaven
eingefüllt. Nach Verschluß desselben wird die Masse etwa 15 Minuten bei einer Temperatur
von i25° C erhitzt, nach welcher Zeit eine vollkommene Lösung eingetreten ist. Man
läßt alsdann die Masse erkalten, worauf sie in eine Verreib-und Knetmaschine gebracht
und die erhaltene Creme mittels einer Abfüllmaschine in Tuben oder Glasdosen in
bekannter Weise übergeführt wird.