DE4442196A1 - Verfahren zur Zielbremsung von Zügen/Fahrzeugen auf Haltepunkte - Google Patents
Verfahren zur Zielbremsung von Zügen/Fahrzeugen auf HaltepunkteInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren nach dem Oberbe
griff des Patentanspruches 1.
Hinter den Zielpunkten von Zugstraßen wird ein sogenannter
Durchrutschweg vorgehalten. Dieser Durchrutschweg dient dazu,
eine Betriebsgefahr zu vermeiden für den Fall, daß ein Zug
nicht genau am Zielsignal zum Halten kommt, sondern - etwa
wegen unrichtiger Einschätzung des Bremsverhaltens durch den
Triebfahrzeugführer - erst eine begrenzte Meterzahl dahinter.
Die Gleiselemente des Durchrutschweges (Weichen, Kreuzungen,
Gleisabschnitte) werden dabei nach der gegenwärtigen Praxis
ebenso gesichert wie die zum eigentlichen Fahrweg gehörenden
Elemente, d. h. sie werden mit Hilfe von ihnen entsprechenden
logischen Elementen der Innenanlage des Stellwerkes in der
richtigen Lage verschlossen und festgelegt, auf Freisein
geprüft und gegen flankengefährdende und gegengerichtete
Fahrzeugbewegungen gesichert. Die Mindestlänge eines solchen
Durchrutschweges ist im wesentlichen abhängig von der Ein
fahrgeschwindigkeit, die für durchrutschende Züge/Fahrzeuge
beim Durchrutschen über einen Haltepunkt angenommen werden
muß. In Bestimmungen der Bahnverwaltungen sind bestimmte
Mindestabstände zwischen den Hauptsignalen, an denen die Züge
bedarfsweise anhalten sollen, und den im Durchrutschwegab
stand dahinterliegenden eigentlichen Gefahrenpunkten festge
legt (Signal + Draht 52 (1960) Heft 8, Seiten 133 bis 144). So
sollen Hauptsignale mindestens 100 in vor einer Spitzweiche
und 200 m vor einer Fahrwegkreuzung oder dem Schluß eines im
Bahnhof stehenden Zuges angeordnet sein.
Für die Haltepunkte an den einzelnen Hauptsignalen kann es
jeweils mehrere mögliche Durchrutschwege geben (Signal +
Draht 54 (1962) Heft 2, Seiten 17 bis 39). Diese Durchrutsch
wege können bedarfsweise ausgewählt werden. Das Ende des
ausgewählten Durchrutschweges wirkt auf die Signal- oder
Zusatzsignalsteuerung ein, um in Abhängigkeit von verschie
denlangen oder in der Gleislage unterschiedlichen Durch
rutschwegen z. B. bestimmte Begriffe an Zusatzanzeigern
steuern zu können. Die jeweiligen Zusatzsignalbegriffe werden
als Geschwindigkeitsanzeigen an einem in Fahrrichtung zurück
liegenden Signal dargestellt und verpflichten den Fahrzeug
führer zu besonderer Aufmerksamkeit bei Annäherung an den
Haltepunkt. Außerdem wird die zulässige Vorrückgeschwindig
keit der Fahrzeuge bei verkürztem Durchrutschweg herabgesetzt
und bei Annäherung an einen Haltepunkt mit verkürztem
Durchrutschweg mindestens punktförmig auf das Unterschreiten
eines vorgegebenen Wertes überwacht. Dieser Vorgang soll
mindestens 150 m vor dem Hauptsignal, jedoch mindestens 450 m
vor dem Gefahrenpunkt stattfinden. Kann der notwendige Ab
stand vom Gefahrenpunkt nicht geschaffen werden, so ist in
Signalhöhe ein zusätzlicher Geschwindigkeitsprüfabschnitt
vorzusehen, der beim Überfahren mit zu hoher Geschwindigkeit
eine Zwangsbremsung des Zuges veranlaßt.
Die Verminderung der zulässigen Vorrückgeschwindigkeit in den
vor einem verkürzten Durchrutschweg liegenden Gleisabschnit
ten in Verbindung mit einer ein- oder mehrmaligen Geschwin
digkeitsüberprüfung bei Annäherung an den Haltepunkt dient
ausschließlich der Sicherheit des Bahnverkehrs und führt
gelegentlich zu Betriebsbehinderungen, weil die Züge nur mit
verminderter Geschwindigkeit auf den Haltepunkt vorrücken
können.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, im Rahmen einer
Zugbeeinflussungsanlage ein Verfahren nach dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1 anzugeben, das es gestattet, auch bei
verkürzten Durchrutschwegen mit zunächst unverminderter
Geschwindigkeit in die vor einem Zielpunkt liegenden Gleisab
schnitte einzufahren.
Die Erfindung löst diese Aufgabe durch die kennzeichnenden
Merkmale des Patentanspruches 1. Durch die Vorgabe von Brems
kurven mit verminderter Bremsverzögerung beginnen die auf
einen Haltepunkt zulaufenden Züge früher als sonst mit dem
Bremsvorgang und nähern sich dem Haltepunkt mit niedrigerer
Geschwindigkeit als bisher. Wegen der dabei anzunehmenden
niedrigeren Vorrückgeschwindigkeit benötigt der Zug auch nur
einen kürzeren Durchrutschweg als ein mit der üblichen höhe
ren Bremsverzögerung gebremster Zug. Insgesamt ist die An
rückzeit auf ein Halt zeigendes Signal aber immer noch kürzer
als bei reduzierter Anrückgeschwindigkeit.
Vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind in den Unteransprüchen angegeben.
Die Erfindung ist nachstehend anhand eines in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert. Die
Zeichnung zeigt in
Fig. 1 ein Diagramm für einen in üblicher Weise auf einen
Haltepunkt gebremsten Zug und in
Fig. 2 einen entsprechenden mit geringerer Bremsverzögerung
gebremsten Zug.
In Fig. 1 ist in ausschnittsweiser schematischer Darstellung
eine Bahnstrecke zu sehen, die in z. B. gleichlange Gleisab
schnitte A, B, C unterteilt ist. Die Strecke wird von einem
Zug Z1 in Fahrrichtung von links nach rechts befahren. Neben
der Strecke steht ein Lichtsignal L, an dem der Zug anhalten
soll. Zu diesem Zwecke ist ihm zuvor auf beliebige Art und
Weise der am Lichtsignal L angeschaltete Haltsignalbegriff
und sein jeweiliger Abstand zum Lichtsignal mitgeteilt wor
den. Der Zug Z1 berechnet sich unter Zugrundelegung einer ihm
eigenen Bremsverzögerung b1 von z. B. 0,9 m/s² eine Brems
kurve, auf der er am Zielsignal zum Stillstand kommt. Für den
Fall, daß der Fahrzeugführer aus irgendwelchen Gründen die
von ihm eingestellte Bremswirkung überschätzt hat und den
Haltepunkt überfährt, ist hinter dem Haltepunkt ein Durch
rutschweg D1 vorgesehen, dessen Freisein von einem Stellwerk
oder einer Steuerzentrale überwacht wird. Nur wenn der
Durchrutschweg D1 frei gemeldet ist, darf der Zug Z1 überhaupt
bis zum Lichtsignal L vorrücken; andernfalls wird er bereits
an einem weiter zurückliegenden Lichtsignal auf Stillstand
gebremst.
Unter der Annahme, daß es sich bei dem Lichtsignal L um das
Einfahrsignal in einen Bahnhof handelt und daß der Gleisab
schnitt c mindestens einen Teil des Bahnhofsgleises im Be
reich eines Bahnsteigs umfaßt, kann der in Fig. 2 darge
stellt Fall eintreten, daß wegen eines dort stehenden Zuges
Z2 der für die übliche Haltbremsung zugundegelegte Durch
rutschweg D1 nicht mehr zur Verfügung steht. Gleiches würde
auch gelten, wenn es sich bei dem Gleisabschnitt C z. B. um
eine Weiche handeln würde, die in eine andere Fahrstraße
einbezogen ist; auch dann stände für den Zug Z1 nur ein
verkürzter Durchrutschweg D2 zur Verfügung. Nach der erfin
dungsgemäßen Lehre wird nun dem anrückenden Zug Z1 nicht mehr
eine verminderte Einfahrgeschwindigkeit in den Abschnitt A
bzw. in den in Fahrrichtung zurückliegenden Abschnitt signa
lisiert, sondern es wird ihm mitgeteilt, daß er mit vermin
derter Bremsverzögerung von z. B. b2 = 0,4 m/s² auf den Halte
punkt vorrücken soll. Der Zug beginnt zwar früher mit dem
Bremsvorgang als bei dem in Fig. 1 dargestellten Ausfüh
rungsbeispiel; bis zum Erreichen des Bremseinsatzpunktes kann
er jedoch wie der Zug im Ausführungsbeispiel der Fig. 1 mit
unverminderter Geschwindigkeit vorrücken. Dadurch ergibt sich
eine kürzere Vorrückzeit bis zum Haltepunkt als bei vermin
derter Einfahrgeschwindigkeit in die vorgelagerten Ab
schnitte. Wegen der langsameren Annäherung an den Haltepunkt
darf angenommen werden, daß der Zug bei etwaigen Fehlein
schätzungen des Bremsvermögens durch den Fahrzeugführer den
Haltepunkt L mit einer anzunehmenden Höchstgeschwindigkeit
passiert, die deutlich geringer ist als die bei dem Ausfüh
rungsbeispiel der Fig. 1. Aus diesem Grunde darf für den mit
verminderter Bremsverzögerung bremsenden Zug ein kürzerer
Durchrutschweg D2 angenommen werden als der in Fig. 1 be
rücksichtigte Durchrutschweg D1. Der Zug Z1 kommt daher auch
im Falle des Durchrutschens sicher vor dem Gefahrenpunkt, in
diesem Falle dem Zug Z2, zum Stillstand. Voraussetzung hier
für ist, daß der Abstand zwischen Haltepunkt L und Gefahren
punkt Z2 länger ist als der für die Bremsverzögerung b2
geltende Durchrutschweg D2 und daß dem Zug Z1 die Informatio
nen über den am Lichtsignal L angeschalteten Haltbegriff, die
Zielentfernung und die vorzugebende Bremsverzögerung recht
zeitig, d. h. vor Passieren des Bremseinsatzpunktes bekannt
sind. Dies muß durch das Steuerungssystem sichergestellt
werden. Die eigentliche Informationsübertragung erfolgt
vorzugsweise drahtlos, z. B. über Funk, über Linienleiter
oder über punktförmige Zugbeeinflussungseinrichtungen.
Das bedarfsweise Umschalten von einer Bremskurve mit der
Bremsverzögerung b1 auf eine Bremskurve mit der Bremsverzöge
rung b2 ist allein abhängig davon, daß der üblicherweise
vorhandene Durchrutschweg D1 aus irgendwelchen Gründen nicht
verfügbar ist. Dies kann daran liegen, daß das hintere Ende
des Durchrutschweges D1 wie im Beispiel der Fig. 2 besetzt
ist, daß dort z. B. Bauarbeiten stattfinden oder daß dieser
Teil des Durchrutschweges in eine andere Fahrstraße einbezo
gen ist, die diesen Durchrutschwegteil anders beansprucht als
der Durchrutschweg D1. Das Umschalten auf eine Bremskurve mit
verminderter Bremsverzögerung kann z. B. durch den Abschnit
ten B und C zugeordnete Gleisfreimeldeeinrichtungen gesche
hen, die einerseits das Besetzen oder Belegen des Gleisab
schnittes C und damit die Nichtverfügbarkeit des hinteren
Teils des Durchrutschweges D1 erkennen und andererseits die
Freimeldung des verkürzten Durchrutschweges D2. Nur wenn
diese Voraussetzungen gegeben sind, darf der Zug mit vermin
derter Bremsverzögerung auf das Haltsignal L vorrücken. Wäre
auch z. B. der Abschnitt B besetzt gemeldet, so dürfte der
Zug Z1 nicht bis zum Lichtsignal L vorrücken, sondern müßte
bereits vorher an einem anderen Haltepunkt anhalten.
Im dargestellten Ausführungsbeispiel wird der Haltepunkt, an
den sich ein Durchrutschweg anschließt, durch ein Lichtsignal
dargestellt. Für die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfah
rens spielt es keine Rolle, ob solche Lichtsignale vorhanden
sind oder nicht. Maßgeblich ist lediglich der Umstand, daß
Fahrzeuge an einem bestimmte Zielpunkt angehalten werden
sollen und daß sie rechtzeitig die entsprechenden Informatio
nen von einer Steuerstelle erhalten.
Prinzipiell ist es möglich, neben einem Durchrutschweg für
die übliche Betriebsbremsung nicht nur einen, sondern mehrere
unterschiedlich lange verkürzte Durchrutschwege vorzuhalten,
die jeweils für Bremskurven mit unterschiedlicher Bremsverzö
gerung gelten. Abhängig von der Verfügbarkeit der Gleisele
mente hat dann die Stelle, die die Steueranweisung für die
eine Strecke befahrenden Züge erarbeitet, aufgrund der jewei
ligen Streckenverfügbarkeit festzulegen, welche Bremsverzöge
rung für einen auf einen Haltepunkt vorrückenden Zug zulässig
ist und die entsprechenden Angaben an den Zug zu übermitteln.
Den jeweiligen Bremseinsatzpunkt kann sich der Zug selbst
ermitteln oder aber die Steuerstelle bestimmt diesen und
übermittelt eine entsprechende Entfernungsangabe an den Zug,
der diesen Bremseinsatzpunkt berücksichtigen soll.
Claims (5)
1. Verfahren zur Zielbremsung von eine Strecke befahrenden
Zügen/Fahrzeugen auf Haltepunkte zur Deckung von Gefahren
punkten, die in unterschiedlichen Durchrutschwegabständen auf
die Haltepunkte folgen,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Erkennen eines besetztgemeldeten Gleisabschnittes
oder eines sonst nicht verfügbaren Fahrortes innerhalb eines
üblicherweise berücksichtigten Durchrutschweges (D1) für die
Zielbremsung eines auf einen Haltepunkt (L) vorrückenden
Zuges (Z1)/Fahrzeugs eine Bremskurve mit einer Bremsverzöge
rung (b2) unterhalb der üblicherweise berücksichtigten Brems
verzögerung (b1) herangezogen wird, sofern eine am Haltepunkt
einsetzende Zwangsbremsung ein Anhalten des Zuges/Fahrzeugs
innerhalb eines verkürzten Durchrutschweges (D1) vor dem
besetztgemeldeten Abschnitt oder dem sonstwie als nicht
verfügbar gekennzeichneten Fahrort zuläßt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das vorübergehende Umschalten auf eine Bremskurve mit
verminderter Bremsverzögerung (b2) davon abhängig gemacht
ist, daß mindestens der am Haltepunkt (L) beginnende Gleisab
schnitt (B) freigemeldet und ein in Fahrrichtung folgender
Gleisabschnitt (C) besetzt gemeldet ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anweisung zum Wirksamschalten einer Bremskurve mit
verminderter Bremsverzögerung (b2) einem auf einen Haltepunkt
vorrückenden Zug/Fahrzeug vor dem Erreichen seines jeweiligen
Bremseinsatzpunktes mitgeteilt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Übermittlung der Umschaltanweisung dem Zug/Fahrzeug
auf drahtlosem Wege übermittelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zug/das Fahrzeug für den Fall, daß eine am Haltepunkt
einsetzende Zwangsbremsung voraussichtlich nicht zum Anhalten
innerhalb eines verkürzten Durchrutschweges (D1) führen würde
unter Berücksichtigung der üblicherweise angenommen Bremsver
zögerung (b1) auf einen vorher erreichbaren Haltepunkt
gebremst wird.
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