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Verfahren zur Bearbeitung von Kartoffeln bei der Stärkegewinnung.
Bekanntlich werden Kartoffeln zwecks Gewinnung der in ihnen enthaltenen Stärke in
sogenannten Sägeblattreiben zerkleinert. Auf diese Weise erhält man ein Gemenge
von nicht zerrissenen stärkeführenden Zellen, Fasern und Gewebe der zerrissenen
Zellen, freien Stärkekörnern und Fruchtwasser. Dieser Brei wird gewöhnlich auf Mahlgingen
oder Kegelmühlen weiter nachzerkleinert. Trotz. dieser Bearbeitung enthält (las
Gemenge immer noch nicht zerstörte Zellen, aus denen die Stärke nicht ausgewaschen
werden kann und daher für die Fabrikation verlorengeht. Mit den heute üblichen Nachzerkleinerungstnaschinen
kommt tnan günstigenfalls bis zu einer Pülpe mit 4.o Prozent gebundener Stärke,
berechnet auf Trockensubstanz.
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lm Hinblick auf die Tatsache, daß die in der Pülpe verbleibende Stärke
ein erheblicher Verlust für die Fabrikation ist, hat man neuerdings Versuche unternommen,
um auf schnellaufenden Schlagkreuzmühlen, sogenannten Kolloidmühlen, die Pülpe weiterzuhearbeiten.
Die Ergebnisse zeigten jedoch, daß nur bei sehr langer Dauer der Zer-Hvinerung und
unter erheblichem Kraftverbrauch eine bemerkenswerte Verbesserung der Ausbeutung
an auswaschbarer Starke erzielt «erden konnte. Es wurde ferner festgestellt, daß
bei dieser langen Mahldauer ein erheblicher Teil der Fasern selbst so weitgehend
zertrümmert wird, daß eine Trennung der Stärke von den Geweberesten in der Technik
auf Schwierigkeiten stößt. Es . kommt hinzu, daß man auf den bekannten Kolloidmühlen
nicht fortlaufend arbeiten kann, so daß diese Maschinen für die Stärkefabrikation,
bei der große Mengen verarbeitet «-erden, nicht in Frage kommen.
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Gemäß der Erfindung wird die gegebenenfalls vorzerkleinerte Kartoffel
auf schnelllaufenden Stiftscheibenmühlen, die am ganzen Umfang der Scheiben offen
sind, bearbeitet und der erhaltene Brei in an sich bekannter `'eise zwecks Gewinnung
der Stärke ausgewaschen.
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Während die bisher verwendeten Zerkleit,erungsmaschinen stets einen
Teil der Zellen unzerstört ließen, konnte durch mikroskopische Prüfung eines auf
einer schnellaufenden Stiftscheibenmühle hergestellten Breies festgestellt werden,
daß die Zellen der Kartoffel durch diese Maschine praktisch völlig zerstört werden.
Dementsprechend gelingt es, die in der Kartoffel enthaltene Stärke weitgehend auszuwaschen.
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Die Erfindung vermeidet bewußt den vorstehend angeführten Mangel der
schnellaufenden Stiftscheibenmühle, indem nach der Erfindung solche Stiftscheibenmühlen
zur Anwendung kommen sollen, die am ganzen LTmfange offen sind. Hierdurch wird eine
rasche kontinuierliche Entleerung nach Durchgang
auf dem kürzesten
Wege des Mahlgutes gewährleistet. Es sind nun in der Literatur schnellaufende Mühlen
mit einer um den ganzen Umfang offenen Entleerung bekannt und zum Schroten, Zerkleinern
oder Mischen von Stoffen der verschiedensten Arten empfohlen worden. Die Anwendung
solcher Mühlen für die Stärkegewinnung ist jedoch niemals vorgeschlagen worden,
da die bisherigen Erfahrungen mit schnellaufenden Mühlen dagegen sprachen. Die Erfindung
bricht bewußt mit dem in der Stärkeindustrie herrschenden Vorurteil gegen schnellaufende
Mühlen, und hierin sowie in der Stellung der neuen Aufgabe liegt ihre Bedeutung.
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Ein technischer Fortschritt ist bei Benutzung solcher Stiftscheibenmhlen
nur dann vorhanden, wenn bei geringem Kraftverbrauch große Mengenleistungen erzielt
«erden. Da geschlossene Zerkleinerungsmaschinen hierfür nicht in Frage kommen, so
ist rIie Verwendung einer solchen Maschine mit einer um den ganzen Umfang offenen
Entleerung in ihrer Wirkung nicht von vornherein zu erwarten gewesen.
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Der beim Arbeiten gemäß Erfindung erreichte Fortschritt wird durch
folgende Anhaben näher belegt.
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Bei einer modern eingerichteten Stärkefabrik abfallende Pülpe würde
durch eine schnellaufende Stiftscheibenmühle, die am ganzen Umfang der Scheiben
offen ist, hindurchgegeben. Das Ausgangsmaterial und das Produkt der Mahlung wurde
in üblicher Weise ,auf Trockensubstanz, Gesamtstärke und auswaschbare Stärke untersucht.
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Die Analysen ergaben: Unbehandelte Pü.lpe. Trockensubstanz - 11,8
Prozent, auswaschbare Stärke, berechnet auf 1 oo Zentner Kartoffeln -
0,28 Zentner, gebundene Stärke in der ausgewaschenen Pülpe, berechnet auf
Trockensubstanz - 49,o8 Prozent. Behandelte Pülpe. Trockensubstanz - 1 1,2, Prozent,
auswaschbare Stärke, berechnet, auf r oo Zentner Kartoffeln - 2,8o Zentner, gebundene
Stärke in der ausgewaschenen Pülpe, berechnet auf Trockensubstanz - 27,56 Prozent.
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Es wurde ferner gefunden, daß bei der Bearbeitung von wenig oder gar
nicht vorzerkleinerten Kartoffeln auf einer Stiftscheibenmühle geeigneter Größe
bei einmaligem Durchgang durch eine Maschine Feinheitsgrade erzielt werden, die
genügen, um die Kartoffel bis auf die Pülpe mit höchstens 30 Prozent gebundener
Stärke, berechnet auf Trockensubstanz, auszuwaschen. Wenn man bedenkt, daß bei der
heutigen Arbeitsweise bei Hintereinanderschaltung einer Sägeblattreibe und zweier
modernster 'Nachzerkleinerungsvorrichtungen Pülpe erzielt wird, in der noch günstigstenfalls
4.o Prozent Stärke, berechnet auf Trockensubstanz, enthalten ist, so ist mit vorliegendem
Verfahren ein Fortschritt verbunden, der aus dem Bekannten nicht ohne weiteres zu
entnehmen war.
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Das Verfahren kann auch bei der Verarbeitung der Kartoffel auf Spiritus
Anwendiing finden; indem die in der durch Zerkleinerung erhaltenen Pülpe freiliegende
Stärke in üblicher Weise mit Malzdiastase o. dgl. verzuckert wird, worauf man durch
Vergären der erhaltenen Maische Alkohol gewinnt.