-
Verfahren zur Herstellung von Papierstoff aus Halbstoffen, die erstmalig
durch Mahlen in Ganzstoff übergeführt werden Bei den bekannten Mahleinrichtungen
und -verfahren zum Zerkleinern von Papierstoff wird das mechanische Zerkleinern
vom Quellen der Fasern in der Weise räumlich und zeitlich getrennt, daß dem Stoff
während des Zerkleinerns Gelegenheit zum Quellen gegeben wird. Der Stoff wird, insbesondere
im Holländer, zwischen den Einzelstufen seiner Zerkleinerung gespeichert, wodurch
er Gelegenheit zum Quellen erhält. Da die Quellung abhängig von der Zeit und um
so wirksamer ist, je mehr der Stoff bearbeitet wird, so genügt zum Quellen die Speicherung
des Stoffes in den Messerzellen, in denen der Stoff zwischen den einzelnen Bearbeitungen
durch die Walze ein Mahlzeug ohne besonderen Trog durchläuft, um so mehr als das
Schlagen des Stoffes durch .die Walze die Quellung unterstützt. Es machen also Holländer
mit kleinem Umlaufraum, Kegelstoffmühle o. dgl. keine Ausnahme gegenüber den gewöhnlichen
Holländern darin, daß in ihnen bei der Herstellung von Papierstoff aus Halbstoffen,
die erstmalig durch Mahlen in Ganzstoff übergeführt werden, zwischen den Einzelstufen
Zerkleinern und Quellen räumlich und zeitlich getrennt werden.
-
Ein bekanntes Beispiel für die allmählich fortschreitende Mahlung
in einem Mahlgerät ohne Umlaufraum bietet eine bekannte Ausführung der Kegelstoffmühle
mit einer oder mehreren längs der Mahlwalzenachse verschiebbaren Einfüllstellen
außer der Einfüllstelle.am Anfang der 1Vlahlw ,alze. Der gröbere Stoff wird ,an
.dieser Einfüllstelle eingebracht, während »Stoffe feinerer Faserung, um nicht mehr,
;als unbedingt notwendig, gemahlen zu werden, durch die entsprechend einstellbaren
Einfüllstellen, also später, und zwar an der Stelle, wo sie auf Stoff gleicher Feinheit
treffen, eingelassen werden. Aus der so in Stufen fortschreitenden Zerkleinerung
der Fasern mit dazwischenliegender Quellung ergibt sich, daß bei gleichem Fassungsvermögen
der Zellen der Fortschritt des Mahlgrades der Zeit entspricht, während welcher der
Stoff in der Kegelstoffmühle oder ähnlichen Mahlgeräten verbleiben muß, bis er die
gewünschte Endzerkleinerung erhalten hat. Je rascher also der Stoff das Mahlgerät
durchläuft, um so weniger ändert er @ seinen Mahlgrad.
-
Im Gegensatz zu den bekannten Geräten und Verfahren zur Herstellung
von Papierstoff aus Halbstoffen, die erstmalig durch Mahlen in Ganzstoff übergeführt
werden, bezweckt vorliegende Erfindung, den Stoff erst vollständig zu Ganzstoff
in einem Raffineur oder in einem ähnlichen, den Stoff in einem einzigen Durchgang
vollständig zerkleinernden
Mahlgerät zu zerkleinern und dann zeitlich
und räumlich von diesem Zerkleinerungsvorgang getrennt zum Quellen zu speichern.
-
Der Stoff wird also ohne Rücksicht auf Quellung zerkleinert, denn
die Mahlstelle eines Raffineurs o. dgl. bietet dem Stoff keinerlei Raum und Zeit
zum Quellen wälirend des Durchganges durch die Mahlstelle.
-
Sind zur Erreichung der gewünschten Zerkleinerung mehrere R.affineure
oder ähnliche Mahlgeräte erforderlich, so werden sie so dicht hintereinandergeschaltet,
daß bei dem fortlaufenden Durchfließen des Stoffes durch die Mahlgeräte keine Zeit
zum Aufquellen bleibt. Durch diese Ausführungsart der Mahlanlage wird ebenfalls
die mechanische Zerkleinerung von der Quellung getrennt. Die gegenüber der Zerkleinerung
im Holländer und diesen gleichartig arbeitenden Mahlgeräten sehr geringe Anzahl
Zerkleinerungsstufen, welche je durch einen Raffineur gebildet werden, behält der
Stoff bis zur letzten Mahlstelle immer noch eine Größe, welche nach den bekannten
Ausführungen besondere Rinnen oder Behälter zum wirksamen Quellen erfordert. Demgegenüber
nimmt die Hintereinanderschaltung im Sinne der Erfindung einen Gesamtdurchflußweg
in Anspruch, der durch die Ermöglichung des Durchflusses, die Größe und Bedienung
der hintereinandergeschalteten @ Raffineure bedingt ist.
-
Die Bearbeitung von Halbstoffen, insbesondere von Strohzellstoff im
Raffineur ist bekannt. Der Strohzellstoff wird zur Schonung seiner Fasern nicht
im Holländer gemahlen. Vor oder nach dem Bleichen wird er durch einen Raffineur
geschickt, in dem aber lediglich die Faserbündel zerkleinert, d. h. aufgelöst werden
sollen. Denn die feinen dünnen Fasern sollen geschont werden. Eine Mahlung, d. h.
eine Zerkleinerung des gesamten Stoffes, eine Voraussetzung der Erfindung, ist somit
nicht beabsichtigt und sogar schädlich. Ein solches Verfahren ist ,aus der Holzschleiferei
bekannt und wird Raffinieren genannt, im Gegensatz zum Mali-. len. Eine mitunter
übliche Zugabe des Strohstoffes in den Ganzzeugholländer soll nur dazu dienen, ihn
mit ,anderen Stoffen zu mischen. Die Zeitdauer des Stoffdurchgangs durch die Mahlstelle
des Raffineurs ist kürzer als bei allen bekannten Mahlgeräten. Dies ergibt sich
daraus, daß die Mahlstelle nur sehr geringe Stoffmengen aufnehmen kann. Die Mahlleistung
des Raffineurs ist groß, was einen geringen Abstand der Mahlflächen und deshalb
einen schnellen Durchgang des Stoffes durch die Mahlstelle voraussetzt. Die Halbstoffasern
setzen ihrer Zerkleinerung einen verschiedenartigen Widerstand entgegen. Um diesen
zweckentsprechend zu überwinden, wird die Stoffbearbeitung durch Änderung der Größe
und der Beschaffenheit der Mahlflächen, der Stoffdichte, des Drukkes und der Umlaufgeschwindigkeit
nach Be-' 'darf beeinflußt.
-
Ein Mahlen von Stoff im Raffineur widerspricht der bisher allgemein
gültigen Ansicht über den Wert der Quellung für das Mahlen von Ganzstoffen. Diese
Ansicht geht dahin, daß der Stoff nur dann .als gut und richtig gemahlen angesehen
werden kann, wenn ihm zwischen den Durchgängen durch die Mahlstelle Gelegenheit
zum Quellen geboten wird.
-
Der i:m Sinne der Erfindung zerkleinerte Stoff wird in üblicher Weise
der Papiermaschine zugeleitet.
-
Die Trennung des Zerkleinerns und Quellens in der Weise, daß der Stoff
erst vollständig zu Ganzstoff zerkleinert und dann zeitlich und räumlich von diesem
Zerkleinerungsvorgang getrennt zum Quellen Gelegenheit hat, ist von großem wirtschaftlichen
Vorteil. Allein für die eigentliche Zerkleinerung ist Arbeit aufzuwenden. Die Quellbehälter
können klein gehalten werden, da bekanntlich die kleinsten Stoffteilchen die geringste
Zeit zum Quellen benötigen. Dadurch wird die Zeitspanne von der Aufgabe des Stoffes
in die Mahleinrichtung bis zum Auflauf auf die Papiermaschine erheblich kürzer und
die Umstellung der Mahlweise zur Änderung der Eigenschaften des fertigen Papiers
rascher und mit geringeren Verlusten ermöglicht als bei den bisherigen Mahlverfahren.