DE4400615C1 - Radsatzführung mit virtueller Radsatz-Schwenkachse - Google Patents
Radsatzführung mit virtueller Radsatz-SchwenkachseInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Radsatzführung mit virtuel
ler, vertikaler Radsatz-Schwenkachse mit den Merkmalen des Oberbegriffs des
Patentanspruchs 1, die aus EP 0 143 540 B1 bekannt sind.
Dort
ist ein Antriebs-Drehgestell eines Schienenfahrzeugs offenbart,
dessen Rahmen sich auf die beiden Radsätze über vertikal annä
hernd starre, jedoch seitlich (in Fahrwegebene) schubelastische
Scherblöcke abstützt.
Die innengelagerten Radsätze sind durch je eine Lenkerstange
zwangsgeführt, die eine Verbindung der Radsatzlager zum Wagen
kasten des Schienenfahrzeugs herstellt.
Die Scherblöcke sind als rechteckige Gummi-Metall-Kissen ausge
führt und auf beiden Seiten jedes Radsatzes jeweils zu viert so
angeordnet, daß ihre verlängert gedachten Längsachsen in einer
vertikal in dem Raum zwischen den Seitenwangen des Drehgestells
und den beiden Radsätzen deutlich außerhalb der Längsmittelachse
verlaufenden Drehachse konvergieren. Diese Drehachse liegt im
Bereich einer elastischen Kupplung, mit der Drehmomente von ei
nem Antriebsmotor auf das Radsatzgetriebe übertragen werden.
Dadurch ist in Fahrtrichtung eine hohe Federsteifigkeit (=quasi
starre Radsatz-Längsführung) und in Quer- bzw. in bezüglich der
virtuellen Drehachse tangentialer Richtung eine relativ geringe
Federsteifigkeit installiert.
Bei seitlichem Schub aus Flieh- und Spurführungskräften, d. h.
bei Bogenlauf des Drehgestells bzw. dessen Schwenkbewegung unter
dem Wagenkasten, können sich die Radsätze, gesteuert durch ihre
Lenker, durch Schwenken um die außermittige virtuelle Drehachse
radial im Gleis einstellen.
Das exakte Ausrichten der zahlreichen Scherblöcke ist bei der
Herstellung dieser Radsatzführung sehr aufwendig, zumal die vir
tuelle Schwenkachse nicht in der Radsatzmittelebene liegt. Auch
erhöhen die Lenker das Eigengewicht und die Komplexität des
Drehgestellrahmens.
Es ist auch bekannt (DE 24 04 768 A1), daß Gummiring-Rollfedern
mit einer bestimmten, vorzugsweise elliptischen Formgebung in
einer horizontalen Ebene mit richtungsabhängig unterschiedlichen
Federsteifigkeiten ausgerüstet werden können. In dem dort be
schriebenen Anwendungsfall einer Radsatz-Primärfederung eines
Schienenfahrzeugs liegt die größere Elastizität der Rollfeder
genau in Fahrtrichtung, die kleinere quer dazu.
Bei einer anderen Radsatzführung (EP 0 360 782 A2) werden ring
förmige, mit einem gummielastischen Element ausgestattete Buch
sen als Primärfederelemente eingesetzt, die ebenfalls - aufgrund
von Aussparungen in den gummielastischen Elementen - richtungsab
hängig unterschiedliche Federsteifigkeiten in einer Ebene auf
weisen, damit deren Steifigkeit in Abhängigkeit von der Fahr
geschwindigkeit variabel eingestellt werden kann.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ausgehend von der ein
gangs erörterten Radsatzführung eine einfachere Lösung anzuge
ben, die ohne Lenker auskommt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merk
malen des Anspruchs 1 gelöst. Die Merkmale der Unteransprüche
geben vorteilhafte Weiterbildungen dieses Gegenstands an.
Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes geht aus der Zeichnung
und deren sich im folgenden anschließender
eingehender Beschreibung hervor.
Es zeigen in stark schematisierter Darstellung
Fig. 1 eine Prinzipskizze eines zweiachsigen Schienenfahr
zeug-Drehgestells mit über Primärfederelemente len
kerfrei selbsttätig radial einstellbaren Radsätzen,
Fig. 2 eine bevorzugte Ausführungsform für ein Primärfeder
element zur Bereitstellung einer virtuellen Drehachse
eines Schienenradsatzes und
Fig. 3 den Längsschnitt durch das Primärfederelement ent
lang Linie III-III in Fig. 2.
In einem Rahmen 1 eines Schienenfahrzeug-Fahrgestells 2 - hier
eines zweiachsigen Drehgestells - sind gemäß der in Fig. 1 ge
zeigten Draufsicht auf die Fahrwegebene zwei Radsätze 3 und 4 um
ihre Rotationsachsen 3A bzw. 4A drehbar gelagert, wobei zwischen
deren außenliegenden Lagergehäusen 5 und dem Rahmen 1 Primär
federelemente 6 angeordnet sind.
Die Radsätze 3 und 4 sind in ihrer Normalstellung (Stillstand
oder Fahrt in der Geraden) durchgezogen und in einer Lenkstel
lung (Fahrt im Bogen) gestrichelt gezeichnet. Die Rotationsach
sen 3A und 4A sind in letzterer Stellung gegeneinander ange
stellt, die Radsätze also radial in den Bogen eingeschwenkt,
wobei der eingeschlossene Winkel hier der Verdeutlichung halber
übertrieben groß gezeichnet ist. Real auftretende Schwenkwinkel
sind viel kleiner.
Rechtsseitig sind in den Rotationsachsen 3A und 4A nach links
weisende Pfeile F eingezeichnet, die auf den Rahmen 1 einwirken
de Fliehkräfte repräsentieren. Mittig auf den Radsatzwellen sind
nach rechts weisende Pfeile L eingezeichnet, welche die von der
bogenäußeren (linken) Schiene auf die Radsätze 3 und 4 bzw. de
ren Spurkränze ausgeübten Spurführungs- oder Richtkräfte
repräsentieren.
Die gestrichelt gezeichnete Lenkstellung der beiden Radsätze 3
und 4 stellt sich bei diesem Fahrgestell allein und lenkerfrei
unter der Wirkung der Kräfte F und L ein, weil die Primärfeder
elemente 6 eines Radsatzes spiegelsymmetrisch beidseits der
Längsmittelachse LM des Fahrgestells derart angeordnet und aus
geführt sind, daß sie in Fahrwegebene in zwei Richtungen unter
schiedliche, bezüglich der Fahrtrichtung und Fliehkraftrichtung
gedreht orientierte Federsteifigkeiten aufweisen, wobei sich die
Achsen der geringsten Federsteifigkeiten außerhalb der Rotati
onsachse 3A bzw. 4A der Radsätze 3 bzw. 4 in einer Längsprojek
tion des Radsatzmittelpunkts bzw. auf der Längsmittelachse LM
schneiden, wie hier durch Schnittpunkte der Achse LM und je
zweier strich-doppelpunktierter Wirkungslinien gezeigt ist.
Die Schrägwinkel dieser Wirkungslinien sind nicht repräsentativ
für eine reale Anordnung, sondern müssen natürlich an die Erfor
dernisse des realen Fahrzeugs angepaßt werden. Im Ausführungs
beispiel ist die Richtung der geringsten Federsteifigkeit gegen
über der Achse LM (Fahrtrichtung) um etwa 45° verdreht, und auch
beim realen Fahrzeug wird er in einem Bereich zwischen 30°und
60° einzustellen sein.
Unter der Einwirkung der genannten Kräfte F und L - ausgehend von
der Anordnung in der Zeichnung - tendiert das rechte Lagergehäuse
5 des Radsatzes 3 in einer Ausweichbewegung auf der Wirkungsli
nie der geringsten Federsteifigkeit nach schräg rechts unten,
während das linke Lagergehäuse desselben Radsatzes entlang der
korrespondierenden Wirkungslinie nach schräg rechts oben
tendiert.
Da die entsprechenden Wirkungslinien am Radsatz 4 umgekehrt ver
dreht sind, schwenkt dessen Rotationsachse bei gleicher Richtung
der einwirkenden Kräfte gegenläufig, d. h., sein rechtes Lagerge
häuse 5 tendiert nach schräg rechts oben und sein linkes Lager
gehäuse 5 tendiert nach schräg rechts unten.
Ersichtlich stellt sich jeder Radsatz in der Fahrwegebene um
eine vertikale virtuelle Drehachse V ein, die im Idealfall die
Rotationsachse 3A bzw. 4A des Radsatzes im Radsatzmittelpunkt
schneidet, zumindest aber die Radsatzwelle durchlaufen sollte.
Erreicht wird dies bevorzugt durch eine besondere Ausführung der
in Fig. 1 nur angedeuteten Primärfederelemente als Mehrschicht-
Gummi-Metall-Elemente gemäß der Schnittansicht in Fig. 2. Der
Schnitt durch das Primärfederelement 6 liegt wiederum parallel
zur Fahrwegebene, wie durch Koordinatenpfeile x (Fahrtrichtung)
und y (Spurführungs- bzw. Fliehkraftrichtung) angedeutet ist.
Von einem - vorzugsweise ovalen - Außenring 6R wird ein Elastomer
körper 6K umschlossen, der seinerseits einen länglichen zentra
len Mittelkörper (Schwert) 6M umfaßt. Die jeweils flächig
aneinanderstoßenden Bauteile sind scherfest kraftschlüssig mit
einander verbunden (z. B. vulkanisiert).
Durch einen Pfeil h wird die Wirkungslinie der größten Federhär
te des Elements 6 gezeigt, ein Pfeil w gibt die Wirkungslinie
der geringsten Federhärte an. Diese Wirkungslinien schneiden
einander hier unter einem rechten Winkel, und ihr Schnittpunkt
liegt im Grundriß vorzugsweise genau über der
Radsatzmittenachse.
Vorzugsweise sind in dem Elastomerkörper 6K in Richtung des
Pfeils w Aussparungen 6A vorgesehen. Mit deren Größe kann die
Nachgiebigkeit des Elastomerkörpers 6K gegenüber Verformungen in
dieser Richtung eingestellt werden. Die Größe dieser Aussparun
gen wird je nach Erfordernissen festgelegt; sie können sich bei
Bedarf auch bis zu dem Mittelkörper 6M hin erstrecken, so daß an
dessen Spitzen im Gegensatz zur gezeichneten Ausführung kein
Elastomermaterial mehr vorhanden und der Elastomerkörper in zwei
Teile geteilt ist.
Aus dem Längsschnitt in Fig. 3 wird deutlich, daß das Primär
federelement auch in vertikaler Richtung (Pfeil z) belastbar und
nachgiebig ist. Eine Gewichtskraft G wirkt nach unten auf den
Mittelkörper ein, während der Außenring 6R festgehalten wird.
Natürlich könnte diese Anordnung bedarfsweise umgekehrt werden,
so daß dann der radsatzfeste Mittelkörper von unten nach oben in
den Elastomerkörper eingeführt wird und der Außenring am Rahmen
befestigt wird.
In jedem Fall hat der Elastomerkörper 6K eine hauptsächlich in
den Richtungen w und z scherfähige Verbindung zwischen dem Au
ßenring 6R und dem Mittelkörper 6M zu bilden.
Die Härte des Elastomerkörpers ist in allen Richtungen in be
kannter Weise durch die Werkstoffauswahl und seine Geometrie in
weiten Grenzen bedarfsgerecht einstellbar.
Auf die Bauart des Primärfederelements kommt es für die Erzie
lung des erfindungsgemäßen Selbstlenkeffekts aber nicht an,
vielmehr können auch andere Bauarten, z. B. Rollringfedern oder
trapezoide Mehrschichtfederelemente eingesetzt werden, so lange
die Federsteifigkeiten in der vorstehend beschriebenen Weise
ausgerichtet und aufeinander abgestimmt werden.
Abweichend von der hier dargestellten Ausführungsform mit je nur
einem Primärfederelement auf jeder Radsatzseite kann auch an
jeder Radsatzseite beidseits der Rotationsachse je ein Primär
federelement vorgesehen werden. Mittels einer Traverse stützen
sich diese in an sich bekannter Weise paarweise an der Radsatz
lagerung ab. Bei einer niedrigeren Bauweise im Bereich der Rad
satzlagerung werden damit auch die Vertikallasten der einzelnen
Primärfederelemente halbiert.
Claims (9)
1. Radsatzführung mit virtueller vertikaler Radsatz-Schwenkachse,
die zwischen den Lagergehäusen eines Radsatzes und einem Fahrgestell, insbesondere
einem Drehgestell-Rahmen, eines Schienenfahrzeugs angeordnete
elastische Elemente umfaßt, welche in Fahrwegebene unterschiedliche
Federsteifigkeit aufweisen, um eine radiale Einstellung
jedes Radsatzes gegenüber dem Fahrgestell zu erlauben,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf jeder Seite des Radsatzes (3 bzw. 4) mindestens ein Primärfederelement (6) mit in Fahrwegebene unterschiedlichen Federsteifigkeiten
(h bzw. w) derart angeordnet ist, daß die verlängert
gedachten Wirkungslinien der in Fahrwegebene kleinsten Federsteifigkeiten (w)
beider Primärfederelemente (6) sich außerhalb der Rotationsachse
(3A bzw. 4A) des Radsatzes (3 bzw. 4) annähernd in der Längsmittelachse
(LM) des Fahrgestells (2) schneiden,
so daß die Rotationsachse (3A bzw. 4A) gegenüber dem Fahrgestell (2)
bei einer von diesem auf den Radsatz (3 bzw. 4) quer zu dessen Ab
rollrichtung wirkenden Krafteinleitung in einer Ausweichbewegung
selbsttätig um die annähernd in der Radsatzmitte liegende vir
tuelle Schwenkachse (V) frei schwenkbar ist.
2. Radsatzführung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß je ein Primärfederelement (6) an den Lagergehäusen (5) einer
außenliegenden Radsatzlagerung angeordnet ist.
3. Radsatzführung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wirkungslinien der geringsten Federsteifigkeiten (w) mit
der Längsmittelachse (LM) des Fahrgestells (2) einen Winkel im
Bereich zwischen 30° und 60° einschließen.
4. Radsatzführung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Primärfederelement (6) als Elastomer-Mehrschichtfeder
ausgeführt ist.
5. Radsatzführung nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Primärfederelement (6) einen ovalen Grundriß aufweist,
wobei die längere Hauptachse in der Richtung der geringsten Fe
dersteifigkeit ausgerichtet ist.
6. Radsatzführung nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Primärfederelement (6) einen ovalen Außenring (6R), ei
nen Mittelkörper (6M) sowie einen zwischen dem Außenring und dem
Mittelkörper angeordneten und kraftschlüssig mit diesen verbun
denen Elastomerkörper (6K) umfaßt, wobei der Elastomerkörper mit
Ausnehmungen (6A) zur Herabsetzung seines Verformungswiderstan
des in der Richtung der geringsten Federsteifigkeit versehen
ist.
7. Radsatzführung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich die Ausnehmungen (6A) zwischen dem Außenring (6R) und dem
Mittelkörper (6M) erstrecken und den Elastomerkörper (6K) in zwei
Teile teilen.
8. Radsatzführung nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mittelkörper (6M) einen flachen, gerundeten Schwert-
Querschnitt hat.
9. Radsatzführung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß an jeder Radsatzseite je ein Primärfederelement (6) beidseits der Rotationsachse (3A bzw. 4A) angeordnet ist,
daß sich die beiden Primärfederelemente auf einer gemeinsamen Traverse gegenüber dem Radsatzgehäuse (5) abstützen, wobei die Wir kungslinien der geringsten Federsteifigkeiten beider Primärfeder elemente sich zumindest annähernd in der Längsmittelachse (LM) des Fahrgestells (2) schneiden.
daß an jeder Radsatzseite je ein Primärfederelement (6) beidseits der Rotationsachse (3A bzw. 4A) angeordnet ist,
daß sich die beiden Primärfederelemente auf einer gemeinsamen Traverse gegenüber dem Radsatzgehäuse (5) abstützen, wobei die Wir kungslinien der geringsten Federsteifigkeiten beider Primärfeder elemente sich zumindest annähernd in der Längsmittelachse (LM) des Fahrgestells (2) schneiden.
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