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Flüssigkeitsstandsanzeiger. Die üblichen Formen der Wasserstandsanzeiger
sind für Flüssigkeiten, die giftige oder schädlich: Dämpfe entsenden, besonders,
wenn sie obendrein noch eine hohe Dampfspannung haben, z. B. für Chlor, Chlorkohlenoxvd,
Chloräthyl, Arnmoniak, schweflige Säure u. a., wenig geeignet. Wenn sie als Schwimmer
ausgebildet sind, so muß die Skala des Schwimmers aus dem Kessel heraus in einen
Aufsatz von durchsichtigem -Material, z. B. Glas, hineinragen. Jeder kennt die Gefahren,
die damit verbunden sind, da ja der Glashut ständig unter Druck steht, seine Abdichtung
gegen den Kessel nie ganz zuverlässig ist, und da es schließlich im Falle eines
Bruches wegen der Wirkung des ausströmenden Dampfes oder Gases schwierig und gefahrvoll
ist, die schadhafte Stelle auszubessern, ohne den Kessel zu entleeren. Für solche
Zwecke könnte man dieselbe Anordnung in Betracht ziehen, die man an Dampfkesseln
findet, d. h. eine senkrechte Röhre, die mit ihrem unteren Teil an den Kessel unterhalb
des Flüssigkeitsspiegels angeschlossen ist, mit dem oberen Teil oberhalb der Flüssigkeit;
sie steht dauernd unter Druck, und das ist der erste Mangel für diese Art Messung
solcher Flüssigkeiten, wie sie oben gekennzeichnet sind. Diese Vorrichtungen sind
naturgemäß wegen der umständlichen Bauart nicht so bruchsicher und zuverlässig in
ihren Abdichtungen wie der sehr einfach gebaute Druckgaskessel selbst. Ein zweiter
Fehler wäre ein Anschluß unter dem Flüssigkeitsspiegel, denn dort auftretende Dichtungsmängel
sind im Falle der Verwendung von Chlor, Ammoniak, Chlorkohlenoxyd, Schwefeldioxyd
usw. im allgemeinen überhaupt nicht auszubessern, weil Glas austretende oder ausgespritzte
Chlor, Ammoniak, Chlorkohlenoxyd, Schwefeldioxyd usw. eine Annäherung selbst mit
Gasmasken unmöglich macht, da diese Gase bekanntlich alle Schleimhäute bis zur Unerträglichkeit
reizen.
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Es wurde nun gefunden, daß folgende Anordnung trotz ihrer Einfachheit
die genannten Mängel nicht aufweist. Bei ihr kommuniziert das Schauglas mit seinem
unteren Teil durch ein in an sich bekannter Weise von oben her in den Flüssigkeitskessel
bis zu dessen Boden geführtes und durch Hähne verschließbares Rohr mit der Flüssigkeit
des Kessels, und während der Messung ist es mit derselben Flüssigkeit gefüllt, die
auch der Kessel enthält. Es brauchen keine fremden Gase oder Flüssigkeiten herangezogen
werden, wodurch eine Verunreinigung der Kesselflüssigkeit vermieden wird. Vom oberen
Teil des Schauglases geht eine Verbindung zum oberen Anschlußstück des Tanks, die
so mit einem T- oder Y-Stück und mit Hähnen ausgestattet ist, daß der obere
Teil des Schauglases nach Belieben mit der Gasphase des Tanks oder mit der Atmosphäre
verbunden werden kann. Auf diese Weise dient einmal die Tankflüssigkeit selbst als
Indikatorflüssigkeit für das Schauglas, und der Flüssigkeitsstand kann abgelesen
werden, ohne daß man umzurechnen
braucht, und ferner steht die ganze
Anordnung nur während der Messung unter dem Dampfdruck der Tankflüssigkeit, und
kann demselben auch jederzeit entzogen werden, wenn sich Undichtigkeiten herausstellen;
und schließlich kann für die Zeiten, in denen nicht gemessen wird, die ganze Meßvorrichtung
ohne Verlust durch Zurückdrücken der darin befindlichen Flüssigkeit in den Kessel
entleert «erden, so daß man die Meßvorrichtung ohne Schwierigkeit und ohne Störung
des Kesselinhaltes abbauen kann.
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Die Abbildung zeigt schematisch eine Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes.
In den Kessel A ragt von oben her ein durch Hahn b verschließbares Rohr
B bis auf den Boden; vom Hahn b aus ist- es durch Rohr F mit dem unteren
Teil der Wasserstandsröhre G verbunden. Von dem Kopf der Wasserstandsröhre G geht
ein Rohr D zu einem "-Stück, von dein ein Arm -C mit Hahn c in die Gasphase des
Kessels ragt, während der andere Arm durch Rohr E und Hahn e mit der Atmosphäre
verbunden ist. Es kann vorteilhaft sein, am Rohr F noch ein Rohr II mit Hahn
h zwecks Entnahme der Flüssigkeit aus dem Kessel anzubringen. Auch kann man
natürlich Rohr H oder Rohr E zum Füllen des Kessels benutzen.
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Im allgemeinen sind die Hähne b und c geschlossen, so daß die Wasser
standsröhre und die damit zusammtnhängenden Dichtungen nicht unter Druck stehen.
Will man die Standhöhe der Flüssigkeit messen, so öffnet man b und e, so daß die
Flüssigkeit durch den Gasdruck in das Wasserstandsrohr G hineingedrückt wird, und
schließt e, bevor die Flüssigkeit die Röhre ganz ausgefüllt hat.
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Tun wird auch c geöffnet, wodurch sich sofort im Wasserstandsrohr
dasselbe Niveau einstellt wie im Kessel, weil in beiden Rohren derselbe Gasdruck
herrscht. Nach vollzogener Messung kann man die Flüssigkeit durch Druck von E aus
oder sonstwie aus der Wasserstandsröhre wieder in den Kessel zurückdrücken. Während
man durch 1a abzapft, kann man, wenn man c öffnet, das Ausfließen dauernd überwachen.
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Somit ist nicht allein der schon bei anderen bekannten Standanzeigern
bewährte Vorteil erreicht, daß der Kessel überhaupt keinen Anschluß unterhalb des
Flüssigkeitsspiegels zu haben braucht, wodurch die mit solchem Anschluß verbundene
Schwächung des Kessels und Gefahr des Undichtwerdens vermieden wird, sondern es
steht außerdem auch kein Glasapparat unter dauerndem Druck; denn einem Unglücksfall,
der z. B. während der Messung der Anordnung zustoßen sollte, kann sofort durch Schließen
der Hähne b und c vorgebeugt werden. Daß keinerlei Dichtung unter Druck steht, ist
ein weiterer großer Vorteil; ferner, claß die neue Anordnunz an jedem bestehenden
Kessel leicht anzubringen ist und daß sie in beliebiger Entfernung vom Kessel aufgestellt
werden kann. Man kann die Verbindung zwischen Meßeinrichtung und den Röhren B und
C so anordnen, daß erstere leicht abgebaut werden und ausgewechselt werden kann.
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Die Vorrichtung kann auch für die Beobachtung des Flüssigkeitsstandes
in Autoklaven verwendet werden, so daß man in jedem Augenblick in der Lage ist,
das Fortschreiten der Reaktion zu beachten. Das ist selbst dann möglich, wenn sich
in den Autoklaven mehrere getrennte Abteilungen mit verschiedenen Flüssigkeiten
von ungleicher Standhöhe befinden, wobei dann natürlich von oben her in jede der
Flüssigkeiten ein dem Rohr B entsprechendes Rohr eintauchen muß.