DE4316737C1 - Verfahren zur digitalen Erzeugung einer zusätzlichen Wechselspannung für die resonante Anregung von Ionen in Ionenfallen - Google Patents
Verfahren zur digitalen Erzeugung einer zusätzlichen Wechselspannung für die resonante Anregung von Ionen in IonenfallenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur massenselektiven Anregung
der sekularen Schwingungen ausgewählter Ionensorten in einer HF-Quadrupol-
Ionenfalle, auch für die gleichzeitige Anregung mehrerer Ionensorten. Die
massenselektive Anregung kann zur Eliminierung unerwünschter Ionensorten aus
der Ionenfalle, zur Erhöhung der kinetischen Energie von Ionensorten für die
Fragmentierung durch Stöße mit einem Bremsgas, oder zur Erzeugung von
Schwingungen für FT-Ionenfallen benutzt werden.
Die Frequenzbänder für die Zusatz-Wechselfelder können in bekannter Weise digital
erzeugt werden. Die gespeicherten Amplitudenwerte der Zusatz-Wechselspannung
werden dabei einem Digital-Analog-Wandler in einem Grundtakt Ω zugeführt. Dabei
entstehen aber für jede Frequenz ω innerhalb der Frequenzbänder störende Frequenz-
Seitenbänder Ω-ω, Ω+ω, 2Ω-ω, 2Ω+ω, usw. Diese Seitenbänder können in
unerwünschter Weise andere Ionen, die nicht eliminiert werden sollen, anregen und
aussondern.
Zahlreiche Anwendungen von HF-Quadrupol-Ionenfallen benötigen die resonante
Anregung der Sekularschwingung einer oder mehrerer Ionensorten, die in der Falle
gespeichert sind.
Für den Betrieb eines Hochfrequenz-Ionenfallen-Massenspektrometers nach Wolfgang
Faul und Helmut Steinwedel kann es beispielsweise vorteilhaft sein, nur Ionen mit
bestimmten, erwünschten Massen einzuspeichern, etwa, wenn nur eine bestimmte
Ionensorte untersucht werden soll. Insbesondere kann dadurch erreicht werden, daß
eine große Anzahl der erwünschten Ionen gespeichert werden kann, da die Anzahl
der insgesamt in einer Ionenfalle zu speichernden Ionen durch die Raumladungs
wirkung der Ionen beschränkt wird.
Die Untersuchung von Ionensorten einer oder weniger ausgewählter Massen in einer
Ionenfalle ist beispielsweise deswegen besonders interessant, weil es möglich ist,
durch Stoßfragmentierung Tochterionen der untersuchten Ionensorte zu erzeugen, die
Aufschluß über die Struktur dieser Ionensorte geben kann. Andererseits kann die er
höhte Empfindlichkeit dieser Methode dazu dienen, einzelne Substanzen in komple
xen Gemischen mit besonders hohem Nachweisvermögen zu messen. Durch die
Erzeugung von Tochterionen kann auch die Sicherheit für den Nachweis einer
gesuchten Substanz erhöht werden. Auch für spektroskopische Untersuchungen ist
die Speicherung einzelner Ionensorten erforderlich.
Es ist aus US 4,761,545 grundsätzlich bekannt, daß
mehrere Ionensorten gleichzeitig durch ein Frequenzgemisch angeregt und im
Grenzfall aus der Speicherzelle ausgeschieden werden können. Das Patent bezieht
sich ausdrücklich sowohl auf Ionen-Cyclotron-Resonanz-Spektrometer (ICR) wie auch
auf Quadrupol-Ionenfallen. Aus EP 0362432 A1 ist bekannt,
daß unerwünschte Ionen während der Einspeicherung in Ionenfallen dadurch
eliminiert werden können, daß ihre sekulare Schwingungsfrequenz durch dipolare
Zusatzwechselfelder so angeregt wird, daß sie durch resonante Energieaufnahme im
axialen Wechselfeld die Amplitude ihrer sekularen Schwingung vergrößern und so
das Speicherfeld verlassen. Eine quadrupolare Anregung zu diesem Zweck ist aus
US 5,134,286 ebenfalls bekannt.
Es können mit einem solchen Verfahren die Ionen einer einzelnen Masse eliminiert
werden, etwa indem an die beiden Endkappen einer Ionenfalle eine einzige Frequenz
angelegt wird, die mit der Sekularschwingung ωz des unerwünschten Ions in z-
Richtung der Ionenfalle (Richtung der Achse durch die beiden Endkappen) in
Resonanz ist. Es können aber auch die Ionen mehrerer Massen gleichzeitig eliminiert
werden, indem mehrere Frequenzen gleichzeitig angelegt werden. Im Grenzfall
können durch Frequenzgemische mit einer oder mehreren Lücken alle Ionen außer
einer oder mehrerer erwünschten Massen an der Speicherung gehindert werden, so
daß nur die Ionen der gewünschten Massen gespeichert werden. Das dazu notwen
dige Frequenzgemisch des Zusatzfeldes kann (beispielsweise wie in US 4,761,545
angegeben) berechnet oder durch Experimente bestimmt werden. In US 5,134,286
wird weißes Rauschen benutzt, in dem durch Filterung Frequenzlücken
erzeugt wurden ("notches"). Die Frequenzlücken bestimmen dann die Ionenspezies,
die in der Ionenfalle verbleiben.
Für die Einspeicherung können die Ionen in bekannter Weise sowohl intern in der
Ionenfalle selbst, wie auch extern in einer besonderen Ionenquelle erzeugt werden.
Für die interne Erzeugung leitet man die zu ionisierenden Substanzen dampfförmig
in die Ionenfalle ein. Dann kann man Elektronen durch Öffnungen in die Ionenfalle
einschießen, wo sie die Substanzmoleküle in üblicher Weise ionisieren. Man kann
aber auch andere bekannte Methoden der internen Ionisierung benutzen, wie
chemische Ionisierung (CI) durch Reaktantgas-Ionen oder Photoionisierung durch
energiereiche Quanten, beispielsweise von einem LASER. Auch verschiedene Arten
der Ionenerzeugung von Oberflächen können in der Ionenfalle ausgeführt werden.
Für die externe Ionisierung können beliebige Ionenquellen benutzt werden. Die Ionen
werden nach ihrer Erzeugung mit niedriger kinetischer Energie in die Ionenfalle
hineinfokussiert, in ihr durch ein Bremsgas abgebremst und so eingefangen.
Die Sekularfrequenzen fs beliebiger Ionen gespeicherter Massen in einer Ionenfalle
liegen im Bereich fs = 0 bis fs = F/2, wobei F die Frequenz der HF-Antriebsspannung
ist. Die Sekularfrequenz ist für eine festgelegte Betriebsart der Ionenfalle eindeutig
von der Masse der Ionen abhängig. Für die resonante Anregung der Sekularfrequen
zen dieser Ionen braucht man daher Anregungsfrequenzen ω, die von ω = 0 bis
ω = F/2 reichen. Will man diese Frequenzen digital erzeugen, so braucht man einen
Grundtakt Ω für die Erzeugung der Analogwerte, der mindestens doppelt so groß wie
fs,max ist. Damit ergibt sich, daß der Grundtakt Ω größer oder mindestens gleich F
sein muß.
Nun lassen sich die Sekularfrequenzen der Ionen aber auch durch Frequenzen
anregen, die nicht in diesem Bereich fs = 0, . . . , F/2 liegen. Aus der Lösung der
Mathieuschen Differentialgleichung ergibt sich, daß die Sekularschwingung der Ionen
auch Bestandteile mit höheren Frequenzen enthalten, die sogenannten Seitenband
frequenzen der Form (νF±fs) mit ν = 1, 2, 3, . . . , also (F - fs), (F + fs), (2F - fs), (2F + fs),
usw., wie beispielsweise aus "A sensitive method for the detection of stored ions by
resonant ejection using a wide-band signal", F. Vedel, M. Vedel und R.E.March, Int. J.
Mass Spectrom. a. Ion Proc., 108 (1991), R11-R20, bekannt ist.
Bild 1 zeigt die durch Berechnungen ermittelte Form der Sekularschwingungen der
Ionen in einer Ionenfalle für einfach geladene Ionen dreier verschiedener Massen. Die
Bilder 2 und 3 zeigen
Fourier-Analysen solcher berechneter Schwingungen für
verschiedene Massen, wobei die Seitenbandfrequenzen sichtbar werden. Aus Bild 1
(oben) sieht man, daß es sich bei der Sekularschwingung um Sinusschwingungen der
Sekularfrequenz fs handelt, der eine weitere Sinusschwingung der Antriebsfrequenz F
überlagert ist. Diese multiplikative Überlagerung der Form sin(fs)*sin(F) führt über
die bekannte trigonometrische Umwandlung sin(fs)*sin(F) = ½(cos(F-fs) - cos(F+fs))
bereits auch anschaulich zu den oben angegebenen Seitenbändern.
Bild 4 zeigt, wiederum durch Computersimulationen, die anhand differentieller
Berechnungen durchgeführt werden, wie sich die Ionen in der Ionenfalle auch über
ein Dipol-Wechselfeld mit der Frequenz der Seitenbänder anregen lassen. Die
Anregung wird zwar für die höheren Seitenbänder immer schwächer, ist aber
deutlich vorhanden. In Bild 5 wird die schwächere Anregung für die höheren
Seitenbänder durch größere Spannungen der dipolar angelegten Zusatzfrequenz
ausgeglichen. Man sieht hier gut die lineare Zunahme der Amplituden der sekularen
Schwingung der Ionen, bis die Ionen durch Anstoßen an die Endkappen (gestrichelte
Linien) aus der Ionenfalle eliminiert werden.
Es ist somit notwendig, darauf zu achten, daß das Frequenzgemisch für die Anregung
ausgewählter Ionen keine Frequenzkomponenten enthält, die über eine Anregung der
Seitenbänder die nicht ausgewählten Ionen beeinflußt.
Moderne Ionenfallen werden weitgehend digital gesteuert. So wird beispielsweise die
Frequenz der Antriebsspannung von einem Quarzoszillator her durch Logikschaltun
gen digital erzeugt. Auch die Amplitude dieser Antriebsspannung wird digital
gesteuert. So liegt es nahe, auch das Frequenzgemisch für die Wechselspannung des
Zusatzfeldes für die Ionenanregung digital zu erzeugen.
Es ist nun für den in der massenspektroskopischen Entwicklung arbeitenden
Chemiker überraschend, daß auch digital erzeugte Frequenzgemische Seitenbänder
enthalten. Diese wirken sich in vielen Anwendungen (beispielsweise in der CD-
Audiotechnik) negativ aus und müssen durch besondere Maßnahmen ausgefiltert
werden. Da die Herstellung scharf abschneidender Filter sehr schwierig ist, sind dazu
andere Techniken (insbesondere das "Oversampling") entwickelt worden, die die
Seitenbänder in möglichst hohe Frequenzbereiche legen, die sich dann mit üblichen
Filtern beseitigen lassen.
Die digitale Erzeugung eines Frequenzgemisches für die Anregung von Ionen in
massenspektrometrischen Speicherzellen (ohne Erwähnung der Seitenbänder) ist an
sich aus dem oben angeführten Patent USA 4,761,545 bekannt. Das gewünschte
Frequenzgemisch kann durch Addition äquidistanter Amplitudenwerte der
gewünschten überlagerten Frequenzen mit geeigneten Überlagerungsphasen oder
durch Fouriertransformation aus gewünschten Frequenzbändern berechnet werden.
Die Phasen müssen in bekannter Weise so gewählt werden, daß es unmöglich ist, daß
sich zu einem beliebigen Zeitpunkt alle Frequenzen mit ihren Maximalamplituden
überlagern. Das kann man durch eine nichtlineare Phasenverschiebung der
äquidistant aufeinanderfolgenden Frequenzen mit geeigneter Wichtung der einzelnen
Frequenzen erreichen. Die digital gespeicherten Amplitudenwerte werden dann in
einem feststehenden Grundtakt einem geeigneten Digital-Analog-Wandler zugeführt,
der die Spannungswerte des Frequenzgemisches erzeugt.
Diese digitale Erzeugung von Frequenzgemischen erzeugt aber nicht nur das
gewünschte Gemisch der Frequenzen, sondern auch die oben bereits erwähnten
Seitenbänder. Zu jeder erzeugten Frequenz ω werden höhere Seitenbandfrequenzen
(Ω-ω), (Ω + ω), (2Ω-ω), (2Ω + ω) usw. erzeugt, wobei Ω die Frequenz des Grund
taktes ist. Wie aus der digitalen Audiotechnik (CD = Compact Disks, DAT = Digital
Audio Tapes) her bekannt, erfordern die störenden Seitenbänder eine aufwendige
Technik zu ihrer Beseitigung, die in einer Vervielfachung der Grundfrequenz
(Oversampling) und einer Ausfilterung der dann bei höheren Frequenzen liegenden
Seitenbänder liegt. Für die Frequenzerzeugung im Bereich von 0 bis 22 kHz wäre ein
Grundtakt von nur 44 kHz für die Ausgabe der digitalen Werte an den DAC (Digital-
Analog-Wandler) erforderlich, wenn die Seitenbänder nicht störten. Die durch die
Seitenbänder verzerrten Grundfrequenzen klingen aber nicht gut. Man legt daher den
Grundtakt auf sehr viel höhere Frequenzen, etwa beim 8fachen Oversampling auf
8*44 = 372 kHz, wodurch die ersten Seitenbänder im Bereich von 350 bis 372 kHz, die
weiteren im Bereich oberhalb von 372 kHz auftreten. Diese lassen sich für die meisten
Anwendungen zufriedenstellend gut durch normale Tiefpaßfilter beseitigen. Höher
wertige Audio-Geräte arbeiten in noch viel höheren Frequenzbereichen.
Bei Ionenfallen-Massenspektrometern liegt man bei sehr viel höheren Frequenzen als
in der Audio-Technik. Bei einer Antriebsfrequenz von einem Megahertz für die
Ionenfalle liegen die Sekularfrequenzen im Bereich von 0 bis 500 kHz. Ein achtfaches
Oversampling würde bereits zu einer Ausgaberate von 8 MHz führen. Die
Einschwingrate des zugehörigen DAC müßte unter 125 Nanosekunden liegen. Diese
Wandler sind teuer, außerdem ist ihre Dynamik beschränkt. Digital-Analog-Wandler
mit entsprechender Schnelligkeit und dem erforderlichen dynamischen Bereich von
mindestens 16 bit sind nur für Spezialanwendungen zu extremen Preisen auf dem
Markt. - Ein erstes kommerziell erhältliches Zusatzgerät für Ionenfallen, das die
digitale Erzeugung von Frequenzgemischen zu obigem Zweck anbietet, arbeitet mit
10 MHz Grundtakt und einer Ausgabedynamik von 12 bit, bei einer Antriebsfrequenz
der Ionenfalle von 1,13 MHz.
Für die Oversampling-Technik gibt es des weiteren zwei Anforderungen, die die
Erzeugung der Frequenzen komplizieren. Es muß entweder der Speicherbereich für
die Speicherung der berechneten Amplitudenwerte sehr groß sein, um alle auszu
gebenden Werte aufnehmen zu können, oder es muß eine zeitgleich zu den Ausgaben
arbeitende Recheneinheit geben, die eine Interpolation der Werte vornimmt. Die
Kosten dieser Recheneinheit steigen ebenfalls, wenn die Ausgabetaktrate steigt.
Es ist im übrigen bereits dem oben angeführten Patent US 4,761,545 zu entnehmen,
daß irgendwelche hohe Frequenzen aus dem Frequenzgemisch entfernt werden
müssen. Das geht insbesondere aus Fig. 2, Bauteil 39, einem "selectable low pass
filter", hervor, ohne daß dort jedoch auf Natur, Zusammensetzung oder Entstehung
der Seitenbandfrequenzen aus der Digitalerzeugung eingegangen wird. Es wird in
der Beschreibung des Filters 39 lediglich vermerkt, daß mit diesem Filter Obertöne
(harmonics) oder Rauschfrequenzen (noise) oberhalb des interessierenden Frequenz
bereiches ausgefiltert werden. Dieses Filter wird durch die gegenwärtige Erfindung
überflüssig.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zu finden, bei dem die Seitenbänder,
die bei der digitalen Erzeugung eines Frequenzgemisches entstehen, in ihrer Wirkung
auf die erwünschten Ionen unwirksam gemacht werden, ohne eine verteuernde
Oversampling-Technik mit entsprechender Filterung anwenden zu müssen.
Die Erfindung besteht darin, die Seitenbänder so auszubilden, daß auch sie nur die
ausgewählten Ionen anregen. Das geschieht dadurch, daß der Grundtakt für die
digitale Erzeugung der Frequenzbänder für die Zusatz-Wechselspannung mit der
Frequenz der Antriebsspannung der Ionenfalle - oder einem Vielfachen davon -
identisch gemacht wird und an diese phasenstarr angekoppelt wird.
Die mathematischen Gleichungen für die Seitenbänder der Sekularfrequenzen der
Ionen in einer Ionenfalle und für die Seitenbänder der digitalen Erzeugung von
elektrischen Wechselspannungen sind sowohl für den massenspektrometrischen
Fachmann wie auch für den elektronischen Fachmann überraschend ähnlich. Bei
näherer Analyse zeigt sich als Grund ein sehr ähnliches Grundprinzip für die Ent
stehung der beiden Arten von Seitenbändern.
Es ist nun der Grundgedanke der Erfindung, die Grundfrequenz Ω für die digitale
Erzeugung der Zusatzwechselspannung zur Eliminierung der unerwünschten Ionen
genau gleich der Frequenz F für die Antriebsspannung der Ionenfalle zu machen.
Dann werden nämlich über die digital erzeugten Seitenbänder (Ω - ω) = (F - fs),
(Ω + ω) = (F + fs) usw. der Wechselspannung gerade nur die unerwünschten Ionen,
die schon durch die Anregungsfrequenz ω = fs zum Ausscheiden angeregt werden,
beeinflußt. Es wird also hier ausgenutzt, daß die Gleichungen für die Seitenband-
Frequenzen der Sekularfrequenz in einer Ionenfalle nach Paul genau die gleiche
mathematische Form haben wie die Gleichungen der Seitenbänder bei der getakteten
Frequenzerzeugung aus digitalen Amplitudenwerten.
Gleiches gilt, wenn die Grundfrequenz Ω gleich einem ganzzahligen Vielfachen der
Antriebsfrequenz F ist: Ω = νF, ν ganzzahlig.
Bild 6 zeigt die Form der digital erzeugten elektrischen Wechselspannung für zwei
DACs mit verschieden schnellem Einschwingverhalten. Die Bilder wurden wieder
durch mathematische Simulation erhalten. Es wurden gleichzeitig jeweils zwei
verschiedene Frequenzen erzeugt, 450 und 250 kHz. Der Ausgabetakt beträgt 1 MHz.
Unter den Diagrammen der Wechselspannungen sind die Ergebnisse von Fourier-
Frequenzanalysen wiedergegeben. Man sieht, daß die Seitenbänder in ihrer Frequenz
unabhängig vom Einschwingverhalten der DACs sind. Nur die Stärke der Seiten
bandfrequenzen hängt vom Einschwingverhalten ab. Ähnliches gilt auch für
zusätzliche Filter.
Die Ähnlichkeit der Seitenbanderzeugung liegt darin, daß in beiden Fällen den
erzeugten Schwingungen (elektrische Wechselspannung einerseits, sekulare
Schwingung der Ionen andererseits) die Grundfrequenz (Einschwingvorgänge im
Takt der digitalen Frequenzerzeugung einerseits, Antriebsfrequenz der Ionenfalle
andererseits) multiplikativ überlagert ist. Die multiplikative Überlagerung ist
dadurch gekennzeichnet, daß die aufgeprägten Grundschwingungen proportional der
Schwingungsamplitude sind, und daß sich die aufgeprägten Grundschwingungen in
der negativen Halbwelle gegenüber der positiven im Vorzeichen umdrehen. Über
viele Halbwellen mitteln sich damit die eingeprägten Grundschwingungen voll
kommen aus, sie sind daher in den Ergebnissen der Fourier-Analysen überhaupt nicht
zu sehen.
Bild 1 zeigt die Sekularschwingungen von Ionen innerhalb einer Ionenfalle. Es wurde
dabei nur die Bewegung in der z-Achse betrachtet. Die Schwingungen sind für drei
verschiedene Massen wiedergegeben. In der oberen Darstellung sieht man die
multiplikative Überlagerung der sinusförmigen Sekularschwingung mit der
eingeprägten Frequenz des speichernden Hochfrequenzfeldes. Die untere Darstellung
zeigt die Schwebung der Sekularschwingung ω mit ihrer eigenen Seitenbandfrequenz Ω-ω.
Bild 2 zeigt die Frequenzen der Sekularschwingung von Ionen in einer reinen
Quadrupol-Ionenfalle, wie sie sich aus einer Fourier-Analyse der berechneten
Sekularschwingung ergeben. Man sieht die Seitenbandfrequenzen Ω-ω, Ω+ω und 2Ω-ω.
Die untere Darstellung ist um einen Faktor 20 vergrößert.
Bild 3 zeigt die Fourier-Analysen der Sekularschwingungen für drei verschiedene
Massen. Man sieht die gegenläufigen Verschiebungen der Seitenbandfrequenzen.
Bild 4 zeigt die berechnete Anregung der Schwingung von Ionen über die
Seitenbandfrequenzen ihrer Sekularschwingung. Die Anregungen werden zwar zu
höheren Seitenbändern hin schwächer, sind aber niemals zu vernachlässigen.
Bild 5 zeigt nochmals die Anregung der Ionenoszillationen durch Dipolfelder, die
gerade den Frequenzen der Seitenbänder entsprechen. Die schwächere Anregung
durch höhere Seitenbänder ist hier in etwa durch eine Erhöhung der Dipolspan
nungen ausgeglichen. Man sieht die lineare Zunahme der Schwingungsamplituden
mit der Anregungszeit.
Bild 6 zeigt die Form des Spannungsverlaufes bei digitaler Frequenzerzeugung mit
1 MHz Erzeugungsrate, oben für einen DAC mit langsamer Einschwingrate, unten
mit schneller Einschwingrate. Es wurden die Frequenzen 250 kHz und 470 kHz
erzeugt. Es sind jeweils die Fourier-Analysen der erzeugten Frequenzen mit den
Seitenbandfrequenzen unter den Spannungsverläufen dargestellt. Es sind die
Seitenbänder bis zur vierfachen Erzeugungsfrequenz gezeigt. Man sieht, daß die
Frequenzen exakt gleich bleiben, nur die Intensitätsverteilungen der Frequenzen
ändern sich.
Bild 7 zeigt das Prinzip der Seitenbänder für ein quasikontinuierliches Frequenz
gemisch. Das digital erzeugte Frequenzgemisch beginnt bei einer unteren Grenz
frequenz γ und läuft bis Ω/2, mit einer schmalen Lücke bei der Frequenz ω. Das
Frequenzgemisch kann benutzt werden, um alle Ionen bis zu einer oberen Ionen
masse, die der Sekularfrequenz γ entspricht, aus einer Ionenfalle auszuwerfen. Nur
die erwünschte Ionensorte, deren Sekularfrequenz der Frequenz ω der Lücke
entspricht, bleibt in der Ionenfalle. Durch die Frequenzerzeugung bilden sich
automatisch die drei gezeigten Seitenbänder. Sie enthalten jeweils die Lücken Ω-ω,
Ω+ω und 2Ω-ω. Durch die Existenz dieser Lücken werden auch die Seitenbänder der
erwünschten Ionensorte von einer Anregung verschont.
Bild 8 zeigt das Blockschaltbild der Bestandteile einer
Apparatur zur digitalen Erzeugung des Zusatzfrequenzgemisches. Zum Betrieb eines
Ionenfallen-Massenspektrometers sind weitere Bestandteile erforderlich.
Ein bevorzugtes Verfahren sieht vor, die Frequenzen der Zusatzspannung zur
Eliminierung der unerwünschten Ionen zu berechnen, daraus die Amplitudenwerte
im Abstand des Grundtaktes zu ermitteln, und diese in einen schnellen
Digitalspeicher zu laden. Ist die Antriebsfrequenz der Ionenfalle gerade ein
Megahertz, und soll die Erzeugung und Einspeicherung etwa 32 Millisekunden
betragen, so werden 32 000 Amplitudenwerte benötigt. Bei einer Dynamik von 16 bit
ergäbe sich ein Speicherbedarf von 64 Kilobyte, für heutige Verhältnisse ein recht
kleiner und preiswerter Digitalspeicher. In einem üblichen Speicher der Größe von
einem Megabyte könnten 16 vorberechnete Frequenzgemische gespeichert werden.
Durch die geringe Größe des Speichers ist es auch vorteilhaft möglich, den
Speicherinhalt durch Berechnungen zu ändern. So ist es häufig erforderlich, aus
einem Speicher mit lückenlosem Rauschen sehr schnell eine einzelne der vielen
überlagerten Frequenzen durch Subtraktion herauszurechnen. Benutzt man einen 16-
bit-Mikroprozessor, der einen Sinuswert in etwa einer Mikrosekunde berechnen kann,
so dauert die gesamte Rechenoperation nur etwa 40 Millisekunden.
Für das Anregen der Ionen mit solchen Frequenzen, die gerade einen Bruchteil fs =
F/n (n ganz) der Frequenz F der Antriebsspannung ausmachen, hat sich die Phase der
Anregungsfrequenz zur Antriebsfrequenz experimentell als außerordentlich wichtig
herausgestellt. Es wird daher als eine weitere Ausführungsform vorgeschlagen, die
Grundfrequenz Ω mit der Antriebsfrequenz F ebenfalls phasenstarr zu koppeln,
wobei die gegenseitige Phasenlage einstellbar ist.
Die Amplitudenwerte werden für eine Ionenfalle mit einer Hochfrequenz von 1 MHz
in einem Takt von genau diesem einen Megahertz ausgelesen und einem Digital-zu-
Analog-Konverter (DAC) zugeführt. Das Laden des DAC würde in einer festen
Phasenbeziehung zu der Antriebsfrequenz stehen. Antriebsfrequenz und Grundtakt
werden dabei günstig von einem einzigen (Quarz)-Oszillator abgeleitet, eine Logik
schaltung kann für die (verschiebliche) Phaseneinstellung sorgen.
Die erzeugte Zusatzspannung wird mit entgegengesetzter Phasenlage den beiden
Endkappen der Ionenfalle zugeführt, wenn die Anregung dipolar erfolgen soll. Wird
eine quadrupolare Anregung gewünscht, so kann die Zusatzspannung den beiden
Endkappen gleichphasig oder der Ringelektrode zugeführt werden. Auch
Mischungen aus dipolarer und quadrupolarer Anregung sind möglich und für
bestimmte Anwendungsfälle vorteilhaft. Diese liegen vor, wenn die im Zentrum der
Ionenfalle gesammelten Ionen zwar etwas, aber nicht mit der vollen Kraft angeregt
werden sollen, die im Außenbezirk der Ionenfalle erzeugten Ionen dagegen die volle
Wirkung eines eliminierenden Zusatzfeldes erleben sollen. Auch die Versorgung nur
einer Endkappe ist möglich, wobei die andere Endkappe auf Grundpotential liegt.
Diese Anordnung wird häufig fälschlich "monopolare" Anregung genannt, in
Wirklichkeit ist es eine Überlagerung einer dipolaren und einer quadrupolaren
Anregung mit je halber Feldstärke.
Die Ionenfalle kann auch überlagerte Multi
pole höherer Ordnung besitzen, da sich diese günstig auf das Ejektionsverhalten der Ionen
auswirken können. Insbesondere können Kombinationen aus schwach überlagerten
Hexapol- und Oktopolfeldern bewirken, daß die Ionen nur in einer Achsenrichtung
ausgeworfen werden, und daß sich trotzdem die Verschiebung der Frequenz mit
Wachstum der sekularen Schwingungsamplitude in engen Grenzen hält.
Die hier gegebene Methode kann beispielsweise auch zur gemeinsamen Fragmen
tierung mehrerer Ionensorten nach deren isolierter Einspeicherung benutzt werden.
Eine solche Methode bietet eine besonders empfindliche Suchmethode für das
einzelne oder gemeinsame Auftreten mehrerer vorbekannter, gefährlicher Stoffe.
Claims (10)
1. Verfahren zum Anregen der Sekularschwingungen von Ionen ausgewählter
Massen-zu-Ladungsverhältnisse in einer Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfalle durch
Resonanzen ihrer Sekularschwingungen mit dem Feld einer zusätzlich angelegten
elektrischen Wechselspannung, die aus digital gespeicherten Amplitudenwerten in
einem konstanten Grundtakt über einen Digital-Analog-Wandler erzeugt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß die Frequenz des Grundtaktes der digitalen Wechsel
spannungserzeugung mit der Antriebs-Hochfrequenz der Ionenfalle identisch ist oder
einem ganzzahligen Vielfachen entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zusätzliche
Wechselspannung aus einem gewichteten Gemisch verschiedener Frequenzen besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Grundtakt für die Erzeugung der Zusatz-Wechselspannung mit einstellbarer Phase an
die Antriebs-Hochfrequenz angekoppelt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Zusatz-Wechselspannung an eine oder beide Endkappen einer aus
Ring- und Endkappen-Elektroden bestehenden Ionenfalle angelegt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zusatz-Wechselspannung an die Ringelektrode einer aus Ring- und Endkappen-
Elektroden bestehenden Ionenfalle angelegt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeich
net, daß die Anregung der Ionen während der Ionenerzeugung in der Ionenfalle
stattfindet.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Anregung der Ionen während der Einführung extern erzeugter Ionen in die Ionenfalle
stattfindet.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Anregung der Sekularfrequenzen zur Beseitigung bereits gespeicherter Ionen benutzt
wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Anregung der Sekularfrequenzen zur Stoßfragmentierung von gespeicherten Ionen
benutzt wird.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anregung der Sekularfrequenzen für die Isolierung
und Fragmentierung gespeicherter Ionen benutzt wird.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4316737A DE4316737C1 (de) | 1993-05-19 | 1993-05-19 | Verfahren zur digitalen Erzeugung einer zusätzlichen Wechselspannung für die resonante Anregung von Ionen in Ionenfallen |
GB9409848A GB9409848D0 (en) | 1993-05-19 | 1994-05-17 | Method and device for the digital generation of an additional alternating voltage for the resonant excitation of ions in ion traps |
GB9409984A GB2278233B (en) | 1993-05-19 | 1994-05-18 | Method and device for the digital generation of an additional alternating voltage for the resonant excitation of ions in ion traps |
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Applications Claiming Priority (1)
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DE4316737A DE4316737C1 (de) | 1993-05-19 | 1993-05-19 | Verfahren zur digitalen Erzeugung einer zusätzlichen Wechselspannung für die resonante Anregung von Ionen in Ionenfallen |
Publications (1)
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DE4316737C1 true DE4316737C1 (de) | 1994-09-01 |
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