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Flache Lehre. Trotz der verschiedenen Verbesserungen, die die im Maschinen-
und Apparatebau benutzten Meßwerkzeuge erfahren haben, werden noch Loch- und Greifzirkel
in ihrer ursprünglichen Form benutzt, um durch Betasten die verschiedenen Abmessungen
eines '«'erkstückes mit denen des Modells zu vergleichen, oder auch noch, um nach
dem Abgreifen der Abmessungen des Werkstückes mit dem Zirkel die Spitzenentfernungen
durch Vergleich mit geeichten Lehren zu bestimmen.
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Wenn diese Zirkel auch nicht mit sehr großer Präzision und' auf immer
gleichbleibende Weise bestimmte Abmessungen oder Toleranzen angeben, wie die Lochlehren,
Ringlehren oder Rachenlehren es tun, wenn sie auch nicht unmittelbar wie die mit
Skalen versehenen Geräte die unbedingten Maße eines Werkstückes angeben, so haben
die Zirkel dagegen den Vorzug, überall brauchbare, sehr leichte und sehr handliche
Geräte zu sein. Ihre Spitzen finden sozusagen überall Zugang und gestatten örtliche
Betastungen, so z. B. die Prüfung des Durchmessers einer schmalen Ringnut mit halbrundem
Profil. ',Nlit einem Zirkel kann man auch örtliche Lochprüfungen vornehmen, und
zwar sowohl in bezug auf die genaue runde Form als auf die Konizität. Weiter ist
die Konstruktion eines Zirkels einfach und dieser billig.
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Der große Nachteil eines Zirkels ist dagegen der durch die Federung
seiner Schenkel hervorgerufene Mangel an Steifheit. Es erfordert eine geübte Hand,
viel Sorgfalt und Zeit, um brauchbare Messungen mit einem Zirkel zu machen. und
(lies um so mehr, als die Schnäbel sich nicht selbsttätig auf das zu messende Werkstück
einstellen, wie dies mit den geometrisch geformten weiten Fühlflächen anderer Meßgeräte
der Fall ist.
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Gegenstand vorliegender Erfindung ist eine vorzugsweise aus federndem
Stahlblech bestehende flache Lehre mit Schlitz- und Keilverstellung, welche als
Taster für vergleichende Innen- und Außenmessungen dienen soll und dabei die obenerw
ähnten Vorzüge der Zirkel aufweist, ohne deren Mängel zu zeigen.
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Auf der Zeichnung sind einige Ausführungsbeispiele einer nach der
Erfindung gebauten Lehre dargestellt.
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Abb. i stellt von vorn und Abb. 2 im Schnitt eine Lehre dar, die dazu
dienen soll, Innenmessungen zwischen ebenen Flächen vorzunehmen.
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Abb. 3 und 4 zeigen ein Werkzeug, das für Lochmessungen kleineren
Durchmessers gebraucht wird.
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Abb. 5 und 6 stellen eine dritte Ausführungsform der Lehre dar, die
insbesondere für tiefe Löcher verwendet wird.
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Abb. 7 ist die Ansicht einer Lehre, die besonders für große Bohrungen
Verwendung findet.
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Abb. 8 und 9 stellen in Ansicht und Grundriß eine Lehre dar, die für
äußere Durchmesser und Längenmessungen verwendet wird.
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In der in Abb. i und 2 dargestellten Ausführungsform ist der flache
Lehrenkörper a, welcher z. B. aus Stahlblech gefertigt ist, von h bis c geschlitzt,
damit der Teil d der Lehre, worauf sich die Meß- oder Fühlfläche e befindet, einen
federnden Schenkel mit freiem Ende bildet. Nahe diesem Ende und dem offenen Ende
des Schlitzes sind schräge Nu-
ten f und g in den Rändern des Schlitzes angebracht.
Sie bilden zusammen einen Sitz für den Keil h, dessen Schnitt rechtwinklig ist.
Dieser Teil dient als Mutter für die Flachkopfschraube i.
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Schraubt man die Schraube ein, so dringt der Keil in den Schlitz und
treibt so die Fühler e und ei auseinander. Die Federung des Schenkels d bringt diese
Fühler wieder näher zusammen, sobald man die Schraube löst.
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In der inAbb. 3 und 4 dargestellten Ausführungsform ist der Schlitz
mitten durch die Lehre hindurch geschnitten, so daß der Keil,
der
hier durch den konischen Teil lt des Schraubenkopfes gebildet ist, beim Anziehen
der Schraube in den Schlitz hineindringt, während die Mutter k sich mit ihrem flachen
Teil gegen die Platte a anlehnt. Die Ausnehmungen f und g für den Konus der Schraube
haben die in der linken Hälfte der Lehre angegebene Form. Da sind Schraube und Mutter
weggenommen. Diese Ausnehmungen sind mit einer Fräse gemacht, die das gleiche Profil
wie der konische Kopf besitzt, und dies, nachdem die beiden Fühler soweit wie zulässig
auseinander getrieben worden sind. Die Reibung der Mutter gegen die Plattenflächen
ist groß genug, um ihre Drehung zu verhindern, während man die Schraube anzieht
oder löst.
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In den Ausführungsformen, die in Abb. 5 bis 9 dargestellt sind, ist
die Ausdehnungsmöglichkeit des Werkzeuges durch die Anbringung zweier Schlitze erhöht
worden. Der Halter 1. (Abb. 5 ) wird entweder aus Holz, Leichtmetall oder
Rohr gemacht. Er ist besonders zur Vornahme der Prüfung langer Löcher geeignet.
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Die Handhebe in der Lehre nach Abb. ; wird aus nichtleitendem Material
hergestellt und verhindert infolgedessen die durch die Wärme der Hand hervorgerufenen
Ausdehnungsfehler.
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In allen Lehren können Schrauben und 'Mutter so eingerichtet sein,
wie es in den Abb. r bis .4 der Fall ist. Der Keil könnte zwar auch durch eine konische
'Mutter gebildet werden. Man kann für besondere große Lehren einen Keil verwenden
mit beliebigem Querschnitt, der weder mit der Schraube noch mit der Mutter aus einem
Stück gewonnen wird. In diesem Fall ist der Keil durchl:ohrt und führt die Schraube,
wobei entweder der Schraubenkopf oder die Mutter sich auf dem Kopf dieses Keiles
stützen wird. In den dargestellten Ausführungsformen endet der Schlitz mit einem
runden Loch. Letztes könnte aber durch eine z. B. gestanzte öffnung passender Form
und Größe ersetzt werden.
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lIan könnte auch zwei Keile verwenden, indem man z. B. sowohl Schraubenkopf
als auch Scliraubenniutter konisch gestalten würde.
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Welches auch die Verbindung zwischen Keil und Schraube und Mutter
sein trag; es bilden diese drei Teile eine Spannvorrrichtung, welche eine doppelte
Rolle spielt. Sie dienen dazu, die Entfernung der Meßflächen nach Wunsch zu regeln
und unterstützen zugleich den federnden Schenkel d, damit er nicht rechtwinklig
zur Ebene der Platte a ausweichen kann. Durch diese Verstell- und Spannvorrichtung
und durch den Umstand, daß sie in der Nähe des offenen Spaltendes wirkt,
bildet das Ganze eine steife Lehre auch in dem Falle, wo man die Lehre a äußerst
dünn macht, entweder daß man Fühler haben muß, die überall einzuführen sind, oder
ein leichtes und handliches Gerät haben muß oder auch eine leichte, billige Herstellung
des Werkzeuges bezwecken will. Dies bleibt auch, wenn der Schlitz nicht zu den Meßflächen
parallel, sondern schräg gegen den Fuß des Schenkels zuläuft.
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Der Meßbereich der Lehre ist durch Länge und Winkel des Keiles bestimmt
und beträgt je nach Größe der Lehre und Zahl der Schlitze r bis 5 mm und mehr.
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Die Fühler können als besondere Teile an den Plattenrändern befestigt
werden und ihre Form derjenigen des zu messenden Gegenstandes angepaßt sein. In
allen dargestellten Ausführungsformen sind sie durch die Plattenränder. selbst gebildet.
Die Ränder sind gerade und laufen leicht gegeneinander, so daß der übrige Randteil
für die richtige Stellung der Lehre sorgt. Mißt man z. B. einen Lochdurchmesser,
so kann die Lehrenlinie e bis el nur um einen winzigen Winkel von der Normalen zur
Lochachse ausweichen, wodurch die Genauigkeit der 'Messung unabhängig von der Handfertigkeit
des Arbeiters gesichert ist.
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Die Lehre wird wie ein Loch- oder Greifzirkel gebraucht, nur sind
mehrere solcher Lehren nötig, um einen einzigen Zirkel zu ersetzen.