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Verfahren zum Ätzen von Stoffen aller Art. Die bekannten Verfahren
zum Ätzen, Halbätzen und Buntätzen mit Hydrosulfiten (Rongalit, Hydralit, Hydraldit,
Burmol) erforderten bisher eine höhere Erhitzung, wodurch sie für wärmeempfindliche
Stoffe, wie Leder u. dgl., unanwendbar waren, auch für ganz oder teilweise fertig
gearbeitete Gegenstände, wie Ledertaschen, Bucheinbände, Wandbekleidung, und vor
allem für mit Pigmentanstrichen versehene Hauswände, Decken, Plakate, Möbel, Kleider
nicht benutzt werden konnten. Die Entwicklung der irgendwie durch Druck, Schablone,
Walze, Spritzapparat, Freihandauftrag usw. aufgebrachten Pastenaufträgc dauerte
längere Zeit, und das behandelte Material wurde durch die Entwicklungsvorgänge unbrauchbar
und hinfällig.
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Das vorliegende Verfahren vermeidet die angeführten Cbelstände. Es
ist für alle bisherigen Verwendungszwecke der Hydrosulfite geeignet, aber auch für
diejenigen Stoffe benutzbar, für welche bisher die Hydrosulfitverfahren nicht Anwendung
finden konnten. Derartige Stoffe sind z. B. Leder aller Herkunft und Zubereitungsart
in jedem Arbeitungs- und Verwendungszustande, z. B. Pergament, öl-, Alaun-, sämisch-,
loh-, chrom-, chromgemischgares Leder, NVildleder, Felle, Schweinsleder, Schlangenhäute,
Tierbälge, Horn, Schildpatt, Celluloid, Elfenbein, Papiere, geleimte und ungeleimte
Pappen jeder Art, z. B. Seidenpapier, Chromos, Glanzpapiere, Kartons, Tapetenpapiere,
Japanpapiere, lmitationspapiere mit und ohne Auflage von Textilstoffen jeder Art,
wie Wolle, Seide, Pflanzenfasern oder deren Staub, weiter Holz jeder Art und Herkunft,
wie Furniere, Platten, Möbel, Pflanzen und Tierteile in lebendem und totem Zustande,
hochempfindliche Textilgewebe, wie Spitzen, Samt, Seide, Wolle, Baumwolle, Leinen,
Filz, Haare, ferner Kunstmasse, wie Galalith, Phenolformaldehydkondensationsprodukte,
Ambra, Kunstelfenbein, Horn, Meerschaum, Bernstein usw. Das Verfahren ist auch für
verarbeitete Gegenstände, wie Taschen, Bucheinbände; Wandbekleidungen, Kleider,
Schirme, Schuhe, Unterwäsche, geeignet.
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Das vorliegende Verfahren beruht auf der neuen Beobachtung, daß die
Ätzwirkung der Hy drosuifite durch flüchtige anorganische oder organische Säuren
in sehr kurzer Zeit (Sekunden) bei niederer Temperatur unterhalb ioo` C hervorgerufen
«>erden kann, ohne daß eine Beschädigung des Materials oder Verzerrungen, Faltigwerden
oder Brüchigwerden eintritt.
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Mail bringt nach dem vorliegenden Verfahren die Säuren in Gas- oder
Dampfform zu der aufgetragenen Paste und entwickelt durch gelindes Erhitzen, indem
man die Säuren warm zuführt oder das Material bzw. die Gegenstände usw. erwärmt.
Die Säuren werden an oder über die Paste herangeführt und können mehrfach gebraucht
oder weitergeleitet oder zurückgewonnen werden.
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Die Ausführung des Verfahrens kann beispielsweise in folgender Weise
geschehen. Man bringt eine Hy drosulfitpaste auf den zu ätzenden Farbstoff oder
das Farbstoffpigment, die sich auf den Gegenständen oder Materialien befinden. Die
Pigmente und Farbstoffe können auch mit nicht ätzbaren Farbstoffen oder Pigmenten
gemischt unterdruckt übersetzt sein, ebenso wie man den Pasten
ni_-ht
ätzbare Farbstoffe oder Pigmente zu-'kann. Als ätzbare Farbstoffe (c:der deren Pigmente)
kann man Substantive, basische, saure Küpenfarbstoffe verwenden, z. B. Diaminrot,
Naphthaminrot, Chrysoidin usw. 1Ian kann das Gewebe o. dgl. über einem Raume anbringen,
aus dem die Säuren, wie schweflige Säure, Salzsäure, Essigsäure (die 6prozentig
verdünnt angewendet werden kann), Ameisensäure, Phenol, entwickelt werden. Beispielsweise
kann das Gewebe o. dgl. über einem Gefäße mit verdünnten erhitzten Säuren angebracht
werden, so daß die Säuredämpfe oder Gase auf die Paste einwirken. Die Säuren können
nicht nur in fertigem Zustande angew=endet werden, sondern auch im Entstehungszustände
aus Gemischen, welche sie frei werden lassen. Die Säuren oder Gewebe haben am besten
Temperaturen von lo 'bis t oo° C. Man kann namentlich über fertig gearbeitete Gegenstände,
wie Möbel, Anstriche auf Wänden, Lederarbeiten, gespannte Wand- und Möbelbekleidung,
Polstermöbel, gebundene Bücher u. dgl., die mit Pasten bedeckt sind, die Säuren
zerstäuben, z. B. mit Wasser, Wasserdampf, indifferenten Gasen, z. B. Stickstoff,
oder chemisch aktiven Gasen und Dämpfen, die gegebenenfalls im Verfahren andere
Verbindungen entwickeln, wie z. B. Diazoverbindungen, Nitrosoverbindungen, gemischt
anwenden. Man kann auch Reservagen benutzen. Man kann die Gase oder Dämpfe erwärmen
und den Strom wiederholt benutzen, wobei man nötigenfalls eine Wiederaufwärmung
vornimmt. Man kann nach der Entwicklung ein Gas übertreiben, um etwa absofbierte
Säuren auszutreiben. Man kann auch eine flüchtige Base zur Neutralisation oder Zurückgewinnung
der Säuren verwenden. Man kann auch hiervon absehen.
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Der Paste können auch je nach Eigenart des Materials Stoffe zugesetzt
werden, welche endotherm Wärme entwickeln oder binden oder beides tun, oder Umsetzungsprodukte
beben, die die Wärme schnell leiten, z. B. calcinierte Soda, calciniertes Glaubersalz,
Alkalihydroxyde, Ätzkalk, Natriumacetat, Bleiacetat, Ammoniumnitrat, Kaliumsulfocyanat,
Chlorcalcium, Zinkstaub, Aluminium, Silber usw. Man kann auch Mischungen der verschiedenen
Stoffe anwenden mit anderen, die erst in der Mischung die angeführten Wirkungen
haben, z. B. Kaliumsulfocyanat mit Chlorcalcium, Salmiak - Salpeter - Glaubersalz
oder harzsaure -.Metalle und Alkalien. Die Pastazüsätze können auch als Fixiermittel
wirkend angewendet werden, so daß die Zusätze, wie z. B. Aluminiumstaub oder Aluminiumbronze,
nach dem Entwickeln und Fixieren Druckeffekte geben. Die verschiedenen Säuren und
die verschiedenen Zusätze können in Mischung miteinander verwendet werden.
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Durch den Zusatz wärmeentwickelnder Sto:-e wird erreicht, daß die
Ätzwirkung auf begrenztem R>>?me schnell herbeigeführt werden kann. Gveichzeitig
wird erreicht, daß die nicht zu ätzenden Stellen auf niedere Temperatur gehalten
werden können, indem nämlich nicht die ganze Fläche einer Erhitzung unterworfen
werden muß, wie es sonst der Fall wäre. Es gelingt dadurch auch, empfindliches Material
zu behandeln. Durch die Benutzung der wärmeabgebenden Zusätze kann man auch größere
Flächen wie bisher behandeln, da die Schwierigkeit einer Erhitzung großer Flächen
überwunden wird.
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Die Verwendung wärmebindender Stoffe kann dadurch erfolgen, daß man
sie auf die von der Ätzpaste nicht betroffenen Stellen aufträgt oder die Rückseite
des Materials damit belegt. Hierdurch wird eine Schonung der betreffenden Stellen
erzielt. Man kann auch die wärmebindenden Stoffe auf die mit Ätzpaste bereits belegten
Stellen aufbringen und hierdurch Ätzhemrnungen erreichen, die als Halbätzwirkungen,
Konversionsefekte o. dgl. verwertet werden. Benutzt man alkalische oder oxydierende
Stoffe zur Wärmebindung, so werden. die Ätzwirkungen mannigfaltiger. Durch Zugabe
der wärmebindenden Stoffe zur Ätzpaste selbst erreicht man Marmorierungswirkung.
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Die Zusatzmetalle üben Kontaktwirkung aus und erzielen besondere Druckeffekte.
Edelmetallpulver bedürfen keines besonderen Schutzes. Unedle Metalle werden entweder
durch die Entwicklung in andere Verbindungen übergeführt und wirken dann als Vorbeizen
für nachträgliche Lberfärbungen oder Ausfärbungen der Ätzstellen. Die entstandenen
Verbindungen werden nachträglich durch Metalle oder Metalloide umgesetzt, um ein
nachträgliches Überziehen zu erzielen.