DE4213444A1 - Verfahren zur Herstellung von Kartoffelpflanzen, deren Knollensprossung unterdrückt ist - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Kartoffelpflanzen, deren Knollensprossung unterdrückt istInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung gentechnisch
veränderter Kartoffelpflanzen, deren Auskeimung der Knollen
sprosse unterbunden ist, sowie die neue Verwendung eines bekann
ten Plasmids zur Herstellung von transgenen Kartoffelpflanzen mit
den gleichen Eigenschaften.
Aus der EP 442 592 ist ein Plasmid p 35S-CW-INV (DSN 5788) be
kannt, das eine DNA-Sequenz enthält, deren von dieser Sequenz ko
diertes Produkt die Verteilung und/oder Bildung vom
Photoassimilaten in Pflanzen verändert und damit zu Veränderungen
im Habitus und/oder Ertrag von Pflanzen führt.
Das Plasmid p35S-CW-INV besteht aus einem Fragment A, das den
35S-Promotor des cauliflower-Mosaik-Virus enthält (Nukleotide
6909 bis 7437 des CaMV, nach Franck-et al. (1980) Cell 21:
285-294; kloniert als EcoRI-KpnI Fragment aus dem Plasmid pDH51
(Pietrzak et al. (1986) Nucl Acids Res 14: 5857-5868) in das
Plasmid puC18). Dem Fragment A folgt ein Fragment B, das 23 Nu
kleotide eines Proteinase-Inhibitor II Gens aus Solanum tuberosum
enthält (Nukleotide 923-945, nach Keil et al. (1986) Nucl Acids
Res 14: 5641-5650). Durch einen linker von 7 Basenpaaren mit der
Sequenz AGCTTTC wurde diese Sequenz an das suc2 Gen aus Hefe, um
fassend die Nukleotide +64 bis +1765 (Taussig & Carlson (1983)
Nucl Acids Res 11: 1943-1954), fusioniert. Der kodierenden Region
von suc2 folgt ein Fragment C, das das Polyadenylierungssignal
des Gens 3 der T-DNA des Plasmids pTiACH5 (Gielen et al. (1984)
EMBO J 3: 835-846) enthält. Die Fragmente A, B und C wurden als
Ganzes in einen binären Vektor kloniert und zur Transformation
von Solanum tuberosum mit Hilfe des Agrobakterium-Systems einge
setzt.
In der EP 442 592 wird u. a. die Verwendung des Invertasegens suc2
zur Modifikation der Bildung und/oder Verteilung von Photoassimi
laten beschrieben. Über die Expression eines Invertasegens zur
Unterbindung des Transports von Speicherstoffen ist nichts be
kannt.
Ferner ist über die Eigenschaft des Plasmids, Kartoffelknollen
dahingehend zu verändern, daß ihre Lagerung verbessert wird bis
her nichts bekannt.
Das Plasmid p 35S-CW-INV (DSM 5788) wurde am 12. Februar 1990 bei
der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen (DSM) in Braunschweig
Bundesrepublik Deutschland hinterlegt.
Die Speicherorgane der Kartoffel enthalten als Speicherstoff im
wesentlichen Stärke. Die Metabolisierung der Stärke liefert die
energiereichen Verbindungen, die beim Auskeimen der Knollen nötig
sind. Im Falle von Saatkartoffeln ist das jahreszeitlich frühe
Auskeimen der Knollen von Interesse; bei Kartoffelknollen, die zu
Speisezwecken verwendet werden, ist die Bildung von Sprossen je
doch nachteilig. Einerseits werden bei der Auskeimung wertvolle
Speicherstoffe wie Stärke abgebaut, andererseits verändert sich
auch die Konsistenz der Knolle, die an Festigkeit verliert und im
Geschmack nachläßt. Um das Auskeimen während der Lagerung oder
des Transports von Kartoffelknollen zu verhindern, müssen diese
trocken und kühl gehalten werden, da Temperaturen über 8°C und
Feuchtigkeit als Indikatoren des Beginns der Vegetationsphase
Signale für die Sproßbildung sind. Diese Art der Lagerung ist
einerseits kostenintensiv, da sie spezielle, klimatisierte Räume
erfordert. Andererseits hat sie auch negative Konsequenzen für
die stoffliche Zusammensetzung der Knollen: niedrige Temperaturen
führen bei Kartoffelknollen zu einer Umwandlung von Stärke in
wasserlösliche Zucker. Dieser als cold sweetening bezeichnete
Effekt wird als eine Adaption an Standorte mit Temperaturen unter
dem Gefrierpunkt diskutiert, da wäßrige Lösungen mit steigender
Konzentration an gelösten Stoffen eine zunehmende
Gefrierpunktserniedrigung erfahren. Der Abbau von Stärke zu redu
zierenden Zuckern führt zu einer Erhöhung der Konzentration
gelöster Stoffe und senkt insofern die Temperatur, bei der es zu
einer Bildung von Eiskristallen in der Zelle kommt.
Die Qualität der Kartoffelknollen als Nahrungsmittel wird durch
das cold sweetening jedoch erheblich herabgesetzt, da die gestei
gerte Konzentration an reduzierenden Zuckern die Konsistenz der
Knollen veränderte beispielsweise kommt es beim Fritieren zu
einer unerwünschten Braunfärbung des Gewebes in folge einer
Maillard-Reaktion.
Darüberhinaus führt das cold sweetening zu einer Mobilisation von
Reservestoffen mit der Folge, daß das Auskeimen der Sprosse meta
bolisch vorbereitet wird, indem energiereiche Verbindungen wie
Zucker für die heterotrophe Wachstumsphase des Austreibens
bereitgestellt werden. Bei einem Anstieg der Temperatur setzt die
Keimung dann beschleunigt ein. Es sind daher zahlreiche Versuche
unternommen worden, das cold sweetening als Begleiterscheinung
der Kühllagerung zu unterbinden. Ein Ansatz hierzu kann die Inhi
bition vakuolärer Invertasen sein, die auf gentechnischem Weg
durch Expression einer "anti-sense" RNA zur Invertase oder durch
Expression eines Invertase-Inhibitors möglich ist. Infolge der
Inhibition kann Saccharose in der Vakuole nicht mehr in Glukose
und Fruktose gespalten werden. Da keine cytosolischen Invertasen
nachgewiesen sind, muß angenommen werden, daß unter diesen Um
ständen eine Spaltung von Saccharose in reduzierende Zucker nicht
mehr erfolgt, so daß Saccharose akkumuliert. Eine Alternative ist
die beschleunigte Verstoffwechselung der anfallenden Zucker.
Diese Strategie wird in EP 438 904 beschrieben. Durch Steigerung
der Aktivität von Phospho-Frukto-Kinase (PFK: EC 2.7.1.11), einem
Schlüsselenzym der Glykolyse, werden die zellulären Konzentratio
nen von Saccharose und reduzierenden Zuckern erniedrigt.
Derartige Strategien erlauben zwar eine Reduktion der Zuckerkon
zentration auch bei kühler Lagerung, allerdings um den Preis
eines hohen Verlusts an Reservestoffen. Darüberhinaus ist ein
Unterbinden des cold sweetening im Hinblick auf das Lagerungspro
blem eine unbefriedigende Lösung, da der Kostenfaktor der Kühlla
gerung bestehen bleibt.
Um die zum Auskeimen nötigen Kohlehydrate wie Saccarose aus ge
speicherter Stärke bzw. den Stärketransport an den Ort des hete
rologen Sproßwachstums zu verhindern, muß der Kohlenhydratmetabo
lismus von Kartoffelknollen modifiziert werden.
Die Stoffwechselwege zum Abbau der Stärke und zum Zwecke der Re
spiration sind bekannt. In Fig. 1 ist der Abbauweg der Stärke und
die Bildung der Transportform Saccharose mit den daran beteilig
ten Enzymen gezeigt.
In Fig. 1 bedeuten:
a = Stärkphosphorylase,
b = Beta-Amylase,
c = Alpha-Amylase,
d = Glukoseidase,
e = Phosphoglukomutase,
f = Hexaokinase,
g = Glukose-6-Phosphat-Isomerase,
h = UDP-Glukose-Pyrophosphorylase,
i = Saccharose-Phosphat-Synthase,
j = Saccharose-Phosphatase k = Invertase.
a = Stärkphosphorylase,
b = Beta-Amylase,
c = Alpha-Amylase,
d = Glukoseidase,
e = Phosphoglukomutase,
f = Hexaokinase,
g = Glukose-6-Phosphat-Isomerase,
h = UDP-Glukose-Pyrophosphorylase,
i = Saccharose-Phosphat-Synthase,
j = Saccharose-Phosphatase k = Invertase.
Die Saccharose wird an die Orte des Auskeimens der Sprosse trans
portiert und dort metabolisiert.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß eine Unterbrechung des
Abbauwegs der Stärke in Knollen von Kartoffeln zu einer Verhinde
rung des Auskeimens von Knollen bei der Lagerung führt.
Die Herstellung genetisch veränderter Kartoffelpflanzen deren
Auskeimung der Knollensprosse unterbunden ist, erfolgt dadurch,
daß die Konzentration der für die Auskeimung der Sprosse notwen
dige Saccharose reduziert wird durch Inhibition der an Stärkeab
bau beteiligten Enzyme und/oder durch Abbau der bereits gebilde
ten Saccharose mittels Einführung und Expression eines re
kombinanten doppelsträngigen DNA-Moleküls in Pflanzen,
das sich zusammensetzt aus:
- i) einen in Pflanzen funktionalen Promotor
- ii) mindestens einer kodierenden DNA-Sequenz in sense und/oder antisense Orientierung, die an eine Signalsequenz gekoppelt sein kann, und die derart an den Promotor i) fusioniert ist, daß der kodierende oder nicht-kodierende Strang abgelesen werden kann und
- iii) einen in Pflanzen funktionalen Signal für Transkriptionster mination und Polyadenylierung eines RNA-Moleküls und das auf einem Plasmid lokalisiert in das Genom der Kartoffelpflanzen integriert wird.
Eine Unterbrechung ist sowohl in einem späten Abschnitt des
Abbauweges der Stärke, als auch bei einem früheren möglich. So
kann der Abbau der Stärke durch Inhibition der Enzyme Amylase,
Stärke-Phosphorylase, Maltase, Naltosephosphorylase, UDP-Glukose-
Pyrophosphorylase, Saccharose-Phosphatsynthase oder Saccharose-
Phosphat-Phosphatase unterbrochen werden. Hierzu wird eine diese
Enzyme kodierende Sequenz in antisense Orientierung über das oben
beschriebene Verfahren in die Pflanze eingeführt.
Die bereits gebildete Saccharose kann durch das Enzym Invertase
in die nicht transportfähigen Zucker Glukose und Fruktose umge
wandelt werden. Hierzu wird eine dieses Enzym kodierende Sequenz
in sense Orientierung über das oben beschriebene Verfahren in die
Pflanze eingeführt.
Sollen sowohl die Enzyme Amylase, Stärke-Phosphorylase, Maltase,
Maltosephosphorylase, UDP-Glukose-Pyrophosphorylase, Saccharose-
Phosphatsynthase oder Saccharose-Phosphat-Phosphatase inhibiert
und die bereits gebildete Saccharose mittels des Enzyms Invertase
in Fruktose und Glukose umgewandelt werden, so ist eine Kombina
tion der kodierenden DNA-Sequenzen dieser Enzyme in anti-sense
bzw. sense Orientierung auf einen Plasmid gemäß dem oben genann
ten Verfahren möglich.
Die Unterbrechung des Flusses von Speicherstoffen zu den Orten
des Sproßwachstums mittels einer zellwandständige Invertase
stellt einen Eingriff beim letzte Glied des Stärkeabbauweges dar.
Es wurde weiterhin gefunden, daß nach Einführung der auf dem
Plasmid p 35S-CW-INV (DSM 5788) lokolisierten DNA in das Genom
einer Kartoffelpflanze der Abbauweg der Stärke beim letzten Glied
wirksam unterbrochen werden kann, wobei die Mobilisation von
Speicherstoffen in den Speichergeweben unterdrückt wird, wobei
gleichzeitig das Auskeimen der Kartoffelknollen unterbunden wird,
was zu einer verbesserten Lagerung der Knollen führt. Diese
Knollen können bei Raumtemperatur für lange Zeit gelagert werden.
Bei Lagertemperaturen über 8°C wird eine Anreicherung von
reduzierenden Zuckern ("cold sweetening") verhindert. Dies bedeu
tet eine erhebliche Qualitätssteigerung der Kartoffelknollen.
Eine Kühlhauslagerung von Speisekartoffeln zur Verhinderung des
Auskeimens wird damit überflüssig.
Unter reduzierenden Zuckern sind z. B. Fruktose und Glukose zu
verstehen. Unter Speicherstoffen sind insbesondere Stärke zu ver
stehen.
Für die Einführung von DNA in eine pflanzliche Wirtszelle stehen
eine Vielzahl von Techniken zur Verfügung. Diese Techniken
umfassen die Transformation mit T-DNA unter Verwendung von
Agrobacterium tumefaciens oder Agrobacterium rhizogenes als
Transformationsmittel, die Fusion von Protoplasten, die Injektion
oder die Elektroporation von DNA sowie weitere Möglichkeiten.
Werden für die Transformation Agrobakterien verwendet, muß die
einzuführende DNA in spezielle Plasmide kloniert werden, und zwar
entweder in einen intermediären Vektor oder einen binären Vektor.
Die intermediären Vektoren können aufgrund von Sequenzen, die
homolog zu Sequenzen in der T-DNA sind, durch homologe Rekombina
tion in das Ti- oder Ri-Plasmid integriert werden. Dieses enthält
außerdem die für den Transfer der T-DNA notwendige Vir-Region.
Intermediäre Vektoren können nicht in Agrobakterien replizieren.
Mittels eines Helferplasmids kann der intermediäre Vektor auf
Agrobacterium tumefaciens übertragen werden (Konjugation). Binäre
Vektoren können sowohl in E. coli als auch in Agrobakterien
replizieren. Sie enthalten ein Selektionsmarker-Gen und einen
Linker oder Polylinker, welche von der rechten und linken T-DNA
Grenzregion eingerahmt werden. Sie können direkt in die
Agrobakterien transformiert werden (Holsters et al. (1978) Mol Gen
Genet 163: 181-187). Das als Wirtszelle dienende Agrobakterium
soll ein Plasmid, das eine Vir-Region trägt, enthalten. Die Vir-
Region ist für den Transfer der T-DNA in die Pflanzenzelle
notwendig. Zusätzliche T-DNA kann enthalten sein. Das so trans
formierte Bakterium wird zur Transformation von Pflanzenzellen
benutzt.
Für den Transfer der DNA in die Pflanzenzelle können Pflanzen-Ex
plantate zweckmäßigerweise mit Agrobacterium tumefaciens oder
Agrobacterium rhizogenes kokultiviert werden. Aus dem infizierten
Pflanzenmaterial (z. B. Blattstücke, Stengelsegmente, Wurzeln aber
auch Protoplasten oder Suspensions-kultivierte Zellen) können
dann in einem geeigneten Medium, welches Antibiotika oder Biozide
zur Selektion enthalten kann, wieder ganze Pflanzen regeneriert
werden. Die so erhaltenen Pflanzen können dann auf Anwesenheit
der eingeführten DNA getestet werden. Bei der Injektion und
Elektroporation sind an sich keine speziellen Anforderungen an
die Plasmide gestellt. Es können einfache Plasmide wie z. B. pUC-
Derivate verwendet werden. Sollen aber aus derartig transformier
ten Zellen ganze Pflanzen regeneriert werden, ist die Anwesenheit
eines selektierbaren Markergens notwendig. Jeder Eingriff, der
eine Bereitstellung von energiereichen Verbindungen, insbesondere
für die Auskeimung von Vegetationspunkten der Knolle, verhindert,
ist eine Anwendung der vorliegenden Erfindung. Am Beispiel der
Expression einer zellwandständigen Invertase der Hefe
Saccharomyces cerevisiae wird die Durchführung beschrieben. In
vertase ist ein Enzym, das die Spaltung von Saccharosemolekülen
in Glukose und Fruktose katalysiert. Derartige Enzyme kommen in
Pflanzenzellen vor und unterliegen dort einer strengen Kontrolle
ihrer Aktivität einerseits durch die Substratkonzentration ande
rerseits durch Kompartimentierung innerhalb der Zelle.
Die Einführung des Hefe-Invertasegens suc2 in Pflanzenzellen
durchbricht diesen Kontrollmechanismus und hat weitreichende Kon
sequenzen für den Habitus der Pflanze (vgl. v. Schaewen et al.
(1990) EMBO J 9: 3033-3044 sowie EP 442 592).
Es wurde nun gefunden, daß die apoplastischen Invertaseaktivität
in den Zellen der Kartoffelknolle für die Kapazität zum Auskeimen
erstaunlich groß ist. Noch 8-10 Wochen nach dem Auskeimen von
Kontrollpflanzen findet bei Raumtemperatur kaum Sproßbildung
statt (s. Ausführungsbeispiel 2) Durch Kombination der kodieren
den Sequenz der Hefe-Invertase mit geeigneten Regulatorsequenzen
kann eine Modifikation der im Ausführungsbeispiel 1 beschriebenen
Durchführung vorgenommen werden. Wünschenswert ist die Expression
der apoplastischen Invertase während der Ruhephase der Kartoffel
knolle, die dem Auskeimen voran geht. Wird eine Invertase nur zu
diesem Zeitpunkt aktiv, tritt kein Effekt für die Einlagerung von
Reservestoffen während der Vegetationsphase der Pflanze auf.
Durch Kombination mit exogen regulierbaren Steuerelementen,
beispielsweise wundinduzierbaren oder temperaturregulierten Pro
motoren, kann auch das Problem der vegetativen Vermehrung von
Kartoffelpflanzen, deren Knollen bei Aktivität der Invertase
nicht auskeimen, gelöst werden. Zu denken wäre hier beispiels
weise auch an eine Steuerung der Expression eines die Expression
der Invertase unterbindenden Invertase-anti-sense-Konstrukts mit
Hilfe exogener Signalstoffe, sogenannter Induktoren (vgl. Gatz et
al. (1992) Plant J, im Druck sowie DE-OS 41 00 594). Ferner ist
die spezifische Expression eines die Hefe-Invertase auf Protein-
(Enzym-) ebene inaktivierenden, proteinogenen Inhibitors möglich.
Die Kartoffelknollen, deren Lagerungseigenschaften durch das Un
terbinden des Auskeimens der Sprosse verbessert sind, können wie
der ausgesät werden und zu ganzen Kartoffelpflanzen angezogen
werden. Die Knollen dieser Pflanzen weisen die identischen Merk
male der ausgesäten Kartoffel auf.
Zum besseren Verständnis der dieser Erfindung zugrundeliegenden
Ausführungsbeispiele wird vorab eine Aufstellung aller für diese
Versuche notwendigen und an sich bekannten Verfahren gegeben:
Zur Klonierung wurden die Vektoren pUC 18/19, pUC 118 und
N13mp10 Serien (Yanisch-Perron et al. (1985) Gene 33: 103-119)
sowie pMPK110 (Eckes (1984), Dissertation Universität zu Köln)
verwendet. Für die Pflanzentransformation wurden die Genkonstruk
tionen in den binären Vektor BIN 19 (Bevan (1984) Nucl. Acids Res
12: 8711-8720) kloniert.
Für die pUC- und M13mp-Vektoren wurden die E. coli-Stämme
BMH71-18 (Messing et al. (1977) Proc. Natl. Acad. Sci 24:
6342-6346) oder TB1 benutzt.
Für den Vektor BIN 19 wurde ausschließlich der E. coli-Stamm
TB1 benutzt. TB1 ist ein rekombinations-negatives, Tetracyclin
resistentes Derivat des Stammes JM101 (Yanisch-Perron et al.
(1985) Gene 33: 103-119). Der Genotyp des TB1-Stammes ist (Bart
Barrel, persönliche Mitteilung): F′(traD36, proAB, LacI,
LacZΔM15), δ(lac, pro), SupE, thiS, recA, Sr1::Tn10(TcR).
Die Transformation der Plasmide in die Kartoffelpflanze wurde
mit Hilfe des Agrobacterium tumefaciens-Stammes LBA4404 (Bevan
(1984) Nucl. Acids Res 12: 8711-8720) durchgeführt.
Bei BIN 19 Derivaten erfolgt der Tranfer der DNA in die
Agrobacterien durch direkte Transformation nach der Methode von
Holsters et al. (1978) (Mol Gen Genet 163: 181-187). Die Plasmid-
DNA transformierter Agrobakterien wurde nach der Methode von
Birnboim & Doly (1979) (Nucl Acids Res 7: 1513-1523) isoliert und
nach geeigneter Restriktionsspaltung gelelektrophoretisch analy
siert.
Zehn kleine, mit einem Skalpell verwundete Blätter einer Kar
toffel-Sterilkultur wurden in 10 ml MS-Medium mit 2% Saccharose
gelegt, welches 30-50 µl einer unter Selektion gewachsenen
Agrobakterium tumefaciens-Übernachtkultur enthielt. Nach 3-5
minütigem, leichtem Schütteln wurden die Blätter auf MS-Medium
mit 1,6% Glukose, 2 mg/l Zeatinribose, 0,02 mg/l Naphthylessig
säure, 0,02 mg/l Giberellinsäure, 500 mg/l Claforan, 50 mg/l
Kanamycin und 0,8% Bacto Agar ausgelegt. Nach einwöchiger Inkuba
tion bei 25°C und 3000 Lux wurde die Claforankonzentration im
Medium um die Hälfte reduziert.
Blattsegmente wurden in flüssigem Stickstoff eingefroren und in
einen Puffer aus 50 mM HEPES/KOH pH 7,4; 5 mM MgCl2; 5 mM DTT; 2
mM Benzamidin; 2 mM Epsilon-Aminocapronsäure; 1 mM EDTA; 1 mM
EGTA; 0,5 mM PMSF; 0,1% Triton X-100; 10% Glycerin extrahiert.
Ein Aliquot dieses Extrakts entsprechend 10 bis 30 µg Chlorophyll
wurden mit 0,6 M Saccharose und 0,125 M Natriumacetat (pH 5,0)
versetzt. Nach 10 Minuten wurde die Reaktion mit 75 µl 0,15 M
Ba(OH)2 und 50 µl 0,3 M ZnSO4 gestoppt und die freigesetzte Glu
kose nach Riens et al. (1991) Plant Physiol 97: 227-133 bestimmt.
Die nachfolgenden Ausführungsbeispiele beschreiben die bekannte
Herstellung des Plasmids p 35S-CW-INV (DSM 5788), die Transforma
tion von Kartoffelpflanzen mit Hilfe dieses Plasmids, die Analyse
der Invertaseaktivität in transgenen Pflanzen und die
Lagerkapazität der Kartoffelknollen.
Herstellung des Plasmids p 35S-CW-INV und Transformation von
Solanum tuberosum cv. Desiree mit Hilfe dieses Plasmids in Agro
bakterium tumefaciens sowie Analyse der transgenen Pflanzen
bezüglich ihrer Invertaseaktivität.
Die Herstellung des Plasmids p 35S-CW-INV ist in der EP 442 592
beschrieben und wird wie folgt durchgeführt:
Eine DNA-Sequenz aus Hefe, die für das suc2 Gen kodiert, wurde
mit einem eine konstitutive Expression bewirkenden Promotor der
35S-RNA des cauliflower-Mosaik-Virus sowie einem pflanzlichen
Terminationssignal versehen. Das pflanzliche Terminationssignal
beeinhaltet das 3′-Ende der Poly-A Seite des Octopin-Synthase
Gens.
Das Plasmid p 35S-CW-INV hat eine Größe von 7,1 kb und besteht
aus den drei Fragmenten A, B und C, die in die angegebenen
Schnittstellen für Restriktionsenzyme des Polylinkers von pMPK110
kloniert wurden.
Das Fragment A beinhaltet den 35S Promotor des Cauliflower-
Mosaik-Virus (CaMV). Es enthält ein Fragment, welches die Nukleo
tide 6909 bis 7437 des CaMV (Franck et al (1980) Cell 21,
285-294) umfaßt und wurde als EcoRI-KpnI Fragment aus dem Plasmid
pDH51 (Pietrzak et al (1986) Nucleic Acids Res. 14, 5857-5868)
isoliert und zwischen die EcoRI-KpNI Schnittstellen des Plasmids
pMPK110 kloniert.
Das Fragment B enthält die Nukleotide 923-1159 eines Proteinase
Inhibitor II Gens aus der Kartoffel (Solanum tuberosum) (Keil et
al (1986) Nucleic Acids Res. 14, 5641-5650), welcher über einen
Linker mit der Sequenz ACC GAA TTG GGG ATC CCA GCT TTC an das
suc2 Gen aus Hefe, welches die Nukleotide +64 bis +1765 (Taussig
und Carlson (1983) Nucleic Acids Res. 11, 1943-1954) umfaßt,
fusioniert ist. Dadurch wurde ein für die Aufnahme von Proteinen
in das endoplasmatische Retikulum notwendiges Signalpeptid eines
pflanzlichen Proteins N-terminal an die Invertasesequenz fusio
niert. Das Fragment B wurde als ScaI/XmnI Fragment zwischen die
SmaI/PstI Stellen des Polylinkers von pMPK110 gesetzt, wobei vor
der Ligation die 3′-überhängenden Enden der PstI Schnittstelle
durch Inkubation mit T4 DNA Polymerase stumpf gemacht worden
sind.
Das Fragment C enthält das Polyadenylierungssignal des Gens 3 der
T-DNA des Ti-Plasmids pTiACH5 (Gielen et al (1984) EMBO J. 3,
835-846, Nukleotide 11 748-11 939), welches als PvuII-HindIII
Fragment aus dem Plasmid pAGV 40 (Herrera-Estrella et al (1983)
Nature 303, 209-213) isoliert worden ist und nach Addition von
SphI-Linkern an die PvuII-Schnittstelle zwischen die SphI-HindIII
Schnittstellen des Polylinkers von pMPK110 kloniert worden war.
Das die Fragmente A, B und C umfassende Teilstück des Plasmids p
35-CW-INV wurde in einen binären Vektor eingeführt und mit Hilfe
des Agrobacteriumsystems in Solanum tuberosum cv. Desiree einge
führt. Aus transformierten Zellen wurden intakte und fertile
Pflanzen regeniert.
Nach der Regenerierung wurde die Gesamtaktivität saurer
Invertasen in den transformierten Pflanzen bestimmt.
Die Gesamtaktivität saurer Invertasen in transformierten Pflanzen
war um zwei Größenordnungen höher als in Wildtyp-Pflanzen:
11,9+4,2 bzw. 14,5+9,1 µmol (mg chl·min)-1 bei zwei unabhängigen
Transformanden gegenüber (0,1 µmol (mg chl·min)-1 beim Wildtyp.
Bei Untersuchung der Kohlenhydratzusammensetzung des apoplasti
schen Raums zeigte sich eine 20fache Reduktion der
Saccharosekonzentration sowie eine 20fache Steigerung des Glu
kose- und Fruktose-Gehalts im apoplastischen Raum. Dies belegt
die apoplastische Lokalisation der eingeführten Invertase.
Untersuchung der Lagerkapazität von transgenen Kartoffelpflanzen
mit gesteigerter apoplastischer Invertaseaktivität
Kartoffelknollen von transgenen Kartoffeln, die gewonnen wurden
wie in Ausführungsbeispiel 1 beschrieben, werden bei Raumtempera
tur gelagert. Zum Vergleich ihrer Lagereigenschaften werden
Knollen von Wildtyp-Pflanzen auf gleiche Weise gelagert. Es ist
zu erkennen, daß die Knollen der gentechnisch veränderten Pflan
zen zu einem späteren Zeitpunkt und in einem verringerten Ausmaß
auskeimen. Die Konsistenz der transgenen Kartoffelknollen ist ge
genüber derjenigen der Wildtyp-Knollen deutlich verbessert.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung genetisch veränderter
Kartoffelpflanzen, deren Auskeimung der Knollensprosse unterbun
den ist, dadurch gekennzeichnet, daß in der Pflanze die Konzen
tration der für die Auskeimung der Sprosse notwendigen Saccharose
reduziert wird durch Inhibition der am Stärkeabbau beteiligten
Enzyme und/oder durch Abbau der bereits gebildeten Saccharose
mittels eines rekombinanten doppelsträngigen DNA-Moleküls,
das sich zusammensetzt aus:
- i) einem in Pflanzenzellen funktionalen Promotor,
- ii) mindestens einer kodierenden DNA-Sequenz in sense und/oder antisense Orientierung, die an eine Signalsequenz gekoppelt sein kann, und die derart an den Promotor i) fusioniert ist, daß der kodierende oder nicht-kodierende Strang abgelesen werden kann und
- iii) einen in Pflanzen funktionalen Signal für Transkriptionster mination und Polyadenylierung eines DNA-Moleküls und das auf einem Plasmid lokalisiert in das Genom der Kartoffel pflanze integriert wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
rekombinante doppelsträngige DNA-Molekül die DNA-Sequenz, die für
das Invertasegen kodiert, in sense Orientierung enthält.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
rekombinante doppelsträngige DNA-Molekül die DNA-Sequenz, die für
eine Amylase, Stärke-Phosphorylase, Maltase, Maltosephospho
rylase, UDP-Glukose-Pyrophosphorylase, Saccharose-Phosphatsyn
thase oder Saccharose-Phosphat-Phosphatase kodiert, in anti-sense
Orientierung enthält.
4. Verfahren gemäß den Ansprüchen 2 und 3, dadurch gekennzeich
net, daß die für die Invertase kodierende DNA-Sequenz in sense
Orientierung mit einer für die Amylase, Stärke-Phosphorylase,
Maltase, Maltosephosphorylase, UDP-Glukose-Pyrophosphorylase,
Saccharose-Phosphatsynthase oder Saccharose-Phosphat-Phosphatase
in anti-sense Orientierung zusammengeschlossen ist.
5. Verwendung des Invertasegen enthaltenden Plasmids p 35S-CW-INV
(DSM 5788) zur Herstellung von transgenen Kartoffelpflanzen, da
durch gekennzeichnet, daß für verbesserte Lagerungseigenschaften
der Kartoffelknolle in den Speichergeweben der Knollen die
Mobilisation von Stärke unterdrückt wird, wobei gleichfalls das
Auskeimen der Kartoffelknollen unterbunden wird.
6. Verwendung des Plasmids p 35S-CW-INV zur Herstellung von Kar
toffelpflanzen, dadurch gekennzeichnet, daß in den Knollen bei
Lagertemperaturen über 8°C eine Anreicherung von reduzierenden
Zuckern verhindert wird.
7. Kartoffelknollen, deren Lagerungseigenschaften durch das
Unterbinden des Auskeimens der Sprosse verbessert sind.
8. Verwendung von Kartoffelknollen gemäß Anspruch 7 zur Herstel
lung von Kartoffelpflanzen, deren Knollen verbesserte Lagerungs
eigenschaften besitzen.
9. Verwendung des Plasmids p 35S-CW-INV gemäß Anspruch 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die reduzierenden Zucker Fruktose und Glukose
sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4213444A DE4213444A1 (de) | 1992-04-18 | 1992-04-18 | Verfahren zur Herstellung von Kartoffelpflanzen, deren Knollensprossung unterdrückt ist |
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DE4213444A DE4213444A1 (de) | 1992-04-18 | 1992-04-18 | Verfahren zur Herstellung von Kartoffelpflanzen, deren Knollensprossung unterdrückt ist |
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Publication Number | Publication Date |
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DE4213444A1 true DE4213444A1 (de) | 1993-10-28 |
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ID=6457357
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