DE4208208A1 - Verfahren und vorrichtung zur verminderung der zunderbildung beim warmumformen von metall, insbesondere von stahl - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur verminderung der zunderbildung beim warmumformen von metall, insbesondere von stahlInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Verminderung der Zunderbildung beim Warmumformen von
Metall, insbesondere Stahl, bei welchem das erhitzte
Metall kurzzeitig unter hohem Druck elastisch verformt
wird und anschließend entspannen kann.
Alle unedlen Metalle reagieren oberflächig mit Bestandtei
len der sie umgebenden Atmosphäre und bilden durch Verzun
dern eine Korrosionsschicht aus, welche das darunterlie
gende Metall vor weiterer Korrosion schützt. In Luft
reagiert deren Sauerstoff mit dem Metall und bildet eine
Zunderschicht aus dem Metalloxid aus. Diese Oxidschicht
ist spröde. Bei starker mechanischer Verformung des Me
talls reißt sie und springt leicht ab, bildet sich aber
unter dem Einfluß der Umgebungsatmosphäre wieder neu.
Bei den eingangs angesprochenen Warmumformprozessen wurde
beobachtet, daß in erheblichem Umfange feine Zunderparti
kel sich von der Metalloberfläche ablösen und als Schweb
stoffe in Form von Aerosolwolken entweichen. Beispiels
weise an Warmwalzstraßen erfolgen hinter jedem Walzspalt
erhebliche Emissionen von Eisenoxyd- und (entsprechend den
Legierungskomponenten) Schwermetall-Teilchen. Solche Emis
sionen stellen eine erhebliche Belastung der Umwelt und
vor allem der im Walzwerk Tätigen dar. Bislang versucht
man, dieser Emissionen durch Absaugen Herr zu werden. Der
dafür erforderliche apparative Aufwand, den namentlich das
Ausfiltern der Schwebstoffteilchen aus der Luft oder dem
Kühlwasser für die Walzen erfordert, ist beträchtlich;
außerdem gehen erhebliche Stahlmengen verloren.
Es wurde nun gefunden, daß sich überraschenderweise die
Zunderbildung entscheidend vermindern läßt, wenn erfin
dungsgemäß in der Entspannungsphase die Oberfläche des
Metalls mit Inertgas abgedeckt wird. Der Grund dafür ist
bislang noch nicht eindeutig geklärt, er liegt nicht ohne
weiteres auf der Hand.
Auszugehen ist davon, daß bei den hohen Temperaturen, auf
die das Metall zur Erzielung eines duktilen Zustandes
erhitzt werden muß, die chemischen Reaktionen der Zunder
bildung beschleunigt, ja spontan ablaufen. Auszugehen ist
ferner davon, daß die beim Beginn eines Warmumformprozes
ses auf dem Metall befindliche Zunderschicht während der
Verformung zerreißt und sich jedenfalls weitgehend ablöst.
Eine genauere Betrachtung und Bewertung hat ergeben, daß
die starken Zunder-Emissionen, wie sie etwa beim Durchlauf
eines erhitzten Stahlbandes durch ein Walzgerüst auftre
ten, offenbar nicht allein von der Zunderschicht herrühren
können, welche beim Beginn des Umformvorganges auf der
Metalloberfläche vorhanden sind.
Der Umstand, daß sich auf dem verformten Metall rasch eine
neue Zunderschicht bildet, führt zu der Deutung, daß sich
in der Entspannungsphase des umgeformten Metalls gewisser
maßen kaskadenartig eine Mehrzahl von Zunderbildungen und
-absprengungen vollzieht, weil mit der plastischen Verfor
mung auch ein Anteil elastischer Verformung einhergeht
und diese zu einer gewissen Wiederausdehnung des Metalls
führt, bei der es möglicherweise in rascher Folge zum
Bilden, Reißen und Absprengen von Zunderschichten kommen
kann.
Eine Gewißheit für diesen Geschehensablauf gibt es aller
dings bisher nicht; fest steht nur, daß entgegen fachmän
nischer Erwartung das Abdecken der Oberfläche des warmver
formten Metalls für einen gewissen Zeitraum unmittelbar
nach der Warmverformung - beim Warmwalzen durchlaufenden
Materials entspricht dies einer bestimmten Strecke nach
Verlassen des Walzenspalts - zu einer drastischen Verrin
gerung der Zunderbildung (genauer: der Bildung von Wolken
aus in Form von Schwebstoffen abgesprengten Zunderteil
chen) führt.
Vorzugsweise wird als Inertgas Stickstoff verwendet, mit
dem beim Warmwalzen von Stahl das den Walzspalt verlassen
de Material über eine bestimmte Wegstrecke angeblasen wird.
Um in solchem Fall den gesamten kritischen Bereich zu
erfassen, innerhalb dessen beim Warmwalzen von Stahl nach
dem Verlassen des Walzenspalts die Bildung von Aerosol-
Wolken aus Zunder und Schwermetall-Teilchen auftritt, wird
beim Warmwalzen von Stahl der den Walzspalt verlassende
Stahl über eine bestimmte Wegstrecke mit dem Inertgas an
geblasen. Diese Strecke entspricht im Kontext der vorste
hend gegebenen Deutung der "Entspannungsphase" des Stahl
bandes nach seiner plastischen Verformung im Walzenspalt;
jedenfalls hat sich gezeigt, daß es nach dieser bestimmten
Wegstrecke zwar naturgemäß zu einer (normal dünnen) Zun
derbildung, aber nicht mehr zur Emission jener Schweb
stoffe kommt.
Vorzugsweise wird bei dieser Anwendung des erfindungsge
mäßen Verfahrens die Blasrichtung des Inertgases schräg
gegen die Vorschubrichtung des Stahls angestellt. In einer
Weiterbildung kann vorgesehen werden, das Inertgas auch in
die seitlich neben dem Walzgut liegenden Freiräume des
Walzspalts einzublasen.
Das erfindungsgemäße Abdecken des einem Warmumformprozeß
unterworfenen erhitzten Metalls während dessen Entspan
nungsphase nach Abschluß der plastischen Verformung er
folgt zweckmäßig in jedem Falle durch Anblasen mit Inert
gas, auch dann, wenn der Umformprozeß wie etwa beim Frei
formschmieden, Gesenkschmieden oder Heißpressen im wesent
lichen stationär verläuft und daher der das Werkstück und
die Werkzeuge umgebende Raum in relativ einfacher Weise
gegenüber der Luftatmosphäre abgeschirmt werden kann.
Demgemäß besteht eine Vorrichtung zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens darin, daß an eine Anlage zum
Warmumformen von Metall eine Einrichtung zum Zuführen von
Inertgas angeschlossen ist, welche eine Mehrzahl von gegen
das Umformgut gerichteten Düsen sowie Mittel aufweist, die
die Zufuhr von Inertgas nach dem Umformen auf die Entspan
nungsphase beschränken. Vorzugsweise ist dabei vorgesehen,
daß die Einrichtung Elemente aufweist, welche das Umform
gut jedenfalls während der Entspannungsphase umschließen,
und an deren Innenseiten sich das unter höherem als dem
Atmosphärendruck stehende Inertgas abstützen kann. Es hat
sich nämlich gezeigt, daß es eines gewissen Inertgas
druckes bedarf, um dieses trotz seiner spontanen Erhit
zung bei Annäherung an das Umformgut ausreichend dicht und
intensiv an dessen Oberfläche heranzubringen. Ohne ein
zumindest weitgehendes Umschließen des Umformguts während
der Entspannungsphase läßt sich ein solcher Druck des
Inertgases jedoch nicht aufbauen.
Soweit es sich beim Umformgut um Walzstahl handelt, der
die Walzgerüste mit hoher (und zunehmender) Geschwindig
keit passiert, können die Umschließungselemente ausgangs
seitige Teile des Walzenständers eines Walzgerüstes sein.
Am Beispiel eines Warmband-Walzgerüsts wird die Erfindung
nachstehend anhand der Zeichnungen erläutert. In den
Zeichnungen zeigt:
Fig. 1 in schematisierter Darstellung den ausgangs
seitigen Teil des Walzgerüsts;
Fig. 2 den oberseitigen Kühlwasserkasten in Drauf
sicht;
Fig. 3 den unteren Walzentisch in Draufsicht;
Fig. 4 eine Darstellung des Umform-Vorganges im
Walzspalt; und
Fig. 5 einen senkrechten Mittelschnitt durch die
Walzen und das Walzgut in Fig. 4.
Von den im Ständer 1 eines Walzgerüsts gehaltenen Arbeits
walzen 2, 3 und Stützwalzen 4, 5 sind in Fig. 1 nur Ab
schnitte in schematischer Seitenansicht dargestellt. Den
Walzspalt 6 durchläuft das erhitzte Walzgut von links nach
rechts in Fig. 1; die in Fig. 1 dargestellten, zum Walzge
rüst gehörenden Elemente befinden sich also auf der Aus
gangsseite des Walzgutes.
Zu diesen Elementen gehört unterhalb des Warmbandes 7 ein
aus den beiden Teilen 8a und 8b bestehender Walzentisch
mit einem an der Arbeitswalze 3 anliegenden Abstreifer 9
sowie unterhalb des Walzentisches 8a ein Kühlwasservertei
ler 10. Das von diesen an die Arbeitswalze 3 abgegebene
Kühlwasser ist bei 11 angedeutet.
Oberhalb des Warmbandes 7 erkennt man in Fig. 1 einen
Wasserkasten 12, dessen Unterseite 16 im Bereich der
Arbeitswalze 2 mit einem Abstreifer 13 versehen ist. Im
Wasserkasten 12 sind Verteiler 14 für das Kühlwasser 15
angeordnet, welches auf die Arbeitswalze 2 gesprüht wird.
Der Abstreifer 13 verhindert ein ins Gewicht fallendes
Ablaufen des Kühlwassers auf das Warmband 7; das Kühlwas
ser läuft seitlich im Bereich der Wangen des Ständers 1
ab und wird unterhalb des Walzgerüsts abgeführt.
Erfindungsgemäß sind sowohl im Bereich des Walzentisches 8
als auch des oberseitigen Wasserkastens 12 Einrichtungen
zum Einblasen von Stickstoff in den vom Tisch und dem Was
serkasten mit deren Abstreifern 9, 13 sowie den seit
lichen Komponenten des Ständers 1 weitgehend umschlos
senen, vom heißen Warmband 7 unmittelbar nach Verlassen
des Walzspalts 6 durchlaufenen Raumes vorgesehen. Ein quer
zur Walzrichtung verlaufendes Rohr 20 führt durch eine
Schlauchleitung 21 einem Doppelrohr-Querverteiler 22
Inertgas zu, welches dieser auf eine Vielzahl relativ
dünner Düsenrohre 23 verteilt, die mit ihren Mündungen 24
die Unterseite 16 des Wasserkastens 12 abgedichtet durch
setzen und einen schräg gegen die Vorschubrichtung des
Warmbandes 7 angestellte Inertgasstrahlen 25 oberseitig
gegen das Warmband 7 richten.
Eine weitere Schlauchverbindung 26 führt vom Rohr 20
Inertgas zu einem in Vorschubrichtung des Warmbandes
hinter dem Wasserkasten 12 angeordneten Querverteiler 27,
der mit verschiedenen über die Breite des Warmbandes 7
verteilten Düsenöffnungen 28 versehen ist und wiederum
schräg gegen die Vorschubrichtung des Warmbandes 7 ange
stellte Inertgasstrahlen 29 abgibt. Entsprechendes gilt in
noch größerer Entfernung vom Walzspalt 6 für den Querver
teiler 30, der vom Rohr 20 durch ein Verteilerrohr 31
beschickt wird.
In entsprechender Weise wird die Unterseite des Warmbandes
7 mit Inertgas abgedeckt. Von einem Rohr 40 erhält über
einen Schlauch 41 ein Doppelrohr-Querverteiler 42 das
Inertgas und verteilt es auf eine Vielzahl über die Breite
des Walzgerüsts verteilte Düsenrohre 43 auf Düsen 44, die
den unteren Walzentisch 8a durchsetzen und schräg gegen
die Vorschubrichtung des Warmbandes 7 angestellte Inert
gasstrahlen 45 gegen dieses richten.
Mittels weiterer Schläuche 46, 47 sind Querverteiler 48, 49
an das Rohr 40 angeschlossen und richten - wiederum schräg
gegen die Vorschubrichtung angestellte - Inertgasstrahlen
50, 51 (durch die beabstandeten Einzelelemente des Walzen
tisches 8b hindurch; vgl. Fig. 3) gegen die Unterseite des
Warmbandes 7.
In Fig. 4 ist schematisch der Durchlauf des Warmbandes 7
durch die Arbeitswalzen 2, 3 veranschaulicht. Das Warm
band 7 kommt von links mit der Ausgangsdicke s und wird im
Walzspalt 6 auf eine geringere Dicke plastisch verformt,
die in einigem Abstand vom Walzspalt 6 die Größe s1 hat.
Die Zunderschicht 7a, die das Warmband 7 vor dem Einlaufen
in den Walzspalt 6 allseitig umgibt, ist in Fig. 4 links
des Walzspalts zu erkennen. Diese Zunderschicht wird im
Verlauf der keilförmig stattfindenden Verformung aufgeris
sen und abgesprengt; in Fig. 4 ist dies stark vergrößert
angedeutet.
Sobald das Warmband 7 den Walzspalt (also die Linie ge
ringsten Abstandes zwischen den Arbeitswalzen 2 und 3)
passiert hat, vergrößert sich der Abstand zwischen den
Walzen 2 und 3 rasch, so daß das Material des Warmbandes 7
entspannen kann. In Abhängigkeit von Materialeigenschaften
und der Vorschubgeschwindigkeit des Warmbandes 7 erstreckt
sich die Zone E der Entspannungsphase über eine gewisse,
sich in Vorschubrichtung an den Walzspalt 6 anschließende
Wegstrecke, die in Fig. 4 oberseitig und unterseitig des
Warmbandes 7 mit "E" kenntlich gemacht ist. Im Bereich E
dieser Entspannungsphase wird das Warmband 7 erfindungsge
mäß mit Inertgas - vorzugsweise Stickstoff - abgedeckt, so
daß sich dort kein neuer Zunder auf dem Band bilden kann.
Sobald das Warmband 7 die mit Inertgas abgedeckte Entspan
nungszone E verläßt, reagiert die Metalloberfläche mit dem
Sauerstoff der Umgebungsluft und bildet eine (neue) Zun
derschicht 7b von jedoch vergleichsweise geringer Dicke.
Fig. 5 zeigt einen schematischen Vertikalschnitt durch die
Arbeitswalzen 2 und 3 und das im Walzspalt 6 befindliche
Warmband 7. Nach einer Weiterbildung der Erfindung wird
das Inertgas auch in die neben dem Warmband 7 liegenden
Freiräume 52 des Walzspalts 6 eingeblasen.
Claims (8)
1. Verfahren zur Verminderung der Zunderbildung beim
Warmumformen von Metall, insbesondere von Stahl, bei
welchem das erhitzte Metall kurzzeitig unter hohem Druck
plastisch verformt wird und anschließend entspannen kann,
dadurch gekennzeichnet, daß in der Entspannungsphase die
Oberfläche des Metalls mit Inertgas abgedeckt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß als Inertgas Stickstoff ver
wendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 beim Warmwalzen von
Stahl,
dadurch gekennzeichnet, daß der den Walzspalt verlassende
Stahl über eine bestimmte Wegstrecke mit dem Inertgas an
geblasen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Blasrichtung des Inertga
ses schräg gegen die Vorschubrichtung des Stahls ange
stellt ist.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Inertgas auch in die
seitlich neben dem Walzgut liegenden Freiräume des Walz
spalts eingeblasen wird.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5 an einer Anlage zum
Warmumformen von Metall,
dadurch gekennzeichnet, daß an die Anlage zum Warmumformen
eine Einrichtung zum Zuführen von Inertgas angeschlossen
ist, welche eine Mehrzahl von gegen das Umformgut gerich
teten Düsen sowie Mittel aufweist, die die Zufuhr von
Inertgas nach dem Umformen auf die Entspannungsphase be
schränken.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung Elemente
aufweist, welche das Umformgut jedenfalls während der
Entspannungsphase umschließen, und an deren Innenseiten
sich das unter höherem als dem Atmosphärendruck stehende
Inertgas abstützen kann.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7 zur Ausführung des Verfah
rens nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Elemente ausgangsseitige
Teile des Walzenständers eines Walzgerüsts sind.
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