DE4202369C2 - Alterungsbeständiges Glas für die Ultraschallverzögerung und dessen Verwendung - Google Patents
Alterungsbeständiges Glas für die Ultraschallverzögerung und dessen VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Glas mit hoher
Langzeitstabilität der akustischen Eigenschaften für
die Ultraschallverzögerung, das für ausgezeichnet
alterungsbeständige Ultraschallverzögerungsleitungen
geeignet ist. Insbesondere werden
alterungsbeständige Gläser für die
Ultraschallverzögerung behandelt, in welchen sich
Schallwellen mit einer Geschwindigkeit zwischen 2400
und 2600 m/s fortpflanzen und welche im
Temperaturintervall von 10°C bis 60°C einen
Temperaturkoeffizienten der Laufzeit l/z·dz/dT
kleiner 2·10-6/°C aufweisen.
Verzögerungsleitungen werden u. a. in der
Funkmeßtechnik, der Regelelektronik, in
Elektronenrechnern oder auch in der Fernsehtechnik
benötigt. Sie dienen beispielsweise dazu, ein
eingangsseitiges elektrisches Übertragungssignal
piezoelektrisch mittels eines geeigneten Wandlers in
eine mechanische Schwingung, vorzugsweise eine
Ultraschallschwingung, umzuwandeln und das erhaltene
akustische Signal nach Durchlaufen eines Glaskörpers
wiederum piezoelektrisch mittels eines Wandlers in
ein elektrisches Signal zurückzuwandeln. Das
zurückgewandelte elektrische Signal weist dann die
erwünschte Verzögerung gegenüber dem ursprünglichen
elektrischen Signal auf, weil die
Ausbreitungsgeschwindigkeit der mechanischen
Schwingung in einem Festkörper wie Glas um ca. 4 bis
5 Zehnerpotenzen kleiner ist als die
elektromagnetischer Wellen. Aufgrund des großen
Unterschieds der Ausbreitungsgeschwindigkeit kann so
auf kleinen Verzögerungsstrecken eine hohe
Verzögerung eines elektrischen Signals erlangt
werden.
Zur Vermeidung von Farbtonfehlern muß beim
Pal-Farbfernsehverfahren das Farbartsignal einer
Zeile mit dem um 64 µsec verzögerten
Farbartsignal der übernächsten Zeile addiert werden.
Der Sinn des Verfahrens besteht darin, einen in der
einen Richtung auftretenden Phasenfehler durch ein
Signal gleicher Größe, aber mit einer um 180°
gedrehten Phasenlage, vollständig zu kompensieren.
Die Aufgabe der temperaturstabilen
Glasverzögerungsleitungen ist es, das eingespeiste
elektrische Signal erst nach Ablauf der
Verzögerungszeit von 64 µsec wieder am Ausgang
der Verzögerungsleitung anstehen zu lassen. Dazu
wird das modulierte Farbsignal zu einer
Ultraschall-Schwingung umgewandelt, die den
Glaskörper als Verzögerungsmedium durchläuft.
Ein weiterer Einsatz von temperaturstabilen
Verzögerungsleitungen ist die Verwendung als
Comb-Filter in den Farbfernsehsystemen Pal und NTSC.
Die dabei erforderliche Verzögerungszeit beträgt
etwa 64 Mikrosekunden bei 625 Bildzeilen und einer
Frequenz von 50 Hertz. Bei der in Betracht kommenden
Frequenz von 4,43 Megahertz, der erforderlichen
Bandbreite von 5 Megahertz und aufgrund der
vorerwähnten Differenz zwischen der
Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schallwellen in Glas
und der Ausbreitungsgeschwindigkeit
elektromagnetischer Wellen in metallischen Leitern
von ca. 4 Zehnerpotenzen ist Glas als Medium für
Verzögerungsleitungen hervorragend geeignet.
Dabei muß das Glas jedoch ein ganzes Bündel von
Anforderungen hinsichtlich seiner Eigenschaften,
insbesondere unter Berücksichtigung der akustischen
Eigenschaften, gleichzeitig erfüllen:
- 1. Das Glas darf eine bestimmte Mindestdämpfung nicht überschreiten, da sonst das Verhältnis von eingestrahltem zu erhaltenem Signal zu schlecht wird. Die nicht zu überschreitende Mindestdämpfung ist von Anwendungsgebiet zu Anwendungsgebiet verschieden. Bei Verzögerungsleitungen für die Verzögerung von Farbfernsehsignalen beispielsweise sollte die Dämpfung einen Wert von 0,07 dB/cm bei 4,4 MHz nicht überschreiten.
- 2. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Ultraschallwellen im Glas muß in einem bestimmten Intervall liegen und vorteilhaft in diesem Intervall gezielt abstimmbar sein. Aus den oben beschriebenen Gründen beträgt dieser Bereich bei der Übertragung von Farbfernsehsignalen 2400 bis 2600 m/s. Darüber hinaus muß die Ausbreitungsgeschwindigkeit im Glas über glasspezifische Parameter, beispielsweise die Glaszusammensetzung, exakt im vorgegebenen Bereich einstellbar sein.
- 3. Die Laufzeit des Signals im Glas darf über einen
vorgegebenen Temperaturbereich nicht über ein
vorgegebenes Maß von einem Nennwert abweichen,
da sich sonst die Verzögerungszeiten ändern
würden, was beispielsweise beim Farbfernsehen
eine Verschlechterung der Bildgüte in
Abhängigkeit von der Temperatur nach sich ziehen
könnte. Die Änderung der Laufzeit des Signals im
Glas in Abhängigkeit von der Temperatur des
Glases über ein Temperaturintervall von 10°C bis
60°C wird durch den Temperaturkoeffizienten
Δz/ΔT charakterisiert. Gemäß den heutigen
Qualitätsanforderungen darf bei einer 64 µsec
Verzögerungszeit für das PAL-Farbfernsehen ein
Wert von 5 Nanosekunden über den relevanten
Temperaturbereich, der sich wie angedeutet
zwischen +10°C und +60°C bewegt, nicht
überschritten werden.
In der Literatur ist es auch üblich, den Temperaturkoeffizienten als 1/z·dz/dt = ΔTC zu charakterisieren. Hierin ist z die geforderte Verzögerungszeit (also für den vorliegenden Einsatzbereich i.d.R. 64 µs), dz die Änderung der Laufzeit im betrachteten Temperaturintervall (bsp. 5 Nanosekunden) und dt der relevante Temperaturbereich (etwa 50°C). Die Werte für 1/z·dz/dT sollten etwa im Bereich von ±2·10-6/°C liegen. - 4. Der Wert für Δz/ΔT soll feineinstellbar sein. Da die verwendeten Ultraschallwandler und Lötschichten, die zusammen mit dem Glas zur Fertigung der Verzögerungsleitung verwendet werden, ebenfalls eine gewisse Temperaturabhängigkeit zeigen, sollte sich das verwendete Verzögerungsleitungsmedium ebenfalls auf die verwendeten Wandler und Lote einstellen lassen. Dazu ist es beispielsweise notwendig, den Wert für Δz/ΔT so variieren zu können, daß die Laufzeit des Signals entweder mit der Temperatur sinkt oder steigt. Die Feineinstellung des Wertes von Δz/ΔT ist vorteilhaft mit einem Medium wie Glas möglich, in welchem die Komponenten der Zusammensetzung über einen größeren Bereich und damit auch die Eigenschaften des Glases variiert werden können.
- 5. Die Verarbeitbarkeit der Gläser, insbesondere der Schmelzen, muß ausreichend für die Fertigung in kontinuierlichen Aggregaten sein, und die Gläser müssen eine gute Kristallisationsstabilität besitzen.
Es sind nun einige Spezialgläser bekannt geworden,
welche die vorbeschriebenen Anforderungen mehr oder
weniger gut erfüllen.
Die DE-AS 15 96 908 beispielsweise offenbart Gläser
auf der Basis SiO2-PbO-Alkalioxide als
Verzögerungsmedium für akustische
Verzögerungsleitungen, wobei die Gläser die folgende
Zusammensetzung in Molprozent aufweisen:
SiO2 70-78, PbO 15-30, wobei höchstens 5 Molprozent PbO durch mindestens eines der Oxide MgO, BaO, CaO und SrO ersetzt sein können, Na2O+K2O 0-7, davon Na2O höchstens 0,5, Sb2O3+As2O3 höchstens 0,5.
SiO2 70-78, PbO 15-30, wobei höchstens 5 Molprozent PbO durch mindestens eines der Oxide MgO, BaO, CaO und SrO ersetzt sein können, Na2O+K2O 0-7, davon Na2O höchstens 0,5, Sb2O3+As2O3 höchstens 0,5.
Es ist zwar davon auszugehen, daß die Gläser gemäß
den Beispielen der DE-AS 15 96 908 alle die
Forderungen erfüllen, die an die Dämpfung und
Ausbreitungsgeschwindigkeit gestellt werden, aber
die Eigenschaften betreffend die
Alterungsbeständigkeit sind der DE-AS 15 96 908
nicht entnehmbar. Darüber hinaus wird für die
Beispielgläser gemäß der DE-AS 15 96 908 ein Wert
ΔTC von -4 bis -5·10-6/°C angegeben, womit der
Wert um etwa den Faktor 2 höher liegt als der für
1/z·dz/dT, also die identische Größe, geforderte
Wert von ca. ±2·10-6/°C.
Weitere Gläser für Verzögerungsleitungen in
Farbfernsehern oder Videorecordern sind der
JP-OS 88-1 66 735 zu entnehmen. Auch die Gläser gemäß
der japanischen Offenlegungsschrift sind vom
SiO2-PbO-Alkalioxid-Typ. Die gemäß dieser Schrift
erschmolzenen Gläser verfügen über einen 0,1 bis
50 gew.-%igen Gesamtgehalt an den Alkalioxiden
Cs₂O+Li₂O+Na₂O+K₂O+Rb₂O, wobei im
einzelnen zwingend 0,1-50 Gew.-% Cs₂O im Gemisch
enthalten sein müssen. Die Gläser weisen in der
Regel eine ausreichend abstimmbare
Ausbreitungsgeschwindigkeit für
Ultraschallschwingungen auf und verfügen auch über
einen befriedigenden Koeffizienten für die
Temperaturabhängigkeit der
Ausbreitungsgeschwindigkeit. Den Beispielen in
dieser Schrift kann man entnehmen, daß bis auf
wenige Ausnahmen im Schnitt tatsächlich ca.
10-20 Gew.-% oder sogar mehr Cs₂O mitgeschmolzen
werden. Da cäsiumhaltige Rohstoffe in der Regel
relativ teuer sind, besitzen die vorgestellten
Gläser hohe Gemengepreise. Gleichzeitig erstrecken
sich die zusammensetzungsbereiche der Gläser gemäß
der japanischen Offenlegungsschrift über so große
Bereiche, daß beim Arbeiten nach der JP-OS auch
Gläser erhalten werden können, die hohe Werte für
die Dämpfung besitzen.
Auch aus der GB-PS 14 85 898 kennt man Gläser aus
dem SiO₂-PbO-K₂O-System für
Ultraschallverzögerungsleitungen. Die Gläser
befriedigen hinsichtlich der
Fortpflanzungsgeschwindigkeit für Schallwellen, die
gemäß den offenbarten Beispielen aus der GB-PS
zwischen 2470 und 2580 m/s liegt.
Hinsichtlich des Temperaturkoeffizienten für die
Verzögerungszeit zeigen die beispielhaften Gläser
bis auf eine Ausnahme Werte, die die gestellten
Anforderungen nicht erfüllen, da sie größer oder
kleiner als ±2·10-6/°C sind.
In der erwähnten Ausnahme sind nur noch die Grundglassysteme
SiO₂-PbO-K₂O vergleichbar, die übrigen Komponenten aber
unterschiedlich.
In der GB-PS wird auch die Möglichkeit erwähnt,
geringe Al₂O₃-Mengen zur Verbesserung der
Glasstabilität zuzugeben, die beschriebenen
Beispiele enthalten allesamt jedoch kein Al₂O₃,
und zum Alterungsverhalten des Glases direkt wird
nichts gesagt.
Darüber hinaus schreibt die GB-PS 14 85 898 als
essentiellen Gemengebestandteil B₂O₃ in einer Menge
zwischen 1 und 3 Gew.-% vor, um die Glasviskosität
zu reduzieren und die Schmelzcharakteristik zu
verbessern. Zudem kann ein Glas gemäß der GB-PS frei
von BaO sein.
Des weiteren sind im Handel Gläser erhältlich, die
im wesentlichen nur aus den Komponenten SiO₂, PbO
und K₂O bestehen. Diese Gläser erfüllen zwar im
wesentlichen auch schon die Anforderungen an
Dämpfung, Ausbreitungsgeschwindigkeit und
Temperaturabhängigkeit der
Ausbreitungsgeschwindigkeit, aber sowohl diese als
auch die vorbeschriebenen Gläser unterliegen
insgesamt einer starken Alterung. In der Regel
beobachtet man, daß die Verzögerungszeit einer
Verzögerungsleitung mit der Zeit einer gewissen
Abnahme unterworfen ist. Deswegen ist noch eine
weitere Anforderung an das Glas zu richten, welches
erfolgreich für Verzögerungsleitungen eingesetzt
werden soll:
- 6. Für den langfristigen Einsatz in elektronischen Schaltungen und dergleichen soll sich die Verzögerung kaum ändern, da sonst ein vorzeitiger Austausch des Bauteils nötig wird. Die Veränderung der Verzögerungszeit mit der Zeit (aging oder Alterung) wird direkt an der gesamten Leitung, bestehend aus Glas, Loten und Wandlern, gemessen und mittels einer logarithmischen Zeitskala charakterisiert. Eine Kenngröße für die Alterung ist die Änderung der Verzögerungszeit pro Dekade (10 Jahre) Δz/Δt, wobei die Dekade in Tagen normiert wird. Ein Wert von 2 Nanosekunden pro Dekade sollte nicht überschritten werden.
Angesichts des diskutierten Standes der Technik
liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, Gläser für
die Ultraschallverzögerung zu schaffen, welche die
Einhaltung der von der Elektronikindustrie für die
Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls geforderten
engen Toleranzen gestatten, und die sowohl über eine
verbesserte Temperaturstabilität als auch über eine
verbesserte Langzeitstabilität der
Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls verfügen,
wobei die Gläser gleichzeitig eine niedrige Dämpfung
und eine gute Kristallisationsstabilität besitzen
sollen, so daß eine Fertigung in kontinuierlichen
Aggregaten möglich wird. Außerdem sollen die
Gemengepreise für das zu erschmelzende Glas relativ
niedrig sein.
Diese und andere Aufgaben werden erfüllt durch ein
alterungsbeständiges Glas mit der Zusammensetzung
des kennzeichnenden Teils des Patentanspruchs 1.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der
erfindungsgemäßen Gläser ist im abhängigen Anspruch
2 unter Schutz gestellt. Bevorzugte
Verwendungsformen des erfindungsgemäßen Glases sind
Gegenstand der Ansprüche 3 und 4.
Mit der Erfindung gelingt es erstmals, Gläser zur
Verfügung zu stellen, die bei gleichzeitiger
Einhaltung aller vorgegebenen Rahmenwerte für die
Fertigung von Ultraschallverzögerungsleitungen auch
hinsichtlich der Alterung, also der
Langzeitstabilität der Ausbreitungseigenschaften des
Ultraschalls im Medium Glas, deutlich gegenüber
bekannten Gläsern verbessert sind.
Bei den erfindungsgemäßen Gläsern handelt es sich
ebenso wie bei den Gläsern gemäß dem Stand der
Technik um Gläser vom SiO₂-PbO-Alkalioxid-Typ. Die
erfindungsgemäßen Gläser weisen daher essentiell
zwischen 42-48 Gew.-% SiO₂ und zwischen 47 und
53 Gew.-% PbO auf. Die Variation der SiO₂- und PbO-
Anteile im Glassystem ermöglicht es vorteilhaft,
u. a. die erfindungsgemäßen
Ultraschallverzögerungsgläser auf die in
Ultraschallverzögerungsleitungen verwendeten Wandler
und Lote abzustimmen.
Als notwendigen Bestandteil enthalten die
erfindungsgemäßen Gläser K₂O als Alkalioxid in
einer Menge zwischen 2 und 4 Gew.-%, bezogen auf
100 Gew.-% Glasmenge. Gegenüber den Gläsern gemäß
dem Stand der Technik weisen die erfindungsgemäßen
Gläser einen deutlich verringerten Alkaligehalt auf. Die
Alkalioxide wirken im Glassystem bei höheren
Gehalten negativ auf das Alterungsverhalten ein,
verringern aber die Dämpfung des Glases. Gehalte von
mehr als 4 Gew.-% Alkalioxid führen zu nicht mehr
tolerierbaren Alterungen. Verringert man im
Gegensatz dazu den Alkaligehalt unter den
erfindungsgemäßen Minimalwert von 2 Gew.-%, so
verbessert sich zwar das Alterungsverhalten, aber
die Dämpfung des Glases erreicht Werte, die nicht
mehr befriedigend sind. K₂O beeinflußt besonders
vorteilhaft die Verarbeitungseigenschaften der
Schmelze. Bei einer Mischung von mehreren Alkalien
kann das Glas zu unerwünschten, sprunghaften
Änderungen seiner Eigenschaften neigen (sog.
"Mischalkalieffekt").
Als weiteren essentiellen Bestandteil enthält ein
erfindungsgemäßes Glas eine Menge von zwischen 0,1
und 1 Gew.-% Al₂O₃. Neben der für die Alterung
des Glases besonders bevorzugten Reduzierung des
Alkaligehaltes hat die Erfindung die überraschende
Erkenntnis gebracht, daß Zusätze von kleinen Mengen
Al₂O₃ ebenfalls positiv auf die
Alterungseigenschaften einwirken. Die Menge an
Al₂O₃ darf zur Erzielung des Effektes
selbstverständlich nicht zu gering sein, d. h. sie
darf 0,1 Gew.-% nicht unterschreiten. Ist hingegen
ein Gehalt von Al₂O₃ zu hoch, so steigen die
Werte für die Dämpfung des Glases in einem nicht
mehr tolerierbaren Maße an, und als weiteren
Nachteil ziehen höhere Gehalte an Al₂O₃ die
Erhöhung des Energieverbrauchs bei der
Produktion nach sich, weil die Schmelztemperatur des
Glases bei zunehmendem Al₂O₃-Gehalt ansteigt und
zum Erschmelzen der Gläser zunehmend höhere
Temperaturen verwendet werden müssen.
Eine weitere für die erfindungsgemäßen Gläser
essentielle Komponente ist das Bariumoxid, das in
einer Menge zwischen 0,5 und 5 Gew.-% im
erfindungsgemäßen Glas enthalten ist. Bariumoxid
wird im wesentlichen zugegeben, um die
Verarbeitungseigenschaften des Glases in den
kontinuierlichen Aggregaten zu verbessern. Wird
weniger als 1 Gew.-% Bariumoxid zugegeben, so ist
die Menge für die erwünschten Zwecke nicht mehr
ausreichend wirksam. Gleichzeitig wirkt Bariumoxid
in dem erfindungsgemäßen Bereich positiv auf die
Alterungsbeständigkeit des Glases. Wird jedoch der
erfindungsgemäße Bereich überschritten, steigt die
Entglasungsneigung des Glases an, und die
Produzierbarkeit der Gläser leidet darunter. Bis auf
0,5 Gew.-% kann bis zur Obergrenze von 3 Gew.-% die
Menge Bariumoxid gegen andere zweiwertige Glasoxide,
wie zum Beispiel Magnesiumoxid zwischen 0 und
2 Gew.-%, Calciumoxid zwischen 0 und 2 Gew.-%,
Strontiumoxid zwischen 0 und 2 Gew.-% oder auch
Zinkoxid zwischen 0 und 2 Gew.-% ausgetauscht
werden, ohne Nachteile bei den Gläsern zu erhalten.
Als nicht essentielle Bestandteile können die
erfindungsgemäßen Gläser bis zu einer Obergrenze von
insgesamt 2 Gew.-% entweder La₂O₃, Ta₂O₅,
WO₃, ZrO₂, TiO₂ und/oder F aufweisen, wobei
jeder der aufgezählten Bestandteile mit Ausnahme von
F, dessen Gehalt maximal 1 Gew.-% betragen soll,
weil bei höheren Gehalten das Glas gegebenfalls trüb wird,
bis zu einer Höchstgrenze von 2 Gew.-% im
erfindungsgemäßen Glas enthalten sein darf, die
Gesamtsumme der aufgezählten Komponenten jedoch
ebenfalls 2 Gew.-% nicht überschreiten darf. Die
aufgezählten Selten-Erden-Oxide können ebenso wie
die anderen allgemein in der Glastechnik bekannten
Glaskomponenten bis zum erfindungsgemäßen
Maximalgehalt zugegeben werden, ohne daß Nachteile
für die Eigenschaften der Gläser zu erwarten sind.
Da diese Komponenten den Gemengepreis jedoch stark
erhöhen, wird in bevorzugter Ausführungsform auf den
Zusatz dieser Komponenten verzichtet.
Als letzten Bestandteil schließlich können die
erfindungsgemäßen Gläser die in der Glastechnik
üblichen Läutermittel bis zu einer Obergrenze von
maximal 0,5 Gew.-% enthalten. Da das
erfindungsgemäße Glas mit den im Stand der Technik
bekannten Läuterungsmitteln geläutert wird, wobei
üblicherweise Läutermittel, wie z. B. Sb₂O₃, sowie
Nitrate, Sulfate und andere zur Anwendung kommen
können, ist deren Verbleiben bis zu der
erfindungsgemäßen Höchstgrenze in dem
erfindungsgemäßen Glas nicht auszuschließen. Es ist
jedoch gesichert, daß die aufgezählten
Läuterhilfsmittel sowie auch die allgemein bekannten
Läuterhilfsmittel die Eigenschaften des Glases,
insbesondere die akustischen Eigenschaften, nicht
nachteilig beeinflussen.
Ein gemäß der Erfindung lediglich aus den Komponenten
SiO₂, PbO, K₂O, BaO und Al₂O₃ erschmolzenes
Glas mit den vorgenannten bevorzugten Anteilen
dieser Stoffe im Glas sowie bis zu maximal 0,5 Gew-%
der üblichen Läutermittel aufweisend, hat in der
Verbindung mit geeigneten Loten und Wandlern eine
Schallwellenausbreitungsgeschwindigkeit von 2400 bis
2600 m/s und einen Temperaturkoeffizienten der
Laufzeit l/z·dz/dT im Temperaturintervall 10°C bis
60°C von kleiner 2·10-6/°C.
Bevorzugt verfügen die alterungsbeständigen Gläser
in Übereinstimmung mit der Erfindung über eine
Änderung der Verzögerungszeit pro Dekade von kleiner
oder gleich 2 Nanosekunden.
Im nachfolgenden wird die Erfindung anhand von
beispielhaft erschmolzenen Gläsern sowie den daran
gemessenen akustischen Eigenschaften näher
erläutert.
Tabelle 1 führt die Zusammensetzung von 5
beispielhaft in Übereinstimmung mit der Erfindung
erschmolzenen Gläsern sowie eines mit NN
bezeichneten Glases, das dem Stand der Technik
entspricht, auf. Des weiteren enthält die Tabelle 1
für jedes der 5 beispielhaften Gläser sowie für das
bekannte Glas NN die Ergebnisse von Messungen der
Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls im Glas in
Metern pro Sekunde, der Dichte des Glases in Gramm
pro cm³ sowie Angaben über den
Laufzeitkoeffizienten, der die Änderung der Laufzeit
Δz in Abhängigkeit von der Temperatur ΔT in einem
Intervall zwischen +10°C und +60°C beschreibt.
Die erfindungsgemäßen Gläser werden wie folgt
hergestellt:
Die Rohstoffe (Oxide, Carbonate etc.) werden
abgewogen und gut gemischt. Das Gemenge wird bei
1480°C eingeschmolzen, danach geläutert und gut
homogenisiert. Der Guß erfolgt bei etwa 1480°C in
vorgewärmte Formen, wobei das Glas also in der
Produktion in kontinuierlichen Schmelzwannen
herstellbar ist.
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls wird am
fertigen Glaskörper folgendermaßen bestimmt:
Aus den Versuchsschmelzen wurden Prüfkörper
geschnitten, geschliffen und gefräst. Es wird ein
Prüfkörper erhalten mit einer Reflexion des
Ultraschalls. Die Metallisierung der
Glasoberflächen, an denen die Aufbringung der
piezoelektrischen Wandler erfolgt, wird
üblicherweise durch Behandlung in reduzierenden
Lösungen als auch durch Aufdampfen oder Sputtern von
metallischen Schichten vorgenommen. Auf die
metallisierten Glasoberflächen wurden
piezoelektrische Wandler aus dem Material Sonox SP-2
aufgelötet.
Die Messung der absoluten Verzögerungszeit sowie die
Änderung der Verzögerungszeit mit der Temperatur
wurden mit den üblichen Meßverfahren durchgeführt.
Hierbei wird das von einem Generator erzeugte
Wechselspannungssignal bei der Frequenz von
4 433 618 Hz einmal direkt und einmal durch die zu
prüfende Verzögerungsleitung gesendet. Die beiden
ankommenden Signale werden mit einem Vektorvoltmeter
erfaßt und ihre Phasendifferenz gemessen. Aus der
Kenntnis der genauen Geometrie des Prüfquaders,
exakten Frequenzmessungen und Kenntnis der Anzahl
von Perioden in der Verzögerungsleitung lassen sich
die absolute und die Änderung der Verzögerungszeit
mit der Temperatur berechnen.
Um den Temperaturbereich von 10 bis 60°C abzudecken,
werden die Glaskörper in eine temperierbare
Meßprobenhalterung eingebaut.
Die Ergebnisse der Messungen für einige der
Beispielgläser sowie für ein bekanntes Glas sind in
den Fig. 1 und 2 graphisch wiedergegeben. In den
Figuren zeigen:
Fig. 1 einen Graphen der Veränderung der
Verzögerungszeit in Nanosekunden in
Abhängigkeit von der Temperatur in °C im
Temperaturintervall zwischen +10 und +60°C
in 10°-Schritten für die beispielhaft
erschmolzenen Gläser 1 bis 3; und
Fig. 2 einen halblogarithmischen Graphen der
Änderung der Verzögerungszeit in
Nanosekunden aufgetragen gegen die Alterung
in Tagen für die drei beispielhaften Gläser
1 bis 3 sowie ein bekanntes Glas NN, in der
der Graphik Bsp. 4, aus Tabelle 1.
Bei den Beispielgläsern 1 bis 3 variiert das
Verhältnis von SiO2 und PbO im erfindungsgemäßen
Zusammensetzungsbereich. In Fig. 1 kann man
erkennen, daß in Abhängigkeit des Gehalts an SiO2
und PbO bei ein und derselben Temperatur die
Veränderung der Verzögerungszeit Δz/ΔT variiert
werden kann, ohne daß eine Obergrenze für Δz/ΔT von
5 Nanosekunden im gewählten Temperaturintervall
zwischen +10 und +60°C überschritten wird, so daß
mittels der Variation von SiO2 und PbO vorteilhaft
die Anpassung des Ultraschallverzögerungsglases auf
bestimmte Wandler gelingen kann.
Wie deutlich die erfindungsgemäßen Zugaben von
Al2O3 und BaO sowie die Reduktion des
K2O-Gehaltes beim erfindungsgemäßen Glas auf die
Alterungsbeständigkeit der Gläser einwirken,
verdeutlicht Fig. 2. Neben der Änderung der
Laufzeit der Beispiele 1 bis 3 ist auch die Änderung
der Laufzeit eines bekannten Glases aus Tabelle 1
aufgetragen. Aus dem Graphen von Fig. 2 folgt klar,
daß das bekannte Glas einer deutlich stärkeren
Alterung unterliegt als die Gläser gemäß den
Beispielen 1 bis 3.
Die vorbeschriebenen Beispiele haben gezeigt, daß es
mit erfindungsgemäßen Gläsern, die auf dem
Glassystem SiO2-PbO-Alkalioxid basieren, durch
Zusätze von kleinen Mengen Al2O3 und einer
Reduzierung des Alkaligehaltes gelingt, Gläser zu
erhalten, die sowohl die geforderte
Schallgeschwindigkeit mit ausreichend niedriger
Dämpfung als auch einen niedrigen
Temperaturkoeffizienten Δz/ΔT bei einer
gleichzeitig deutlich gegenüber den Gläsern gemäß
dem Stand der Technik gesteigerten
Alterungsbeständigkeit aufweisen.
Daher wird ein alterungsbeständiges Glas gemäß der
Erfindung besonders vorteilhaft als
Verzögerungsmedium in einer akustischen
Verzögerungsleitung eingesetzt. Speziell die in den
Beispielen und die gemäß den bevorzugten
Ausführungsformen der Erfindung erschmolzenen Gläser
eignen sich hervorragend für diese Verwendung. Die
mit einem erfindungsgemäßen Glas als
Verzögerungsmedium hergestellten akustischen
Verzögerungsleitungen sind besonders vorteilhaft für
die Verwendung zur Signalverzögerung in
Farbfernsehgeräten oder Videorecordern.
Weitere Ausführungsformen und Vorteile der
alterungsbeständigen Gläser in Übereinstimmung mit
der Erfindung werden aus den nachfolgenden
Patentansprüchen ersichtlich.
Claims (4)
1. Alterungsbeständiges Glas für die
Ultraschallverzögerung, in welchem sich
Schallwellen mit einer Geschwindigkeit zwischen
2400 und 2600 m/s fortpflanzen und welches im
Temperaturintervall von 10°C bis 60°C einen
Temperaturkoeffizienten der Laufzeit l/z·dz/dT
kleiner 2×10-6 aufweist, dadurch
gekennzeichnet, daß es folgende Zusammensetzung
in Gew.-% aufweist, wobei die Summe der
ausgewählten Bestandteile 100% ergibt:
SiO₂
42-48
PbO 47-53
K₂O 2-4
BaO 1-3
Al₂O₃ 0,1-1
sowie die aus dem Stand der Technik bekannten
Läutermittel bis zu Gehalten von höchstens
0,5 Gew.-%.
2. Glas gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Änderung der Verzögerungszeit pro Dekade
kleiner oder gleich 2 Nanosekunden ist.
3. Verwendung des alterungsbeständigen Glases nach
einem der vorhergehenden Ansprüche als
Verzögerungsmedium in einer akustischen
Verzögerungsleitung.
4. Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
akustische Verzögerungsleitung zur Signalverzögerung in
Farbfernsehgeräten oder Videorecordern eingesetzt wird.
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