DE4025039A1 - Verfahren zum reinigen und regenerieren von verschmutzten flaechen- und fasergebilden und hierzu geeignetes mittel - Google Patents
Verfahren zum reinigen und regenerieren von verschmutzten flaechen- und fasergebilden und hierzu geeignetes mittelInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Mittel zum Reinigen
und Regenerieren von verschmutzten Flächen- und Fasergebilden
und dergleichen, insbesondere ein Verfahren und Mittel zum
Säubern von mit Farben, Lacken und Imprägnierungen oberflächlich
verschmutzten und beschmierten Oberflächen, die z. B. aus
Keramik, Glas, Metall, Holz, Gummi, Stein, Kunststoff,
Plastik, Leder, Wildleder, Kunstleder u. a. bestehen und eine
Lackierung, Glasierung oder sonstige Oberflächenveredelung
tragen können. Letztere wird erfindungsgemäß nicht angegriffen.
Eine in der letzten Zeit immer stärker um sich greifende
Unsitte ist das Beschmieren und Bemalen von Hauswänden,
Türen, Automobilen, Denkmalanlagen, Skulpturen, Brunnenum
randungen, Glaswänden, Bodenplatten, Straßenbelägen, Boden
belägen wie Teppichware usw. mit mehr oder wenig sinngebenden
Zeichen, Bildern, Symbolen und dergleichen. Soweit diese
Darstellungen von künstlerischen Gehalt sind, spricht man
allgemein von Graffiti. Leider finden solche Darstellungen
nicht immer den richtigen Platz und Untergrund. Gerade in
Großstädten suchen sich die Autoren gern sich bietende
Gelegenheiten auf den Außenlackierungen von U-Bahnzügen, S-
Bahnzügen, Telefonzellen, Briefkästen, Kachelfliesen, aber
auch auf Flächen der Innenausstattungen wie Holzpaneelen,
Kunststoffplatten, Fensterscheiben und anderen. Stein- und
Betonseitenwände von Tunnel- und Brückenanlagen sind ebenfalls
oft betroffene Objekte. Die Verwendung von Sprühfarben
und Sprühlacken ermöglicht auch das Bemalen von unebenen
Flächen. Insbesondere wertvolle Reliefs und Skulpturen aus
Granit und Marmor sind beliebte Ziele. Wegen der guten
Qualität der Farben und Lacke und der Möglichkeit wiederholter
Auftragungen ist die Entfernung solcher Beschmierungen
oft mit erheblichen Problemen verbunden. Sie ist heute im
allgemeinen noch sehr teuer und zeitaufwendig.
Man hat bereits versucht, unerwünschte Verschmutzungen und
Schmierereien mit chemischen Mitteln wie Trichlorethylen
(Tri), Terpentin, Abbeizmitteln, Nitroverdünnern, Salmiak-
Abbeizmitteln und anderen Farb- und Lackentfernern der
Technik zu beseitigen. Leiter greifen diese Mittel meistens
die Oberflächenschicht der zu erhaltenden Flächen an, erzeugen
blinde und matte Untergründe und können unter Umständen
sogar die gesamte Oberfläche einer Außenlackierung
zerstören.
Bei Verschmutzungen auf Stein wie Marmor, Granit, Sandstein
wird zuweisen auch mechanisch gereinigt, wie z. B. durch
Naßsandstrahlen. Leider führt auch dies zur Beschädigung des
Untergrundes, außerdem entstehen Partikelnebel, die wegen
ihrer Lungengängigkeit die tätigen Personen akut gefährden
können.
Farb- und Lackschmierereien sind besonders dann
problematisch, wenn sie mit Nitrolacken oder Bronzefarben
(Silber- und Goldbronze) erzeugt worden sind. Ein
vergleichbares Problem ergibt sich bei Farb- und
Lackverschmutzungen auf Textilflächen wie Matten, Fliesen,
Teppichen, Auslegeware, aber auch bei Kleidung.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und
ein Mittel bereitzustellen, mit dem kontaminierte Flächen,
wie z. B. die oben angegebenen, auch wenn dicke Aufträge
vorliegen, wirksam und schnell gereinigt werden können, ohne
den Untergrund zu beschädigen. Das Mittel sollte gänzlich
oder weitgehend biologisch abbaubar sein und bereits in
geringen Mengen zur vollständigen Beseitigung einer Ver
schmutzung ausreichen, so daß nur geringe Rückstände anfallen,
die einfach entsorgt werden können. Wenn Abwasser
(Waschwasser) entsteht, sollte es ebenfalls mit einfachen
Mitteln entsorgt werden können.
Hierzu schlägt die Erfindung das Mittel nach Anspruch 1 und
das Verfahren nach Anspruch 21 vor mit bevorzugten Ausgestaltungen
nach den Ansprüchen 2 bis 20 bzw. 22.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß eine Kombination aus
Fettsäuren, Ölen und Lösemitteln auf Kohlenwasserstoffbasis,
gegebenenfalls zusammen mit Feinschleifmitteln und unter Zusatz
von ionischen oder nichtionischen Dispergiermitteln hervorragend
zur Beseitigung der Schmierereien auf den oben beschriebenen
oder anderen Substraten geeignet ist, wobei diese Verschmutzungen
schonend abgelöst werden und der Untergrund dergestalt
regeneriert wird, daß er wie neu und poliert aussieht, wenn
glatte Oberflächen betroffen sind. Rauhe Oberflächen werden
ebenso gründlich gereinigt und regeneriert, ohne daß aus dem
Untergrund Teile herausgerissen oder abgetragen werden.
Die Fettsäurekomponente ist im allgemeinen eine Fettsäure
mit 2 bis etwa 22 Kohlenstoffatomen und umfaßt bevorzugt die
Gruppe der niederen aliphatischen Fettsäuren mit 2 bis 6 Koh
lenstoffatomen, insbesondere Essigsäure, Propionsäure als
Monocarbonsäuren, Malonsäure, Bernsteinsäure, Glutarsäure
und Adipinsäure als Dicarbonsäuren und Citronensäure als
Tricarbonsäure, sowie die Gruppe der höheren Fettsäuren mit
etwa 12 bis 18 Kohlenstoffatomen, wie Myristinsäure, Palmitinsäure,
Stearinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure und
andere. Bevorzugt weist die Fettsäurekomponente mindestens
zwei unterschiedliche Fettsäuren auf, wobei jeweils eine
dieser Fettsäuren aus einer der vorstehend genannten Gruppen
ausgewählt ist. Ein besonders bewährtes Paar ist Essigsäure
und Stearinsäure sowie Citronensäure und Palmitinsäure. Kom
binationen mit Ölsäure sind ebenfalls vorteilhaft.
Die Fettsäurekomponente kann gänzlich oder teilweise auch als
Seife vorliegen, insbesondere dann, wenn das Mittel alkalisch
gestellt ist. Dies bedingt, daß von der Fettsäurekomponente
gleichzeitig oder zusätzlich die Funktion eines Netz- und
Emulgiermittels ausgeübt wird. Der Seifenanteil - bezogen
auf die Gesamtmenge der Fettsäurekomponente - liegt vorteilhaft
im Bereich von etwa 10-30 Gew.-%. Als Seifenkation
kommen die Alkalimetalle, Ammonium und Aminiumionen in Betracht.
Die Ölkomponente des erfindungsgemäßen Mittels wird im all
gemeinen von den natürlichen und/oder synthetischen Esterölen
gebildet, wenngleich auch andere Öle wie die Kohlenwasserstofföle
verwendbar sind. Bevorzugt werden als Esteröle, z. B.
die Alkylester von aliphatischen Dicarbonsäuren wie Diethyl
oxalat, Dimethylmalonat, Dihexyladipat, und die natürlichen
Pflanzenöle, wie z. B. Leinöl, Baumwollsamenöl, Sojaöl, Hanföl,
Rapsöl, Kokoskernöl, Palmkernöl. Kleinere Anteile an etherischen
Ölen bewirken gleichzeitig eine bewußt angestrebte Duftnote
des Mittels. Der Gehalt an Ölkomponente wird durch das
Öl/Fettsäurekomponente-Molverhältnis bestimmt, das bevorzugt
im Bereich von etwa 0,2 : 1 bis 2 : 1 und am besten im Bereich
von etwa 0,75 : 1 bis 1,25 : 1 liegt. Ein ungefähres 1 : 1-
Molverhältnis hat zusätzliche Vorteile.
Die dritte wesentliche Komponente des erfindungsgemäßen
Mittels ist ein Lösemittel auf Kohlenwasserstoffbasis. Es
kann ein Einzelstoff sein, bevorzugt werden jedoch Lösemittel
gemische. Geeignete Kohlenwasserstoffe sind die aliphatischen
Kohlenwasserstoffe, wobei insbesondere die Benzine (C6 bis
C10-Kohlenwasserstoffe), Lackbenzin, Petrolether, Cyclohexan,
Dekalin, Methylcyclohexan, Methylcyclohexan und die Terpen
kohlenwasserstoffe vorgezogen werden. Aromatische Kohlenwasserstoffe
sind weniger erwünscht. Der Anteil des Kohlenwasserstofflösemittels
wird von Überlegungen wie Viskosität des
zu handhabenden Mittels, der aktuellen Anwendungskonzentration,
Nichtentflammbarkeit, der Anlösekraft u. dgl. bestimmt.
Bereits 20-40% (Gewicht) der aus den Komponenten (a),
(b) und (c) bestehenden Zusammensetzung reichen aus, die dem
Mittel zu erteilenden Eigenschaften zu verleihen. Besonders
bewährt haben sich Lösemittel auf Lackbenzinbasis. Statt der
Terpenkohlenwasserstoffe wird zweckmäßigerweise Terpentinölersatz
kompoundiert.
In den Mittelkonzentraten der Erfindung beträgt der Kohlen
wasserstoffanteil meistens weniger als 25%, bevorzugt weniger
als 15 Gew.-%, dennoch sind die Mittel generell in Wasser
verdünnbar und ergeben homogene Mischungen meistens milchigtrüber
Konsistenz, die beliebig mit Wasser gestreckt werden
können, ohne beim Stehen Instabilität oder Absetzverhalten zu
zeigen. Der pH-Wert des aus den drei wesentlichen Komponenten
bestehenden Mittels kann leicht alkalisch (pH 7,5-9,0), neutral
oder schwach sauer sein (pH 4,5 bis 6,0). Die Einstellung
des sauren pH-Werts erfolgt zweckmäßigerweise mit einer organischen
Säure wie Essigsäure. Bei der Alkalistellung können
die üblichen Alkalisierungsmittel wie Natrium- oder
Kaliumcarbonat, Natrium- oder Kaliumbicarbonat, Ammoniak
oder alkalisch reagierende Ammoniumverbindungen zugesetzt werden,
Ammoniumverbindungen sind bevorzugt.
Vorzugsweise enthält das erfindungsgemäße Reinigungsmittel
zusätzlich eine fettlösend wirksame Verbindung wie Dipenten
oder niedrigsiedende halogenierte Kohlenwasserstoffe, z. B.
Trichlorethylen, Tetrachlorkohlenstoff, Perchlorethylen,
Methylenchlorid. Fluorchlorkohlenstoff-Flüssigkeiten sind
jedoch zu vermeiden. Im Falle der chlorierten aliphatischen
Kohlenwasserstoffe hat sich überraschenderweise gezeigt, daß
deren Menge innerhalb der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
sehr gering sein kann und trotzdem eine schnell-wirkende Rei
nigungswirkung eintritt. Offenbar führt das Zusammenwirken
der fettlösenden Komponente (im folgenden auch Oleophil genannt)
mit der Ölkomponente und Fettsäurekomponente zur Synergien
im Hinblick auf die Säuberungswirkung bezüglich aufgetragener
Farb- und Lackverunstaltungen. Das Gewichtsverhältnis
von Oleophil zu Ölkomponente kann deshalb relativ niedrig
liegen und beträgt vorzugsweise etwa 5 : 1 bis 0,5 : 1, bevorzugt
etwa 2 : 1 bis 0,8 : 1. Bevorzugte Oleophile sind Dipenten und
Methylenchlorid. Das Gewichtsverhältnis von Oleophil zu Fett
säurekomponente liegt bevorzugt bei etwa 0,8 : 1 bis 10 : 1, wobei
der engere Bereich von etwa 1 : 1 bis 2,5 : 1 bevorzugt wird.
Der Oleophil-Anteil an der Gesamtmenge der organischen Flüssig
keitsmenge beläuft sich im allgemeinen auf weniger als 35
Gew.-%, bevorzugt auf weniger als 20 Gew.-%. Mengen im Bereich
von etwa 5 bis 12 Gew.-% der Gesamtmenge der organischen
Phase reichen vollständig aus.
Es ist vorteilhaft, wenn der Lösemittelanteil des erfindungs
gemäßen Reinigungsmittels zusätzlich eine alkoholische Colöse
mittelkomponente aufweist. Hierzu zählen bevorzugt die niederen
Alkanole mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen wie Ethanol und
Propanol, die Diole wie Ethylenglykol, Diethylenglykol, Tetra
methylenglykol und höhere Polyalkylenglykole (soweit sie bei
25°C in reiner Form als Flüssigkeiten existieren) und Polyole
wie Glycerin. Das Colösemittel wirkt bezüglich der Wasserphase
und der darin gelösten Bestandteile gleichzeitig als Lösungs
vermittler und stabilisiert das Gemisch der an sich nicht mit
einander mischbaren Substanzen. Im allgemeinen ist das
Colösemittel auf Alkoholbasis in einem Anteil bis zu 50% der
Kohlenwasserstoffkomponente enthalten.
Die fertige Reinigungsmischung weist vorzugsweise auch ein
Streckmittel aus der Gruppe der Polysaccharide auf, das ausgeprägte
Hydrophile zeigt. Hierzu geeignet sind Stärke-
und Cellulosederivate, aber auch Alginate. Das bevorzugte
Gewichtsverhältnis von Polysaccharid zu alkoholischem Colösemittel
liegt bei etwa 0,1 : 1 bis 0,75 : 1, und das Gewichtsverhältnis
von Polysaccharid zu Fettsäurekomponente ist vorzugsweise
etwa 0,1 : 1 bis 1,5 : 1. Besonders bevorzugt sind Quellstärke
und Methylcellulose.
Zur Gewährleistung einer guten Dispergierbarkeit und Homo
genisierbarkeit enthält das erfindungsgemäße Mittel meistens
ein oder mehrere Tenside, zu denen hier definitionsgemäß
Dispergier- und Emulgiermittel gerechnet werden. Es können
Aniontenside wie die Seifen und Alkylbenzolsulfonate (z. B.
Dodecylbenzolsulfonat, Alkylnaphthalinsulfonat) oder Alkan
sulfonate sein, oder sie werden von Kationtensiden gestellt,
wie z. B. Benzalkoniumchlorid, Ammoniumsalze wie Trimethyl
cetylammoniumchlorid, Aminsalze und Pyridiniumsalze. Nonionic-
Tenside wie Alkylphenylpolyglykole sind auch möglich. Bevorzugt
werden jedoch Iontenside. Die Polysorbate der TweenR-
Reihe (z. B. Sorbitanmonostearat, Sorbitanmonooleat) bieten
indes ebenfalls Vorteile bei bestimmten Situationen. Die Menge
des Tensids liegt in der Regel bei 0,1 bis 20% und bevorzugt
bei 1 bis 5% der Zusammensetzung des Reinigungsmittelkonzentrats
(d. h. vor Verdünnen mit Wasser). Kationaktive oder anionaktive
Polymere sind gleichfalls einsetzbar.
Das erfindungsgemäße Mittel enthält zweckmäßigerweise auch
ein Schleifmittel in Form fon feindispergierten Schleifmittel
feinteilchen, bevorzugt mit einem mittleren Teilchendurchmesser
von ca. 0,5 bis 500 µm. Geeignete Schleifmittel sind
Sand, Kaolin, Ton, Magnesia, Kieselgur, Kalktuff, Bimsstein,
Quarz, Gips u. dgl. Die Gegenwart des Schleifmittels unterstützt
das gleichzeitige Reinigen und Regenerieren der Untergrundflächen.
Zusätze von Wachsen und/oder Silikonölen haben
ebenfalls eine die Regenerierung unterstützende Wirkung,
da sie hydrophobierend wirken.
Das Mittel enthält gewöhnlich weitere Zusätze, die an sich
üblich sind, wie Schutzkolloide (z. B. Polyvinylalkohol),
Farbtönungsmittel, Riechstoffe, Konservierungsstoffe, Sta
bilisatoren, Hautschutzmittel, Mattierungsmittel wie TiO₂
und Antioxidantien. Deren Inkorporierung ist dem Fachmann
geläufig.
Bei Zubereitung des Mittels kann man von einem Gesamtansatz
ausgehen. Da die Einzelkomponenten teilweise nicht miteinander
mischbar sind, empfiehlt es sich, zunächst die öllöslichen
Bestandteile zu einer Ölphase zu kompoundieren und
dann mit der wäßrigen Phase, in der die wasserlöslichen bzw.
hydrophilen Substanzen und das oder die Tensid(e) zusammen
gemischt sind, zu mischen und unter Rühren eine homogene
Mischung zu erzeugen. Es ist zweckmäig, Tensid(e) auch in
der Ölphase zu inkorporieren. Das fertige Reinigungsmittel
konzentrat enthält meistens weniger als 50 Gew.-% und bevorzugt
weniger als 20 Gew.-% Wasser, ist jedoch mit Wasser
oder wasserhaltigen Systemen wie Seifenwasser beliebtig verdünnbar.
Es ist nicht erforderlich, jeweils die Gesamtzusammensetzung
vor dem Auftragen zu einer einzigen Mischung anzusetzen. In
vielen Fällen kann in zwei Schritten gearbeitet werden, wobei
zunächst eine aus den Komponenten (a), (b) und (c) zusammengesetzte
Lösung (Nr. 1) zubereitet und zur Einweichung und
Anlösung der Farbbesudelung aufgetragen wird. Nach kurzer Ein
wirkzeit wird dann eine Mischung aufgetragen, die dem Problem
entsprechend der Endzusammensetzung entspricht, d. h. neben
der Dreierkombination aus (a), (b) und (c) gegebenenfalls
noch die anderen zusätzlichen Bestandteile enthält.
Die zur Reinigung von verschmutzten Substratoberflächen an
zuwendende Prozedur bedarf keiner besonders scharfen Maßnahmen,
da die Löse- und Dispergierkraft des erfindungsgemäßen
Mittels außerordentlich hoch ist. Ein schonender Auftrag mit
einem Lappen oder Pinsel reicht bereits aus; nach kurzer Einwirkung
des Mittels wird der Auftrag samt abgelöster Farbe
mit einem Lappen oder Schwamm abgewischt. Alternativ kann auch
mit Wasser oder Seifenwasser abgewaschen werden. Ein Vorteil
des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß nur sehr
wenig Flüssigkeit und Mittelmenge angewendet werden braucht
und deshalb der Rückstand auf kleine Mengen begrenzt bleibt.
Der mit Lappen oder Schwamm aufgenommene Rückstand kann in
Wasser getaucht und ausgewaschen werden. Auffällig ist, daß
dieses Waschwasser praktisch ohne Absetzen verbleibt und deshalb
relativ einfach transportiert werden kann. Im Falle von
unebenen und stark profilierten oder mit Reliefformen gestalteten
Untergründen wird am besten mit Pinsel oder Bürste leicht
eingerieben, um auch die Vertiefungen zu erreichen, und dann
mit Wasser abgewaschen; das Waschwasser ist zu entsorgen.
Da aus der Technik, insbesondere aus dem Maler- und Lackierhandwerk,
eine Reihe von für Spezialzwecke bestimmten Kompositionen
bekannt sind, die eine oder auch mehrere der das
erfindungsgemäße Mittel bildenden Substanzen enthalten, ist
es möglich und sogar zweckmäßig, beim Ansatz des Reinigungsmittels
der Erfindung je nach Bedarf auf derartige Kompositionen
zurückzugreifen und diese zu ergänzen. Beispielsweise
sind Politurpasten bekannt mit teig- oder pastenartiger Konsistenz,
die vorwiegend auf wäßriger Basis beruhen und eine
Fettsäure-, Lösemittel- und Schleifmittel-haltige Zusammensetzung
aufweisen; diese Pasten - auf alkalisches oder saures
pH gestellt - können durch Zusatz einer Öl- und Kohlenwasser
stoffkomponente entsprechend den Patentansprüchen so formuliert
werden, daß sie das erfindungsgemäße Mittel ergeben
und außerordentlich günstige Antigraffiti-Reiniger bilden.
Vorzugsweise enthalten derartig zusammengesetzte und mit
Wasser verdünnte Mittel auch einen halogenierten niedrigsiedenden
Kohlenwasserstoff wie Methylenchlorid und Ethanol
als alkoholisches Colösemittel.
Gerade bei diesen Zusammensetzungen hat sich gezeigt, daß
die an sich unpolare Oleophilkomponente nahezu vollständig
durch eine polare Carbonsäure wie Essigsäure ersetzt werden
kann, ohne daß die Reinigungskraft und Reinigungsaggressivität
gegenüber Farbbesudelungen beeinträchtigt wird.
Trotzdem sind die Mittel so mild, daß sie weder Untergrundfarben
und Dekorlacke angreifen noch Fugen und Putz beeinträchtigen.
Mit den folgenden Beispielen wird die Erfindung und das
darauf beruhende Reinigungsverfahren unter Erneuerung und
Regenerierung von verschmutzten Oberflächen näher erläutert.
Die dargestellten Methoden und Mittel sind Beispiele für
bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung.
Ein mit Filzstift und Farbsprays besudelter Untergrund aus
Backstein und Klinker wurde zunächst mit einer Lösung 1 benetzt
und behandelt, dann nach kurzer Einwirkzeit mit einer
zweiten Lösung behandelt, die Lösung 1 und einen Zusatz von
Methylenchlorid, Methylcellulose (gequollen in Wasser), Spiritus
und ggf. etwas Essigsäure (Eisessig) enthielt. Bereits
nach kurzer Einwirkungszeit hatte sich die Beschmutzung so
gelöst, daß sie mit einem Lappen oder mit Seifenwasser vollständig
und glatt abgewischt werden konnte. Der Untergrund
sah aus "wie neu". Lösung 1 enthielt eine Zusammensetzung
aus Fettsäurekomponente, Schleifmittelteilchen, Kohlenwasser
stofflösemittel, insbesondere Lackbenzin, Pflanzenöl und
Wasser. Zur Erhöhung des Fettlösevermögens war außerdem
noch eine geringe Menge Methylenchlorid zugemischt. Das
Aussehen von Lösung 1 war milchig-hell, ihre Viskosität entsprach
der von dicker Milch, das pH war alkalisch. Nach
Kombination mit den anderen Substanzen zur Lösung 2 wurde
ein schwach saurer pH-Wert eingestellt.
Ähnlich glatt und einwandfrei waren beschmierte Granit-,
Autolackierungs- und Glasoberflächen zu reinigen und zu
regenerieren. Lediglich bei Flächen, die einen Überzug aus
Dispersionsfarbe enthielten, wurde dieser Farbanstrich mit
angelöst. Dies dürfte auf den Gehalt an Tensiden zurückzuführen
sein, die ebenfalls in Lösung 1 bzw. Lösung 2 enthalten
waren.
Gestrichene Holzparkbänke waren stark mit Filzstiften verschmutzt
und teilweise übersprüht worden.
Lösung 1 aus Beispiel 1 wurde eingewischt, höchstens 30
Sekunden einwirken gelassen und mit Seifenwasser (Essigseife)
abgewischt. Bei besonders starker Verschmutzung war
eine vorherige Präparierung mit Spiritus vorteilhaft.
Granitsteine waren mit einer Sprühverschmutzung in Verbindung
mit Dispersionsfarbe besudelt.
Die Verschmutzung wurde mit Lösung 1 aus Beispiel 1 vor
präpariert; dann wurde Lösung 2 aus Beispiel 1 mit einem
Pinsel aufgetragen, kurz einwirken gelassen und mit einer
Wurzelbürste abgeschrubbt.
Die Granitsteine waren nach Trocknen vollständig gesäubert.
Eine Filzauslegeware war mit leichter Sprühverschmutzung
besudelt. Sie wurde mit Lösung 1 aus Beispiel 1 befeuchtet
und bereits nach kurzer Zeit mit Seifenlauge ausgewaschen;
es bleib ein einwandfreier Filz zurück.
Eine der Zusammensetzung von Lösung 1 aus Beispiel 1 ent
sprechende Formulierung mit ca. 10 Gew.-% Methylenchlorid
wurde aufgetragen, um eine leichte Sprühverschmutzung vollständig
und rückstandsfrei zu reinigen.
Dieses Beispiel dient als Vergleich; die aufgetragene Lösung
ähnelte der Lösung 1 von Beispiel 1, enthielt jedoch nur
eine Ölkomponente und keine Fettsäurekomponente. Die Entfernung
der leichten Sprühverschmutzung war von einer starken
Verschmierung begleitet.
Das Gemisch aus Lösung 1 und 2 des Beispiels 1 wurde stark
mit Wasser verdünnt (1 : 5). Auch mit dieser verdünnten Lösung
ließen sich leichte Sprühverschmutzungen und Filzstiftschmierereien
ohne weiteres reinigen. Auch an Textilien haftende
Farb- und Filzstiftzeichen waren ohne Schwierigkeit ablösbar.
Das Reinigungsverhalten des erfindungsgemäßen Mittels
ist offenbar auch für Textilien und dergleichen Faserstoffe
einsetzbar.
Ein sehr stark mit verschiedenen Sprühfarben und teilweise
mit Silberbronze auf der Kunststofflackierung und auf den
Glasscheiben verschmierter Lkw der Marke Daimler wurde an den
beschmutzten Stellen mit einer ersten Lösung (Lösung 1) und
danach mit einer zweiten Lösung (Lösung 2) benetzt. Nach
kurzer Einwirkzeit von wenigen Minuten durchlief der so
präparierte Lastkraftwagen-Transporter eine Waschstraße unter
den üblichen Bedingungen. Nach Verlassen der Waschstraße war
der Lkw vollständig gereinigt. Die Außenflächen waren sauber
und blank. Die Karosserieflächen zeigten rückfettende
Wirkung.
Lösung 1 war eine wäßrige Zusammensetzung mit Fettsäure
komponente, Ölkomponente und feindispergiertem Schleifmittel
sowie einem kleinen Anteil (weniger als 5%) eines oleophilen
Lösungsmittels. Die Mischung bildete aufgrund eines
kationischen Tensids eine dünnflüssige milchige Emulsion und
benetzte die trockenen Farbrückstände auf den Autoteilen
ausgezeichnet. Neben Wasser enthielt Lösung 1 noch Kohlen
wasserstofflösemittel, sowohl aliphatische Kohlenwasserstoffe
wie Lackbenzin und cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe auf
Terpenbasis. Als oleophiles Lösemittel war Methylenchlorid
enthalten.
Lösung 2 bestand aus einem Cellulosederviat, das in einem
Gemisch aus Ethanol, Wasser, Essigsäure und Methylenchlorid
in einem solchen Verhältnis gelöst war, daß der Anteil des
Cellulosederivats etwa 1-2% (Gewicht) und der Anteil des
oleophilen Lösemittels ca. 5 bi 20% des Cellulosederivats
ausmachte. Lösung 2 enthielt außerdem einen Anteil der Lösung
1 (Mengenverhältnis etwa 1 : 1). Lösung 1 war alkalisch
gestellt, Lösung 2 reagierte schwach sauer (pH 5-6).
Claims (22)
1. Mittel zum Reinigen und Regenerieren von verschmutzten
Flächen- und Fasergebilden mit einer wäßrigen Zusammensetzung
aus
- (a) mindestens einer Fettsäurekomponnte,
- (b) mindestens einer Ölkomponente, bevorzugt auf Pflanzenbasis,
- (c) mindestens einem Lösemittel auf Kohlenwasserstoffbasis und
- (d) gegebenenfalls einem feindispergierten Schleifmittel sowie ggf. Zusätzen zur pH-Regulierung, Desodorierung, Konservierung und/oder Dispergier- und Emulgierhilfen.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
außerdem einen niedrigsiedenden halogenierten Kohlenwasserstoff
in untergeordneter Menge enthält.
3. Mittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als weitere Komponente ein Polysaccharidderivat enthält.
4. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß zusätzlich eine alkoholische Komponente aus der
Gruppe der Monoalkohole, Glycole und flüssigen Polyole mit 2
bis etwa 20 Kohlenstoffatomen enthalten ist.
5. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß es als Fettsäurekomponente eine niedere
aliphatische Monocarbonsäure und/oder Dicarbonsäure enthält.
6. Mittel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Fettsäure aus der Gruppe: Essigsäure, Propionsäure, Malonsäure,
Bernsteinsäure, Glutarsäure, Adipinsäure und Citronensäure
ausgewählt ist.
7. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Fettsäurekomponente mindestens zwei
verschiedene Fettsäuren enthält, wobei eine dieser Fettsäuren
eine niedere aliphatische Carbonsäure mit 2 bis 6
Kohlenstoffatomen und die andere aus der Gruppe der höheren
Fettsäuren mit etwa 12 bis 20 Kohlenstoffatomen ausgewählt
ist.
8. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Ölkomponente aus der Gruppe der pflanzlichen
Öle und Esteröle ausgewählt ist.
9. Mittel nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
als Ölkomponente Leinöl, Sojaöl oder Rapsöl enthalten ist.
10. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Lösemittel ein Gemisch aus mittelsiedenden
Kohlenwasserstoffen und Terpenkohlenwasserstoffen enthalten
ist.
11. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekenn
zeichnet, da als Schleifmittelteilchen Pulverteilchen aus
Aluminiumoxid, Bimsstein, Kieselgur, Sand, Quarz, Ton oder
Gips, bevorzugt mit einer Teilchengröße im Bereich von 0,5
bis 500 µm enthalten sind.
12. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß es ein Alkalisierungsmittel enthält.
13. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß es ein anionisches Dispergiermittel enthält.
14. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß ein kationisches Dispergiermittel enthalten
ist.
15. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß es Ethanol als alkoholische Komponente
enthält.
16. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch
gekennzeichnet, daß es ein Polysaccharidderivat aus der
Gruppe Stärke und Cellulosederivate enthält.
17. Mittel nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß
als Cellulosederivat Methylcellulose enthalten ist.
18. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß das Molverhältnis von Ölkomponente zu
Fettsäurekomponente auf einen Bereich von etwa 0,2 : 1 bis
2 : 1 und bevorzugt auf einen Bereich von 0,75 : 1 bis 1,25 : 1
eingestellt ist.
19. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 18, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis der Ölkomponente
zur oleophilen Flüssigkeit wie dem niedrigsiedenden halogenierten
Kohlenwasserstoff auf einen Bereich von etwa 0,2 : 1
bis 1 : 1 und das Gewichtsverhältnis der Fettsäurekomponente
zur oleophilen Flüssigkeit wie z. B. dem niedrigsiedenden
halogenierten Kohlenwasserstoff auf einen Bereich von etwa
0,1 : 1 bis 1,25 : 1 eingestellt ist.
20. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 19, dadurch
gekennzeichnet, daß es einen Polysaccharidgehalt aufweist,
der einem Gewichtsverhältnis von Polysaccharid/alkoholische
Komponente von etwa 0,1 : 1 bis 0,75 : 1 entspricht, und es
bevorzugt ein Gewichtsverhältnis von Polysaccharid/Fettsäure
komponente im Bereich von etwa 0,1 : 1 bis 1,5 : 1 aufweist.
21. Verfahren zum Reinigen und Regenerieren von verschmutzten
Flächen- und Fasergebilden, dadurch gekennzeichnet,
daß auf die beschmierten Flächen ein Mittel nach Anspruch
1 bis 20 aufgetragen wird, man das Mittel kurz einwirken
läßt und anschließend den Auftrag, bevorzugt mit
Wasser oder Seifenwasser, entfernt.
22. Verfahren nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß
auf die beschmierten Flächen zunächst eine aus den
Komponenten (a), (b) und gegebenenfalls (c) bestehende Mixtur
aufgetragen wird und nach kurzer Einwirkung das Mittel nach
einem der Ansprüche 1 bis 20 aufgebracht und anschließend der
gesamte Auftrag zusammen mit dem zu entfernenden Rückstand
entfernt wird.
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