DE4001684A1 - Hybridsystem fuer traktionszwecke - Google Patents
Hybridsystem fuer traktionszweckeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Hybridsystem für Traktionszwecke
gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1.
Derartige Systeme, die etwa seit Ende der 60er Jahre dis
kutiert werden, versuchen Brennstoffzellen, die eine hohe
Energiedichte WS und einen hohen Wirkungsgrad η aufweisen,
für Traktionszwecke nutzbar zu machen. Dabei ist die
Energiedichte WS gegeben durch
WS = CS · Ekl,
worin Ekl die Arbeitsklemmenspannung in V und CS die
spezifische Kapazität in C/kg bedeuten, die durch den
Quotienten aus der von der Brennstoffzelle abgegebenen
Ladungsmenge durch die Masse der Brennstoffzelle gegeben
ist. η ist der tatsächliche oder effektive Wirkungsgrad,
der sich aus dem theoretischen Wirkungsgrad ηth durch
Berücksichtigung der auftretenden Überspannungen, der
nicht vollständigen Brennstoffausnutzung usw. ergibt.
ηth ist gegeben durch das Verhältnis aus maximal erhält
licher elektrischer Energie ΔG zur Reaktionsenthalpie ΔH
der Zellreaktion:
Brennstoffzellen müssen jedoch wegen ihrer vergleichs
weise kleinen Leistungsdichte
zur Erzielung einer ausreichenden Beschleunigung mit einem
Element hoher Leistungsdichte kombiniert werden. So hat
U. V. Kordesch 1969 einen für Elektroantrieb umgebauten
PKW angegeben, der auf der Kombination einer alkalischen
Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle mit Bleiakkumula
toren basiert.
Bei einer derartigen Brennstoffzelle muß jedoch entweder
sehr reiner, z. B. elektrolytisch gewonnener Wasserstoff
verwendet werden, der sehr teuer ist, oder aber es müssen
Zusatzaggregate vorgesehen werden, um CO2 und CO aus
Brenngas quantitativ zu entfernen. Durch Kohlevergasung
erhaltener Wasserstoff muß zudem von Schwefelverbindungen,
die als Katalysatorgift wirken, befreit sein. Nachteilig
ist weiter die Verwendung von Bleiakkumulatoren, die eine
sehr niedrige Energiedichte aufweisen und daher sehr
schwer sind.
Verwendet man hingegen für die Wasserstoff-Sauerstoff-
Brennstoffzelle einen sauren Elektrolyten wie z. B.
Phosphorsäure, kann zwar auf eine Abtrennung von CO2
verzichtet werden, jedoch müssen die in alkalischen
Elektrolyten gebräuchlichen silber- und nickelhaltigen
Elektroden durch andere, in der Regel platinhaltige
und damit teure Elektrodenmaterialien ersetzt werden.
Wegen der erheblich einfacheren Handhabbarkeit sind auch
luftatmende Brennstoffzellen diskutiert worden, denen
anodisch ein flüssiger Brennstoff wie z. B. Methanol,
Glykol, Formaldehyd oder Ameisensäure zugeführt wird.
Derartige Brennstoffzellen haben jedoch insbesondere
wegen der ungelösten Elektrodenfrage noch keine prak
tische Bedeutung erlangt.
Im Unterschied zu den oben beschriebenen Wasserstoff-
Sauerstoff-Brennstoffzellen mit flüssiger Elektrolyt
lösung zeichnen sich Hochtemperaturbrennstoffzellen (HTB)
mit keramischen Elektrolyten dadurch aus, daß an den
Elektroden auch unreine Brenngase direkt umgesetzt werden
können. Es ist z. B. möglich, einer Wasserstoff-Sauerstoff-
HTB, die eine mit Elektrodenschichten versehene Oxid
keramik aufweist, anodisch ein Brenngas in Form eines
Kohlenwasserstoff-Wasserdampf-Gemisches zuzuführen:
CnH2n+2+n H2O→n CO+(2n+1) H2,
CO+H2O→CO2+H2.
CO+H2O→CO2+H2.
Das in diesem auch als "internal reforming" bezeichneten
Prozeß erhaltene Wasserstoffgas wird von den kathodisch
gebildeten O2-Ionen, die durch die Oxidmembran zur Anode
diffundieren, oxidiert:
H2+O2-→H2O+2e⁻ .
Eine derartige Brennstoffzelle kann also mit leicht hand
habbaren Flüssigbrennstoffen wie z. B. Benzin, Diesel,
Heizöl, niederen Alkoxiden o. ä., oder mit Festbrenn
stoffen wie z. B. Kohlenstaub, der eingeblasen wird und
gemäß
C+O2-→CO+2e⁻,
CO+H2O→CO2+H2,
H2+O2-→H2O+2e⁻,
CO+H2O→CO2+H2,
H2+O2-→H2O+2e⁻,
reagiert, betrieben werden.
Wird als Oxidkeramik z. B. eine mit Yttriumoxid Y2O3
dotierte Zirkoniumoxidkeramik ZrO2 verwendet, sind
Betriebstemperaturen von etwa 1000°C erforderlich.
Bei diesen Temperaturen weist die Elektrolytkeramik
eine Leitfähigkeit in der Größenordnung von
10-1 Ω-1 cm-1 auf, was dem Leitvermögen konzen
trierter wäßriger Elektrolytlösungen entspricht.
Die Oxidkeramik weist auf beiden Seiten im allgemeinen
eine poröse Elektrokatalysatorschicht auf, die im Fall
der Wasserstoff-Sauerstoff-HTB üblicherweise anoden
seitig auf Nickel und kathodenseitig auf Silber oder
Platin basiert. Nachteilig bei derartigen porösen
Elektrodenstrukturen ist, daß die Reaktion nur an einem
kleinen Teil der Elektrodenoberfläche ablaufen kann,
nämlich an der sogenannten 3-Phasen-Zone, wo der Fest
elektrolyt, die Brenngasatmosphäre und das Elektroden
metall eng benachbart sind, wie dies in Fig. 1 darge
stellt ist. Dies hat zur Folge, daß die von einer der
artigen HTB gelieferte Klemmenspannung bei hohen Strom
belastungen deutlich absinkt. Dies ist insofern besonders
nachteilig, da die Klemmenspannung ohnehin aus thermo
dynamischen Gründen eine negative Temperaturabhängig
keit der Klemmenspannung
aufweist. Zur Erzielung hoher Leistungen müssen daher
großflächige und entsprechend schwere HTB verwendet
werden.
HTB sind daher bisher lediglich für stationäre Anwen
dungen, etwa als umweltfreundliche Kleinkraftwerke zur
lokalen Spitzenstromdeckung, vorgeschlagen worden.
Brennstoffzellen weisen einen deutlich höheren effektiven
Wirkungsgrad η bei der Umwandlung chemischer Energie in
elektrische Energie oder nutzbare mechanische Energie
auf als andere Aggregate. So liegt z. B. der effektive
Wirkungsgrad von Ottomotoren nur bei etwa 0,25, während
für Brennstoffzellen Werte angegeben werden, die deutlich
über 0,5 liegen.
Die Verwendung von Brennstoffzellen für Traktionszwecke
ist daher außerordentlich attraktiv. Die bisher vorge
schlagenen Lösungen sind jedoch praktisch nicht nutzbar.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand darin,
ein Hybridsystem für Traktionszwecke bereitzustellen,
das die beschriebenen Nachteile bekannter Systeme
nicht aufweist.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß diese
Aufgabe durch die Bereitstellung der erfindungs
gemäßen Hybridsysteme gelöst werden kann.
Gegenstand der Erfindung sind somit Hybridsysteme,
enthaltend
- - einen Elektromotor,
- - einen Akkumulator und
- - eine Brennstoffzelle,
wobei die Brennstoffzelle eine Hochtemperaturbrennstoff
zelle HTB ist, die Mischleiterelektroden aufweist.
Bei den erfindungsgemäßen Hybridsystemen können die Elek
trodenreaktionen und die Diffusion der gebildeten Ionen
in den Festelektrolyten im Unterschied zu den bisher
üblichen Elektrodenstrukturen, bei denen die Elektroden
reaktionen auf die 3-Phasen-Zone beschränkt sind, an der
gesamten Oberfläche der Mischleiterelektroden ablaufen.
In Fig. 2 ist dies schematisch für die kathodische
Ladungsdurchtrittsreaktion
O2+4e⁻→2 O2-,
dargestellt. Die Elektrodenreaktion findet an der
2-Phasen-Grenze Brenngasatmosphäre/Elektrode statt;
diese Situation ist mit der klassischen elektrochemischen
Anordnung vergleichbar, bei der ein in einem Elektrolyten
gelöster elektrochemisch aktiver Stoff an der 2-Phasen-
Grenze Elektrolyt/Elektrode umgesetzt wird.
Durch Verwendung von HTB mit Mischleiterelektroden sind
daher höhere Stromdichten erzielbar als mit herkömm
lichen Elektroden. Damit ist für eine bestimmte Motor
leistung eine geringere Elektrodenoberfläche erforder
lich, was zu einem deutlich kleineren Gesamtvolumen
und nicht zuletzt zu einem erheblich geringeren Gewicht
der HTB führt.
Durch die Verwendung von Mischleiterelektroden gelingt es
somit, HTB für Traktionszwecke nutzbar zu machen.
Brennstoffzellen weisen im Vergleich zu Primärbatterien
und Akkumulatoren hohe Werte für die Energiedichte WS auf,
die durch die Verwendung von Mischleiterelektroden und
die dadurch bedingte Gewichtsverringerung nochmals deut
lich erhöht werden können. Hybridsysteme, deren HTB Ener
giedichten aufweisen, die größer als 200 Whkg-1, ins
besondere jedoch größer als 300 Whkg-1 und ganz besonders
großer als 500 Whkg-1 sind, sind bevorzugt.
Die erfindungsgemäßen Hybridsysteme werden bevorzugt mit
flüssigen Brennstoffen wie z. B. Benzin, Diesel, Heizöl,
niederen Alkoxiden usw. oder mit festen Brennstoffen wie
z. B. Kohlenstaub betrieben. Diese können z. B. wie etwa
in dem oben beschriebenen "internal reforming"-Prozeß
zur Erzeugung von Wasserstoffgas dienen, welcher dann
elektrochemisch oxidiert wird. Die festen oder flüssigen
Brennstoffe können aber auch über andere Reaktionsfolgen
und insbesondere auch direkt elektrochemisch oxidiert
werden. In einer bevorzugten Ausgestaltung der erfin
dungsgemäßen Hybridsysteme wird die Wasserstoff-Sauer
stoff-HTB verwendet, wobei als oxidkeramischer Festelek
trolyt insbesondere mit Yttriumoxid Y2O3 dotiertes
Zirkonoxid ZrO2 dient; dieses System ist z. B. in Elek
trochemische Energietechnik - Entwicklungsstand und
Aussichten, Hrsg.: Der Bundesminister für Forschung und
Technologie, 1981, S. 264 ff, ausführlich beschrieben.
Die in den erfindungsgemäßen Hybridsystemen enthaltenen
Akkumulatoren weisen vorzugsweise hohe oder sehr hohe
Kurzzeitleistungsdichten und nicht zu niedrige Energie
dichten auf. Der Bleiakkumulator weist zwar mit 250 Wkg1-
eine sehr hohe Kurzzeitleistungsdichte, gleichzeitig je
doch eine sehr geringe Energiedichte auf, die z. B. bei
einstündiger Entladung nur etwa 2,5 Whkg-1 beträgt. Die
zur Realisierung von 10 kWh Speicherkapazität benötigten
Bleiakkumulatoren würden demnach etwa 400 kg wiegen,
was z. B. in Personenkraftwagen nicht tolerierbar wäre.
Bevorzugt sind daher Akkumulatoren, die eine Kurzzeit
leistungsdichte aufweisen, die mindestens 100 Wkg-1,
insbesondere jedoch 125 Wkg-1 beträgt, und gleichzeitig
eine Energiedichte bei einstündiger Entladung von mehr
als 60 WhKg-1 und insbesondere von mehr als 80 Whkg-1
aufweisen.
Ganz besonders bevorzugt ist der Natrium-Schwefel-Akku
mulator, der z. B. ebenda, S. 185 ff, ausführlich be
schrieben ist. Die Betriebstemperatur dieses Akkumulators
von etwa 350°C kann durch die Abwärme der HTB aufrecht
erhalten werden. Die bei der Bremsung des angetriebenen
Systems aufgebrachte Energie kann daher durch Umschaltung
zur Stromgewinnung und Ladung des Akkumulators genutzt
werden. Die Natrium-Schwefel-Batterie hat eine Kurzzeit
leistungsdichte von etwa 100 Wkg-1 und eine Energie
dichte bei 1 stündiger Entladung von etwa 110 Whkg-1;
die für eine Speicherkapazität von 10 kWh benötigten
Batterien haben somit ein Gewicht von etwa 91 kg.
Neben der Na-S-Batterie können auch andere Hochenergie-
Hochleistungsakkumulatoren eingesetzt werden. Als wei
teres Beispiel sei das Lithium-Aluminium/Eisensulfid-
System genannt, das z. B. in C.B. Hamann, W. Vielstich,
Elektrochemie II, Weinheim, 1981, S. 344, beschrieben ist.
Die erfindungsgemäßen Hybridsysteme können mit flüssigen
oder festen Brennstoffen betrieben werden. Die HTB
arbeitet in einem Temperaturbereich, in dem keine Stick
oxide NOX entstehen; Kohlenwasserstoffe können optimal
zu CO2 und Wasser verbrannt werden. Die erfindungsgemäßen
Hybridsysteme weisen einen hohen Gesamtwirkungsgrad auf,
der z. B. etwa doppelt so hoch ist wie der von Ottomotoren.
Durch die Verwendung von HTB mit Mischleiterelektroden,
Hochleistungsakkumulatoren mit guter Energiedichte
und Elektromotoren weisen die erfindungsgemäßen Hybrid
systeme ein niedriges Gewicht auf.
Die erfindungsgemäßen Hybridsysteme ermöglichen einen
geräuschlosen Antrieb und eine deutliche Verringerung der
Abgasmenge und der Schadstoffemission. Sie stellen damit
ein umweltfreundliches und kostengünstiges Antriebs
aggregat dar und sind daher von erheblicher wirtschaft
licher Bedeutung.
Fig. 1 Kathodische Landungsdurchtrittsreaktion
O₂+4 e-→202-
an der 3-Phasengrenze einer porösen Elektrode
poröse Elektrode
Festelektrolyt
3-Phasengrenze
Festelektrolyt
3-Phasengrenze
Fig. 2 Kathodische Ladungsdurchtrittsreaktion
O₂+4 e-→202-
an einer Mischleiterelektrode
dichte Elektrode (Mischleiter)
Festelektrolyt
Festelektrolyt
Claims (8)
1. Hybridsystem für Traktionszwecke, enthaltend
- - einen Elektromotor,
- - einen Akkumulator und
- - eine Brennstoffzelle,
dadurch gekennzeichnet, daß die Brennstoffzelle eine
Hochtemperaturbrennstoffzelle (HTB) ist, die Misch
leiterelektroden aufweist.
2. Hybridsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß in der HTB flüssige und/oder feste Brennstoffe
umgesetzt werden.
3. Hybridsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die HTB eine Ener
giedichte WS < 200 Whkg-1 aufweist.
4. Hybridsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die HTB eine
Wasserstoff-Sauerstoff-HTB ist.
5. Hybridsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Akkumulator
eine Kurzzeit-Leistungsdichte WS≧100 Wkg-1 aufweist.
6. Hybridsystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Akkumulator eine Energiedichte bei 1 stündiger
Entladung WS≧60 Wkg-1 aufweist.
7. Hybridsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Akkumulator
ein Natrium-Schwefel-Akkumulator ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4001684A DE4001684A1 (de) | 1990-01-22 | 1990-01-22 | Hybridsystem fuer traktionszwecke |
Applications Claiming Priority (1)
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DE4001684A DE4001684A1 (de) | 1990-01-22 | 1990-01-22 | Hybridsystem fuer traktionszwecke |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE4001684A1 true DE4001684A1 (de) | 1991-07-25 |
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ID=6398500
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE4001684A Withdrawn DE4001684A1 (de) | 1990-01-22 | 1990-01-22 | Hybridsystem fuer traktionszwecke |
Country Status (1)
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