DE3940901A1 - Hochwirksames tabakrauchfilter - Google Patents
Hochwirksames tabakrauchfilterInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen hochwirksamen Tabak
rauchfilter, welcher, neben der bekannten Zusammensetzung
des Tabakrauch-, vorzugsweise Zigarettenrauchfilters eine
wirksame, synergistisch wirkende Substanzenkomposition
enthält, die eine hohe nucleophile Additionsfähigkeit hat
(worin das Addukt beständig ist), und die den Rauchfilter
befähigt, außer dem beim Brennen von Tabak entstehenden
Teer und den gesundheitschädigungen Stoffen mit hohem Siede
punkt, die mechanisch und adsorptiv nicht gebundenen, die
Gesundheit stark schädigenden Substanzen, vor allem die beim
Verbrennen des Tabaks entstehenden Aldehyde, insbesondere
die karzinogenen, in aktiviertem oder Grundzustand befind
lichen Formaldehyde, durch Chemosorption zu eliminieren
(entfernen).
Gemäß den Literaturangaben sind heutzutage unzählige
Verfahren in der Welt bekannt, die zum Filtrieren des Tabak
rauches verwendet werden. Eine große Anzahl der Publikationen
beschäftigt sich mit den Zusatzstoffen des Rauchfilters.
Im Filter wird durch diese Stoffe bezweckt, daß ein Teil des
schädlichen Gehaltes des Zigarettenrauches adsorbiert und/oder
absorbiert wird, was entsprechend der Fähigkeit der Konstituenten
(Komponenten) des Rauchfilters geschieht, eine physika
lische oder physikalisch-chemische Bindung mit einer oder
mehreren Verbindung(en) im Tabakrauch zu errichten.
Unter dem Sammelbegriff "karzinogene Rauchkomponenten
bindend , filtrierend" sind zahlreiche patentierte Verfahren
zu finden.
Gemäß der japanischen Offenlegungsschrift Nr.
74/93 600 werden verschiedene Albumine (Lactalbumin, Ovalbumin)
dem Tabakrauchfilter zugesetzt, wodurch der Gehalt an
karzinogenen Stoffen des Tabakrauches verringert werden kann.
Unter den im Tabakrauch nachgewiesenen, gesundheit
schädigenden Stoffen treten verschiedene Stickstoffoxyde als
toxisches, reizende Substanzen auf. Weiterhin wurde bewiesen,
daß die nitrosierten Zwischenprodukte des Stickstoffdioxydes
und anderer Stickstoffoxyde, z. B. das N,N-Dimethylnitrosamin,
auf den menschlichen Organismus äußerst gefährtlich karzinogen
wirken. Z. B. zeichnen sich die im Tabakrauch anwesenden
Nitrosamine, d. h. N′-Nitroso-nornicotin oder 4′-(Methyl-
nitrosamino)-1-1(3-pyridil)-1-butanon durch ihre Toxizität und
ihren karzinogenen und mutagenen Charakter aus [Carcinogenesis
6, 1543 (1985)]. Es sind zahlreiche Publikationen bekannt,
die die partielle Bindung der Stickstoffoxyde betreffen.
In der US-PS Nr. 34 07 820 werden Manganoxyd
und Mangandihydroxyde zur Bindung der Stickstoffoxyde vorge
schlagen. Dasselbe wird in der US-PS Nr. 38 75 949 durch die
Anwendung von Aluminium- und Zinksalzen versucht.
In der US-PS Nr. 32 94 095 werden hitzebeständige
Harzkompositionen, insbesondere Phenolformaldehyd- und
Harzstoff-Formaldehydharze empfohlen, um den toxischen
Teergehalt des Tabakrauches herauszufiltrieren.
In der Fachliteratur wird sowohl den Arbeiten zur
Bindung der im Tabakrauch vorhandenen Cyanverbindungen
(HCN) als auch den Untersuchungen zur Entfernung des Kohlen
monoxyds (CO) besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Gemäß der französischen Patentschrift Nr. 14 65 842
wird der Rauchfilter durch Kalium- und Natriumcarbonat
und andere Salze befähigt, Hydrogencyanid zu binden. Gemäß
der US-PS Nr. 36 05 759 wird Hydrogencyanid zum Teil eliminiert,
indem dem Rauchfilter Polyoxyalkylen-Verbindungen zugesetzt
werden.
Polymere Zusatzstoffe werden im Tabakrauchfilter
gemäß der US-PS Nr. 33 11 115 verwendet. Hier werden
Zinkacetat und Kupfersulfat zur Erhöhung der Wirksamkeit des
Filtrierens empfohlen. Mit den aufgezählten Zusatzstoffen
kann Hydrogencyanid wirksungsvoll gebunden werden.
Zur Bindung des Kohlenmonoxids werden in der Fachliteratur
die verschiedensten Verbindungen, einschließlich natür
liche und makromolekulare Verbindungen beschrieben. Gemäß der
US-PS Nr. 39 82 897 wird das Kohlenmonoxyd z. B. durch
Hömoglobin absorbiert, während es gemäß der japanischen
Offenlegungsschrift Nr. 82/1 36 819 durch Mangan- und Palladium
hydroxyd gebunden wird.
Es gibt eine Menge Literaturstellen, in denen die
Bindung der im Tabakrauch vorhandenen polyzyklischen aromatischen
gesundheitschädigenden Verbindungen beschrieben ist.
Gemäß der US-PS Nr. 40 38 992 können dem Tabakrauchfilter
Zellulosepulver, Stärke und ihre Derivate, getrocknetes
Eiweißkonzentrat und anorganische Mineralsalze zugesetzt
werden, um die im Tabakrauch vorhandenen polyzyklischen
aromatischen Verbindungen zu entfernen.
Auf Grund der Fachliteratur kann festgestellt
werden, daß gegenwärtig zahlreiche Verfahren be
kannt sind, die Lösungsmöglichkeiten zum Filtrieren von
Tabakrauch angeben. Es kann außerdem festgestellt werden,
daß es trotz der vielen diesbezüglichen Angaben in der
Fachliteratur keine bewußte, konzeptionelle Lösung gibt,
um die beim Verbrennen freigesetzten außerordentlich
schädlichen Aldehyde, insbesondere Formaldehyd aus dem
Tabakrauch (der - wie bekannt - das Ergebnis eines Hoch
temperaturbrennens ist) zu entfernen, selektiv zu binden.
Eine bedeutende Verminderung des im Rauch bei dem
Verbrennen des Tabaks entstehenden Formaldehyds kann durch
das Verfahren gemäß der ungarischen Patentschrift Nr.
1 92 213 (entspricht der US-PS Nr. 47 53 250, der schweize
rischen Patentschrift Nr. 6 67 776, der DE-PS Nr. 35 32 618
und der britischen Patentschrift Nr. 21 74 284) erreicht werden,
bei dem die durch Adsorption nicht gebundenen Aldehyde, z. B. Formal
dehyd, durch die mit den Aldehyden chemisch reagierenden Endiol-Ver
bindungen gebunden werden.
Gemäß zahlreichen Angaben aus der Fachliteratur ist die
entfaltete toxische, karzinogene, mutagene und teratogene Wirkung des
Formaldehyds im menschlichen Organismus nachgewiesen. In der oben erwähnten
ungarischen Patentschrift Nr. 1 92 213 wird ein Beispiel angegeben,
bei dem Menge der im Rauch entstehenden Aldehyde um mehr als 50%
vermindert werden kann, wenn dem Tabakrauchfilter in
Abhängigkeit der zu erreichenden Filterwirksamkeit von der
Menge der Aktivkohle und anderer gekörnter Adsorbenten, auf
eine Zigarette berechnet, auf den Füllstoff bezogen vor
zugsweise 5-120% Verbindungen des Endiol-Typs (z. B.:
Reduktion, Dihydroxyfumarsäure, Reduktinsäure, Indanredukton,
Dihydroxymaleinsäure, Dehydro-L-ascorbinsäure, L-Ascorbin
säure oder ihre Kombinationen) zugesetzt werden. Das
Beispiel gibt eine Bindung von 60% an.
Diese Literaturstelle deutet den Gedanken an,
daß durch eine weitere Erhöhung der Endiol-Menge die Menge
des im Rauch vorhandenen Formaldehyds weiter erniedrigt
oder das Formaldehyd sogar fast 100%ig entfernt (eliminiert)
werden kann. Während eigener, auf dieser Idee beruhender
Versuche gelangte man jedoch zu dem unerwarteten Ergebnis,
daß sich die formaldehydbindende Fähigkeit
der Endiole durch eine bedeutende Steigerung ihrer Menge
nicht bedeutend erhöhte und keine Bindung über 65% erreicht
werden konnte.
Ziel der Erfindung ist die Entwicklung eines Tabak
rauchfilters, insbesondere eines Zigarettenrauchfilters, der
neben dem beim Verbrennen des Tabaks entstehenden Teer und
anderen gesundheitschädigenden Substanzen mit hohem Siede
punkt auch die mechanisch und adsorptiv nicht gebundenen
Aldehyde, vor allem die karzinogenen, in aktiviertem oder
Grundzustand befindlichen Formaldehyde, durch Chemosorption
vollständig oder fast vollständig bindet.
Eigene Versuche brachten das unerwartete und über
raschende Ergebnis, daß Reagenzien, die bekannterweise
sehr rasch mit Formaldehyd reagieren, die in der ungarischen
Patentschrift Nr. 1 92 213 angegebenen Bindung von 65%
nicht überschreiten konnten. Solche Verbindungen sind z. B.
das zum analytischen Nachweis des Formaldehyds verwendete
Dimedon (5,5-Dimethylcyclohexan-1,3-dion) [Spenser et al.:
The Kinetics and Mechanism of the Reaction for Formaldehyde
with Dimedone; J. Am. chem. Soc. 70, 1943 (1948)] und andere
allgemein bekannte, mit Formaldehyd in Additionsreaktionen
mit einer hohen Geschwindigkeit reagierende Verbindungen,
z. B.: D,L-Homocystein, D,L-Arginin, D,L-Lysin, sowie
Streptomycin, das aus Streptose und Streptidin besteht und
auf dem Streptidinskelett zwei, mit Formaldehyd reagierende,
sehr reaktionsfähige Guanidingruppe (ähnlich dem Arginin)
trägt.
Eine andere Verbindung, die eine Aminogruppe enthält
und mit Formaldehyd sehr bereitwillig reagiert, ist das
Thiaminhydrochlorid (Vitamin B₁), dessen Aminogruppe eine
ähnliche Reaktionsfähigkeit wie das L-Lysin besitzt. Die
Endoguanidingruppe der Folsäure ist ebenfalls fähig, mit
Formaldehyd mit einer hohen Geschwindigkeit zu reagieren.
Trotz dieser Tatsachen konnte die in der ungarischen
Patentschrift Nr. 1 92 213 angegebene Bindung von 65% durch
Anwendung der oben aufgeführten Verbindungen im Filter nicht
überschritten werden.
Eigene systematische Versuche zeigten, daß den
Endiolen ähnelnde, zu starker nucleophiler Addition neigende
Verbindungen weder allein hoch in zwei-, drei- oder vier
facher Kombination das im Rauch entstehende Formaldehyd
vollständig, zu 100% binden können.
Dies führte zu der erfinderischen Erkenntnis, daß in
der Fähigkeit zur Bindung des Formaldehyds ein bedeutender
technischer Fortschritt erreicht werden kann, wenn syner
gistische Kompositionen von Verbindungen (Komponenten) mit einer
hohe nucleophilen Additionsfähigkeit und von auf deren Masse
bezogen zweckmäßig mindestens 50 Gew.-% Endiolverbindungen verwendet werden. Der
technische Fortschritt besteht darin, daß die synergistischen
Komponenten durch ihre wechselseitige Wirksamkeits
erhöhung Formaldehyd im Tabakrauch zu nahezu 100% binden und
daraus eliminieren können.
Wie allgemein bekannt, entsteht der Tabakrauch als
Ergebnis eines Hochtemperaturbrennens. Im Laufe dieses
Brennens werden zahlreiche verschiedene Verbindungen,
z. B. die oben erwähnten karzinogenen Aldehyde, Nitrosamine,
Benzpyrene usw., freigesetzt. Weiterhin entsteht eine
besondere Gruppe der Verbrennungsprodukte, die Freiradikal
verbindungen, die kurz- oder langlebig sind. Besonders
die langlebigen freien Radikale sind gefährlich, da sie
gefährliche Reaktionen im menschlichen Organismus hervor
rufen können. Diese freien Radikale sind hochkarzinogen
[M. J. Lyons: Free Radicals Produced in Cigarette Smoke; Nature
181, 1003 (1958); A. L. Blohm et al.: Free Radicals in
Tobacco Smoke; Nature 229, (1971)].
Unter den freien Radikalen treten Peroxyde, Hydro
peroxyde, Hydroxylradikale und verschiedene Typen der Sauer
stoffradikale, z. B. Singulett-Sauerstoff auf. Diese aktiven
Sauerstoffe sind ebenfalls gefährlich für den menschlichen
Organismus, da sie das Enzymsystem des Organismus, ins
besondere die in den Eiweißen vorhandenen, schwefelhaltigen
Methioninsegmente, angreifen und das Methionin zu Sulfoxyd
oxydieren, wodurch das Enzym unwirksam wird [Shun-Kai-Chan:
α₁-Protease Inhibitor Inactivated by Smoking; Science 224,
755 (1984)].
Durch Versuche wurde bewiesen, daß Methionin auch
ein guter Radikalfänger des im Rauch vorhandenen Singulett-
Sauerstoffes sein kann.
Peroxyde aktivieren das Formaldehyd stark unter
Entstehung von radikalem Formaldehyd (mit einer Chemilumines
zens-Ausstrahlung), das sofort mit Lysin in eine Methylierungs-
und Formylierungsreaktion treten kann [Tr´zl et al.:
Formation of Excited formaldehyde in Model Reactions
Simulating Real Biological Systems; J. Mol. Structures 170,
213 (1988)].
Die orangefarbene Chemilumineszenz-Ausstrahlung
wurde auch von anderen Autoren beobachtet, wenn Formaldehyd
in der Anwesenheit von Pyrogallol durch Wasserstoffperoxyd
oxydiert wurde [H. Wassermann und R. W. Murray: Singlet
Oxygen; Academic Press New York (1977), Seite 110]. In
einem zusammenfassenden Werk beschäftigt sich Semjonov
[N. N. Semjonov: Einige Probleme der chemischen Kinetik und
Reaktionsfähigkeit (freie Radikale und Kettenreaktionen)
(ungarisch), Akad´miai Kiadó Budapest (1961)] ausführlich
mit den Eigenschaften von beim Hochtemperaturbrennen organischer
Verbindungen entstehenden radikalen Peroxyden
und Hydroperoxyden, sowie mit den Eigenschaften der Aldehyde,
die unter deren Wechselwirkung entstehen.
Das Ergebnis dieser Forschungen ist, daß eine bedeutende
Freisetzung von Formaldehyd immer das Ergebnis radikaler
Mechanismen ist.
Deshalb war auf Grund der Literaturangaben und eige
ner Modellversuche zu erwarten (was durch die Untersuchungen
weitgehend bewiesen wurde), daß die während des Ver
brennens entstehenden (freigesetzten) Aldehyde, wie das
gefährlichste Formaldehyd, im Tabakrauch nicht nur im
Grundzustand, sondern auch in aktivierten (radikalen)
Zustand entstehen und gleichzeitig auch noch andere Radikal
verbindungen zusammen mit Peroxyden und Singulett-
Sauerstoff anwesend sind. Zur Bindung von solchem aktivierten
Formaldehyd müssen erfindungsgemäß Verbindungen in den
Tabakrauchfilter eingebaut werden die mit dem radikalen
Formaldehyd mit einer hohen Geschwindigkeit reagieren können.
Aufgrund eigener Versuche haben sich als solche Verbindungen
z. B. S-Methylcystein, N-Acetylcystein, D,L-Homocystein,
L-Methionin, D,L-Cystein, D,L-Lysin, N-Methyllysin, D,L-
Arginin, D,L-Ornithin, Glycin, Formylglycin und N-Methyl
glycin (Sarcosin), besonders vorteilhaft 4,5-Dihydroxy
ethylenharnstoff, N-Hydroxyharnstoff (Bisuppressin) und
Aminoacetonitril (H₂N-CH₂-C≡N) gut gewährt.
Eigene Versuche bestätigen, daß in der Isotopanalyse
unter den Reaktionsprodukten sofort N-methylierte und
N-formylierte Lysine (N-Methyl-6-³H-L-lysin und N-Formyl-
6-³H-L-lysin) nachgewiesen werden konnten, wenn tritiiertes
L-lysin (Isotop-L-Lysin, d. h. 6-³H-L-lysin) der wäßrigen
Lösung des Tabakrauchkondensates zugegeben wurde. All
dies beweist, daß das in dem Rauchkondensat vorhandene
aktivierte Formaldehyd dieselbe Reaktion mit L-lysin gab
wie in der Modellreaktion, wo aktiviertes Formaldehyd
getrennt zur Lösung des L-Lysins gegeben wurde.
Wenn hingegen die Radikalfänger (die radikales
Formaldehyd bindenden Substanzen) in den Tabakrauchfilter
eingebaut wurden, entstand nach Absorption des Rauchkonden
sates und auf Einwirkung des zugesetzten 6-³H-Lysins
kein bzw. kaum tritiiertes Methyl- oder Formyl-L-Lysin. Dies
wurde weitgehend durch Isotopenanalyse bewiesen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die
synergistischen Kompositionen so gestaltet werden müssen,
daß die einzelnen Komponenten (einschließlich die Endiole)
eine starke nucleophile Additionsreaktion mit den inakti
vierten Formaldehys-Molekülen eingehen, während andere
Komponenten das aktivierte (radikale) Formaldehyd aus dem
Tabakrauch entfernen.
Das stark elektrophile Kohlenstoffatom der Carbonyl
gruppe des Formaldehyds neigt zur nucleophilen Addition,
da es eine partielle positive Ladung besitzt. Daher können
nucleophile Reagenzien (einsames Elektronenpaar enthaltende
Stickstoff- und Schwefelverbindungen, -NH₂-, -SH-Gruppen)
dieses Kohlenstoffatom angreifen, d. h. mit ihm reagieren.
Die radikalfangende Verbindung kann natürlicher,
nicht nur Formaldehydradikale, sondern auch Radikale,
z. B. Peroxydradikale und Singulett-Sauerstoff, eliminieren.
Das wurde auch experimentell bewiesen. Wurde nämlich das
Tabakrauchkondensat in eine Lysinlösung eingeleitet, so
konnte die Chemilumineszenz-Ausstrahlung mit einem Packard-
Flüssigkeitscintillator gemessen werden. Wurden jedoch
Radikalfänger in den Filter eingebaut, verringerte sich die
Freisetzung von Singulett-Sauerstoff oder sie konnte nicht
gemessen werden. Neben dem aktivierten Formaldehyd wurde
also in bedeutendem Maße auch Singulett-Sauerstoff eliminiert.
Der erfindungsgemäße, hochwirksame Tabakrauchfilter
ist mit mechanisch filtrierenden (faserigen) und/oder
adsorptiv filtrierenden Substanzen sowie mit chemosorptiv
filtrierenden Komponenten versehen und besitzt eine
synergistische Komposition, die sowohl Verbindungen mit einer
hohen nucleophilen Additionsfähigkeit enthält, die mit den
nicht durch mechanisch und/oder adsorptiv filtrierende
Substanzen filtrierten radikalen (aktivierten) und im Grund
zustand befindlichen Aldehyden chemisch reagieren (worin
das Addukt beständig ist), als auch
Endiol-Struktur
einheiten tragende Verbindungen enthält, worin die Endiol-
Verbindungen oder deren Kombinationen zweckmäßig mindestens
50 Gew.-% der Masse der anderen chemosorptiven Komponenten
und 40 bis 300 Gew.-% der adsorptiv filtrierenden Substanzen
ausmachen.
Beispielhafte Ausführungsformen des erfindungs
gemäßen Tabakrauchfilters werden in den folgenden Beispielen
näher erläutert, ohne daß dabei die Erfindung auf
diese Beispiele beschränkt wird.
Zu Aktivkohle oder einem Gemisch der Aktivkohle mit
einem anderen körnigen Adsorbent wird eine synergistische
Komposition gegeben, die sowohl Verbindungen mit einer
hohen nucleophilen Additionsfähigkeit, die mit den radikalen
(aktivierten) und im Grundzustand im befindlichen Tabakrauch
vorhandenen, adsorptiv nicht gebundenen Aldehyden eine - mit
Ansteigen der Temperatur schneller werdende und damit die
Desorption der Aldehyde ausschließende - chemische Reaktion
eingehen, worin das Addukt beständigt ist,
- - D,L-Homocystein (77 Gew.-%)+Harnstoff (13 Gew.-%)+ Zitronensäure (10 Gew.-%) oder
- - Dimedon (47 Gew.-%)+Lysin (32 Gew.-%)+Methionin (21 Gew.-%) oder
- - D,L-Cystein (83 Gew.-%)+Harnstoff (7 Gew.-%)+Zitronen säure (10 Gew.-%) oder
- - D,L-Cystein (84 Gew.-%)+Zitronensäure (16 Gew.-%) oder
- - Glycin (35 Gew.-%)+Histidin (45 Gew.-%)+Glutathion (10 Gew.-%)+Weinsteinsäure (10 Gew.-%) oder
- - D,L-Cystein (63 Gew.-%)+Dimedon (7 Gew.-%)+Harnstoff (10 Gew.-%)+Zitronensäure (20 Gew.-%) oder
- - N-Hydroxyharnstoff (Bisupressin) (66 Gew.-%)+D,L-Arginin (20 Gew.-%)+oxydiertes Glutathion (10 Gew.-%)+Apfelsäure (4 Gew.-%) oder
- - Selenocystein (34 Gew.-%)+D,L-Lysin (26 Gew.-%)+4,5- Dihydroxy-ethylen-harnstoff (34 Gew.-%)+MnCl₂ · 4H₂O (6 Gew.-%) oder
deren Kombinationen, als auch
Endiol-Strukturein
heiten enthält, worin die Menge der Endiol-Verbindung
oder deren Kombinationen im Verhältnis zur Menge aller
anderen nucleophilen und/oder radikalfangenden, vor allem
radikale Aldehyde fangenden, eine chemosorptive Wirkung
sichernden Komponenten mindestens 50 Gew.-% beträgt.
Die obige synergistische Komposition wird vorteil
haft auf die Masse der Aktivkohle des Gemisches aus Aktiv
kohle mit anderen körnigen Adsorbenten bezogen - in Abhän
gigkeit von diesen Massen bzw. von der zu erreichenden
Filtrierwirksamkeit - in folgenden Mengen zugegeben
Aktivkohle oder Gemisch mg | |
Synergistische Komposition mg | |
10 | |
12 | |
20 | 26 |
30 | 46 |
40 | 54 |
50 | 68 |
60 | 82 |
Der Adsorbent wird gründlich mit der synergistischen
Komposition vermischt, homogenisiert und dann in den faserigen
Grundfilter gegeben.
Das homogenisierte Gemisch hydrophoben Filter
perlits mit einer Komposition des Beispiels 1 wird auf
einen Papier- oder Zelluloseacetat-Träger gegeben. Auf eine
Zigarette berechnet werden die folgenden Verhältnisse
verwendet.
Filterperlit mg | |
Synergistische Komposition mg | |
5 | |
20 | |
10 | 30 |
20 | 40 |
30 | 50 |
40 | 65 |
50 | 90 |
Die - zweckmäßig 5 bis 25 gew.-%ige -, wäßrige Lösung
einer im Beispiel 1 beschriebenen synergistischen Komposition
wird auf eine Zigarette berechnet vorzugsweise in einer
Menge von 10 bis 100 mg Trockensubstanz auf Filterpapier
gegeben. Dann wird der Filter getrocknet und zu einer
Stange gerollt.
Eine im Beispiel 1 beschriebene synergistische
Komposition wird in pulverisiertem oder granuliertem Zustand
auf eine Zigarette berechnet in einer Menge von 10 bis
100 mg gleichmäßig auf einen auf Papier oder Zellulose
acetat basierenden faserigen Stoff aufgetragen. Als Faser
material kann man auch Kreppapier oder Zelluloseflor an
wenden.
Eine im Beispiel 1 beschriebene synergistische Kompo
sition oder deren mit Aktivkohle, Filterperlit oder mit
einem Gemisch der letzteren gebildetes Gemisch wird in
einer in den Beispielen 1 bis 4 definierten Menge in einen -
zweckmäßig 3 bis 5 mm breiten - Spalt zwischen zwei
Filterelementen eingebaut.
Zu einem in den Beispielen 1 bis 5 beschriebenen
Gemisch werden als die Wirkung der synergistischen Kompo
sitionen steigernder Katalysator auf die Menge der ver
wendeten synergistischen Komposition bezogen zweckmäßiger
weise 5-30 Gew.-% einer fein pulverisierten und mit der
synergistischen Komposition bzw. mit den körnigen Adsor
benten homogenisierten CuSO₄ · 5H₂O-, MnCl₂ · 4H₂O- oder
ZnCl₂ · 4H₂O-Verbindung gegeben.
Nach Vermischen einer synergistischen Komposition
mit einem anderen niedrigschmelzenden Stoff und nach
Festwerden des Gemisches erhält man ein poröses, zylind
risches Rauchfilterelement, welches dann zur Herstellung
des Rauchfilters verwendet wird.
Eine synergistische Komposition wird zusammen
mit einer anderen oder mit anderen Endiol-Verbindungen in
den Verfahren gemäß den Beispielen 1 bis 7 verwendet.
Der faserige Filterstoff (Papier, Zelluloseacetat,
Viscose) wird mit der 5 bis 25%igen wäßrigen Lösung
einer im Beispiel 1 beschriebenen Komposition imprägniert,
indem auf eine Zigarette 10 bis 100 mg synergistische
Komposition, vorzugsweise mindestens 50 Gew.-% L-Ascorbin
säure als Endiol-Verbindung, 25 Gew.-% Verbindung mit einer
hohen nucleophilen Additionsfähigkeit und 25 Gew.-% radikal
fangende Verbindung fallen.
Den porösen, körnigen Adsorbenten, vorzugsweise
Aktivkohle, Filterperlit, werden - auf eine Zigarette
berechnet 10-100 mg - mit radikalen und im Grundzustand
befindlichen Aldehyden chemisch reagierende synergistische
Komposition, zweckmäßigerweise als Verbindung des Endiol-
Typs mindestens 50 Gew.-% L-Askorbinsäure, 25 Gew.-% Verbin
dung mit hoher nucleophiler Additionsfähigkeit und
25 Gew.-% radikalfangende Verbindung gegeben, und das homo
genisierte Gemisch dieser wird zwischen zwei Filter
elemente gelegt.
Claims (8)
1. Hochwirksamer Tabakrauchfilter, der mit
mechanisch (faserigen) und/oder adsorptiv filtrierenden
Substanzen sowie chemosorptiv filtrierenden Komponenten
versehen ist, dadurch gekennzeichnet,
daß er eine synergistische Komposition besitzt, die sowohl
Verbindungen mit einer hohen nucleophilen Additionsfähig
keit enthält, die mit den durch mechanisch und/oder
adsorptiv filtrierende Substanzen nicht filtrierten, radikalen
(aktivierten) und im Grundzustand befindlichen Aldehyden
chemisch reagieren (worin das Addukt beständig ist),
als auch
Endiol-Struktureinheiten tragende
Verbindungen enthält, worin die Endiol-Verbindung oder
deren Kombinationen zweckmäßig mindestens 50 Gew.-% der
Menge der anderen chemosorptiven Komponenten und 40 bis
300 Gew.-% der adsorptiv filtrierenden Substanzen aus
machen.
2. Tabakrauchfilter gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß er als adsorptiv filtrierende
Substanz hydrophobes Perlit, Aktivkohle oder ein Silikat
mit einer porösen Struktur; gegenüber aktivierten Aldehyden,
vor allem Formaldehyd, reaktionsfähige, eine
radikalfangende Wirkung sichernde Verbindungen oder deren
Kombinationen - zweckmäßig reduziertes oder oxydiertes
Glutathion, Harnstoffderivate, z. B. N-Hydroxyharnstoff -,
weiterhin Verbindungen mit einer hohen nucleophilen
Additionsfähigkeit gegenüber Formaldehyd oder deren
Kombinationen - vorzugsweise D,L-Lysin, Glycin, D,L-Cystin,
D,L-Cystein, D,L-Arginin, Thioglycolsäure, Dimedon,
Homocystein - sowie eine Endiol-Struktureinheit ent
haltende Verbindungen - zweckmäßig Dihydroxyfumarsäure
und/oder L-Ascorbinsäure - enthält.
3. Tabakrauchfilter gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß er eine, auf mechanisch (faserige)
und adsorptiv (vorzugsweise Zelluloseacetat, Krep
papier, Viskoseflor) filtrierende Stoffe in pulverisiertem
oder granuliertem Zustand aufgetragene, auf eine Zigarette
berechnet 10 bis 100 mg synergistische Komposition enthält,
die sowohl mit radikalen (aktivierten) und in Grundzustand
befindlichen Aldehyden, vor allem Formaldehyd, chemisch
reagierende Verbindungen mit einer hohen nucleophilen
Additionsfähigkeit als auch Endiol-Struktureinheiten tragende
Verbindungen enthält.
4. Tabakrauchfilter gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß er einen faserigen Filterstoff
(Papier, Viskose, Zellulose) besitzt, welcher mit
einer - vorzugsweise 5 bis 25%igen - wäßrigen Lösung
von auf eine Zigarette berechnet 10-100 mg einer syner
gistischen Komposition imprägniert ist, die mit den radikalen
(aktivierten) und im Grundzustand befindlichen Aldehyden,
vor allem Formaldehyd, chemisch reagierende Substanzen mit
einer hohen nucleophilen Additionsfähigkeit und Endiol-
Struktureinheiten tragende Komponenten oder deren Kombi
nationen gemeinsam enthält.
5. Tabakrauchfilter gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß er auf eine Zigarette
berechnet 10 bis 100 mg einer mit den radikalen (aktivierten)
und im Grundzustand befindlichen Aldehyden reagierenden
synergistischen Komposition und ein homogenisiertes Gemisch
von zwischen zwei faserige Filterelemente gelegten,
porösen, körnigen Adsorptionsstoffen, vorzugsweise von Aktiv
kohle, Filterperlit bzw. deren Kombinationen besitzt.
6. Tabakrauchfilter gemäß einem der Ansprüche 1
bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß er als Katalysator
auf die Masse der mit den Aldehyden chemisch reagierenden
synergistischen Komposition berechnet 5 bis 30 Gew.-%
Metallsalz, zweckmäßig MnCl₂ · 4H₂O, CuSO₄ · 5H₂O oder
ZnCl₂ · 4H₂O, enthält.
7. Tabakrauchfilter gemäß einem der Ansprüche 1 bis
6, dadurch gekennzeichnet, daß er als synergistische
Komposition neben eine Endiol-Struktureinheit ent
haltenden Verbindungen oder deren Kombinationen vorzugs
weise
- - D,L-Homocystein+Harnstoff+Zitronensäure oder
- - Dimedon+Lysin+Methionin oder
- - D,L-Cystein+Harnstoff+Zitronensäure, oder
- - D,L-Cystein+Zitronensäure oder
- - Glycin+Histidin+Glutathion+Weinsteinsäure oder
- - D,L-Cystein+Dimedon+Harnstoff+Zitronensäure oder
- - N-Hydroxyharnstoff (Bisuppressin)+D,L-Arginin+oxydiertes Glutathion+Apfelsäure oder
- - Selenocystein+D,L-Lysin+4,5-Dihydroxyethylen-harn stoff+MnCl₂ · 4H₂O
Verbindungsgruppen besitzt, worin die Masse der eine
Endiol-Struktureinheit enthaltenden Verbindung(en) im Ver
hältnis zur Gesamtmasse der die chemosorptiv wirksame
synergistische Komposition bildenden Verbindungen zweck
mäßig mindestens 50 Gew.-% beträgt.
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