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Verfahren zum Entgiften und Veredeln von Tabakrauch Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zum Entgiften und Veredeln von Tabakrauch durch aus Kieselsäuregelen
bestehende Einlagen in die Rauchkanäle von Zigarren, Zigaretten, Pfeifen, Zigarren-
und Zigarettenspitzen u. dgl., das darin besteht, daß Gemische von Kieselsäuregelen
verschiedener Benetzungswärmen zwischen r q. und 18 cal/g, je ,nach der Beschaffenheit
des Rauches, angewendet werden.
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Es ist bekannt, daß man aktives Kieselsäure gel für die Entgiftung
des Tabaks und Tabakrauches und seine Ges-chmacksverbess:erung anwendet. Man hat
sich bisher aber keine Rechenschaft darüber abgegeben, daß im Tabakrauch die verschiedensten
Stoffe von giftiger Wirkung, wie insbesondere Alkaloide u. dgl. einerseits, Brenzöle,
Alkohole, wie Methanol, und teerige Produkte anderseits. enthalten sind, die von
aktivem Kieselsäuregel in verschiedenem Maße zurückbehalten werden.
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Demgegenüber wird erfindungsgemäß das zur Entgiftung des Tabakrauches
zu benutzende aktive Kieselsäureg@el entsprechend abgestimmt; denn es hat sich gezeigt,
daß die Wirkungen des ,aktiven Kiesel.säuregels bei diesem Anwendungsgebiete sehr
differenziert sind und daß nicht schlechthin jedes Kieselsäuregel, wie bis jetzt
angenommen, für die in Frage kommenden Zwecke wirksam ist, sondern @es kommen nur
bestimmte Kieselsäuregele in Betracht je nach der Art und der Zusammensetzung des
Rauches (Zigaretten-, Zigarren-, Pfeifenrauch u. dgl.).
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Nur dann lassen sich durch die Anwendung des Kieselsäuregels als Adsorptionsmittel
Wirkungen gewährleisten, welche in geschmacklicher Hinsicht den Erwartungen des
Rauchers entsprechen und auch den verschiedenen Einfluß der einzelnen Bestandteile
des Rauches auf den Organismus, welcher weit komplizierter ist, als allgemein angenommen
wird, berücksichtigen und nach Möglichkeit begegnen. Es ist dabei für die Gültigkeit
der vorliegenden Erkenntnisse gleichgültig, ob die Gelee in den Tabakfabrikaten
selbst eingearbeitet oder in Form von Patronen dem Tabakrauch vorgelegt werden.
Allein maßgebend sind die Eigens'ch'aften des Gelgemisches und die Zusammensetzung
und physik.alisch,chemische Beschaffenheit des in Betracht
kommenden
Tabakrauches sowie die zweckmäßige gegenseitige Abstimmung dieser beiden Faktoren.
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Es hat sich gezeigt, daß bei abnehmender Benützungswärme des Gels
die Ads.orption folgender Rauchbestandteile abnimmt: Nikotin, Pyridin, die weiteren
Alkaloide der Nikotinr.eihe, Alkylamine, Pyrole, während bei zunehmender Benützungswärme
die Adsorption der Teerprodukte und der Brenzälie abnimmt. Die Ads:orption des Ammoniaks
und, saweit die Bestimmungen einen Schluß ermöglichen, des Methylalkohols bleibt
bei allen Gelen gleichmäßig verteilt. Die Bestimmungen dieser Bestandteile erfolgt
je nachdem chemisch, stalagmometrisch oder kolorimetrisch.
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Auf Grund der vorstehenden Befunde über die wirksame Verwendbarkeit
eines Kieselsäuregels und ihre Feststellung ergibt sich nunmehr die Erkenntnis,
daß für die Tabakrauchadsorption nicht, wie bei dem bisherigen Stand der Kenntnisse,
eine einfache Sorte aktiven Kieselsäuregels einheitlich Anwendung finden soll, sondern
Gemische von verschiedenen Gelen mit verschiedenen Beiietzungswärmen, zweckmäßig
zwischen 28
bis 14 cal/g. Es. ist eine durchaus irrige Auffassung, worauf
vielfach von maßgebenden Forschern im Schrifttum hingewiesen worden ist, wenn man
die schädlichen Wirkungen des Tabakrauches allein auf einen bestimmten Bestandteil
desselben, als welcher meist das Nikotin bezeichnet wird, zurückführt. Sowohl die
durch die Gele mit einer hohen Benetzungswärme (bis 28 cal/g) stark adsorbierbaren
Stoffe, welche aufgezählt wurden, als auch die durch die Gele mit einer geringeren
Besetzungswärme (bis 14 cal/g) stark adsorbierten Teerprodukte und Brenzöle üben
starke und nachteilige verschiedene Wirkungen auf den menschlichen Organismus aus.
Während .erstere in erster Linie für die Herztätigkeit und das zentrale Nervensystem
nachteilig sind, sind letztere für die Schädigung der Atmungsorgane und die Bildung
von Carzinom:en verantwortlich. Die vorliegenden Versuche haben aber des weiteren
gezeigt, daß der Gehalt des Tabakrauches an Teerprodukten und Brenzölen auch die
Aufnahme des im Tabakrauch verbliebenen Nikotins, vermutlich aber auch der anderen
schädlichen Bestandteile, durch die Atmungsorgane erlieblich beeinflußt. Obwohl
die Genauigkeit dieser Versuche, welche gezwungenerweise am Raucher selbst ausgeführtwerden,naturgemäß
eine begrenzte ist, hat sich unzweifelhaft ergeben, daß beim gleichen Nikotingehalt
des Rauches (etwa o.30lo Tabakgewichtes) und Herabsetzung des Teer- und Brenzölgehalts
auf weniger als die Hälfte der Nikotingehalt des ausgeatmeten Rauches etwa das Doppelte
betragen hat als beim vollen Teer- und Brenzölgehalt. Vermutlich findet eine Vermehrung
der Resorption des Nikotins durch die Teer-, produkte statt, was biologisch durchaus
verständlich wäre.
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Es hat sich des ferneren auf Grund von Adsorptionsmessungen :ergeben,
daß für die Verwendung von aktivem Kiesels,äuregel als Rauchadeorptionsmittel die
Korngröße des angewandten Gels einen erheblichen Einfluß ausübt, und zwar nicht
etwa allein in der Weise wie der allgemeine Einfluß der Korngröße eines Adsorbens
bei der Adsorption von Gasen und Dämpfen, sondern_ in einer ganz bestimmten Richtung.
Als geeignete Korngröße hat sich diejenige erwiesen (durch Zählung der Teilchen
und Messung ihres Volumens), welche, auf quadratische Teilchen berechnet, eine Kantenlänge
von o,5obis z mm betragen. Bei geringeren Korngrößen zeigt sich in Zusammenbacken
der einzelnen Teilchen, während bei größeren Korngrößen ein Lockerwerden der Kieselsäu.regeleinlage
eintritt. In beiden Fällen wird die Adsorption der Rauchbestandteile ungünstig beeinflußt.
Von Bedeutung für die geschmackliche Beeinflussung des Rauches durch das aktive
Kieselsäuregel hat sich der Wassergehalt des angewandten Gels erwiesen. Der Wassergehalt
des Gels soll demnach mindestens 3010, zweckmäßigerweise aber bis zu ioa!o des Gelgewichts
betragen. Das Gel darf beim Benetzen mit Wasser nicht zerbröckeln. Für die Verwendung
von Kieselsäuregel in Tabakpfeifen kann man entweder das Gel in Einlagen, welche
dem Rauch vorgelegt werden, einschließen, ähnlich wie bei.Zigarren- bzw. Zigarettenspitzen,
oder aber das Gel in einem Stück formen und trocknen und dieses, geformte Stück,
welches zweckmäßiger«-eise durchlöchert sein soll., in den Kopf der Pfeif einlegen.
Auch kann man das Gel vorsichtig mit Tonmasse einbrennen und Einlagen für den Pfeifenkopf
auf diese Weise herstellen, welche den bekannten Toneinlagen entsprechen und gegenüber
letzteren Vorteile aufweisen, die auf Grund der vorstehenden Angaben von selbst
ersichtlich sind.