DE3915934C2 - Mittel und Verfahren zur Reinigung von Gasen und Abgasen und ein Verfahren zur Herstellung dieser Mittel - Google Patents
Mittel und Verfahren zur Reinigung von Gasen und Abgasen und ein Verfahren zur Herstellung dieser MittelInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Reinigung von Gasen und Abgasen, ein Verfahren
zur Herstellung dieser Mittel und ihre Verwendung.
Die industrielle Tätigkeit auf dem Gebiet der Energieerzeugung, der Verarbeitung von
Stoffen, z. B. der Verhüttung von Erzen, der Verbrennung von Abfällen und der Um
wandlung von Stoffen führt zu Gasen oder Abgasen, die mit Schadstoffen in unter
schiedlicher Höhe belastet sein können.
Zu den Schadstoffen mit Bedeutung zählen Chlorwasserstoff, Fluorwasserstoff,
Schwefeldioxid, Stickstoffoxide, Kohlenmonoxid, Schwermetalle in flüchtiger Form, Di
oxine, Furane, chlorierte Kohlenwasserstoffe, polycyclische aromatische Kohlenwas
serstoffe udgl., also ökotoxische Schadstoffe.
In der Praxis werden die verschiedensten Verfahren zur Abscheidung dieser Stoffe aus
den Gasströmen angewandt. Sie bestehen nahezu immer darin, die Gase abzukühlen
und die angeführten Schadstoffe mit Wasser oder geeigneten Lösungen aus diesen
auszuwaschen.
Diese Waschprozesse sind zwar recht wirksam, jedoch nicht ohne Probleme. In den
meisten Fällen sind sie außerordentlich teuer. Hinzu kommt noch, daß auch im Rein
gas noch Reste der Schadstoffe in unterschiedlicher Konzentration zurückbleiben.
Zu den Stoffen, die aufgrund ihrer hohen Flüchtigkeit Probleme bereiten, zählt ele
mentares Quecksilber. Auch die polychlorierten Dibenzodioxine und Dibenzofurane,
die schon in geringster Konzentration als schädlich erachtet werden, finden sich in fast
allen Gasen nach herkömmlichen Reinigungsanlagen. Sehr flüchtig sind die poly
cyclischen Kohlenwasserstoffe (PAH) und zahlreiche Chlorkohlenwasserstoffe (CIKW),
z. B. Chlormethan, Tri und Per.
Hinzu kommt noch Stickstoffmonoxid, dessen Abscheidung aufwendige Verfahren er
fordert.
Aus der DE 35 43 531 A1 ist ein Verfahren zur Reinigung von Abfall-, Rauch- und Ver
brennungsgasen u. a. von Schwermetallen und Schwermetalloxiden sowie von Halo
genwasserstoffen bekannt, das in einer bevorzugten Ausführungsform als 4-stufiges
Reinigungsverfahren ausgebildet ist. Hierbei erfolgt in der ersten Stufe bei Tempera
turen <500°C eine Vorreinigung von Halogenwasserstoffen unter Einsatz von Kalk,
Kalkhydrat, Calciumcarbonat oder Dolomit, in der zweiten Stufe bei 300 bis 400°C die
Entfernung der Stickstoffoxide und in der dritten Stufe bei 100 bis 300°C die Ab
scheidung von Stickstoffoxiden und Schwefeloxiden. In der letzten Stufe wird das Gas
auf Taupunktstemperatur abgekühlt, um die flüchtigen Schwermetalle zu entfernen.
Dieses Verfahren ist technisch wegen seiner Vielstufigkeit schwierig und teuer. Zum
Einsatz von Aktivkohle wird ausgeführt, daß die erzielten Reinigungsergebnisse unbe
friedigend sind.
Zur Entfernung der Restgehalte an sauren Schadstoffen, von chlorierten Kohlenwas
serstoffen, polykondensierten aromatischen Kohlenwasserstoffen, flüchtigen Schwer
metallen und auch von NO mit NH3 aus Abgasströmen wird bereits Aktivkohle oder
Aktivkoks eingesetzt. Die übliche Arbeitsweise besteht darin, das vorgereinigte Abgas
über Aktivkohle-Festbettreaktoren oder Wanderbett-Reaktoren zu leiten. Die Betrieb
stemperatur beträgt 80-150 Grad C.
Diese Arbeitsweise ist wirksam, wenn ein Abgas eingesetzt wird, das nur noch geringe
Gehalte an Schwefeldioxid, HCl und Staub enthält, was eine leistungsfähige, vorge
schaltete Abgasreinigung erfordert.
Ein weiterer Nachteil ist, daß es in den Aktivkohle-Reaktoren zur Selbstentzündung der
Kohle kommen kann. Dies ist insbesondere bei Betriebstillständen der Fall.
Ebenfalls nicht unproblematisch ist es, Aktivkohle in den Abgasstrom direkt oder in
Kalkmilch suspendiert einzudüsen.
Es kann zu Aktivkohleanreicherungen im Reaktionsprodukt kommen, die Anlaß zu
Schwelbränden in Aktivkohlenestern in den Zwischenlagerungsbehältern geben. Wei
terhin macht die gleichmäßige Verteilung der Aktivkohle im Abgasstrom bei der Di
rekteindüsung Probleme.
Die gleichmäßige Suspendierung von Aktivkohle in der Calciumhydroxid-Suspension
ist ebenfalls nicht einfach und gibt zu schwankenden Abscheideleistungen Anlaß, so
daß die Einhaltung der Grenzwerte problematisch ist.
Außerdem hat sich gezeigt, daß die Abscheideleistungen bei quasitrockenen Abgas
reinigungsverfahren (Eindüsen von Kalkmilch und Verdampfung des Wassers) im
Temperaturbereich oberhalt 170°C unzureichend sind. Gute Abscheideleistungen
werden im Bereich 120 bis 130°C erzielt. Bei diesen Temperaturen besteht jedoch
immer die Gefahr, daß die zur wirksamen Feststoffabscheidung notwendigen
Gewebefiltern verkrusten.
Entsprechend den obigen Ausführungen ergibt sich der Bedarf eines verbesserten Ab
gasreinigungsverfahrens, das
- - im Temperaturbereich oberhalb 170°C ausreichende Ab scheideleistungen für flüchtige Schwermetalle, insbesondere Quecksilber, chlorierte Kohlenwasserstoffe (Dioxine und PCB's) aufweist,
- - eine sichere und gleichmäßige Durchmischung des Abgasstromes und der oberflächenaktiven Substanzen gewährleistet,
- - die Selbstentzündung von Aktivkohle/Aktivkoks nach Gebrauch verhindert, und
- - eine NOx-Minderung ohne vorhergehende weitgehende Abscheidung von SO2, HCl und Staub gewährleistet.
Weiterhin wird ein betriebstechnisch einfaches und kostengünstiges Verfahren an
gestrebt.
Die Erfindung löst diese Aufgaben durch ein Mittel zur Reinigung von Gasen und Ab
gasen nach dem unabhängigen Patentanspruch 1. Bevorzugte Weiterbildungen des
Mittels sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis 8 beschrieben.
Die Erfindung schafft des weiteren ein Verfahren zur Herstellung von trockenen Pul
vern auf der Basis von Calciumhydroxid für die Gas- und Abgasreinigung nach dem
unabhängigen Anspruch 9. Bevorzugte Weiterbildungen dieses Verfahrens sind in den
abhängigen Patentansprüchen 10 bis 15 beschrieben.
Erfindungsgemäß erfolgt die Lösung der gestellten Aufgabe in zwei Stufen dahinge
hend, daß in einer 1. Stufe trockene, pulverförmige Mittel auf der Basis von reaktions
fähigem Calciumhydroxid mit einem Gehalt an oberflächenaktiven Substanzen herge
stellt werden, welche in einer 2. Stufe in einem trockenen Verfahren zur Reinigung von
Gasen und Abgasen verwendet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung der Mittel nach den Ansprüchen 1
bis 8 ist dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Löschen von Branntkalk dem Brannt
kalk und/oder während des Löschens dem Löschwasser und/oder nach dem Löschen
dem Calciumhydroxid oberflächenaktive Substanzen zugesetzt werden.
Als oberflächenaktive Substanzen kommen hierbei insbesondere Kieselgel, Kieselgur,
aktiviertes Aluminiumoxid, Aktivkohle und/oder Herdofen-Braunkohlekoks in Pulverform
zum Einsatz.
Es handelt sich hierbei um verschiedenartige Stoffe, die durch eine große Oberfläche,
bezogen auf ihr Gewicht, gekennzeichnet sind. So liegt die durchschnittliche aktive
Oberfläche bei Aktivkohle bei etwa 600 m2/g. An diesen aktiven Oberflächen scheiden
sich die Schadstoffe ab, insbesondere Quecksilber, Dioxine, PCB's, aber auch anteilig
SO2, HCl und NOx. Diese Stoffe verbleiben dort oder können in andere Stoffe um
gewandelt werden.
Die oberflächenaktiven Substanzen haben eine Korngröße, bestimmt als Siebdurch
gang, von <200 µg. Bevorzugt wird eine Korngröße, die derjenigen von Calciumhydro
xidpulver entspricht.
Vorteilhafterweise enthalten die erfindungsgemäßen Mittel zusätzlich katalytisch wir
kende Schwermetalle und/oder schadstoffbindende Substanzen.
Bevorzugt werden die oberflächenaktiven Substanzen mit den katalytisch wirkenden
Schwermetallen und/oder schadstoffbindenden Substanzen beaufschlagt.
Die Beaufschlagung geschieht dahingehend, daß die entsprechenden Schwermetalle
als wasserlösliche Salze oder gelöst in organischen Lösungsmitteln auf die oberflä
chenaktiven Stoffe aufgebracht und dann die oberflächenaktiven Stoffe einer
Trocknung unterworfen werden. Es befinden sich dann auf den oberflächenaktiven
Stoffen neben den aktiven Flächen auch noch Katalysatoren für die verschiedensten
Reaktionen.
Anstelle von wässrigen Lösungen der Schwermetalle können auch alkoholische Lö
sungen eingesetzt werden.
Für das erfindungsgemäße Verfahren kommen insbesondere folgende Schwermetalle
in Frage:
Eisen, Nickel, Kobalt, Chrom, Mangan, Vanadin, Titan, Molybdän, Wolfram, Kupfer,
Zinn, Palladium, Platin, Gold, und/oder Zink. Diese Schwermetalle werden in den
meisten Fällen als Salze eingesetzt. Auf die oberflächenaktiven Stoffe aufgetragen,
können sie auch durch Oxidation in höhere Oxidationstufen oder durch Reduktion in
niedere Oxidationsstufen oder gar in elementarer Form übergeführt werden.
Als Salze finden vorwiegend wasserlösliche Chloride und Nitrate Anwendung.
Als schwermetallbindende Stoffe kommen wasserlösliche Sulfide, z. B. Natriumsulfid
und Mercaptane oder Trimercapto-s-triazin zur Anwendung.
Die Kombination der mit Schwermetallen versehenen Aktivkohlen mit Calciumhydroxid
hat eine mehrfache Funktion.
Durch die Anwesenheit des anorganischen Stoffes wird die Gefahr des Brennens der
mit Schwermetallen beaufschlagten Aktivkohlen herabgesetzt. Eine wirksame Zünd
hemmung tritt ein, wenn Calciumhydroxid als feines Pulver zusammen mit den Aktiv
kohlen vorliegt.
Die Gefahr des Entzündens kann dann besonders stark zurückgedrängt werden, wenn
die Aktivkohlen zusammen mit Branntkalk vermischt und dann einer Löschreaktion un
terworfen werden, so daß Aktivkohle und Calciumhydroxid in feinster Verteilung ne
beneinander vorliegen, z. T. Calciumhydroxid in den Poren der Aktivkohle abgelagert
ist.
Eine weitere Ausführungsform der Herstellung der reaktionsfähigen Calciumhydroxide
besteht darin, die oberflächenaktiven Stoffe mit Branntkalk zu mischen und die schad
stoffbindenden und/oder katalytisch wirkenden Substanzen in das Löschwasser zu ge
ben.
Im Rahmen der Erfindung liegt es auch, daß Calciumhydroxid und oberflächenaktive
Substanzen gemischt werden, wobei letztere ggfls. mit katalytisch wirksamen und/oder
schwermetallbindenden Substanzen beaufschlagt sind.
Eine spezielle Ausführungsform der erfindungsgemäßen Herstellung reaktionsfähiger
Calciumhydroxide besteht darin, oberflächenaktive Stoffe einzusetzen, die mit
Schwermetallen, welche auf Oxidations- oder Reduktionsprozesse katalytisch wirken,
und mit basisch wirkenden Stoffen, wie Natriumhydrogencarbonat, Natriumcarbonat,
Natriumhydroxid udgl. beaufschlagt sind. Mit dieser Kombination von Schwermetallen
und basischen Verbindungen auf oberflächenaktiven Substanzen lassen sich Oxida
tions- und Reduktionsvorgänge über Potentialänderungen steuern.
Entsprechendes gilt für Säuren, die zusammen mit den katalytisch wirksamen Schwer
metallen auf die oberflächenaktiven Substanzen aufgebracht sind. Auch die Säuren
wirken auf die Schwermetalle hinsichtlich Verbindungsform und Redoxpotential ein.
Die erfindungsgemäß hergestellten oberflächenaktive Substanzen enthaltenden
Calciumhydroxide werden zur Reinigung von Abgasen verwendet.
Hierzu wird in einem Verfahren zur Reinigung von Gasen und Abgasen von sauren
Schadstoffen, wie Chlorwasserstoff, Fluorwasserstoff, Schwefeldioxid, Blausäure udgl.,
Stickstoffoxiden, Kohlenwasserstoffen, chlorierten Kohlenwasserstoffen
und flüchtigen Schwermetallen, z. B. Quecksilber, Arsen, Antimon,
Cadmium und Thallium dem Gas- bzw. Abgasstrom feinpulvriges, trockenes
Calciumhydroxid zugesetzt, das oberflächenaktive Substanzen, wie Aktivkohle, Braun
kohle-Herdofenkoks, Kieselgel, Kieselgur und/oder aktives Aluminiumoxid enthält, und
mit dem Abgasstrom in einem Reaktor durchmischt und das Calciumhydroxid-Pulver
mit den gebundenen Schadstoffen ohne wesentliche Absenkung der
Reaktionstemperatur an Staubabscheidevorrichtungen, insbesondere an Gewebefiltern
oder Elektrofiltern, aus dem Gasstrom abgeschieden.
Das dargelegte Verfahren unter Verwendung der Mittel nach Anspruch 1-8 hat
erhebliche Vorteile.
Die innige Vermischung von Calciumhydroxid und oberflächenaktiver Substanz er
möglicht es, die geringen Mengen an oberflächenaktiver Substanz gleichmäßig im Ab
gas zu verteilen, da erhebliche Mengen an Ca(OH)2 eingesetzt werden müssen.
Eine Temperaturabsenkung, z. B. von 200 auf 120°C, wie es praktiziert wird, ist nicht
erforderlich, um Dioxine, PAH's und Quecksilber weitestgehend abzuscheiden.
Die Selbstentzündung von schwermetallhaltigen Aktivkohlen spielt keine Rolle mehr.
Da im allgemeinen ein Gemisch aus weniger als 10% Aktivkohle und mehr als 90%
Ca(OH)2 eingesetzt wird, ist das Problem der Selbstentzündung und des Schwelbran
des ruhender Materialien nicht existent.
Calciumhydroxide, die aus Branntkalk, gemischt mit oberflächenaktiven Substanzen,
hergestellt worden sind, sind besonders entmischungsresistent.
Zum Eindüsen der modifizierten Calciumhydroxide werden bevorzugt pneumatische
Vorrichtungen verwendet.
Die Durchmischung der modifizierten Calciumhydroxide mit dem Abgas geschieht in
Reaktoren, die durch Umlenkungseinbauten eine gute Durchmischung gewährleisten.
Die Abscheidung des gebrauchten Ca(OH)2 erfolgt bevorzugt an Gewebefiltern. E-Fil
ter sind auch geeignet.
Eine Rückführung des gebrauchten Materials in den Reaktor zur besseren Ausnützung
von Ca(OH)2 und den oberflächenaktiven Substanzen bereitet keine Schwierigkeiten.
Von erheblicher Bedeutung ist, daß Aktivkohle/Aktivkoks auch als Katalysator zur Re
duzierung von NOx mit NH3 zu N2 wirkt.
Die Behandlung des Abgases mit den oberflächenaktiven Stoffen erfolgt im Tempera
turbereich von 20 bis 1200°C, vorzugsweise im Bereich von 80 bis 250°C, insbeson
dere im Bereich von 150 bis 240°C, noch bevorzugter im Temperaturbereich von 170
bis 220°C.
Entscheidend für die Wahl der Temperatur ist der Wassergehalt des Abgases. Die un
terste Temperaturgrenze sollte 30-40°C über dem Taupunkt liegen. Bei Einsatz von
Ca(OH)2 und HCl im Abgas sollten 130 bis 140°C nicht unterschritten werden, da an
sonsten Verkrustungen am Gewebefilter auftreten.
Eine vorteilhafte Verwendung der Mittel besteht darin, daß in einem mehrstufigen Ver
fahren die Gase und Abgase zuerst einer trockenen oder nassen Reinigung unterwor
fen und dann zur Restabscheidung der anorganischen und organischen Schadstoffe
die Gase und Abgase mit den erfindungsgemäßen Mitteln behandelt werden, wobei zur
Reduktion von Stickstoffoxiden dem Gasstrom vor der Behandlung mit den Mitteln noch
Ammoniak oder geeignete stickstoffhaltige Verbindungen, z. B. Harnstoff, zugesetzt
werden.
Die Schwermetalle auf den oberflächenaktiven Substanzen haben die Funktion, die
Oxidation von SO2 zu SO3, CO zu CO2, NO zu NO2 und Kohlenwasserstoffe zu H2O
und CO2 zu katalysieren.
Die Oxidation von Schwefeldioxid zu Schwefeltrioxid hat den Vorteil, daß aus dem
leicht flüchtigen Schwefeldioxid das schwerer flüchtige Schwefeltrioxid entsteht, das
sich bevorzugt an den oberflächenaktiven Substanzen ablagert. Werden die oberflä
chenaktiven Stoffe zusammen mit basischen Stoffen eingesetzt, sei es Kalk oder
Calciumhydroxid, dann ist auch eine sofortige Umsetzung mit diesen basischen Stoffen
möglich. Besonders günstige Katalysatoren hierfür sind Mangan, Vanadin, Eisen und
Platin.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das in den Abgasen immer vorhandene Koh
lenmonoxid mit Hilfe der Katalysatoren und des vorhandenen Sauerstoffs zu unschäd
lichem Kohlendioxid umzusetzen. Das gleiche betrifft die Vielzahl der in geringer Men
ge vorhandenen unverbrannten Kohlenwasserstoffe, die ebenfalls unter dem katalyti
schen Einfluß der auf den oberflächenaktiven Stoffen aufgebrachten Schwermetalle
oxidiert werden können.
Auch die chlorierten oder schwefelhaltigen Kohlenwasserstoffe lassen sich auch in
Restgehalten zu den Grundverbindungen CO2, H2O, HCl und/oder SO2 oxidieren,
damit sie als saure Schadstoffe entfernt werden können.
Chrom, Vanadin, Eisen, Palladium, Kupfer und Mangan sind für die Oxidation organi
scher Stoffe besonders geeignet.
Das gleiche betrifft das Stickstoffmonoxid, das unter Wirkung von Katalysatoren, ins
besondere von Chrom, Titan, Eisen und Mangan, zu Stickstoffdioxid umgesetzt werden
kann. Dieses ist wasserlöslich und kann aus dem Abgasstrom ausgewaschen werden.
Andererseits kann es jedoch bei Anwesenheit von basischen Stoffen sofort in nicht
flüchtige Salze umgesetzt werden.
Auch die Reduktion von Stickoxid mit Ammoniak oder stickstoffhaltigen Verbindungen,
z. B. Harnstoff, wird durch die schwermetallhaltigen Katalysatoren begünstigt.
Die Wirkung der Oxidationskatalysatoren auf Schwefeldioxid und Stickstoffoxid kann
noch verstärkt werden, wenn auf den oberflächenaktiven Substanzen zusammen mit
den Schwermetallen auch noch basisch wirkende Stoffe, z. B. Natriumhydroxid,
Natriumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, udgl. aufgetragen werden. Da die Oxida
tion in direkter Nachbarschaft zu den basischen Substanzen stattfindet, ist eine sofor
tige Einbindung der höheren Oxide von Schwefel und Stickstoff möglich.
Diese Arbeitsweise ist insbesondere dann von großer Bedeutung, wenn die erfin
dungsgemäßen Mittel zur Restentfernung von sauren Schadstoffen eingesetzt werden.
Ist eine Vorreinigung der Gase und Abgase erfolgt, so lassen sich die Mittel bevorzugt
zur Restreinigung einsetzen. Dies betrifft insbesondere die organischen Stoffe und
auch die Restgehalte an Chlorwasserstoff und Schwefeldioxid.
Eine besondere Bedeutung hat das Verfahren für die Abscheidung von Stickstoffoxi
den. Die herkömmlichen Reinigungsverfahren erfassen zwar Fluorwasserstoff, Chlor
wasserstoff und Schwefeldioxid in ausreichendem Maße, vermögen jedoch das Stick
stoffoxid nur im geringen Maße abzuscheiden. Durch die nachgeschaltete Reinigung
mit Hilfe der Mittel, die mit Katalysatoren beaufschlagt sind, läßt sich Stickstoffoxid
entweder oxidieren und dann mit basischen Stoffen abscheiden, oder mit Ammoniak zu
Stickstoff reduzieren.
Die Anwendung der mit Schwermetallen beaufschlagten oberflächenaktiven Substan
zen in Kombination mit Ca(OH)2 oder anorganischen Stäuben ist natürlich nicht auf
den Einsatz in einer Nachreinigungsstufe beschränkt, sondern umfaßt auch den
Ersteinsatz.
Die erfindungsgemäßen Mittel sind zur Behandlung der Gase und Abgase aus Kraft
werken, aus Müllverbrennungsanlagen, aus Sondermüllverbrennungsanlagen, aus
Feuerungsanlagen, aus Anlagen zur Herstellung von Glas und Keramik, aus Anlagen
zum Umschmelzen von Altaluminium und auch zur Behandlung von Gasen und Abga
sen aus zahlreichen Produktionsprozessen, z. B. der Verhüttung von Erzen, und ande
ren Industrieprozessen verwendbar.
Von besonderer Bedeutung sind die Mittel bei der Reinigung von vorgereinigten Gasen
und Abgasen, wenn sie als Pulver in den Gasstrom eingeblasen und dann an ent
sprechenden Filtern abgeschieden werden.
28 g Branntkalk wurden mit 15,2 g Wasser, in dem 1,4 g Aktivkohle mit 700 m2/g akti
ver Oberfläche suspendiert worden waren, gelöscht. Es entstand ein graues Pulver,
das gute Fließfähigkeit aufwies.
Über 252 mg dieser Substanz in fester Schicht wurde bei einer Temperatur von 149°C
ein Gas geleitet, das folgende Kennzeichen aufwies:
- - Feuchte: 0,26 g/l
- - HCl-Gehalt: 22,5 mg/l
- - HgCl2-Gehalt: 1,29 µg/l
Entsprechend den anderen Beispielen enthielt das Gas 80 Vol.% N" und 20 Vol.%
O2.
Insgesamt wurden 11,2 l über das modifizierte Ca(OH)2 geleitet.
Von insgesamt 14,4 µg HgCl2 wurden 76,5% an der Aktivkohle absorbiert.
Dieses Beispiel zeigt, daß bei der Löschung von Branntkalk in Anwesenheit von Aktiv
kohle ein reaktionsfähiges Ca(OH)2 entsteht, das in der Abgasreinigung zur wirksamen
Quecksilberabscheidung eingesetzt werden kann.
28 g Branntkalk wurden mit 3,7 g Braunkohle-Herdofenkoks als Koksstaub gemischt
und dann mit 17 ml Wasser gelöscht. Das graue, wasserfreie Calciumhydroxid wurde
auf seine Eignung als Sorbens der Abgasreinigung getestet.
Über 296 mg dieses Produktes wurden bei 187°C 10,8 l eines Abgases folgender Zu
sammensetzung geleitet:
- - Stickstoff: 80 Vol.-%
- - Sauerstoff: 20 Vol.-%
- - Feuchte: 278 mg/l,
- - HCl: 11,7 mg/l
- - HgCl2 : 0,62 µg/l,
6,3 µg HgCl2 wurden am Sorbens abgeschieden, d. h. 94% wurden absorbiert.
Dieses Beispiel zeigt, daß Braunkohle-Herdofenkoks in Kombination mit Ca(OH)2 zur
Hg-Abscheidung geeignet ist.
5 g Ca(OH)2 wurden mit 0,25 g feinpulvrigem Al2O3 gemischt. Über 280 mg dieser
Mischung wurden bei 192C 10,3 l eines Abgases folgender Zusammensetzung ge
leitet:
- - Stickstoff: 80 Vol.-%
- - Sauerstoff: 20 Vol.-%
- - Feuchte: 295 mg/l
- - HCl: 12,4 mg/l
- - HgCl2: 0,7 ug/l
Insgesamt wurden von 7,2 µg HgCl2 3,6 µg absorbiert, d. h. 50% abgeschieden.
Al2O3 ist dementsprechend als Sorbens für die Abscheidung von Quecksilber aus Ab
gasen geeignet.
Das Abgas einer Müllverbrennungsanlage wurde mit Ca(OH)2 bei 200C trocken ge
reinigt. Zur Entfernung von Quecksilber, dessen Gehalt im Rohgas 330 µg/m3 betrug,
wurden pro t Müll 25 kg Ca(OH)2 und 1,25 kg Braunkohlen-Herdofenkoksstaub einge
blasen, in einem Reaktor durchmischt und an einem Gewebefilter abgeschieden.
Ca(OH)2 und Koksstaub waren vorher gemischt worden.
Im Reingas nach dem Gewebefilter wurden nur noch 90 µg/m3 gemessen. Dies ist
eine Reduzierung des Hg-Gehaltes um 72%.
Claims (16)
1. Trockenes, pulverförmiges Mittel zur Reinigung von Gasen und Abgasen auf der
Basis von reaktionsfähigem Calciumhydroxid mit einem Gehalt von 0,05-50
Gew.-%, vorzugsweise 1-20 Gew.-%, oberflächenaktiven Substanzen.
2. Mittel nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Gehalt der
oberflächenaktiven Substanzen von 2,5-7 Gew.-%.
3. Mittel nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Korngröße von
<200 µm.
4. Mittel nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die oberflächenaktiven Substanzen ausgewählt sind aus der Gruppe Aktivkohle,
Braunkohlen-Herdofenkoks, Aluminiumoxid, Kieselgur und/oder Kieselgel.
5. Mittel nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen
zusätzlichen Gehalt von 0,1-15 Gew.-%, bevorzugt 2,5-7 Gew.-%, von katalytisch
wirkenden Schwermetallen und/oder schadstoffbindenden Substanzen.
6. Mittel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die oberflächenaktiven
Substanzen mit den katalytisch wirkenden Schwermetallen und/oder
schadstoffbindenden Substanzen beaufschlagt sind.
7. Mittel nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
schadstoffbindenden Substanzen ausgewählt sind aus der Gruppe Natriumsulfid,
Mercaptane und Trimercapto-s-triazin und daß die katalytisch wirkenden
Schwermetalle ausgewählt sind aus der Gruppe Vanadin-, Wolfram-, Molybdän-,
Mangan-, Eisen-, Nickel-, Kobalt-, Chrom-, Kupfer-, Zinn-, Zink-, Palladium-, Platin-,
Gold- und/oder Titanverbindungen.
8. Mittel nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
oberflächenaktiven Substanzen zusätzlich mit basisch wirkenden Stoffen,
insbesondere Natriumhydrogencarbonat, Natriumcarbonat und Natriumhydroxid,
beaufschlagt sind.
9. Verfahren zur Herstellung der Mittel nach einem der Ansprüche 1-8, dadurch
gekennzeichnet, daß vor dem Löschen von Branntkalk dem Branntkalk und/oder
während des Löschens dem Löschwasser und/oder nach dem Löschen dem
Calciumhydroxid oberflächenaktive Substanzen zugesetzt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß als
oberflächenaktive Substanzen Aktivkohle, Braunkohlen-Herdofenkoks,
Aluminiumoxid, Kieselgur und/oder Kieselgel fein verteilt eingesetzt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
oberflächenaktiven Substanzen mit katalytisch wirkenden Schwermetallen und/oder
schadstoffbindenden Substanzen vor der Durchführung des Löschprozesses
beaufschlagt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die
oberflächenaktiven Substanzen vor dem Löschen mit schwermetallbindenden
Stoffen, z. B. Natriumsulfid, Mercaptanen und/oder Trimercapto-s-triazin, und/oder
katalytisch wirkenden Schwermetallen, wie Vanadin-, Wolfram-, Molybdän-,
Mangan-, Eisen-, Kobalt-, Nickel-, Chrom-, Kupfer-, Zinn-, Zink-, Palladium-, Platin-,
Gold- und/oder Titanverbindungen, als katalytisch wirksame Substanzen
beaufschlagt werden.
13. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
oberflächenaktiven Substanzen dem Branntkalk zugemischt und dann der
Löschprozeß durchgeführt wird, wobei das Löschwasser die schadstoffbindenden
und/oder katalytisch wirkenden Substanzen enthält.
14. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Calciumhydroxid oberflächenaktive Substanzen zugemischt werden, die
gegebenenfalls mit katalytisch wirksamen und/oder schwermetallbindenden
Substanzen beaufschlagt sind.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß oberflächenaktive Stoffe eingesetzt werden, die mit
Schwermetallen, welche auf Oxidations- und Reduktionsprozesse katalytisch
wirken, und mit basisch wirkenden Stoffen, wie Natriumhydrogencarbonat,
Natriumcarbonat und Natriumhydroxid, beaufschlagt worden sind.
16. Verwendung der Mittel nach einem der Ansprüche 1-8 zur Reinigung von
Gasen und Abgasen von sauerwirkenden Gasen, wie Chlorwasserstoff,
Fluorwasserstoff, Schwefeldioxid, Blausäure, Stickstoffoxiden,
Kohlenwasserstoffen, chlorierten Kohlenwasserstoffen
und flüchtigen Schwermetallen, insbesondere Quecksilber, Arsen, Antimon,
Cadmium und Thallium.
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