DE3827612A1 - Baustoff fuer die verwendung im untertagebetrieb - Google Patents
Baustoff fuer die verwendung im untertagebetriebInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Baustoff für die Verwendung im
Untertagebetrieb, insbesondere im Steinkohlebergbau für
Streckenbegleitdämme und/oder für das Hinterfüllen des Strec
kenausbaus und/oder für die Konsolidierung des Gebirges im
Streckenvortrieb, bestehend aus einem Bindemittel mit Füll
stoffen und Zuschlagstoffen.
Derartige Baustoffe sind bekannt (Zeitschrift "Glück auf", 1984,
Seiten 1397 bis 1410). Je nach Einsatz werden hieran unter
schiedliche Anforderungen gestellt. In allen Fällen sind hohe
Werte der Druck- und Biegezugfestigkeit erforderlich, die unab
hängig von dem Bindemittel des Baustoffes und dementsprechend
auch seiner Zuschlagstoffe erreicht werden müssen. Für den Ein
satz des Baustoffes sind die Werte für die Abbindezeit maßgeb
lich.
Man unterscheidet soforttragende, frühtragende und spättra
gende Baustoffe. Soforttragende Baustoffe müssen weniger als
1 Stunde nach dem Einbringen eine Druckfestigkeit von wenig
stens 5 N/mm2, nach weniger als 5 Stunden wenigstens 10 N/mm2
erreichen. Frühtragende Baustoffe müssen nach 5 Stunden wenig
stens 5 N/mm² und nach 48 Stunden wenigstens 20 N/mm² errei
chen. Spättragende Baustoffe müssen nach 24 Stunden wenigstens
5 N/mm2 und nach 28 Tagen wenigstens 20 N/mm2 erreichen.
Die Baustoffe werden je nach Anwendungstechnik hydromechanisch
oder pneumatisch eingebracht. Dabei ist zu berücksichtigen, daß
das Material einen bestimmten körnigen Aufbau haben muß und das
Wasser-Feststoff-Verhältnis niedrig sein soll. Wenn diese Voraus
setzungen gegeben sind und die Verdichtung beim Einbringen hoch
ist sowie die Abbindezeit kurz ist, sind z.B. entsprechende
Frühfestigkeitswerte erzielbar.
Überwiegend werden pneumatisch einzubringende Stoffe eingesetzt.
Da sie einen körnigen Aufbau mit hohen staubförmigen Anteilen
haben, hat die Staubbekämpfung einen hohen Stellenwert. Die
Staubbekämpfung ist nur dann gesichert, wenn die pulverförmigen
Anteile und damit insbesondere das Bindemittel leicht benetzbar
sind. Als Bindemittel für die Herstellung der Baustoffe werden
überwiegend Zement, β-Halbhydrat bzw. Anhydrit verwendet, denen
körnige bzw. staubförmige Zuschlagstoffe beigemischt sind. Pneu
matisch zu verarbeitende Baustoffe enthalten zwischen 5 bis 10
oder mehr Prozente sog. Fegekorn der Körnung 3 bis 10 mm.
Natur-Anhydrit wird in einer bestimmten Körnung unter Zusatz
eines Abbindebeschleunigers pneumatisch eingetragen. Die Abbinde
zeit, das Wasser-Feststoff-Verhältnis und die nach bestimmten
Abbindezeiten erreichten Druck- und Biegezugfestigkeitswerte
sind die Parameter nach denen die Bindemittel bewertet werden.
Da die Teufe im Abbau immer mehr zunimmt und damit die Tempe
raturen vor Ort ebenfalls zunehmen, sind auch diese Kenngrößen
zu berücksichtigen. Die Abbindefähigkeit ist abhängig von der
Temperatur. So hat z.B. β-Halbhydrat oder Natur-Anhydrit bei
Temperaturen um 40 bis 50°C nur begrenzte Einsatzmöglichkeiten,
da sich die Abbindung so stark verzögert, daß es zu
keiner Verfestigung des Materials kommt. β-Halbhydrat zeigt
z.B. bei der Verfestigung in unterschiedlichen Zeitpunkten eine
Verringerung der Festigkeit, die später wieder ansteigt. Es sind
daher bei der heutigen Abbautechnik unter Tage Baustoffe einzu
setzen, die eine gleichmäßige Verfestigung erbringen und auch bei
höheren Temperaturen vor Ort (30 bis 50°C) Verwendung finden kön
nen. Auch die Wasserfestigkeit ist zu berücksichtigen.
Ein zweites Problem ist der große Anteil an anfallendem Indu
striegips aus Chemieanlagen, aus Entschwefelungsanlagen in
Kraftwerken und dergleichen mehr. Dieses Problem ist dadurch
gegeben, daß man in der Gipsindustrie nur Industriegipse mit
einem Weißgrad von mindestens 70 verarbeiten kann.
Die Gewinnung von REA-Gips kann zu wertmäßig guten Gipsen mit
hohem Weißgrad führen, wenn der Einsatz von entsprechend hoch
wertigen Kalksteinen gegeben ist. Anders ist es z.B. in der
chemischen Industrie. Um Produktionskosten nicht unnötig zu
steigern, kann, wenn es die Verfahren erfordern, in der Produk
tion minderwertiger Kalkstein verarbeitet werden, der als End
produkt Gips mit niedrigeren Weißgraden erzielt. Der Gips kann
aber auch infolge der chemischen Verfahren verfärbt sein. Derar
tige Gipse müssen dann deponiert werden. Die Deponiekosten sind
sehr hoch, insbesondere wenn Sonderdeponien erforderlich werden.
Abgesehen davon sind die Möglichkeiten zu deponieren abhängig
von den Deponieflächen, die auf Dauer auch nur beschränkt ver
fügbar sind. Hinzu kommen die Umweltprobleme, die durch derartige
Sonderdeponien entstehen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Baustoff zu
schaffen, mit dem einerseits eine wirtschaftliche Verwertung
der verfärbten Industriegipse und darüber hinaus ein Einsatz
als Verfüllstoff im Untertagebau ermöglicht wird.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß als Binder ein Industrie
gips verwendet wird, der thermisch zu Anhydrit umgewandelt wird
und daß dem Anhydrit Füllmittel und Zuschlagstoffe zugegeben wer
den, wobei die thermische Behandlung des Industriegips in einem
an sich bekannten Reaktor bei Temperaturen zwischen 300 und 600°C
durchgeführt wird, so daß sich ein BET-Wert zwischen 8 und 15 m2/gr
des Anhydrit einstellt.
Dieser Baustoff ist als soforttragender Stoff für alle Möglichkei
ten verwendbar, nachdem dessen Abbindefähigkeit durch veränderliche
Temperaturen und Wassereinbruch nicht beeinflußt wird. Damit kann
der erfindungsgemäße Baustoff auch bei unterschiedlicher Teufe und
damit bei höheren Temperaturen ohne schädliche Einwirkungen einge
setzt werden. Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist in der Be
seitigung von Altlasten, nämlich der Beseitigung von auf Halden
oder in Sonderdeponien gelagerten verfärbten Industriegipsen zu
sehen. Es ist ein dem Umweltschutz dienender Baustoff.
Ein besonders vorteilhafter Baustoff ist bei einem Anteil des
Anhydrit von 50 bis 70 Gew.-% darin zu sehen, dem folgendes Ge
misch hinzugefügt wird:
- a) 2-10 Gew.-% α-Halbhydrat
- b) 8-20 Gew.-% gemahlene Hochofenschlacke mit einer Körnung zwischen 80 und 100 µm
- c) 0,5-2,0 Gew.-% Anreger für K₂SO₄
- d) 10-25 Gew.-% Kalksteine mit einer Körnung zwischen 1 und 20 mm.
Gegenüber den bekannten Baustoffen hat der erfindungsgemäße Bau
stoff den Vorteil, daß er die Wärmeempfindlichkeit nicht auf
weist, die beispielsweise die bekannten Baustoffe haben, in dem
β-Halbhydrat oder Natur-Anhydrit als Bindemittel verwendet
werden. Außerdem ist der erfindungsgemäße Baustoff gegenüber den
bekannten Stoffen wirtschaftlich günstiger, denn er vermeidet teu
re Zuschlagstoffe oder Binder, wie Zement o. dgl. Auch der zwischen
zeitliche Abfall der Festigkeit und die geringere Wärmeempfindlich
keit wird mit dem erfindungsgemäßen Baustoff vermieden, das die
Füll- bzw. Zuschlagstoffe entsprechend ihrer Zusammensetzung eine
gleichmäßige Verfestigung ermöglichen und gegen Wassereinbrüche
inert sind. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Baustoffes
ist darin zu sehen, daß er pneumatisch verfüllbar ist und wegen
seiner Wärme- und Wasserunempfindlichkeit beim Abbinden frühzeitig
hohe Druckfestigkeiten aufweist. Ein Ausführungsbeispiel der Erfin
dung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend näher
beschrieben.
Auf einem Lagerplatz 1 ist eine Halde 2 mit verfärbtem Indu
striegips mit einer vorzugsweisen Körnung von 1 bis 5 mm ge
lagert. Sollte der zu verwendende Industriegips eine gröbere
Körnung enthalten, so kann er mittels einer Zuführung 4, einer
Mühle 3 zugegeben werden, so daß der Industriegips in der ver
wendbaren Form mittels einer Fördereinrichtung 5 auf Halde ge
legt werden kann. Der entsprechend gekörnte Industriegips wird
mit einem Fördermittel 6, einer Einlaufschurre 7 eines Drehrohr
ofens 8 zugeführt, der mittels eines Brenners 9 beheizt wird.
Dabei kann das zu behandelnde Gut entweder im Gleichstrom
oder auch im Gegenstrom zur Brennerflamme durch den Drehrohrofen
geführt werden. Bei einer Temperatur zwischen 300 und 600°C
wird der Industriegips thermisch zu einem Anhydrit umgewandelt,
das mittels Fördereinrichtungen 10, 12 einem Zwischenbunker 13
zugeführt wird. Sollte eine Kühlung vor der Zwischenlagerung er
forderlich sein, so kann eine Kühleinrichtung 11 zwischen den
Fördereinrichtungen 10 und 12 eingebaut sein. Der Anhydrit wird
mittels einer Austragevorrichtung 14 dem Bunker 13 entnommen
und einem Förderband zugeführt. Gleichzeitig wird aus einem
Bunker 16 dem über Leitungen 17 Füllstoffe und Zuschlagstoffe
zugegeben sind, diese mittels einer Austragevorrichtung 18 eben
falls dem Förderband 15 zugeführt. Dabei vermischen sich Anhydrit
mit Füllstoffen und Zuschlagsstoffen. Dieses Gemisch wird mittels
eines Transportmittels 19 an den Untertagebaubetrieb transportiert.
Dieses Transportmittel kann ein Kesselwagen sein, der als LKW über
die Straße fährt oder ein Eisenbahn-Kesselwagen. Auch können ande
re Transportmöglichkeiten vorgesehen werden, beispielsweise die Ver
packung des Gemisches in Säcken o. dgl., die dann ebenfalls per
Bahn oder LKW an den Untertagebaubetrieb transportiert werden. Dort
wird das Gemisch in einem Bunker 20 gelagert und mittels einer Aus
tragevorrichtung 21 sowie einem Pneumatikförderer 22 mit Leitungen
23 an den Verwendungsort 24 gefördert. Unmittelbar vor der Ver
wendung wird mittels einer Leitung 25 dem Gemisch Wasser zuge
geben.
Claims (14)
1. Baustoff für die Verwendung im Untertagebetrieb, insbe
sondere im Steinkohlebergbau für Streckenbegleitdämme und/
oder für das Hinterfüllen des Streckenausbaus und/oder für
die Konsolidierung des Gebirges im Streckenvortrieb, be
stehend aus einem Bindemittel mit Füllstoffen und Zuschlag
stoffen, dadurch gekennzeichnet, daß als Bindemittel ein
Industriegips verwendet wird, der thermisch zu Anhydrit
umgewandelt wird und daß dem Anhydrit Füllmittel und Zu
schlagstoffe zugegeben werden.
2. Baustoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
thermische Behandlung des Industriegips in einem an sich
bekannten Reaktor bei Temperaturen zwischen 300 und 600°C
durchgeführt wird, so daß sich ein BET-Wert zwischen
5-15 m2/gr des Anhydrit einstellt.
3. Baustoff nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeich
net, daß der Anteil des Anhydrit 50-70 Gew.-% und der An
teil der Füllmittel und Zuschlagstoffe 30-50 Gew.-% be
trägt.
4. Baustoff nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeich
net, daß die Füllmittel und Zuschlagstoffe aus einem Ge
misch eines sofortbindenden Stoffes, einem hydraulischen
Bindemittel, einem Abbindebeschleuniger und körniger Mine
ralstoffe besteht.
5. Baustoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als
Füllmittel sofortbindende Stoffe α oder β-Halbhydrat bzw.
Portland-Zement mit Calciumchlorid o. dgl.,
als weitere hydraulische Bindemittel Hochofenschlacke, Flug asche, E-Filterasche o. dgl.,
als Abbindebeschleuniger ein Beschleuniger für die Abbin dung des Anhydrit nach DIN 4208 und
als körnige Mineralstoffe Kalksteine, Natur-Anhydrit-Berge o.dgl. verwendet werden.
als weitere hydraulische Bindemittel Hochofenschlacke, Flug asche, E-Filterasche o. dgl.,
als Abbindebeschleuniger ein Beschleuniger für die Abbin dung des Anhydrit nach DIN 4208 und
als körnige Mineralstoffe Kalksteine, Natur-Anhydrit-Berge o.dgl. verwendet werden.
6. Baustoff nach den Ansprüchen 4 und 5, dadurch gekennzeich
net, daß die Füllmittel und Zuschlagstoffe aus folgendem
Gemisch bestehen:
- a) 2-10 Gew.-% α-Halbhydrat
- b) 8-20 Gew.% gemahlene Hochofenschlacke mit einer Körnung zwischen 80 und 100 µ/m
- c) 0,3-1,0 Gew.-% Anreger K₂SO₄
- d) 10-25 Gew.% Kalksteine mit einer Körnung zwischen 1 und 20 mm.
7. Baustoff nach den Ansprüchen 4 bis 6, dadurch gekennzeich
net, daß ca. 10-20% der Körnung des Baustoffes zwischen 3
und 10 mm liegt.
8. Baustoff nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Reaktor für die thermische Behandlung des
Industriegips ein Drehrohrofen verwendet wird.
9. Baustoff nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der In
dustriegips dem Drehrohrofen mit einer Körnung zwischen 1 und 5 mm
zugeführt wird.
10. Baustoff nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß
der Anhydrit nach der thermischen Behandlung zwischengelagert
wird.
11. Baustoff nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Anhy
drit vor der Zwischenlagerung einer Kühlung unterworfen wird.
12. Baustoff nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Anhydrit einerseits und die Bindemittel
und Zuschlagstoffe andererseits aus getrennten Bunkern
gemischt werden.
13. Baustoff nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß das
Gemisch aus Anhydrit, Füllmittel und Zuschlagstoffen in
Säcken verpackt oder mittels Kesselwagen o. dgl. an den Unter
tagebaubetrieb transportiert, dort in Bunkern o. dgl. ge
lagert und von dort pneumatisch an den Verwendungsort trans
portiert und beim Verblasen mit dem erforderlichen Wasser
gemischt wird.
14. Baustoff nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß das
Wasser dem Baustoff beim Verblasen und damit unmittelbar vor
seiner Verfüllung beigemischt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19883827612 DE3827612A1 (de) | 1988-08-13 | 1988-08-13 | Baustoff fuer die verwendung im untertagebetrieb |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19883827612 DE3827612A1 (de) | 1988-08-13 | 1988-08-13 | Baustoff fuer die verwendung im untertagebetrieb |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3827612A1 true DE3827612A1 (de) | 1990-02-15 |
Family
ID=6360853
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19883827612 Withdrawn DE3827612A1 (de) | 1988-08-13 | 1988-08-13 | Baustoff fuer die verwendung im untertagebetrieb |
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