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Selbsttätige Seilspannvorrichtung für Seilpostanlagen. Das Zugseil
eines Seilpostzuges hat während eines Umlaufes der Wagen seine größte Leistung in
dem Augenblick zu vollziehen, in dem der Greiferwagen an der Hauptstelle hochsteigt
und gleichzeitig die Telegrammvordrucke oder Zettel greift. Diese Stelle des Zuges
befindet sich bei solchen Hauptstellen, bei denen die Geleise nach oben gehen, nicht
im ziehenden, sondern im gezogenen Teil des Seiles. Die Wirkung des Seilspanngewichtes,
das bei den bis jetzt in den Verkehr gebrachten Seilpostanlagen fast ausnahmslos
äm entgegengesetzten Ende des Zuges in der größten Entfernung von dieser Stelle
sich befindet, ist gerade hier infolge der auftretenden Achsenreibungen und der
Seilsteifigkeit am geringsten. Wenn ein Zug im Seilpostbetriebe, einer eingetretenen
Seildehnung wegen, zum Stillstand kommt, so kann man fast immer die Beobachtung
machen, daß eben ein Greiferwagen an dieser kritischen Stelle vorbeilaufen wollte.
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Gelingt es nun, das Spanngewicht des Seiles in die unmittelbare Nähe
dieser Stelle zu legen, so wird man der Lösung des Seilpost-. problems, das darin
besteht, die Spannkraft des Seiles eben an dieser Stelle in einer für den Betrieb
ausreichenden, die zulässige Grenze der Zugbeanspruchung eines Baumwollseiles nicht
übersteigenden bestimmten Größe auch für den Fall zu halten, daß infolge äußerer
oder innerer Einflüsse sich die Länge des Seiles durch eine Dehnung oder Zusammenziehung
ändert, wesentlich näher kommen.
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Man hat sich an die Ausführung dieses Gedankens bisher deshalb nicht
gewagt, weil an dieser Stelle gleichzeitig der Antrieb des Seilrades unter Zwischenschaltung
eines Vorgeleges, das von einem Motor - Elektromotor - aus angetrieben wird, entweder
von oben oder von unten erfolgt. In diesem Falle müßte, um eine selbsttätig wirkende
Seilspannung zu erreichen, mit der Vorrichtung immer das Vorgelege und der Elektromotor
gleichzeitig bewegt werden, eine Anordnung, die nur mit großen Kosten und in jedenfalls
unzuverlässiger Weise durchgeführt werden könnte.
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Die vorliegende Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß bei Seilspannvorrichtungen,
die aus einem unter Feder- oder Gewichtswirkung stehenden, längsverschiebbaren Rahmen
für die Aufnahme der Seilrolle bestehen, das Antriebsrad für das Seil auf der Achse
-der Seilrolle angeordnet ist. Das Vorgelege des Antriebsrades wird dabei seitlich
von diesem angebracht, und zwar in
der Weise, daß der Mittelpunkt
des Vorgeleges in einer Linie liegt, welche die Verbindungslinie der durch die Änderung
der Seilspannung bedingten höchsten und tiefsten Lage der Mitte des Antriebsrades
in ihrer Mitte schneidet und auf ihr senkrecht steht.
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Eine Ausführungsform einer derartigen Seilspannvorrichtung ist auf
der Zeichnung in einer Ansicht dargestellt.
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Die Seilrolle a ist in bekannter Weise in dem Rahmen c gelagert, der
sich mittels der kugelgelagerten Führungsrollen d an den Längsschienen e führt.
Auf der Achse der Seilrolle a sitzt das Antriebsrad f für das Seil
b. Das Rad f erhält seine Bewegung -, om Elektromotor g aus durch
Vermittlung eines Vorgeleges h, das aus den beiden Riementrieben i und
k o. dgl. gebildet ist. Der Mittelpunkt des -\'orgeleges h liegt in einer
Linie, welche die Verbindungslinie der durch die Änderung der Seilspannung bedingten
höchsten, mit punktierten Linien gezeichneten Lage und der tiefsten, mit vollen
Linien gezeichneten Lage der Mitte des Antriebsrades f in ihrer Mitte schneidet
und auf ihr senkrecht steht. Der Vorgelegeriemen k beschreibt in diesem Falle theoretisch
einen Kreisbogen, dessen Mittelpunkt die Achse des Vorgeleges ist und dessen Radius
von dem Umfang der Antriebsscheibe bei ihrer Bewegung zwischen der mit vollen Linien
und der mit punktierten Linien gezeichneten Stellung begrenzt wird. Die Seilspannvorrichtung,
die, wie bekannt, auf den Führungsschienen e eine Bewegung von etwa 2o em zuläßt,
bewegt sich dabei im übrigen bei der Dehnung des Seiles in bekannter Weise in senkrechter
Richtung. Da nun diese Seilspannvorrichtung gleichzeitig das Antriebsrad f enthält,
so wird der Riemen k des Vorgeleges bei der Dehnung des Seiles b infolge der Führungsrollen
d nur eine geradlinige Bewegung ausführen können, während theoretisch der Vorgelegeriemen
einen Bogen beschreiben soll. Die Abweichung des Bogens gegenüber der geradlinigen
Führung beträgt bei dem gegebenen Radius und einer Verschiebung von 2o cm ungefähr
5 mm. Es verkürzt sich infolgedessen bei der Bewegung der Riemenscheibe der Radius
des Vorgelegeriemens k, der Vorgelegeriemen wird dadurch verlängert und seine Übertragungskraft
geschwächt. Die in Kauf zu nehmende Verlängerung des Riemens kann leicht durch eine
selbsttätig wirkende, an dem Vorgelegeriemen sitzende Riemenspannvorrichtung 1 ausgeglichen
werden. Damit ist eine selbsttätig wirkende Spannung des Zugseiles am Antrieb einer
Seilpostanlage möglich, und zwar wird die Spannung durch das Gewicht des beweglichen
Rahmens c und der Räder a., f, welches durch Gegengewicht ausgeglichen werden
kann, bewirkt. Fährt nunmehr in einer derart ausgerüsteten Anlage ein Greiferwagen
in der Hauptstelle hoch und läuft auf die Anlaufschiene zum Greifen der Telegramme
o. dgl. auf, so wird durch das Gewicht des 'Wagens und durch die Anlaufkraft am
Hebel das gezogene Seil gestaut und will sich verlängern. Wäre das Antriebsrad,
wie bisher, starr in der Richtung des Seilzuges angebracht, so würde das gestaute
verlängerte Seil von der Rille des Antriebsrades sich abheben, und der vom Seil
umschlungene Halbkreisbogen des Antriebsrades würde entsprechend dieser Verlängerung
verkürzt werden. Diese Verkürzung hätte aber eine Verkleinerung der Reibungsarbeit
am Umfang des Triebrades zur Folge. Erreicht diese Verkleinerung eine bestimmte
Grenze, so würde das Zugseil am Umfang des Triebrades gleiten, der Seilpostzug käme
zum Stillstand. Nachdem aber nunmehr das Antriebsrad mit seinem, entsprechend dem
gewünschten Seilzug ausgeglichenen Eigengewicht mit seinem in kugelgelagerten Führungsrollen
ausgerüsteten Gestell sich ungehindert nach abwärts bewegen kann, so wird sich das
Antriebsrad sofort entsprechend der Seilverlängerung nach abwärts senken und den
Ausgleich in der Reibungsarbeit zur ungehinderten Bewegung des Seiles herbeiführen.