DE3743609A1 - Lichtdurchlaessige calciumphosphatglaskeramik - Google Patents
Lichtdurchlaessige calciumphosphatglaskeramikInfo
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Description
Die Erfindung betrifft lichtdurchlässige Glaskeramik, welche
feine Kristalle von Calciumphosphat umfaßt, die gleichförmig
in einer Glasmatrix auf Basis von SiO₂-Al₂O₃-ZrO₂ dispergiert
sind.
Calciumphosphatglaskeramik gewinnt zunehmendes Interesse,
insbesondere als Biomaterial. Zahlreiche bislang vorgeschla
gene Calciumphosphatglaskeramikmaterialien benutzten Glaszu
sammensetzungen mit hohem Gehalt an P₂O₅. Eine Glaszusammen
setzung, welche eine große Menge an P₂O₅ enthält, ist jedoch
nicht leicht in die Glasform zu überführen, und bei der Hitze
behandlung des Glases zur Auskristallisation von Calciumphos
phat erfolgt oftmals ein nichtgleichförmiges Wachstum der
Kristallkörner als Folge einer signifikanten Entwicklung
einer Phasentrennung im Glas. Als Folge hiervon ist die
mechanische Festigkeit der so erhaltenen Glaskeramik nicht
so hoch wie erwartet.
Wenn der Gehalt an Alkalimaterialien in Calciumphosphatglas
keramik erhöht wird, tritt die Frage der Bioverträglichkeit
der Glaskeramik als Folge des Übertritts von Alkaliionen in
den lebenden Körper, welche das physiologische Gleichgewicht
stören könnten, auf. Darüber hinaus beeinträchtigen Alkali
materialien in negativer Weise die Hitzebeständigkeit, den
elektrischen Isolierwiderstand und die chemische Beständig
keit von Glaskeramik.
Die JP-A 61-141641 und JP-A 61-158841 betreffen Calciumphosphat
glaskeramik und zeigen den Zusatz einer geringen Menge von ZrO₂
als wahlweises Kernbildungsmaterial zu einer Glaszusammen
setzung auf Basis von SiO₂-Al₂O₃-P₂O₅-CaO-MgO oder auf Basis
von SiO₂-P₂O₅-CaO. Einschließlich dieser ZrO₂-enthaltenden Glas
keramikmaterialien erlaubt keines der bislang vorgeschlagenen
Calciumphosphatglaskeramikmaterialien den Durchtritt von sicht
barem Licht hierdurch.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung einer
Calciumphosphatglaskeramik, welche lichtdurchlässig ist und vor
teilhafte thermische, elektrische und mechanische Eigenschaften
für breite Anwendungen auf verschiedenen Gebieten bietet.
Zur Lösung dieser Aufgabe dient die erfindungsgemäße lichtdurch
lässige Glaskeramik, welche feine Kristalle von Calciumphosphat
umfaßt, die aus einem Glas unter gleichförmiger Dispersion in
einer durch den nichtkristallisierten Teil des Glases bereitge
stellten Glasmatrix dispergiert sind. Das Glas umfaßt, ausge
drückt als Oxide:
38-52 Gew.-%SiO₂
4-16 Gew.-%P₂O₅
20-33 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines zwei
wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der
aus CaO, MgO, BaO, SrO und ZnO bestehenden Gruppe ist,
mit der Maßgabe, daß das CaO wenigstens 2/5 dieses Be
standteiles ausmacht,
6-18 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines drei
wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der
aus Al₂O₃ und La₂O₃ bestehenden Gruppe ist, mit der
Maßgabe, daß das Al₂O₃ wenigstens 1/2 dieses Bestand
teiles ausmacht,
4-17 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines vier
wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der
aus ZrO₂ und TiO₂ bestehenden Gruppe ist, mit der Maß
gabe, daß das ZrO₂ wenigstens 1/3 dieses Bestandteiles
ausmacht, und
0-0,5 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines Alkali
metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus Na₂O, K₂O
und Li₂O bestehenden Gruppe ist,
wobei das Mol-Verhältnis von P₂O₅ zu dem Bestandteil in
Form des vierwertigen Metalloxids in dem Glas nicht größer
als 3 : 1 ist.
Eine erfindungsgemäße Glaskeramik wird durch Hitzebehandlung
eines Glaskörpers mit der zuvor angegebenen speziellen Zusam
mensetzung bei einer Temperatur oberhalb der Übergangstempera
tur des Glases und unterhalb der Erweichungstemperatur des
Glases hergestellt, um hierdurch das Calciumphosphat, haupt
sächlich Tricalciumphosphat, zuweilen zusammen mit einer ge
geringen Menge an Anorthit und/oder Wollastonit, auszukristalli
sieren. Die Kristallkörner haben eine fast gleichförmige Korn
größe, und die Korngröße liegt in der Größenordnung von Mikro
metern oder darunter. Da die Kristallgröße nahe bei den Wel
lenlängen von sichtbarem Licht liegt, ist die Glaskeramik
transparent oder halbtransparent, oder sie wird durch die
Streuung des durch sie durchtretenden Lichtes opal bzw. opak.
Die winzigen Kristalle sind gleichförmig in der Glaskeramik
verteilt und machen wenigstens 10 Gew.-% und in einigen Fäl
len mehr als 50 Gew.-% der Glaskeramik aus. Der restliche
Teil der Glaskeramik ist ein Glas auf Basis von SiO₂-Al₂O₃-
ZrO₂, welches die Zwischenräume zwischen den winzigen Kristal
len dicht auffüllt, so daß die Glaskeramik keinen Schaum oder
Bläschen bzw. Poren enthält.
Dank einer solchen dichten Struktur besitzt die erfindungs
gemäße Glaskeramik eine hohe mechanische Festigkeit und weist
gute Beständigkeit gegenüber Säuren und Alkaliverbindungen
auf. Die erfindungsgemäße Glaskeramik weist außerdem eine
ausgezeichnete Oberflächenglätte als Folge der sehr gerin
gen Korngröße der Kristalle auf.
Bei der vorliegenden Erfindung ist es unerläßlich, ZrO₂ als
Kernbildungsmittel oder Keimbildner zuzusetzen, damit durch
die zuvorgenannte Hitzebehandlung eine sehr große Anzahl von
Calciumphosphatkristallen sich mit gleichförmiger feiner
Korngröße und mit einer gleichförmigen Verteilung inner
halb der gesamten Abmessungen des hitzebehandelten Glas
körpers ausbilden kann. ZrO₂ ist selbstverständlich ein
Ersatz für SiO₂ und dient als das Glasskelett bildende
Komponente.
Zur Herstellung einer Calciumphoshatglaskeramik, welche
transparent, halbtransparent oder opak ist, ist es wesent
lich, daß das Mol-Verhältnis von P₂O₅ zu ZrO₂ in der Glas
zusammensetzung nicht größer als 3 : 1 ist. Üblicherweise
wird eine opake oder halbtransparente Glaskeramik erhal
ten, wenn das Mol-Verhältnis zwischen 3 : 1 und etwa 2,5 : 1
liegt, und eine transparente Glaskeramik wird erhalten,
wenn das Mol-Verhältnis noch niedriger liegt. Wegen dieses
Verhaltens kann angenommen werden, daß ZrO₂ nicht nur als
kernbildendes Mittel oder Keimbildner, sondern auch als
Konditionierungsmittel dient, welches eine wichtige Rolle
bei der Steuerung des Wachstums der ausgefällten Kristalle
spielt.
TiO₂ verhält sich fast ähnlich wie ZrO₂. Daher ist es mög
lich, in der Glaszusammensetzung nicht mehr als 2/3 des
ZrO₂ durch TiO₂ zu ersetzen. Wenn TiO₂ zusätzlich verwen
det wird, darf das Mol-Verhältnis von P₂O₅ zu (ZrO₂+TiO₂)
nicht größer als 3 : 1 sein, damit eine lichtdurchlässige Cal
siumphosphatglaskeramik erhalten wird.
Die erfindungsgemäße Glaskeramik besitzt eine ausgezeichnete
Hitzebeständigkeit. Ihre Erweichungstemperatur liegt ober
halb 800°C und übersteigt in einigen Fällen 900°C. Eine
solche Glaskeramik ist hinsichtlich des elektrischen Iso
lierwiderstandes ebenfalls ausgezeichnet, da der Gehalt an
Alkalikomponenten nur sehr niedrig oder sogar Null ist.
Der Wärmeausdehnungskoeffizient der erfindungsgemäßen Glas
keramik ist relativ hoch und liegt im Bereich von 60 bis 90 ×
10-7/°C. Dies bedeutet, daß die Wärmeausdehnung der erfindungs
gemäßen Glaskeramik nahe bei Aluminiumoxid und einigen anderen
Keramikmaterialien und auch bei der von einigen Metallen liegt,
z. B. beträgt der Wärmeausdehnungskoeffizient von Eisen etwa
100 × 10-7/°C.
Hinsichtlich der Hitzebeständigkeit, des Wärmeausdehnungs
koeffizienten und des elektrischen Isolierwiderstandes sind
einige Arten von lichtdurchlässigen Aluminiumoxidkeramik
materialien den erfindungsgemäßen Glaskeramikmaterialien
vergleichbar. Bei der Herstellung von Gegenständen aus
solchen Keramikmaterialien müssen die Ausgangsmaterialien
jedoch sehr präzise konditioniert werden, und das Sintern
der sogenannten Grünlinge muß bei sehr hohen Temperaturen
und unter sehr strenger Kontrolle der Temperatur durchge
führt werden, so daß die Herstellung fortgeschrittene und
komplizierte Arbeitsweisen bedingt und hohe Kosten mit
sich bringt. Im Fall der Glaskeramikmaterialien gemäß der
Erfindung können Glaskörper in einfacher Weise unter An
wendung von konventionellen Methoden zum Glasschmelzen und
Glasformen hergestellt werden, und diese können zu Glas
keramikkörpern durch eine einfache Hitzebehandlung umge
wandelt werden, so daß die Herstellungskosten relativ niedrig
sind.
Als lichtdurchlässiges Material ist die erfindungsgemäße Glas
keramik z. B. für Unterlagen für optische Scheiben, Kolben von
Entladungsröhren, Träger und Fenster für Anzeigeeinrichtungen,
Fenster für Öfen und hitzefeste Fenster in Gebäuden einsetz
bar. Als Biomaterial kann die erfindungsgemäße Glaskeramik
für künstliche Zähne und Knochen bzw. Knochenteile einge
setzt werden. Als feuerfestes, elektrisch isolierendes,
chemisch stabiles und mechanisch festes Material hat die
erfindungsgemäße Glaskeramik auf verschiedenen Gebieten
breite Anwendungsmöglichkeiten. Beispielsweise ist sie als
isolierender Träger oder Unterlage für elektronische oder
optoelektronische Einrichtungen geeignet, und solche Träger
oder Unterlagen können sehr gut mit entweder Keramikmaterialien
oder Metallen beschichtet werden. Ebenfalls ist es möglich,
die erfindungsgemäße Glaskeramik als Verglasungsmaterial zum
Beschichten oder Verbinden von Keramikträgern oder Metall
trägern oder als zementierendes Material für Magnetaufzeich
nungsköpfe zu verwenden. Weiterhin kann die erfindungsgemäße
Glaskeramik als Haftmittel oder Bindemittel für Keramik
materialien und Metalle verwendet werden, z. B. zum Ver
binden von Schleifkörnern für Schleifgeräte. Die erfindungs
gemäße Glaskeramik kann zu Fasern oder Fäden verformt werden,
welche zur Verwendung als Verstärkungsfasern in faserverstärk
ten Kunststoffen oder faserverstärkten Keramikmaterialien so
wie für verschiedene andere Zwecke geeignet sind
Die Erfindung wird im folgenden näher erläutert.
Gemäß der vorliegenden Erfindung ist es wesentlich, eine
Glaszusammensetzung mit den zuvor gemachten Angaben zu ver
wenden. Die Menge der jeweiligen Bestandteile sind aus fol
genden Gründen erforderlich:
Falls die SiO₂-Menge weniger als 38 Gew.-% beträgt, kann die Glaszusammensetzung nicht in einfacher Weise verglast werden, und in der Kristallisationsstufe neigen die Kristalle dazu, nicht gleichförmig hinsichtlich der Korngröße zu werden und größere Körner einzuschließen. Falls die SiO₂-Menge mehr als 52 Gew.-% beträgt, ist die Durchführung der Kristallisation an dem Glas in einem ausreichenden Ausmaß nur schwierig durchzuführen.
Falls die SiO₂-Menge weniger als 38 Gew.-% beträgt, kann die Glaszusammensetzung nicht in einfacher Weise verglast werden, und in der Kristallisationsstufe neigen die Kristalle dazu, nicht gleichförmig hinsichtlich der Korngröße zu werden und größere Körner einzuschließen. Falls die SiO₂-Menge mehr als 52 Gew.-% beträgt, ist die Durchführung der Kristallisation an dem Glas in einem ausreichenden Ausmaß nur schwierig durchzuführen.
Wenigstens 6 Gew.-% Al₂O₃ (oder Al₂O₃ und La₂O₃ mit der
zuvorgenannten Einschränkung) werden in die Glaszusammen
setzung eingegeben, um die Viskosität des geschmolzenen
Glases einzustellen und auch um die Kristallisation von
gleichförmig feinen Kristallkörnern zu unterstützen. Falls
der Gehalt an Al₂O₃ jedoch mehr als 18 Gew.-% beträgt,
wird die Ausfällung der Calciumphosphatkristalle gehemmt.
Bevorzugt fällt die Menge dieses Bestandteiles in Form des
dreiwertigen Metalloxids in den Bereich von 8 bis 16 Gew.-%.
La₂O₃ hat den Effekt, daß die chemische Beständigkeit der
Glasmatrix der Glaskeramik noch weiter erhöht wird.
Falls die P₂O₅-Menge weniger als 4 Gew.-% beträgt oder die
CaO-Menge, wobei diese teilweise durch MgO, BaO, SrO und/
oder ZnO mit den zuvorgenannten Einschränkungen ersetzt sein
kann, weniger als 20 Gew.-% beträgt, wird die Kristallisation
des Calciumphosphates unzureichend. Falls die P₂O₅-Menge
mehr als 16 Gew.-% beträgt oder die Menge an CaO (des Be
standteiles in Form des zweiwertigen Metalloxids) mehr als
33 Gew.-% beträgt, besteht die Neigung der Kristalle, nicht
gleichförmig zu werden und gröbere oder größere Körner ein
zuschließen. Sowohl die Gleichförmigkeit als auch die Fein
heit oder Winzigkeit der Kristallkörner wird am besten, wenn
die P₂O₅-Menge 4-14 Gew.-% und die Menge des Bestandteiles
in Form des zweiwertigen Metalloxids 23-30 Gew.-% betragen.
Die Zugabe von ZnO erniedrigt etwas die Erweichungstempera
tur der Glaskeramik, während die Zugabe von BaO einen be
trächtlichen Anstieg der Erweichungstemperatur ergibt. Da
her können ZnO oder BaO selektiv entsprechend der beab
sichtigten Anwendung der Glaskeramik eingesetzt werden.
Die Wichtigkeit der Zugabe von ZrO₂ (wobei dieses teilweise
durch TiO₂ unter Berücksichtigung der zuvor gemachten Ein
schränkung ersetzt sein kann) wurde bereits erläutert. Falls
der ZrO₂-Gehalt (der Komponente in Form des vierwertigen
Metalloxids) weniger als 4 Gew.-% beträgt, bleibt der er
wartete Effekt unzureichend, so daß die Kristallkörner die
Neigung besitzen, nicht gleichförmig hinsichtlich der Korn
größe zu werden und gröbere oder größere Körner einzuschließen.
Falls die Menge des Bestandteiles in Form des vierwertigen
Metalloxides mehr als 17 Gew.-% beträgt, wird es schwierig,
das Glas ohne Anwendung einer speziellen Technik gut durch
zuschmelzen. Das Schmelzen des Glases ist sehr einfach, falls
der Gehalt an vierwertigem Metalloxid nicht mehr als 14 Gew.-%
beträgt. Das Mol-Verhältnis von P₂O₅ zu den Bestandteilen
in Form des vierwertigen Metalloxides darf nicht größer
als 3 : 1 wegen der zuvor erläuterten Gründe sein.
Außer den zuvor angegebenen, unbedingt erforderlichen Be
standteilen kann die Glaszusammensetzung weiterhin Fluor,
vorzugsweise in Form von CaF₂, für eine weitere Erleichte
rung des Erschmelzen des Glases oder für die Herabsetzung
der Oberflächenspannung des geschmolzenen Glases, um hier
durch die Entfernung von Bläschen oder Schaum zu fördern,
enthalten. Für einen solchen Zweck reicht es aus, daß die
Menge an Fluor, ausgedrückt als F₂, 0,1-1 Gew.-% der Glas
zusammensetzung ausmacht.
Alkalibestandteile wie Na₂O, K₂O und/oder Li₂O sind für
die Glaszusammensetzung gemäß der Erfindung nicht erfor
derlich, da das Vorhandensein von Alkalikomponenten für
die Hitzebeständigkeit, den elektrischen Isolierwider
stand und die chemische Beständigkeit des Glases nicht
günstig sind. Der Gesamtgehalt an Alkalimetalloxiden,
einschließlich der als Verunreinigung eingeschleppten
Alkalimetalloxide, sollte 0,5 Gew.-% nicht übersteigen.
Obwohl die Zugabe von Li₂O für eine weitere Verbesserung
der Schmelzbarkeit und der Formbarkeit des Glases wirk
sam ist, soll keine größere Zugabe als 0,5 Gew.-% an Li₂O
erfolgen. Selbst in einem sogenannten "alkalifreien" Glas,
z. B. E-Glas, ist es üblich, eine geringe Menge an Alkali
komponenten wegen der Einfachheit des Erschmelzens und des
Verformens des Glases einzugeben. Unter diesem Gesichts
punkt gehören die gemäß der Erfindung angewandten Glas
zusammensetzungen zu den "alkalifreien" Glassorten.
Bevorzugt wird jedoch eine geringe Menge an B₂O₃ zu den
Glaskomponenten zugesetzt, um die Erschmelzbarkeit ohne
Erniedrigung des elektrischen Isolierwiderstandes noch
weiter zu verbessern. Der Gehalt an B₂O₃ sollte 3 Gew.-%
nicht übersteigen, um nicht die Hitzebeständigkeit des Glases
zu beeinträchtigen. Die gemeinsame Verwendung von Li₂O und
B₂O₃ ist wegen ihres synergistischen negativen Effektes auf
die Hitzebeständigkeit nicht erwünscht.
Ein konventionelles Klärmittel wie As₂O₃ und/oder Sb₂O₃ kann
wahlweise in die Glaszusammensetzung eingegeben werden. Die
Zugabe von 0,2-1 Gew.-Teilen des Klärmittels auf 100 Gew.-
Teile der zuvor beschriebenen Bestandteile reicht hierzu aus.
Praktisch bedeutet dies, daß die Glaszusammensetzung bis zu
1 Gew.-% des klärenden Mittels enthalten kann.
Die Ausgangsmaterialien für die erfindungsgemäße Glaskeramik
sind nicht speziell eingeschränkt und können aus den für die
Herstellung von konventionellen Gläsern eingesetzten Materia
lien ausgewählt werden. Beispielsweise kann Quarzsand, Zirkon
sand, Aluminiumoxid, Aluminiummetaphosphat und Calciumcarbo
nat zusammen mit wahlweise eingesetzten Materialien wie
Bariumnitrat, Magnesiumoxid, Zinkoxid, Strontiumoxid,
Lithiumcarbonat, Calciumfluorid und/oder Arsenoxid ver
wendet werden. Ein Gemenge der Ausgangsmaterialien wird
entsprechend der gewünschten Zusammensetzung des Glases
hergestellt, und dieses Gemenge wird zur Herstellung einer
klaren Glasschmelze durch Erhitzen in einem Tiegelofen oder
Wannenofen während 2-6 Stunden bei einer geeigneten Tempera
tur, welche üblicherweise von 1400°C bis 1550°C reicht, er
schmolzen. Das erschmolzene Glas wird in eine gewünschte
Gestalt unter Verwendung einer der konventionellen Glas
formmethoden verformt.
Das geformte Glas wird zu einer Calciumphosphatglaskeramik
durch Hitzebehandlung in einen geeigneten Ofen überführt.
Dies bedeutet, daß das geformte Glas bei einer Temperatur
oberhalb der Übergangstemperatur des Glases (von etwa 700°C
bis etwa 850°C, abhängig von der Glaszusammensetzung) und
unterhalb der Erweichungstemperatur des Glases (von etwa
800°C bis etwa 900°C) für mehrere Stunden gehalten wird.
Das Halten des Glases bei einer Temperatur nahe der Über
gangstemperatur ist für eine Maximierung der Anzahl der
sich entwickelnden Kristallkeime wirksam, während das
Halten des Glases bei einer Temperatur nahe bei der Er
weichungstemperatur für ein sehr gleichförmiges Wachstum
der sich entwickelnden Kristalle wirksam ist.
Ebenfalls ist es möglich, einen Glaskeramikkörper mit
dichter Struktur dadurch zu erhalten, daß das geschmol
zene Glas zur Herstellung einer festen Glasmasse abge
kühlt wird, daß die Glasmasse unter Herstellung einer
Fritte, welche aus ziemlich feinen Teilchen besteht,
pulverisiert wird, und daß die Fritte in einer Form
hitzebehandelt wird.
Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher
erläutert.
In der Tabelle IA sind dreißig Sorten von Glaszusammen
setzungen, die in den Beispielen 1 bis 30 gemäß der Er
findung eingesetzt wurden, gezeigt. Quarzsand, Zirkonsand,
Aluminiummetaphosphat, Aluminiumoxid und Calciumcorbonat
wurden als Ausgangsmaterialien für die wesentlichen Kompo
nenten jeder Glassorte eingesetzt. In den meisten Beispie
len wurden Magnesiumoxid und Bariumnitrat zusammen mit
Calciumcarbonat verwendet, und in jedem Beispiel wurde
Fluorit (Calciumfluorid) als Quelle für Fluor und Arsen
oxid als Klärmittel eingesetzt. In einigen Beispielen wurde
Borsäure, Lithiumcarbonat, Titaniumdioxid, Zinkoxid, Strontium
oxid oder Lanthanoxid als Ausgangsmaterialien zugesetzt.
In der Tabelle IA ist die As₂O₃-Menge in Gew.-Teilen auf
100 Gew.-Teile der Gesamtmenge der anderen Bestandteile,
ferner die Li₂O-Menge in Beispiel 20, angegeben.
Bei jedem Beispiel wurde ein Ansatz der Ausgangsmaterialien,
wie zuvor beschrieben, hergestellt, und das Gemenge wurde in
einem Platintiegel durch Erhitzen in einem Elektroofen bei
einer Temperatur im Bereich von 1400°C bis 1550°C während
4 bis 6 Stunden erschmolzen. Das geschmolzene Glas wurde
auf eine Stahlplatte gegossen und abkühlen gelassen.
Als Kristallisationsbehandlung wurde das Glas eines jeden
Beispiels der Hitzebehandlung in einem Elektroofen unter
zogen. Die Hitzebehandlung umfaßte das Erhöhen der Tempera
tur des Glases bis auf einen vorbestimmten, in der Tabelle
IA angegebenen Wert mit einer Aufheizgeschwindigkeit von
5°C/min, das Halten des Glases auf der vorbestimmten
Temperatur während 4 Stunden und das Abkühlen des behandel
ten Glases an Luft. Die auf diese Weise hitzebehandelte Glas
platte wurde der Röntgenbeugungsanalyse unterworfen. In
jedem Beispiel wurde die Kristallisation von Tricalcium
phosphat festgestellt, und es war offensichtlich, daß das
Glas sich zu einer Glaskeramik umgewandelt hatte. In einigen
Beispielen wurde ebenfalls die Kristallisation von Anorthit
und/oder Wollastonit festgestellt.
Der Wert der Lichtdurchlässigkeit jeder der Glaskeramiken
wurde durch Beobachtung mit dem bloßen Auge eingestuft.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle IB wiedergegeben, wo
bei Tp transparent und Tm halbtransparent und schwachwolkig
bedeuten. Dann wurde ein Teil jeder der behandelten Glas
keramikstücke zerschnitten und zu groben Stücken in Form
eines Stabes mit einem Durchmesser von 5 mm und einer Länge
von 20 mm bearbeitet, um die Übergangstemperatur, die Er
weichungstemperatur (yield temperature) und den Wärmeaus
dehnungskoeffizienten der Glaskeramik mit einem Hitzeaus
dehnungstestgerät zu bestimmen. Die Ergebnisse sind in der
Tabelle IB aufgeführt. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist,
war die Glaskeramik eines jeden Beispieles lichtdurchlässig
und besaß günstige thermische Eigenschaften.
Als Vergleichsversuche A bis C wurden drei Sorten von nicht
unter die Erfindung fallenden Glaszusammensetzungen, wie sie
in der Tabelle II aufgeführt sind, untersucht. Beim Vergleichs
versuch A war der Gehalt an ZrO₂ sehr niedrig, und das Mol-
Verhältnis von P₂O₅ : ZrO₂ war größer als 3 : 1. Die Glas
zusammensetzung von Vergleichsversuch B war analog zu der
jenigen eines in der JP-A 61-141641 beschriebenen Beispiels
und die Glaszusammensetzung von Vergleichsversuch C war ana
log zu einem in der JP-A 61-158841 beschriebenen Beispiel.
Diese beiden Sorten der Glaszusammensetzung besaßen einen
sehr hohen Gesamtgehalt an CaO und MgO und wiesen ein etwas
höheres Mol-Verhältnis P₂O₅ : ZrO₂ als 3 : 1 auf.
Die Gläser der Vergleichsversuche A bis C wurden nach der
selben Methode wie in den Beispielen 1-30 hergestellt, und
jedes Glas wurde derselben Hitzebehandlung wie in den Bei
spielen 1-30 unterzogen. Die Hitzebehandlungstemperatur be
trug für den Vergleichsversuch A 850°C und für die Ver
gleichsversuche B und C 900°C. In jedem Fall wandelten
sich die hitzebehandelten Gläser in Glaskeramikmaterialien
um, jedoch waren diese nicht lichtdurchlässig. Bei den Glas
keramikmaterialien der Vergleichsversuche B und C waren
Risse aufgetreten, wahrscheinlich als Folge des nicht
gleichförmigen Ausfallens von relativ groben Kristall
körnern während der die Kristallisation bewirkenden Hitze
behandlung.
Claims (15)
1. Lichtdurchlässige Glaskeramik, umfassend feine Kristalle
von aus einem Glas kristallisierten Calciumphosphat, die
gleichförmig in einer durch den nichtkristallisierten
Teil des Glases gebildeten Glasmatrix dispergiert sind,
wobei das Glas, ausgedrückt als Oxide, umfaßt:
38-52 Gew.-%SiO₂
4-16 Gew.-%P₂O₅
20-33 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines zwei
wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der
aus CaO, MgO, BaO, SrO und ZnO bestehenden Gruppe ist,
mit der Maßgabe, daß das CaO wenigstens 2/5 dieses Be
standteiles ausmacht,
6-18 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines drei
wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der
aus Al₂O₃ und La₂O₃ bestehenden Gruppe ist, mit der
Maßgabe, daß das Al₂O₃ wenigstens 1/2 dieses Bestand
teiles ausmacht,
4-17 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines vier
wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der
aus ZrO₂ und TiO₂ bestehenden Gruppe ist, mit der Maß
gabe, daß das ZrO₂ wenigstens 1/3 dieses Bestandteiles
ausmacht, und
0-0,5 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines Alkali
metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus Na₂O, K₂O
und Li₂O bestehenden Gruppe ist,wobei das Mol-Verhältnis von P₂O₅ zu dem Bestandteil in
Form des vierwertigen Metalloxids in dem Glas nicht größer
als 3 : 1 ist.
2. Glaskeramik nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die feinen Kristalle wenigstens 10 Gew.-% der Glaskeramik
ausmachen.
3. Glaskeramik nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
sie weiterhin feine Kristalle von aus dem Glas auskristalli
sierten Anorthit umfaßt.
4. Glaskeramik nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
sie weiterhin feine Kristalle von aus dem Glas auskristalli
sierten Wollastonit umfaßt.
5. Glaskeramik nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Glas 4-14 Gew.-% P₂O₅ und 23-30 Gew.-% des Bestand
teiles in Form des zweiwertigen Metalloxids umfaßt.
6. Glaskeramik nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
das Glas 8-16 Gew.-% des Bestandteils in Form des drei
wertigen Metalloxids umfaßt.
7. Glaskeramik nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
das Glas 4-14 Gew.-% des Bestandteils in Form des vier
wertigen Metalloxids umfaßt.
8. Glaskeramik nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Glas weiterhin bis zu 1 Gew.-% Fluor umfaßt.
9. Glaskeramik nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Glas weiterhin bis zu 3 Gew.-% B₂O₃ umfaßt.
10. Glaskeramik nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Glas weiterhin bis zu 1 Gew.-% eines Klärmittels aus
der aus As₂O₃ und Sb₂O₃ umfassenden Gruppe umfaßt.
11. Verfahren zur Herstellung einer lichtdurchlässigen Calcium
phosphatglaskeramik, dadurch gekennzeichnet, daß das Ver
fahren die Hitzebehandlung eines Glaskörpers bei einer
Temperatur oberhalb der Übergangstemperatur des Glases
des Glaskörpers und unterhalb der Erweichungstemperatur
des Glases zur Kristallisation von Calciumphosphat umfaßt,
wobei das Glas, ausgedrückt als Oxide, umfaßt:
38-52 Gew.-%SiO₂ 4-16 Gew.-%P₂O₅ 20-33 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines zwei wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus CaO, MgO, BaO, SrO und ZnO bestehenden Gruppe ist, mit der Maßgabe, daß das CaO wenigstens 2/5 dieses Be standteiles ausmacht, 6-18 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines drei wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus Al₂O₃ und La₂O₃ bestehenden Gruppe ist, mit der Maßgabe, daß das Al₂O₃ wenigstens 1/2 dieses Bestand teiles ausmacht, 4-17 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines vier wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus ZrO₂ und TiO₂ bestehenden Gruppe ist, mit der Maß gabe, daß das ZrO₂ wenigstens 1/3 dieses Bestandteiles ausmacht, und 0-0,5 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines Alkali metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus Na₂O, K₂O und Li₂O bestehenden Gruppe ist, wobei das Mol-Verhältnis von P₂O₅ zu dem Bestandteil in Form des vierwertigen Metalloxids in dem Glas nicht größer als 3 : 1 ist.
38-52 Gew.-%SiO₂ 4-16 Gew.-%P₂O₅ 20-33 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines zwei wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus CaO, MgO, BaO, SrO und ZnO bestehenden Gruppe ist, mit der Maßgabe, daß das CaO wenigstens 2/5 dieses Be standteiles ausmacht, 6-18 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines drei wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus Al₂O₃ und La₂O₃ bestehenden Gruppe ist, mit der Maßgabe, daß das Al₂O₃ wenigstens 1/2 dieses Bestand teiles ausmacht, 4-17 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines vier wertigen Metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus ZrO₂ und TiO₂ bestehenden Gruppe ist, mit der Maß gabe, daß das ZrO₂ wenigstens 1/3 dieses Bestandteiles ausmacht, und 0-0,5 Gew.-%eines Bestandteiles in Form eines Alkali metalloxids, das wenigstens ein Oxid aus der aus Na₂O, K₂O und Li₂O bestehenden Gruppe ist, wobei das Mol-Verhältnis von P₂O₅ zu dem Bestandteil in Form des vierwertigen Metalloxids in dem Glas nicht größer als 3 : 1 ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
die Temperatur im Bereich von etwa 700°C bis etwa 900°C
liegt.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Glas behandelt wird, das weiterhin bis zu 1 Gew.-%
Fluor umfaßt.
14. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Glas behandelt wird, das weiterhin bis zu 3 Gew.-%
B₂O₃ umfaßt.
15. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Glas behandelt wird, das weiterhin bis zu 1 Gew.-%
eines Klärmittels aus der aus As₂O₃ und Sb₂O₃ umfassen
den Gruppe umfaßt.
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