DE3629190A1 - Verfahren zum nachweis und zur reinigung einer einzelne basenfehlpaarungen aufweisenden dna - Google Patents
Verfahren zum nachweis und zur reinigung einer einzelne basenfehlpaarungen aufweisenden dnaInfo
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Description
Die Erfindung betrifft das Gebiet der Molekulargenetik,
besonders die chemische Modifizierung von Nucleinsäuren
und das Auffinden und die Reinigung spezifischer DNA-
Sequenzen.
Der Sequenzvergleich zwischen kurzen, homologen DNA-Molekülen
zur Identifizierung von Unterschieden bis zu einer
einzigen Basenpaar-Substitution ist ein wichtiger Schritt
zum Verständnis der genetischen Grundlagen der phänotypischen
Variation und der Erbkrankheiten.
Wenn sich eine DNA-Sequenz eines Individuums A von der
DNA-Sequenz eines Individuums B durch eine einzige Basenpaar-
Substitution unterscheidet, werden zur Analyse der
einzelnen Basenpaar-Substitution im allgemeinen die beiden
Stränge der Individuen A und B getrennt, gemischt, und ein
Strang des Individuums A und ein Strang des Individuums B
werden wieder aneinandergelagert. Da die Sequenzen bis auf
die substituierte Stelle identisch sind, bilden dabei komplementäre
Stränge eine Doppelstrang-DNA. Da die Stränge
aus zwei verschiedenen Individuen stammen, wird dieser
Doppelstrang im folgenden als Heterodoppelstrang bezeichnet.
Der Heterodoppelstrang ist ein bis auf die Stelle mit
der Basenpaar-Substitution vollständig gepaartes DNA-Molekül.
An dieser Stelle liegt eine Fehlpaarung vor. Im Gegensatz
zum üblichen Basenpaar A-T oder G-C liegt bei der
Fehlpaarung eines der Basenpaare A-C, A-G, T-C, T-G, A-A,
G-G, T-T oder C-C vor EMR ID=5.1eite 17, unten). Durch den
Nachweis solcher Basenfehlpaarungen lassen sich die Grundlagen
der phänotypischen Variation und der Vererbung bestimmter
Krankheiten besser verstehen. Außerdem ist damit
ein planmäßiges Suchen nach solchen Krankheiten möglich.
Es wurden bereits verschiedene Bemühungen zum Nachweis
von Basenfehlpaarungen unternommen. Dazu gehört die Spaltung
der Heterodoppelstrang-DNA-Moleküle an den Basenfehlpaarungen
mit S1- und Phasedus mungo-Nuclease (T.E. Shenk et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 72 (1975), 989-993 und
D. Kowalski et al., Biochem. 15 (1976), 4457). Diese Enzyme
spalten jedoch die einzelnen Basenfehlpaarungen mit
einem verhältnismäßig niedrigen Wirkungsgrad. Ferner wurde
versucht, Veränderungen der elektrophoretischen Mobilität
in denaturierenden Polyacrylamid-Gradienten-Gele festzustellen
(S.G. Fisher und L.S. Lerman, Proc. Natl. Acad.
Sci., USA 80 (1983), 1579-83). Ohne Modifikation läßt sich mit
diesem Verfahren jedoch lediglich ein Teil der Unterschiede
in den Basensequenzen der DNA feststellen. Schließlich
wurde die differentielle Hybridisierung mit Oligonucleotid-
Sondenmolekülen durchgeführt, die in einer einzigen
Base unterschiedlich sind (R.B. Wallace et al., Nucl.
Acids Res., 9 (1981), 3647-56). Dieses Verfahren ist jedoch
nur anwendbar, wenn bereits Sequenzinformationen zugänglich
sind.
Bei der vorliegenden Erfindung werden die Nachteile der
aus dem Stand der Technik bekannten Versuche zur Auflösung
einzelner Basenfehlpaarungen dadurch vermieden, daß
Fehlpaarungen aufweisende Bereiche spezifisch mit einem
"Anhängsel" versehen und dann nachgewiesen werden. Ferner
wird erfindungsgemäß ein Verfahren zur Reinigung bestimmter
Gensegmente beschrieben.
Somit betrifft die Erfindung den in den Patentansprüchen
gekennzeichneten Gegenstand.
Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zum Nachweis einer Doppelstrang-
DNA, die einzelne Basenbefehlpaarungen aufweisen,
bereitgestellt, bei dem man
a) eine Doppelstrang-DNA bildet, die mindestens eine Basenfehlpaarung aufweist;
b) die Fehlpaarungen aufweisende Doppelstrang-DNA mit einem Carbodiimid umsetzt; und
c) die umgesetzte, Fehlpaarungen aufweisende DNA aufgrund ihrer im Vergleich zu einer vollständig gepaarten, doppelsträngigen Kontroll-DNA unterschiedlichen elektrophoretischen Mobilität nachweist.
a) eine Doppelstrang-DNA bildet, die mindestens eine Basenfehlpaarung aufweist;
b) die Fehlpaarungen aufweisende Doppelstrang-DNA mit einem Carbodiimid umsetzt; und
c) die umgesetzte, Fehlpaarungen aufweisende DNA aufgrund ihrer im Vergleich zu einer vollständig gepaarten, doppelsträngigen Kontroll-DNA unterschiedlichen elektrophoretischen Mobilität nachweist.
In einer anderen Ausführungsform betrifft die Erfindung
ein Verfahren zur Reinigung einer vollständig gepaarten
Heterodoppelstrang-DNA, bei dem man
a) ein Gemisch vollständig gepaarter und unvollständig gepaarter Heterodoppelstrang-DNA bildet;
b) das Gemisch mit einem Carbodiimid oder einem Derivat davon umsetzt, um die unvollständig gepaarten Heterodoppelstränge zu markieren; und
c) die markierte, unvollständig gepaarte Heterodoppelstrang- DNA von der nichtmarkierten, vollständig gepaarten Heterodoppelstrang-DNAtrennt.
a) ein Gemisch vollständig gepaarter und unvollständig gepaarter Heterodoppelstrang-DNA bildet;
b) das Gemisch mit einem Carbodiimid oder einem Derivat davon umsetzt, um die unvollständig gepaarten Heterodoppelstränge zu markieren; und
c) die markierte, unvollständig gepaarte Heterodoppelstrang- DNA von der nichtmarkierten, vollständig gepaarten Heterodoppelstrang-DNAtrennt.
Fig. 1: Dargestellt ist ein typischer Stammbaum, der die
Autosomal-dominante Vererbung einer Krankheit
(Krebs) zeigt.
Fig. 2: Dargestellt sind verschiedene Hybride, die sich
bei der Wiederaneinanderlagerung in einem Gemisch
denaturierter DNA aus zwei Individuen bilden, sowie
zwei Strategien zur Unterscheidung der Hybride.
In der Strategie 1 wird die DNA des Individuums
A mit AluI-Methylase behandelt und die DNA
des Individuums B wird mit der Methylase Dam behandelt.
Nur die Heterodoppelstrang-DNA (A/B) ist
sowohl gegen das Restriktionsenzym AluI als auch
gegen das Restriktionsenzym MboI resistent (Dam-
Methylase sensitiv). Der Vektor wird mit beiden
Methylasen behandelt. Nur Rekombinanten mit A/B-
Insertionen, die gegenüber der Spaltung mit AluI
und MboI resistent sind, können Plaques bilden.
In der Strategie 2 wird die DNA des Individuums
A an Linker mit BamHI-Restriktionsenzymenden ligiert
und die DNA des Individuums B wird an Linker
mit EcoRI-Restriktionsenzymenden ligiert. Somit
hat die Heterodoppelstrang-DNA (A/B) ein BamHI-
Ende und ein EcoRI-Ende und bildet daher nur rekombinante
Kolonien mit Vektoren, die eine Insertionsstelle
mit einem EcoRI- und einem BamHI-
Bereich aufweisen.
Fig. 3: Dargestellt ist die Nukleotidsequenz des 371 bp
(Basenpaar) PstI-Fragments des Onkogens pT24.
T6 bezeichnet das in die PstI-Spaltstelle von
M13mp8 in Transkriptions-Richtung inserierte
PstI-Fragment. T9 bezeichnet das in entgegengesetzter
Orientierung inserierte Fragment. Die eingerahmten
Sequenzen sind die Unterschiede zwischen
dem Onkogen und seinem nichttransformierenden Homolog
pTPT. Die eingerahmte Sequenz bei Position
90 liegt also in pTPT nicht vor. Substitutionen
einzelner Basen im Onkogen werden an Position 220
(onkogene Glycin/Valin-Substitution) und an Position
266 (stille Mutation im Histidin-Codon) gezeigt.
Ferner ist die Symmetrieachse angegeben.
Fig. 4: Dargestellt sind M13 : H-ras-Rekombinanten. Die
Strukturen der M13mp8-Rekombinanten werden gezeigt.
Die dicke Linie stellt das 371 pb PstI-
Fragment von pT24 und das 365 bp PstI-Fragment
von pTPT dar, die in den M13mp8-Polylinker inseriert
sind. Der Pfeil gibt die Stelle der Hybridisierung
des M13-Pentadecamer-Primers an, der
bei der Primer-Verlängerung verwendet wurde. Die
Wellenlinie gibt die 5′-3′-Richtung der Primer-
Verlängerung an (zur genaueren Erklärung siehe
Material und Methoden). Onkogene Rekombinanten
werden als T6 und T9 bezeichnet. In der onkogenen
Rekombinante T6 liegt die interne SmaI-Spaltstelle
des 371 bp PstI-Fragments näher bei der SmaI-
Spaltstelle des M13-Polylinkers. In der onkogenen
Rekombinante T9 ist das PstI-Fragment in entgegengesetzter
Orientierung inseriert. Homologe Wildtyp-
Rekombinanten werden als P6 und P9 bezeichnet.
In der Wildtyp-Rekombination P6 ist das 365
bp PstI-Fragment in derselben Orientierung inseriert,
wie in T6. In der Wildtyp-Rekombinante P9
ist das 365 bp PstI-Fragment in derselben Orientierung
wie in T9 inseriert.
Fig. 5: Dargestellt sind durch Hybridisierung von Fehlpaarungen
gebildete Heterodoppelstränge. Der Heterdoppelstrang
A wird aus dem markierten Strang
von Primer-verlängertem P6 und seinem komplementären
Strang aus nichtmarkiertem T6RF gebildet.
Der Heterodoppelstrang B wird aus dem markierten
Strang von Primer-verlängertem T9 und seinem komplementären
Strang aus P9RF gebildet. Der Heterodoppelstrang
C wird aus dem markierten Strang von
T6 und seinem komplememtären Strang aus P6RF gebildet.
Der Heterodoppelstrang D wird aus dem
markierten Strang von P9 und seinem komplementären
Strang T9RF gebildet. Der ungepaarte Bereich
mit 6 Basen und einzelne Basenbefehlpaarungen werden
bei jedem Heterodoppelstrang angegeben. Ferner
werden die bei der Untersuchung verwendeten
Restriktionsenzym-Spaltstellen sowie die Längen
der Restriktionsfragmente angegeben.
Fig. 6: Dargestellt ist die Umsetzung mit Carbodiimid an
den Enden der Restriktionsfragmente.
A. Das isolierte 365 bp PstI-Fragment aus Primer-verlängertem
P6 wurde wie angegeben behandelt und einer Elektrophorese
auf einem 12%igen Polyacrylamid-Gel unterzogen.
Die Bahnen 1, 2 und 3 zeigen Inkubationen bei 30°C, 37°C
und bei 45°C ohne Carbodiimid. Die Bahnen 4, 5 und 6 zeigen
die in Material und Methoden beschriebenen Umsetzungen
mit Carbodiimid bei 30°C, 37°C und bei 45°C.
B. Das isolierte 228 bp SmaI-Fragment von Primer-verlängertem
P9 wurde wie angegeben behandelt und einer
Elektrophorese auf einem 12%igen Polyacrylamid-Gel unterzogen.
Die Bahnen 1, 2, 3 und 4 zeigen Inkubationen bei
30°C, 37°C, 45°C und bei 55°C ohne Carbodiimid. Die Bahnen
5, 6, 7 und 8 zeigen Umsetzungen mit Carbodiimid bei
30°C, 37°C, 45°C und bei 55°C.
Fig. 7: Dargestellt ist die Wirkung des ungepaarten Bereichs
mit 6 Basen auf die Mobilität des Heterodoppelstrangs.
Primer-verlängertes P6 und DNA
des Heterodoppelstrangs A (vgl. Fig. 3) wurden
mit SmaI gespalten, auf einem 5%igen Gel aufgetrennt
und die Bande mit dem 167 bp Fragment wurde,
wie in Material und Methoden beschrieben, gereinigt.
Die gereinigte DNA wurde sodann auf
einem 12%igen Polyacrylamid-Gel elektrophoretisiert.
Bahn 1 zeigt das 167 bp SmaI-Fragment aus
Primer-verlängertem P6. Bahn 2 zeigt denaturierte
DNA des 167 bp SmaI-Fragments. Bahn 3 zeigt
das aus dem Heterodoppelstrang A (vgl. Fig. 5)
isolierte 167 bp SmaI-Fragment. Der Heterodoppelstrang
A enthält einen ungepaarten Bereich mit
6 Basen und zeigt eine geringere Mobilität im
Gel. Der Heterodoppelstrang wandert an derselben
Stelle wie Fragmente mit 650 bp. Größenmarker
für doppelsträngige DNA sind angegeben.
Fig. 8: Dargestellt ist die Analyse einer Carbodiimid-
Modifikation des ungepaarten Bereichs mit 6 Basen
mit der Sequenz GGGGCT in einem 12%igen Polyacrylamid-
Gel. Bahn 1 zeigt das 167 bp SmaI-Fragment
aus Primer-verlängertem P6, das, wie in Material
und Methoden beschrieben, gereinigt wurde.
Bahn 2 zeigt das SmaI-Fragment nach Umsetzung mit
Carbodiimid bei 30°C. Bahn 3 zeigt das SmaI-Fragment
des Heterodoppelstrangs A (vgl. Fig. 5), das
einen nichtgepaarten Bereich mit 6 Basen (GGGGCT)
aufweist. Bahn 4 zeigt das mit Carbodiimid bei
30°C umgesetzte Heterodoppelstrang-SmaI-Fragment.
Fig. 9: Dargestellt ist die Analyse der Carbodiimid-Modifikation
des nichtgepaarten Bereichs mit 6 Basen
mit der Sequenz CCCCGA in einem 12%igen Polyacrylamid-
Gel. Bahn 1 zeigt das 167 bp SmaI-Fragment
aus Primer-verlängertem T6. Bahn 2 zeigt das SmaI-
Fragment nach der Umsetzung mit Carbodiimid bei
30°C. Die in Bahn 1 vorliegende Einzelstrang-DNA wurde
quantitativ modifiziert. Bahn 3 zeigt das
SmaI-Restriktionsfragment des Heterodoppelstrangs
C (vgl. Fig. 5), der einen nichtgepaarten Bereich
mit 6 Basen (CCCCGA) aufweist. Bahn 4 zeigt das
mit Carbodiimid bei 30°C umgesetzte Heterodoppelstrang-
SmaI-Fragment.
Fig. 10: Dargestellt ist die Veränderung der Mobilitäten
durch die Modifikation mit Carbodiimid.
A. Das 228 bp SmaI-Fragment wurde wie angegebenen umgesetzt,
mit SauIII AI gespalten und die Fragmente wurden
in einem 15%igen Polyacrylamid-Gel getrennt. Bahn 1 zeigt
den nichtmodifizierten Homodoppelstrang (Primer-verlängertes
P9); Bahn 2 zeigt den nichtmodifizierten Heterodoppelstrang
B (vgl. Fig. 5). Die Bahnen 3, 5 und 7 zeigen den
bei 30°C, 37°C bzw. 45°C mit Carbodiimid umgesetzten Homodoppelstrang.
Die Bahnen 4, 6 und 8 zeigen den bei 30°C,
37°C bzw. 45°C mit Carbodiimid umgesetzten Heterodoppelstrang
B.
B. Das 365 bp PstI-Fragment wurde wie angegeben umgesetzt,
mit SmaI und SauIII AI einer Doppelspaltung unterzogen,
und die Fragmente wurden in einem 15%igen Polyacrylamid-
Gel getrennt. Die SauIII AI-Spaltung ist unvollständig.
Deshalb sind in den Bahnen unterschiedliche Mengen
der Partialspaltungs-Produkte mit einer Länge von 365 und
213 bp erkennbar. Die Länge der Fragmente wird auf der
linken Seite angegeben. Veränderungen der Mobilität aufgrund
des nichtgepaarten Bereichs mit 6 Basen werden in
Klammern angegeben. Bahn 1 zeigt den nichtmodifizierten
Homodoppelstrang (Primer-verlängertes P6); Bahn 2 zeigt
den nichtmodifizierten Heterodoppelstrang A (vgl. Fig. 5).
Die Bahnen 3, 5 und 7 zeigen den bei 30°C, 37°C bzw. 45°C
mit Carbodiimid umgesetzten Homodoppelstrang. Die Bahnen
4, 6 und 8 zeigen den bei 30°C, 37°C bzw. 45°C mit Carbodiimid
umgesetzten Heterodoppelstrang B.
Fig. 11: "Verwicklungen", die sich bei der Hybridisierung
einer wiederholten DNA-Sequenz mit ihrer an einer
anderen Stelle des Genoms lokalisierten komplementären
Sequenz bilden können, werden schematisch
dargestellt.
Fig. 12: Dargestellt ist ein typischer Stammbaum einer
Form des vererbten Brustkrebses.
Fig. 13: Dargestellt sind die Ergebnisse einer Southern-
blot-Analyse unterschiedlicher DNA-Fragmente aus
in Fig. 12 angegebenen Individuen, die gemäß der
vorliegenden Erfindung durchgeführt wurde.
Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zum Nachweis und zur
Wiedergewinnung von DNA-Sequenzen bereitgestellt, die einzelne
Basenfehlpaarungen enthalten. Dabei wird ein "Anhängsel"
nach der Denaturierung und Wiederaneinanderlagerung
einer Restriktionsendonuklease-Spaltung eines Gemisches
der zu vergleichenden Proben angebracht. Das "Anhängsel"
ist für nichtgepaarte DNA-Bereiche spezifisch.
Die Wiederaneinanderlagerung einzelner Stränge von identischen
Fragmenten ergibt vollständig gepaarte Homodoppelstränge.
Die Wiederaneinanderlagerung einzelner Stränge
von Fragmenten, die sich in einer einzelnen Base unterscheiden,
ergibt jedoch Heterodoppelstränge, die eine Basenfehlpaarung
aufweisen. Wenn das "Anhängsel" angeheftet
ist, ändert es nur die elektrophoretische Mobilität des
Heterodoppelstrangs in einem Polyacrylamid-Gel. Dadurch erleichtert
es den Nachweis und die Wiedergewinnung des gewünschten
Fragments.
Das verwendete "Anhängsel" ist Carbodiimid, da es nur
nichtgepaarte Guanin (G)- und Thymin (T)-Reste in Super-
coil-DNA modifiziert, ohne dabei die vollständige Watson-
Crick-Paarung zu beeinflussen (J. Lebowitz et al., J.
Virol., 18 (1976), 205-210 und J. Lebowitz et al., Nucl.
Acids Res., 4 (1977), 1695-1711). Mindestens ein bei der
Wiederaneinanderlagerung zweier beliebiger Moleküle, die
sich in einem einzelnen Basenpaar voneinander unterscheiden,
gebildeter Heterodoppelstrang enthält ein ungepaartes
G oder T. Damit sind alle Substitutionen zugänglich,
da die Spezifität von Carbodiimid bei Fehlpaarungen in
der DNA erhalten bleibt. Kelly & Maden haben bereits durch
Untersuchung der Sekundärstruktur ribosomaler RNA gezeigt,
daß Carbodiimid mit fehlgepaartem Uracil (U) und G mitten
zwischen stabileren Paaren so reagiert, wie es das auch
mit denselben Basen in nichtgepaarten Abschnitten tut
(Nucl. Acids Res., 8 (1980), 4521-34).
Die stumpfen Enden eines DNA-Moleküls werden gegenüber dessen
inneren Bereichen destabilisiert und durch ihre Zugänglichkeit
für die Carbodiimid-Modifikation können durch
interne Fehlpaarungen verursachte Unterschiede verborgen
bleiben. Kelly & Maden (a.a.O.) zeigten jedoch ferner, daß
sich rG : rC-Paare am Ende eines doppelsträngigen Bereichs
der rRNA zwar durch das basenspezifische Reagens Bisulfit
modifizieren lassen, wohingegen sie sich nicht mit Carbodiimid
umsetzen lassen. Auch dieser Befund spricht für die
Vorteile von Carbodiimid. Schließlich ist die Carbodiimid-
Modifikation durch Inkubation bei milden, leicht alkalischen
Bedingungen (pH 10,5, 21°C), die nicht die Doppelstrang-
DNA beeinträchtigen, reversibel (N.W.Y. Ho und P.T.
Gilham, Biochem., 6 (1967), 3632-39).
In den nachfolgenden Beispielen wird ein Test beschrieben,
bei dem Heterodoppelstrang-DNA-Moleküle mit nur einer einzigen
Basenfehlpaarung als Sequenz-Veränderung einer Elektrophorese
in hochprozentigen Polyarcylamid-Gelen unterzogen
werden. Die G- und T-Basen in den Fehlpaarungen wurden
quantitativ mit Carbodiimid modifiziert. Dadurch wird die
Wanderungsfähigkeit im Polyarcrylamid-Gel reduziert.
Die Möglichkeit, einzelne Basenfehlpaarungen selektiv zu
modifizieren und anschließend nachzuweisen, läßt sich in
verschiedenen Bereichen der Molekulargenetik unmittelbar
anwenden. In einer ersten Ausführungsform kann die vorliegende
Erfindung als System zum Auffinden von Mutationen
verwendet werden. Dabei wird ein Oligonukleotid als Sondenmolekül
verwendet, das entweder aus einer natürlichen
Quelle isoliert wurde oder chemisch synthetisiert wurde.
Dieses kann mit einem analytisch nachweisbaren Reagens
markiert sein. Die DNA-Sequenzen in einer Probe werden sodann
erfindungsgemäß geprüft. Dabei ist jede Sequenz identifizierbar,
die sich von der Sequenz des Sondenmoleküls
in mindestens einem Basenpaar unterscheidet. Es waren bereits
Versuche unternommen worden, einzelne Basenaustausche
als Mutationen nachzuweisen, die Restriktionsenzym-Erkennungsstellen
verändern. Solche Mutationen, die die Erkennungsstelle
verändern, stellen jedoch nur eine kleine Untergruppe
aller möglichen Mutationen dar. Damit ist dieses
Nachweissystem nur begrenzt anwendbar. Wie bereits erwähnt,
werden bei einem anderen Verfahren Oligonukleotide
verwendet, die den Bereich überstreichen, der die nachzuweisende
Punktmutation aufweist. Die Länge der Oligonukleotide
wird so gewählt, daß eine einzelne Basenfehlpaarung
bereits ein Hybrid herabgesetzter Stabilität verursacht
(vgl. z. B. S.V. Suggs et al., Proc. Natl. Acad.
Sci., USA, 78 (11) (1981), 6613-17; B.J. Conner et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci., USA, 80 (1) (1983), 278-82; und
D.H. Schultze et al., Proc. Natl. Acad. Sci., USA, 80 (7)
(1983), 2007-11). Zu den Beschränkungen dieser Annäherung
gehören die niedrige Empfindlichkeit, weil die Hybridisierungs-
Bedingungen dadurch, daß vollständig gepaarte
DNAs von DNAs mit einzelnen Basenpaarungen unterscheidbar
sein müssen, sehr genau zu sein haben; die beträchtliche
Hintergrund-Hybridisierung durch die im Überschuß zu
verwendenden kurzkettigen Oligonukleotide und die genau
gesteuerte Hybridisierungs- und Elutions-Temperatur, die
zur Unterscheidung zwischen einer vollständig gepaarten
Doppelstrang-DNA und einer Doppelstrang-DNA erforderlich
ist, die einzelne Basenfehlpaarungen enthält.
Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet die Verwendung
längerer Oligonukleotide. Dadurch wird das Ausmaß der aus
dem Stand der Technik bekannten Hintergrund-Hybridisierung
lediglich vermindert. Zusätzlich zur Modifizierung
der Fehlpaarung lassen sich Testbedingungen anwenden, die
die Empfindlichkeit beim Nachweis erhöhen.
In einer anderen Ausführungsform wird erfindungsgemäß ein
Verfahren zur Reinigung einfach vorliegender DNA-Sequenzen
bereitgestellt. Zur Entwicklung des Verfahrens sind
Stammbäume erforderlich, die durch deutliche Aufspaltungen
die Vererbbarkeit der Krankheit zeigen. Diese Situation
liegt vor bei Dickdarmkrebs, Brustkrebs und bei zystischer
Fibrose. Derartige Stammbäume gibt es auch für eine Vielzahl
anderer Krankheiten. Fig. 1 zeigt einen hypothetischen
Stammbaum von Dickdarmkebs.
Im in Fig. 1 dargestellten Stammbaum haben die Kinder A
und B beide das für Dickdarmkrebs prädisponierende Gen
von gemeinsamen Urgroßeltern geerbt.
Obwohl die DNAs von A und B das von den gemeinsamen Urgroßeltern
geerbte und für Dickdarmkrebs prädisponierende Gen
gemeinsam haben, ist die gemeinsame DNA-Fraktion von A und
B nur eine kleine Fraktion ihrer Gesamt-DNA. Bei jeder Generation
wurde die Hälfte der DNA von einem nichtverwandten
Mann oder einer nichtverwandten Frau beigesteuert
(durch gepunktete Kreise in Fig. 1 umgebene Symbole). Wenn
man also die DNA isolieren könnte, die A und B gemeinsam
von C und D geerbt haben, so würde deren Menge im vorliegenden
Fall nur noch 1/64 × 2 der DNA betragen. Diese DNA
schließt jedoch den Bereich ein, der das Gen mit dem Mutanten
Allel trägt, welches für Dickdarmkrebs prädisponiert.
Bei erfolgreicher Isolierung der gemeinsam geerbten
DNA hat man das für Dickdarmkrebs prädisponierende Gen 32-
fach angereichert.
Das Verfahren zur Abtrennung der gemeinsam geerbten DNA
von der nicht gemeinsam geerbten DNA macht sich den Vorteil
zunutze, daß etwa eine von 400 Basen der DNA zwischen
zwei nichtverwandten Individuen unterschiedlich ist. Deshalb
weist eine nicht gemeinsam geerbte (nichtverwandte)
DNA etwa alle 400 DNA-Basen einen Unterschied in der Sequenz
auf. Die gemeinsam geerbte DNA wird überhaupt keine
oder zumindest nur sehr wenige Unterschiede in ihrer
Basensequenz aufweisen. Dies wird nachstehend erläutert.
Aus dem gezeigten Beispiel ist ersichtlich, daß nicht gemeinsam
geerbte DNA-Bereiche Unterschiede in ihren Sequenzen
aufweisen. Wenn diese DNA-Sequenzen so erwärmt werden,
daß sich die beiden DNA-Stränge trennen, gemischt werden
und anschließend abgekühlt werden, so daß sich die DNA-
Stränge wieder aneinanderlagern, bilden sich dabei durch
Paarung der DNA von A mit der DNA von B die folgenden
Strukturen:
Aus der Darstellung ist ersichtlich, daß sich eine Basenfehlpaarung
(G/A) im Falle nicht gemeinsam geerbter DNA
ergibt.
Anschließend ist es das Ziel, die Struktur I von der Struktur
II abzutrennen und zu reinigen. Dabei müssen jedoch
zwei technische Hürden überwunden werden. Dies sind A) die
Wiederaneinanderlagerung von DNA im komplexen menschlichen
Genom und B) die Entfernung von DNA, die mit sich selbst
aneinandergelagert ist.
A) Wenn die DNAs des Individuums A und des Individuums B
erwärmt und anschließend angekühlt werden, bilden sie Basenpaare.
Das menschliche Genom enthält jedoch repetitive
DNA-Sequenzen. Dies bedeutet, daß dieselbe oder fast dieselbe
DNA-Sequenz, beispielsweise ein Abschnitt mit 300
Basenpaaren, sehr oft im Genom vorkommt. Ein großer Teil
der DNA liegt nur einfach vor, d. h. in einer mütterlichen
und einer väterlichen Kopie. Dagegen sind repetitive DNA-
Sequenzen zwischen diesen einfach vorliegenden Sequenzen
verstreut. Durch diese Situation werden potentielle Schwierigkeiten
verursacht, wenn die repetitiven DNA-Sequenzen
eines Bereichs mit derselben repetitiven DNA-Sequenzen
hybridisieren, die mit anderen einfach vorliegenden DNA-
Sequenzen in Zusammenhang stehen. Dabei können als "Verwicklungen"
bezeichnete Strukturen ausgebildet werden, die
sich, wie in Fig. 11 dargestellt, im Elektronenmikroskop
sichtbar machen lassen.
Durch Modifizierung eines als PERT (Phenol-Emulsions-Reassoziierungs-
Technik) bezeichneten Verfahrens, das von
D.E. Kohne et al. (Biochemistry 16 (24) (1977), 5329-41)
und von R. Wieder und J.G. Wetmur (Biopolymers 21 (1982),
655-677) beschrieben wurde, läßt sich menschliche genomische
DNA wieder aneinander lagern. Anscheinend beruht dies
darauf, daß einfach vorkommende Sequenzen im richtigen Zusammenhang
hybridisieren und die hybridisierenden repetitiven
DNA-Sequenzen verdrängen. Die Modifizierung des PERT-
Verfahrens besteht in der Zugabe von 5 bis 10% Formamid.
Dadurch werden die Ergebnisse verbessert. Nach diesem Verfahren
lassen sich DNA-Moleküle mit 20 000 Basenpaaren
wieder aneinanderlagern.
B) Nachdem die DNA erwärmt ist (oder mit Alkali behandelt
ist), trennen sich ihre beiden Stränge. Erfindungsgemäß
ist es das Ziel, die doppelsträngigen DNA-Moleküle zu
erhalten, die sich wieder bilden und aus einem Strang des
Individuums A und einem Strang des Individuums B bestehen
(d. h. Heterodoppelstrang-Moleküle). Die Hälfte der erhaltenen,
doppelsträngigen DNA-Moleküle wird jedoch aus zwei
Strängen der DNA des Individuums A oder zwei Strängen der
DNA des Individuums B bestehen (Fig. 2). Diese Moleküle
müssen entfernt werden.
Restriktionsenzyme spalten DNA in bestimmten Sequenzen.
Die Restriktionsenzyme liegen zusammen mit als Methylasen
bezeichneten Enzymen vor. Ein Restriktionsenzym hat eine
verwandte Methylase. Die Methylase schützt die spezifische
Sequenz, die das natürliche Substrat des Restriktionsenzyms
ist, vor der Spaltung. Die Auswahl besonderer Restriktionsenzym/
Methylase-Kombinationen ist dem Fachmann
bekannt. Beispielsweise wird die DNA des Individuums A
mit einer Methylase behandelt, z. B. dem Enzym AluI, und
die DNA des Individuums B wird mit der DAM-Methylase behandelt.
Diese zwei Enzyme werden ausgewählt, weil die Erkennungssequenz
jedes Enzyms durchschnittlich alle 200
bis 400 Basenpaare im menschlichen Genom vorkommt. Wenn die
Analyse auf große Moleküle beschränkt ist, sind nach der
Hybridisierung nur AB-DNA-Moleküle sowohl gegen AluI und
MboI (das mit Dam verwandte Restriktionsenzym) resistent.
In einem lange DNA-Stücke bei der erfolgreichen Integration
erfordernden Klonierungssystem stellt also nur die
AB-DNA ein geeignetes Substrat dar (vgl. unten).
Um sicherzustellen, daß ein Strang des Doppelstrangs von
der DNA des einen Individuums (A) und der andere Strang
vom zweiten Individuum (B) beigesteuert wird, wird in
einem anderen System die DNA der Individuen A und B aus
Fig. 1 isoliert und auf Stücke von "Gengröße" reduziert.
Dies läßt sich durch eine Endonuklease-Spaltung oder physikalisch,
z. B. durch Scherung, erzielen. Es werden Endonukleasen,
wie AluI, BalI, HaeIII, NruI, PvuII oder SmaI
bevorzugt, die Spaltprodukte mit stumpfen Enden bilden.
Falls jedoch eine Endonuklease verwendet wird, die einen
einzelsträngigen, überstehenden Bereich erzeugt, sollten
die Reaktionsprodukte durch Entfernen des überstehenden
Bereichs, z. B. durch Abbau mit S1-Nuklease, zu Molekülen
mit stumpfen Enden umgewandelt werden.
Nach der Spaltung werden die stumpfen Enden durch Anhängen
bestimmter Oligonukleotid-Linker endmarkiert. Dabei wird
das DNA-Fragment des Individuums A mit einer Oligonukleotid-
Sequenz endmarkiert, die eine EcoRI-Restriktionsspaltstelle
aufweist, und die DNA-Fragmente des Indiviuums
B werden mit einer Oligonukleotid-Sequenz endmarkiert, die
eine BamI-Restriktionsspaltstelle aufweist. Die DNA-Moleküle
werden dann in Klonierungsvektoren eingebaut. Diese
sind so angepaßt, daß sie DNA-Moleküle mit einem EcoRI-
Ende und einem BamHI-Ende aufnehmen können. Moleküle mit
homologen Enden, z. B. 2 EcoRI- oder 2 BamHI-Enden, können
nicht in den Vektor ligiert werden.
Nach erfolgreicher Bereitstellung eines Verfahrens zur Wiederaneinanderlagerung
von DNA in einem komplexen menschlichen
Genom und zur Entfernung von DNA, die mit sich selbst
aneinandergelagert ist, ist es noch nötig, zwischen vollständig
gepaarten DNA-Hybriden (Fig. 2 D) und Hybriden zu
unterscheiden, die einzelne Basenfehlpaarungen (Fig. 2 C)
aufweisen und in den Klonierungsvektor inseriert wurden.
Wie nachstehend eingehend beschrieben wird, werden die DNA-
Hybride vor der Integration in das Klonierungssystem mit
Carbodiimid umgesetzt. Carbodiimid ist ein Reagens, das bevorzugt
DNA-Regionen mit Fehlpaarungen markiert. Zur Verwendung
bei der vorliegenden Erfindung geeignete Carbodiimide
werden von J.C. Sheenan et al. (J. Org. Chem.21(1956),
439) und von J.C. Sheenan et al. (J. Org. Chem. 26 (1961),
2525) beschrieben. Die Auswahl eines bestimmten Carbodiimids
kann vom Fachmann unter Berücksichtigung von Parametern,
wie sterische Behinderung und Wasserlöslichkeit, getroffen
werden. 1-Cyclohexyl-3-(2-morpholinoäthyl)-carbodiimid-
Verbindungen werden bevorzugt. Wenn die Typen C und
D in den Klonierungsvektor inseriert sind, können sie dadurch
unterschieden werden, daß man einen Wirt verwendet,
der das fehlgepaarte Segment mit dem Carbodiimid-"Anhängsel"
nicht reparieren und damit auch nicht replizieren
kann. Es lassen sich Mutanten von Bakterien verwenden, die
einen Defekt im DNA-Reparaturmechanismus aufweisen, wie
UVR-A, recA Mutanten von E. coli. Somit überleben und wachsen
nur Kolonien, die eine Plasmid-DNA enthalten, in die
vollständig gepaarte Segmente eingebaut sind. Dies ist ein
Verfahren zur bevorzugten Wiedergewinnung und Anreicherung
der vollständig gepaarten Doppelstränge, die die gewünschte
genetische Information enthalten und sich direkt analysieren
lassen oder subklonieren lassen.
In der vorstehend erläuterten PERT/Methylase-Strategie werden
lange Heterodoppelstrang-Moleküle (etwa 20 kb) gebildet.
Daher wird ein anderes Klonierungsverfahren unter Verwendung
desselben Bakterienstammes (UVR-A, recA) angewendet.
Der Vektor ist das lambda-Phagenderivat, lambda-Sep
6-lac5 (E. Meyorwitz und D. Hogness, Cell 28 (1982), 165-
176) oder Charon 35 (W.A.M. Loenen und F.R. Blattner, Gene
26 (1983), 171-179). In diesen Vektor lassen sich EcoRI-
Fragmente mit einer Länge von 7 bis 20 kb einbauen. In dieser
Ausführungsform wird die mit sich selbst aneinandergelagerte
DNA durch Behandlung der Vektorarme mit AluI und
DAM-Methylase entfernt. Die Heterodoppelstrang-DNAs werden
getrennt, wie vorstehend beschrieben, mit den Methylasen
behandelt. Nachdem die Insertion in den Vektor ligiert ist,
wird das Gemisch mit den Restriktionsenzymen AluI und MboI
behandelt. Nur Heterodoppelstrang-Moleküle überstehen diese
Behandlung und führen zur Bildung von Plaques.
In einer anderen Ausführungsform wird die Carbodiimid-modifizierte
DNA von der nichtmodifizierten DNA in einer
zweidimensionalen Gel-Elektrophorese getrennt. Nach diesem
Verfahren werden die Proben, die die modifizierte und
nichtmodifizierte DNA enthalten, zunächst einer eindimensionalen
Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese unterzogen. Dann
werden die Carbodiimid-Reste in situ durch Behandeln des Gels mit
Alkali (pH 10,5) entfernt. Die Proben werden dann einer
Elektrophorese im rechten Winkel zur ersten Laufrichtung
unterzogen (zweite Dimension). DNA, die ihre Mobilität
nicht verändert, wird zur Klonierung wiedergewonnen.
In einer weiteren Ausführungsform werden die durch den A/B-
Vergleich erhaltenen Sondenmoleküle beim Absuchen zur Identifizierung
vergleichbarer Bereiche in anderen Familienmitgliedern
verwendet. In Fig. 12 ist ein typischer Stammbaum
von vererbtem Brustkrebs dargestellt.
Wenn der zwischen A und B durchgeführte DNA-Vergleich jetzt
zwischen C und D und ebenso zwischen E und F durchgeführt
wird, erhält man 3 Banken klonierter DNA-Fragmente. Die
DNAs der erhaltenen Banken werden sofort so mit einem Restriktionsenzym
behandelt, daß die Population der menschlichen
DNA-Insertionen ausgeschnitten wird. Mit dem komplexen
Gemisch wird anschließend ein Southern-blot hergestellt.
Verfahren zur Entfernung der Vektor-DNA (Plasmid- oder
Phagen-DNA) und der repetitiven DNA-Sequenzen in den menschlichen
DNA-Insertionen sind bekannt. Typische Ergebnisse
von Southern-blots von DNA aus C gegen D-DNA und von E-DNA
gegen F-DNA, die mit Nick-translatierter A-DNA gegen B-DNA
hybridisiert wurden, sehen ähnlich aus, wie das in Fig. 13
dargestellte Ergebnis. Die gepunkteten Linien in Fig. 13
verbinden Banden, die in den C/D- und E/F-Vergleichen mit
gleicher Geschwindigkeit wandern. Diese bedeuten Sequenzen,
die in der A/B-Bank, der Quelle der radioaktiv markierten
DNA-Sondenmoleküle, sowie in den C/D- und E/F-Banken vorkommen.
Höchstwahrscheinlich stehen diese Sequenzen in enger
Verbindung mit dem Gen für vererblichen Brustkrebs.
Die Banken sollten nur identische, gleichzeitig vererbte
DNA-Sequenzen der Vergleiche zwischen den DNAs der Individuen
A und B oder C und D oder E und F enthalten. Die
individuellen Plaques, die den Banden entsprechen, können
sodann aus der Bank nach üblichen Plaque-Tests "gefischt"
werden.
In den nachfolgenden Beispielen werden die folgenden Methoden
und Materialien verwendet.
Restriktionsenzyme werden bei Bethesda Research Laboratories
oder bei New England Biolabs gekauft und nach den Angaben
des Herstellers verwendet. Radiochemikalien werden bei
Ammersham International gekauft. Acrylamid und Bisacrylamid
werden bei Bio-Rad gekauft. Der M13 Pentadecamer-
Primer und das Klenow-Fragment der DNA-Polymerase I werden
bei Bethesda Research Laboratories gekauft. 1-Cyclohexyl-
3-(2-morpholinoäthyl)-carbodiimid-metho-p-toluolsulfonat
wird bei Aldrich Chemical Co. Inc. gekauft und als wäßrige,
0,5 M Lösung verwendet. pT24, ein das menschliche
Onkogen H-ras enthaltendes Plasmid (D.J. Capon et al.,
Nature 302 (1983), 33-37) und pTPT, ein den homologen Wildtyp
enthaltendes Plasmid (O. Fasano et al., Proc. Natl.
Acad. Sci, USA, 81 (1984), 4008-12), werden von Cold Spring
Harbor Laboratories erhalten.
Ein den 5′-nichtkodierenden Bereich des ersten Exons von
pT24 und pTPT enthaltendes PstI-Fragment wird gemäß der
Kettenabbruchmethode sequenziert (F. Sänger et al., Proc.
Natl. Acad. Sci., USA, 74 (1977), 5463-67). Ein 371 bp
PstI-Fragment des Onkogens H-ras und ein 365 bp PstI-Fragment
der homologen Wildtyp-DNA werden aus pT24 bzw. pTPT
isoliert. Diese PstI-Fragmente weisen einen Längenunterschied
von 6 Basenpaaren aufgrund des Plasmids pT24 auf
(Fig. 3). PstI-Fragmente, die den 5′-nichtkodierenden Bereich
enthalten, werden in die PstI-Spaltstelle von M13mp8,
bei Bethesda Res. Lab. Inc., Gaithersburg, MD, erhältlicher
Klonierungsvektor, ligiert (16 Stunden bei 14°C in 50 mM
Tris-HCl, pH 7,6, 10 mM MgCl2, 10 mM DTT, 1mM ATP). Die
Liegierungsreaktionen werden mit 40 ng/µl DNA bei einem
vierfachen Überschuß der Insertion zur Vektor-DNA und mit
8 E/µl T4 DNA-Ligase durchgeführt. Mit den ligierten DNA-
Molekülen wird der E. coli Stamm JM103 transformiert (T.
Maniatis et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual
Cold Spring Harbor, 1982) und auf mit Xgal angereicherte
YT-Platten ausplattiert. DNA wird nach einem Verfahren zur
Herstellung von Minipräparaten aus Kolonien hergestellt,
die eine Insertion aufweisen (D.S. Holmes und M. Quigley,
Anal. Biochem., 114 (1981), 193-97). Rekombinanten enthalten
das in beiden Orientierungen inserierte PstI-Fragment
(Fig. 4).
Einzelsträngige DNA des Phagen M13, die das Onkogen enthält,
und das Wildtyp PstI-Fragment werden mit 32P-dATP durch
Primer-Verlängerung markiert (Fig. 4). Das Reaktionsgemisch
besteht aus 400 ng einzelsträngiger Phagen-DNA, 4 ng Penta-
decamer-Primer in 7,0 mM Tris-HCl, pH 7,5, 7,0 mM MgCl2,
50,0 mM NaCl in 10 µl. Das Gemisch wird 2 Minuten auf 100°C
erhitzt und 1 Stunde bei 42°C inkubiert. Das Reaktionsgemisch
wird auf ein Volumen von 20 µl gebracht mit 60 µCi
32P-dATP, 0,5 µl von jeweils 10 mM dGTP, dCTP, dTTP, 2 µl
0,1 M DTT und 5 Einheiten Klenow-Fragment. Es wird 1 Stunde
bei Raumtemperatur inkubiert. Es werden 0,5 µl 10 mMdATP
zugesetzt. Die Chase-Reaktion wird 15 Minuten durchgeführt.
Anschließend wird mit Phenol extrahiert. Das doppelsträngige
Molekül, das einen markierten Strang aufweist, läßt
sich mit Restriktionsendonukleasen spalten.
Primer-verlängerte Rekombinanten von M13 werden mit PstI
oder SmaI gespalten. In Gegenwart eines 50fachen Überschusses
des homologen, nichtmarkierten und auf gleiche
Weise gespaltenen M13 RF werden die markierten Restriktionsenzym-
Spaltungen in einem Endvolumen von 150 µl 15 Minuten
bei 100°C hitzedenaturiert. Die überschüssige, nichtmarkierte
DNA wird zur Begünstigung der Bildung von Heterodoppelsträngen
zugegeben. Die Fragmente werden 60 Minuten
bei 42°C hybridisiert (Fig. 5). Homodoppelstrang-Fragmente
der Primer-verlängerten DNA werden nicht denaturiert und
renaturiert.
Es wird eine 30%ige Polyacrylamid-Stammlösung (30 : 0,8,
Acrylamid : Bis) hergestellt. Die DNA-Fragmente werden in
einem 5%igen Polyacrylamid-Gel, 0,1 M Tris-Borat, pH 8,0,
1 mM EDTA elektrophoretisiert und durch Autoradiographie
sichtbar gemacht. Die Fragmente werden aus einem Gelstreifen
in 0,05 M Tris-Borat-Puffer über Nacht bei 2 V/cm
elektroeluiert. Die DNA wird dreimal mit Phenol und sodann
mit Chloroform extrahiert, in 0,35 M Ammoniumacetat/Äthanol
gefällt und mit 70% Äthanol gewaschen.
Die DNA-Fragmente werden mit 0,1 M Carbodiimid, 0,1 M
Natriumborat, pH 8,5, 4 Stunden bei unterschiedlichen Temperaturen
inkubiert. Die Proben werden mit Wasser 10fach
verdünnt und zweimal in 0,25 M Ammoniumacetat/Äthanol gefällt.
Das Präzipitat wird dreimal mit 70% Äthanol gewaschen.
Die DNA wird wie in Beispiel 1 beschrieben gespalten,
um die Fragmente mit den Fehlpaarungen voneinander zu
trennen.
Nach der Umsetzung mit Carbodiimid wird die Trennung der
Fragmente mit Hilfe eines 12- bis 15%igen Polyacrylamid-
Gels durchgeführt. Die Gele werden in einem umgewälzten Puffer
(40 mM Tris, 20 mM NaCl, 1 mM EDTA, pH 8,0) 7 bis 10
Stunden bei 150 V und 30°C gefahren und anschließend autoradiographiert.
Das Beispiel 1 zeigt, wie erfindungsgemäß einzelne Basenfehlpaarungen
in doppelsträngiger DNA nachgewiesen werden.
Als Modellsystem zum Test der Carbodiimid-Umsetzung fehlgepaarter
DNA dient ein kurzer Bereich, der den Beginn der
codierenden Region des H-ras-Onkogens enthält. Wenn dieses
Fragment mit nichttransformierender, homologer DNA hybridisiert
wird, enthält das Heterodoppelstrang-Molekül
einen nichtgepaarten Bereich mit 6 Basen sowie zwei einzelne
Basenfehlpaarungen (Fig. 5). Diese Fehlpaarungs-
Strukturen innerhalb der DNA-Segmente sind potentielle
Stellen für die Modifikation mit Carbodiimid.
Die Wirkung der Carbodiimid-Modifikation auf die Wanderung
der DNA-Segmente in hochprozentigen Polyacrylamidgelen
wird geprüft. Mit Restriktionsenzym gespaltene DNA, die
entweder einen vollständigen Doppelstrang (SmaI-Spaltung)
oder überstehende Einzelstrangenden (PstI-Spaltung) aufweist,
wird vor der Elektrophorese mit Carbodiimid umgesetzt.
Die Spaltung mit PstI erzeugt 3′-überstehende Enden
der Sequenz 5′ TGCA 3′. Die T- und G-Reste sind potentielle
Stellen für die Modifikation mit Carbodiimid.
SmaI erzeugt Fragmente mit stumpfen Enden, die drei G-C-
Paare am Fragmentende aufweisen. Erwartungsgemäß sind diese Fragmente
resistent gegenüber der Modifikation mit Carbodiimid.
Aus Primer-verlängertem P6 wird ein 365 bp PstI-Fragment
isoliert (Fig. 4). Das gereinigte Fragment wird mit Carbodiimid
bei 30°C, 37°C und bei 45°C umgesetzt und durch
Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese und anschließende Autoradiographie
analysiert (Fig. 6A). Nach der Carbodiimid-
Modifikation bei 30°C wandert das PstI-Fragment als einzelne
Bande mit herabgesetzter Mobilität im Vergleich zum
nichtmodifizierten Fragment (Fig. 6A, Bahnen 4 und 1).
Die Umsetzung bei höheren Temperaturen, d, h. bei 37°C und
45°C, ergibt eine fortschreitende Verbreiterung des Bandenmusters
(Fig. 6A, Bahnen 5 und 6). Nach der Umsetzung
mit Carbodiimid bei 30°C und 37°C ist bei einem aus Primer-
verlängertem
T9 (Fig. 4) isolierten 228 bp SmaI-Fragment mit stumpfen
Enden keine Veränderung in der Mobilität zu beobachten (Fig. 6B,
Bahnen 5 und 6). Bei höheren Temperaturen, d. h. 45°C und
55°C, werden im Bandenmuster ähnliche Veränderungen, wie
sie vorstehend beschrieben wurden, beobachtet (Fig. 6B,
Bahnen 7 und 8).
Die Reaktionsfähigkeit interner DNA-Fehlpaarungen wird geprüft.
Dazu werden Heterodoppelstränge zwischen einem
Fragment des H-ras-Onkogens und seinem Homolog gebildet
(Fig. 5). Der Bereich mit 6 ungepaarten Basen, der in den
Heterodoppelstrang-DNA-Molekülen vorliegt, verursacht
einen deutlichen Abfall der Wanderung des Fragments in
einem Polyacrylamid-Gel. Dadurch lassen sich Heterodoppelstrang-
Fragmente von beliebigen, wiederaneinandergelagerten,
vollständig gepaarten Fragmenten quantitativ
trennen und reinigen. Bei einem 167 bp SmaI-Fragment aus
dem Heterodoppelstrang A (Fig. 5) verursacht der Bereich
mit 6 nichtgepaarten Basen einen Abfall der Mobilität.
Deshalb wandert das Fragment in einem 12%igen Gel so, als
ob es eine Länge von 650 bp hätte (Fig. 7, Bahn 3).
Die DNA-Fragmente werden aus einem Gel-Stückchen elektroeluiert
und, wie vorstehend in Materialien und Methoden angegeben,
vor der Modifikation mit Carbodiimid gereinigt.
Der Bereich mit 6 ungepaarten Basen in dem 167 bp SmaI-
Fragment des Heterodoppelstranges A weist 5 potentielle
Stellen für die Modifikation mit Carbodiimid innerhalb der
Sequenz GGGGCT auf. Eine Veränderung in der Gel-Mobilität
nach der Umsetzung mit Carbodiimid ist mit der vorhersehbaren
Modifizierung der ungepaarten Basen korrelierbar.
Nach der Umsetzung mit Carbodiimid bei 30°C wandert der
Heterodoppelstrang durch das 12% Polyacrylamid-Gel schneller.
Dies wird aus dem Auftreten verschiedener, diffuser,
neuer Banden deutlich (Fig. 8, Bahn 4). Bei einer Modifikation
mit Carbodiimid unter denselben Bedingungen tritt
bei dem 167 bp Homodoppelstrang keine Veränderung in der
Elektrophorese-Mobilitätauf (Fig. 8, Bahn 2).
Das aus dem Heterodoppelstrang C (Fig. 5) isolierte SmaI-
Fragment enthält einen Bereich mit 6 nichtgepaarten Basen.
Dieser hat die komplementäre Sequenz CCCCGA. Dieser Heterodoppelstrang
wandert ebenso zusammen mit Fragmenten einer
Länge von 650 bp. Er enthält jedoch nur eine potentielle
Stelle für die Modifikation mit Carbodiimid. Nach der Umsetzung
mit Carbodiimid bei 30°C zeigt das Fragment eine
einzelne, distinkte Bande mit höherer Mobilität, die einer
Länge von 580 bp entspricht (Fig. 9, Bahn 4).
Bereits kleine, nichtgepaarte DNA-Bereiche verursachen
Veränderungen in der Mobilität. Daher wurde erfindungsgemäß
davon ausgegangen, daß auch DNA-Fragmente nachweisbar
sind, die eine einzelne Basenfahlpaarung aufweisen. Aus
dem Heterodoppelstrang B (Fig. 5) wird ein 228 bp SmaI-
Fragment isoliert. Zwei einzelne Basenfehlpaarungen werden
in diesem Fragment durch 45 Basenpaare getrennt. Das
Fragment wird mit Carbodiimid bei verschiedenen Temperaturen
umgesetzt. Nach der Umsetzung mit Carbodiimid wird mit
SauIII AI zwischen den Fehlpaarungen gespalten. Es wird
ein 91 bp-Fragment erhalten, das eine T-C-Fehlpaarung erhält.
Ferner wird ein 137 bp-Fragment erhalten, das eine
T-G-Fehlpaarung aufweist.
Die DNA-Fragmente werden in einem 15%igen Polyacrylamid-
Gel elektrophoretisiert (Fig. 10A). Fragmente, die eine
einzelne Basenfehlpaarung aufweisen, haben dieselbe Mobilität
wie das entsprechende Homodoppelstrang-Fragment.
Daraus folgt, daß eine einzelne Basenfehlpaarung zur Trennung
der DNA nicht ausreicht.
Nach der Umsetzung mit Carbodiimid bei 30°C zeigt der 91 bp
Heterodoppelstrang, der eine T-C-Fehlpaarung aufweist, ein
Absinken in der Mobilität gegenüber dem 91 bp Homodoppelstrang
(Fig. 10A, Bahnen 4 und 3). Der 137 bp Heterodoppelstrang,
der eine T-G-Fehlpaarung aufweist, zeigt keinen
Unterschied in der Mobilität bei 30°C. Nach einer Umsetzung
mit Carbodiimid bei 37°C zeigt der 137 bp Heterodoppelstrang
jedoch ein Absinken in der Mobilität gegenüber
dem identisch behandelten Homodoppelstrang (Fig. 10A,
Bahnen 6 und 5). Unter diesen Bedingungen zeigt der
91 bp Heterodoppelstrang dieselbe erniedrigte Mobilität,
die auch bei der Umsetzung bei 30°C beobachtet wird. Die
Umsetzung der DNA mit Carbodiimid bei 45°C führt zu einer
verringerten Mobilität sowohl für Homodoppelstrang- als
auch für Heterodoppelstrang-Moleküle (Fig. 10A, Bahnen 7
und 8).
Ein 361 bp PstI-Fragment des Heterodoppelstranges A wird
mit Carbodiimid umgesetzt. Erst danach wird mit SmaI und
SauIII AI gespalten. In diesem Experiment ist die Spaltung
mit SauIII AI unvollständig. Dadurch lassen sich die
verhältnismäßigen Verschiebungen in den Mobilitäten vergleichen,
die durch die Umsetzung mit Carbodiimid an einzelnen
Basenfehlpaarungen, nichtgepaarten Restriktionsfragment-
Enden und an internen, ungepaarten Bereichen hervorgerufen
werden (Fig. 10B). Nach der Umsetzung mit Carbodiimid
bei 30°C zeigte der 91 bp SmaI/SauIII AI Heterodoppelstrang,
der stumpfe Enden und eine T-C-
Fehlpaarung aufweist, eine 4%ige Verminderung der Mobilität
gegenüber dem nichtmodifizierten Heterodoppelstrang
(Fig. 10B, Bahnen 4 und 2). Unter denselben Bedingungen
zeigt der 122 bp SauIII AI/PstI-Homodoppelstrang eine 3%ige
Verminderung der Mobilität gegenüber dem nichtmodifizierten
Homodoppelstrang (Fig. 10B, Bahnen 3 und 1). Der
122 bp-Heterodoppelstrang, der eine T-G-Fehlpaarung aufweist,
zeigt zwei Stufen in der Verschiebung der Mobilität.
Die erste ist eine 3%ige Verminderung gegenüber dem nichtmodifizierten
Heterodoppelstrang (Fig. 10B, Bahnen 4 und
2). Sie ist auf die Umsetzung der PstI-Enden mit Carbodiimid
bei 30°C zurückzuführen. Die zweite ist eine zusätzliche 9%ige
Verminderung der Mobilität gegenüber dem bei 30°C modifizierten
Heterodoppelstrang (Fig. 10B, Bahnen 6 und 4).
Dies ist auf die Umsetzung der T-G-Fehlpaarung bei 37°C
zurückzuführen. Der 213 bp SmaI/PstI-Heterodoppelstrang
weist eine vergleichbare zweistufige Verschiebung der Mobilität
auf. Die erste Stufe (30°C) ist auf die Umsetzung
von PstI-Ende und die T-C-Fehlpaarung zurückzuführen (Fig. 10B,
Bahnen 2 und 4). Die zweite Stufe (37°C) ist auf die
Umsetzung an der T-G-Fehlpaarung zurückzuführen (Fig. 10B,
Bahnen 4 und 6). DNA-Fragmente, die einen internen, nichtgepaarten
Bereich enthalten (152 bp PstI/SmaI-Fragment
und 365 bp PstI-Fragment) wandern beide mit deutlich verringerter
Mobilität gegenüber den entsprechenden Homodoppelstrang-
DNA-Segmenten (Fig. 10B, Bahnen 2 und 1).
Die Umsetzung mit Carbodiimid erzeugt Heterodoppelstrang-
Moleküle mit etwas gesteigerter Mobilität gegenüber den
nichtumgesetzten Heterodoppelstrang-Molekülen (Fig. 10B,
Bahnen 4, 6 und 8, verglichen mit Bahn 2).
Dieses Beispiel zeigt die Fähigkeit von Carbodiimid, an
einzelsträngige Bereiche von Doppelstrang-DNA zu binden.
Damit ist die Grundlage für die Entwicklung eines Systems
zur Unterscheidung von DNA-Fragmenten aufgrund von Unterschieden
in der Sequenz geschaffen. Fehlpaarungen und
nichtgepaarte Bereiche in ansonsten vollständig gepaarten
DNA-Fragmenten wurden durch die Bildung von Heterodoppelsträngen
zwischen den denaturierten Strängen homologer
Fragmente hergestellt, die Basen-Substituionen und Additionen
oder Deletionen aufweisen. Die veränderte Mobilität
in einem hochprozentigen Polyacrylamid-Gel wird zum
Nachweis der Umsetzbarkeit dieser Heterodoppelstrang-Moleküle
mit Carbodiimid verwendet. Einzelne Basenfehlpaarungen
und nichtgepaarte Bereiche reagieren mit Carbodiimid
bei 30°C und bei 37°C, während vollständig gepaarte DNA
nicht reagiert. Die relative Instabilität der T-C-Fehlpaarung
gestattet ihre Modifikation bei einer niedrigeren
Temperatur als bei der T-G-Fehlpaarung (F.H.C.Crick, J.
Mol. Biol., 19 (1966), 548-555). Höhere Temperaturen führen
zu einer Art Atmung innerhalb des Moleküls und an den
Enden des Fragments (P. Lu et al., J. Biomol. Struct. and
Dynamics 1 (1983), 509-521). Dadurch werden interne Basen
für Carbodiimid zugänglich.
Drei Substrate verursachen eine Verminderung in der elektrophoretischen
Mobilität nach der Modifikation mit Carbodiimid.
Die T- und G-Reste der überstehenden PstI-Enden
verursachen eine 3%ige Reduktion. Der T-Rest der T-C-
Fehlpaarung in einem ansonsten doppelsträngigen Fragment
verursacht eine 4%ige Verminderung und die Modifikation
sowohl des T- als auch des G-Restes einer T-G-Fehlpaarung
verursacht eine 9%ige Reduktion der Mobilität im Gel. Möglicherweise
lassen sich diese Ergebnisse folgendermaßen
erklären. In 12- bis 15%igen Polyacrylamid-Gelen ist die
durchschnittliche Porengröße ein kleines Vielfaches der
Querschnittsfläche der DNA (S.G. Fisher und L.S. Lermen
(1983), a.a.O.). Eine odere mehrere an die einzelsträngigen
PstI-Enden der sich durch die Matrix windenden DNA
gebundene Carbodiimid-Moleküle bedeuten nur einen kleinen
Zuwachs der Querschnittsfläche und verursachen eine geringe
Verminderung der Mobilität im Gel. An den T-Rest
einer T-C-Fehlpaarung gebundenes Carbodiimid liegt außerhalb
der Helix und bedeutet einen deutlichen Zuwachs der
Querschnittsfläche. Dadurch wird eine größere Verminderung
der Mobilität im Gel verursacht. Die Umsetzung einer G-T-
Fehlpaarung mit Carbodiimid führt zu einer Bindung von
zwei Carbodiimid-Molekülen, die beide außerhalb der Helix
liegen. Dadurch wird die Mobilität im Gel weiter reduziert.
Die jeweilige Querschnittsfläche ist nämlich noch größer.
Nach der Modifikation mit Carbodiimid zeigt das aus dem
Heterodoppelstrang A (Fig. 5) isolierte 167 bp SmaI-Fragment
ein vollständig unterschiedliches Muster der Veränderung
der Mobilität im Gel. Die den Heterodoppelstrang bildenden
Einzelstränge unterscheiden sich lediglich durch
6 aufeinanderfolgende Basenpaare. Trotzdem wandern diese
Moleküle 55% langsamer als vollständig gepaarte Eltern-
Homodoppelstränge (Fig. 7). Es ist unwahrscheinlich, daß
eine solch starke Verminderung der elektrophoretischen Mobilität
durch lediglich 6 nichtgepaarte Basen im Doppelstrang
verursacht wird.
Eine alternative Erklärung ist, daß die 6 ungepaarten Basen
eine Biegung in der Struktur des DNA-Moleküls verursachen,
die die elektrophoretische Mobilität stark vermindert.
Die Carbodiimid-Modifikation vermindert die Verdrehung
teilweise und führt dazu, daß das Molekül schneller
wandert.
Das beschriebene Verfahren ist zur Aufklärung der genetischen
Grundlagen der phenotypischen Variation und der vererblichen
menschlichen Krankheiten geeignet. Die Analyse
von Veränderungen in Restriktionsspaltmustern ist nur beschränkt
anwendbar, denn viele einzelne Basenaustausche
mit klinischer Bedeutung liegen nicht zwangsläufig innerhalb einer bekannten
Restriktionsenzym-Spaltstelle (U.J. Kidd et al.,
Nature, 304 (1983), 230-34). Die Verwendung von Oligonukleotid-
Sondenmolekülen gestattet den Nachweis jedes
beliebigen Basenaustausches in der DNA. Dies ist jedoch
teuer, technisch schwierig und erfordert die Kenntnis von
Sequenzinformationen. Die Modifikation mit Carbodiimid
ist eine wertvolle Alternative zu den bekannten Verfahren
zum Auffinden von Mutationen. Außerdem lassen sich Moleküle,
die kritische Sequenzunterschiede aufweisen, durch
das Anhängen von Carbodiimid an die Fehlpaarungen wie vorstehend
beschrieben reinigen.
Claims (18)
1. Verfahren zum Nachweis einer Doppelstrang-DNA, die
einzelne Basenfehlpaarungen aufweist, dadurch gekennzeichnet,
daß man
a) eine Doppelstrang-DNA bildet, die mindestens eine Basenfehlpaarung aufweist;
b) die Fehlpaarungen aufweisende Doppelstrang-DNA mit einem Carbodiimid umsetzt; und
c) die umgesetzte, Fehlpaarungen aufweisende DNA aufgrund ihrer im Vergleich zu einer vollständig gepaarten, doppelsträngigen Kontroll-DNA unterschiedlichen elektrophoretischen Mobilität nachweist.
a) eine Doppelstrang-DNA bildet, die mindestens eine Basenfehlpaarung aufweist;
b) die Fehlpaarungen aufweisende Doppelstrang-DNA mit einem Carbodiimid umsetzt; und
c) die umgesetzte, Fehlpaarungen aufweisende DNA aufgrund ihrer im Vergleich zu einer vollständig gepaarten, doppelsträngigen Kontroll-DNA unterschiedlichen elektrophoretischen Mobilität nachweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Fehlpaarungen aufweisende Doppelstrang-DNA etwa
4 Stunden bei 25 bis 40°C mit 0,1 M Carbodiimid bei pH
8,5 umsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Carbodiimid 1-Cyclohexyl-3-(2-morpholinoäthyl)-
carbodiimid ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß man die elektrophoretische Mobilität
in einem 12- bis 15-Gew./Vol.-%igen Polyacrylamid-Gel bei
150 V nach 7 bis 10 Stunden bei 30°C bestimmt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß man die Fehlpaarungen aufweisende Doppelstrang-
DNA durch Hybridisierung eines ersten DNA-Einzelstranges
mit einem zweiten DNA-Einzelstrang bildet, wobei
die Nucleotid-Sequenz des zweiten Stranges im wesentlichen
komplementär zu der des ersten Stranges ist und mindestens
eins der dabei gebildeten Basenpaare nicht A-T oder G-C ist.
6. Verfahren zur Reinigung einer vollständig gepaarten
Heterodoppelstrang-DNA, dadurch gekennzeichnet, daß man
a) ein Gemisch vollständig gepaarter und unvollständig gepaarter Heterdoppelstrang-DNA bildet;
b) das Gemisch mit einem Carbodiimid oder einem Derivat davon umsetzt, um die unvollständig gepaarten Heterodoppelstränge zu markieren; und
c) die markierte, unvollständig gepaarte Heterodoppelstrang- DNA von der nichtmarkierten, vollständig gepaarten Heterodoppelstrang-DNA trennt.
a) ein Gemisch vollständig gepaarter und unvollständig gepaarter Heterdoppelstrang-DNA bildet;
b) das Gemisch mit einem Carbodiimid oder einem Derivat davon umsetzt, um die unvollständig gepaarten Heterodoppelstränge zu markieren; und
c) die markierte, unvollständig gepaarte Heterodoppelstrang- DNA von der nichtmarkierten, vollständig gepaarten Heterodoppelstrang-DNA trennt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Fehlpaarungen aufweisende DNA etwa 4 Stunden
bei 25 bis 40°C mit 0,1 M Carbodiimid bei pH 8,5 umsetzt.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß das Carbodiimid 1-Cyclohexyl-3-(2-morpholinoäthyl)-
carbodiimid ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß man den vollständig gepaarten Heterodoppelstrang
durch Klonierung in einem UvrA, RecA-Wirt
abtrennt, der Carbodiimid-DNA-Derivate nicht reparieren
kann.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß man den Carbodiimid-markierten Doppelstrang
vom nichtmarkierten Doppelstrang durch ein Immunadsorptions-
System abtrennt, das einen an einen festen Träger
gebundenen anti-Carbodiimid-Antikörper enthält.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß man die Trennung mit einer zweidimensionalen
Gelelektrophorese durchführt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gemisch der Stufe a) durch
Hybridisierung der DNA aus zwei Individuen bildet, die
eine gemeinsame DNA-Fraktion aufweisen.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die Größe der Fraktion etwa 1/64 beträgt.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet,
daß die gemeinsame DNA eine DNA enthält, die
das Individuum für eine genetische Erkrankung prädisponiert.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
daß die genetische Krankheit Dickdarmkrebs, Brustkrebs
oder zystische Fibrose ist.
16. Bildung von Heteroduplex-DNAs mit bis zu etwa
20 000 Basenpaaren durch Phenolelmulsions-Reassoziierung,
dadurch gekennzeichnet, daß man die Bildung von Verwicklungen
durch Zugabe von 5 bis 10% Formamid wesentlich
reduziert.
17. Verfahren zur Bildung von Heterodoppelstrang-DNA,
dadurch gekennzeichnet, daß man
a) die DNA einer ersten Probe mit einer ersten Methylase methyliert;
b) die DNA einer zweiten Probe mit einer zweiten Mehylase methyliert;
c) die methylierten DNAs vermischt, denaturiert und wieder aneinander lagert;
d) die beiden wieder aneinandergelagerten DNAs mit den zugehörigen Restriktionsenzymen der ersten und zweiten Methylase behandelt; und
e) die gegen den Abbau durch die Restriktionsenzyme resistente Heterodoppelstrang-DNA wieder gewinnt.
a) die DNA einer ersten Probe mit einer ersten Methylase methyliert;
b) die DNA einer zweiten Probe mit einer zweiten Mehylase methyliert;
c) die methylierten DNAs vermischt, denaturiert und wieder aneinander lagert;
d) die beiden wieder aneinandergelagerten DNAs mit den zugehörigen Restriktionsenzymen der ersten und zweiten Methylase behandelt; und
e) die gegen den Abbau durch die Restriktionsenzyme resistente Heterodoppelstrang-DNA wieder gewinnt.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet,
daß die erste Methylase die AluI-Methylase ist und das zugehörige
Restriktionsenzym AluI ist und, daß die zweite
Methylase die DAM-Methylase und das zugehörige Restriktionsenzym
MboI ist.
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8128 | New person/name/address of the agent |
Representative=s name: VOSSIUS, V., DIPL.-CHEM. DR.RER.NAT. TAUCHNER, P., |
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Representative=s name: TAUCHNER, P., DIPL.-CHEM. DR.RER.NAT. HEUNEMANN, D |
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8141 | Disposal/no request for examination |