-
Hohlkörper aus Azetylzellulose. Im Flug-, Luftschiffahrts- und Seewesen
und bei den hiermit verbundenen meteorologischen und anderen Beobachtungen verwendet
man Hohlkörper, die man beispielsweise in der Luft aufsteigen läßt. Man unterscheidet
zwei Arten von Hohlkörpern, nämlich die starre und die unstarre, zusammenlegbare,
knitterungsfähige Forhi.
-
Starre Formen sind die Flugzeug- und Luftschiffrümpfe sowie Teile
oder Konstruktionsteile derselben; unstarre Formen sind die Ballons und Ballonetts
als Gasbehälter, die Registrier-, Fessel-, Pilotballons Lt. dgl.
-
Für beide Ausführungsformen ist die Herstellung eines Hohlkörpers
ohne Naht oder Fuge von wesentlichem Vorteil, einmal um ein einheitlich gebildetes,
in sich geschlossenes,- große Widerstandsfähigkeit gegen die verschiedensten Beanspruchungen
aufweisendes Ganzes zu erhalten und ferner, um eine große Gasdichtigkeit bei geringstem
Gewichte zu erzielen.
-
Diese Absicht wird durch vorliegende Erfindung in bisher unbekannter
Vollkommenheit erreicht. Dabei können die Hohlkörper vollkommen durchsichtig erzeugt
werden, was für ihren Gebrauch von erheblichem Vorteil ist.
-
Als Konstruktionsmaterial der starren Formen verwandte man bis jetzt
ganz oder teilweise Holz oder Metall oder beides in geeigneter Verbindung: Zur Darstellung
der zusammenlegbaren Formen diente vorwiegend vulkanisierter Kautschuk, allein oder
in Verbindung mit Stoffgeweben u. dgl. Durch Verwendung von Azetylcellulose gemäß
der Erfindung soll einesteils sowohl Holz als Metall bei starren Körpern und Kautschuk
bei den zusammenlegbaren Formen vorteilhaft ersetzt werden, so daß man dieselben
nahtlos und aus einem Stück bestehend darstellen kann.
-
An sich ist die Verwendung von Cellulose und Celluloid beim Bau von
Luftfahrzeugen u. dgl. bekannt. Nitrocellulose kommt wegen ihrer großen Feuergefährlichkeit
kaum in Betracht. Azetylcellulose wurde bisher nur bei ihrer Verarbeitung zu Rohcelluloid
(Platten, Röhren u. dgl. mit und ohne Einlagen) lediglich als Bekleidung der eigentlichen
Konstruktionsteile verwendet. Ihre Verwendung als Konstruktionsmittel selbst zur
Herstellung nahtloser Hohlkörper für das L uftfahrwesen u. dgl. zwar nicht bekannt.
-
Zur Herstellung beider Ausführungsformen der Hohlkörper, wobei die
Azetylcellulose den Baustoff selbst darstellt, verfährt man wie folgt: An den Innenwandungen
einer dem zu bildenden Gegenstand entsprechenden Form aus geeignetem Material bringt
man eine Lösung -von Azetylcellulose, gegebenenfalls mit entsprechenden Zusätzen,
gleichmäßig unter Verhütung von Blasenbildung u. dgl. zur Verteilung und Erstarrung.
Auf geeignete Weise wird die entstandene Schicht aus der Form entfernt.
-
Eine auf diese Weise beispielsweise entstandene Haut kann bei geeigneter
chemischer Zusammensetzung der Lösung (durch entsprechende, nicht trocknende Zusätze)
einen
Ballon aus vulkanisiertem Kautschuk vollkommen ersetzen. Der
Ballon ist in einer Wandstärke vqn ungefähr li,"" min als nahtloser Gasbehälter
@ gebrauchsfähig für meteorologische u. dgl. Beobachtungen und besitzt z. B. bei
einem Inhalt von etwa .Io Liter nur ein Eigengewicht von 15 Gramm.
-
Gegenüber der zur Zeit für diese Zwecke gebräuchlichen Verwendung
von Papierballons, die aus Bahnen zusammengesetzt werden müssen, haben die Azetvlcellulosel)allons
den Vorteil großer Gasdichtigkeit,yeichten Gewichtes und des geringen Bedarfs an
Traggas.
-
Durch Verwendung entsprechend hochkonzentrierter Lösungen der Azetvlcellulose
in einem ihrer bekannten flüchtigen Lösungsmittel oder Gemischen solcher Lösemittel,
je nach Bedarf finit oder ohne geeignete Zusätze, oder durch mehrmaliges Auftragen
dünner Lösungen wird die gewünschte Wandstärke des Hohlkörpers erreicht. Sollen
die Körper aus mehreren Schichten bestehen, so kann man Zwischenschichten einlagern,
deren chemische Zusammensetzung bezüglich ihrer Trockensubstanz, aber auch bezüglich
ihrer Lösemittel voneinander abweichen, je nachdem man eine Erleichterung bei Herstellung
der Körper oder eine bestimmte Wirkung in der Starrheit, Elastizität oder Ausdehnungsfähigkeit
erreichen will.
-
Zur Erzielung erhöhter Gasdichtigkeit, Knitterungsfähigkeit und längerer
Lagerun können die Zusätze zur Lösung. in weiten Grenzen schwanken. Ehenso können
Farbstoffe beigegeben werden.
-
Trägt man zur Erzeugung, des knitterungsfähigen Hohlkörpers die Lösung
vorteilhaft auf die Innenwandungen von Formen, die ihrerseits aus. einem Stück,
aber auch aus mehreren Teilen bestehen können, auf, so geschieht die Bildung der
starren Hohlkörper, die eine größere Wandstärke erfordern, am zweckmäßigsten schichtenweise
an den Außenwandungen ein- oder mehrteiliger, geeigneter Formen.
-
Beim Bau dieser Körper, insbesondere bei großen Ausmessungen derselben,
ist es zweckmäßig, zur Erreichung erhöhter Tragfähigkeit, Stabilität und Druckfestigkeit
derselben Maschengebilde aus Gespinstfaserstofen, Metallfäden oder andere geeignete
Verstärkungseinlagen aus beliebigen-Materialien mit einzubetten. Diese Einbettung
geschieht während des Baues des jeweiligen Hohlkörpers, da beispielsweise fertige
Netze mit entsprechender Dichtung, wie sie die Patentschrift 217760 vorschlägt,
sich in der Regel Kugel- oder elliptischen Formen nicht anpassen.
-
Zur Bildung der Doppelschichten, die sich chemisch verschieden zur
Azetvlcellulose verhalten, können alle solchen Stoffe verwendet werden, die in die
geeignete Lösungsform übergeführt werden können. Außer anderen C'ellulosederiv aten
kommen Kautschuk, Guttapercha, Balata u. dgl. in Betracht.