DE3618561A1 - Nasal verabreichbare arzneimittel zur behandlung von anaemie - Google Patents
Nasal verabreichbare arzneimittel zur behandlung von anaemieInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft nasal verabreichbare
Arzneimittel zur Behandlung von Anämie.
Menschliches Erythropoietin (nachstehend kurz als
"menschliches EPO" bezeichnet) ist ein Glykoprotein, das
hauptsächlich in der Niere gebildet wird. Es ist als humoraler
hemopoietischer Faktor bekannt, der die Differenzierung
von Erythroblasten-Stammzellen im Knochenmark
zu Erythrocyten bewirkt. Dem menschlichen
Erythropoietin wird eine große Bedeutung für die Verwendung
als Therapeutikum zur Behandlung von verschiedenen
Anämiearten beigemessen.
Die meisten Proteine werden entweder kaum resorbiert oder sie
werden verdaut und abgebaut, bevor sie im Magen oder Darm
resorbiert werden können. Daher werden sie normalerweise
durch Injektion in Blutgefäße oder Gewebe verabreicht.
Injektionen sind jedoch schmerzhaft und lästig, so daß
sich viele Patienten über Injektionsbehandlung beklagen.
Als Alternative für die Verabreichung durch Injektion wurde
kürzlich die Verabreichung von Proteinen in das Rektum,
die Bronchien, Augen oder die Nasenhöhle vorgeschlagen. Die
Tatsache, daß bei der nasalen Verabreichung eine wirksame
Resorption von Insulin und Calcitonin erreicht wurde,
deutet die Möglichkeit einer neuen Behandlungsmethode
mit Proteinen an.
Menschliches EPO wird zur Kategorie der Proteine gerechnet,
und es liegt ein starkes Bedürfnis vor, ein Verfahren
zur Verabreichung von menschlichem EPO anders als durch
Injektion zu entwickeln. Bis jetzt wurde jedoch noch nicht
über die erfolgreiche Verabreichung von menschlichem EPO
anders als durch Injektion berichtet.
Daher wurden Versuche unternommen, bei denen anämischen Tieren
menschliches EPO in die Nasenhöhle verabreicht wurde. Überraschenderweise
wurde das so verabreichte menschliche EPO in hohen
Dosen resorbiert und erwies sich als wirksam in der Behandlung
von Anämie.
Die vorliegende Erfindung stellt daher ein neues nasal
verabreichbares Arzneimittel zur Behandlung von
Anämie zur Verfügung.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein nasal verabreichbares
Arzneimittel zur Behandlung von Anämie, das gekennzeichnet
ist durch einen Gehalt an menschlichem EPO als
Wirkstoff. Insbesondere betrifft die Erfindung ein derartiges
Arzneimittel, bei dem das
menschliche Erythropoietin und ein grenzflächenaktives Mittel
in einem wäßrigen und/oder nicht-wäßrigen Medium vorliegen.
Das in dem erfindungsgemäßen Arzneimittel enthaltene
menschliche EPO ist als ein in Spuren vorkommender physiologisch wirksamer Stoff definiert, der das Wachstum, die
Differenzierung und die Reifung von Erythroblasten-Stammzellen
zu Erythrozyten steuert. Daher umfaßt der hier verwendete
Begriff "menschliches EPO" nicht nur natürlich vorkommende
Formen des menschlichen EPO, sondern auch seine
Derivate und Analoga, die die vorgenannte biologische Wirkung
aufweisen.
Das im erfindungsgemäßen Arzneimittel als Wirkstoff enthaltene
menschliche EPO kann auf verschiedene Weise hergestellt
werden. Beispielsweise kann menschliches EPO aus
normalem menschlichen Urin oder aus dem Urin oder Plasma
(einschließlich Serum) von an aplastischer Anämie leidenden
Patienten erhalten werden (T. Miyake et al., J.B.C., 252
(1977) Seite 5558; J.P. Lewin et al., J. Lab. Clin. Med.,
66 (1965), Seite 987). Menschliches EPO kann beispielsweise
auch aus Gewebekulturen von menschlichen Nierenkrebszellen
(JA-OS Nr. 55790/1979), aus menschlichen Lymphoblasten-
Zellen, die die Fähigkeit zur Bildung von menschlichem EPO
aufweisen
(JA-OS Nr. 40411/1982) und aus einer durch Zellfusion
einer menschlichen Zellinie erhaltenen Hybridomakultur
gewonnen werden. Menschliches EPO kann auch durch gentechnologische
Verfahren hergestellt werden, indem man mit einer
messenger RNA (mRNA), die für die Aminosäuresequenz des menschlichen
EPO codiert, eine rekombinante DNA herstellt
und diese DNA in einer geeigneten Wirtszelle exprimiert,
beispielsweise einem Bakterium (z.B. E. coli), einer Hefe,
oder einer Pflanzen- oder Tierzellinie (siehe beispielsweise
Sylvia, L. H.; Proc. Natl. Acad. Sci., USA, 81 (1984)
Seite 2708). Es stehen verschiedene tierische Zellinien
als Wirtszellen zur Verfügung, aber von Menschen oder
Säugetieren stammende kultivierte Zellinien sind bevorzugt.
Beispiele sind COS-Zellen, Chinese-Hamster-Ovary (CHO)-
Zellen und Maus-C-127-Zellen. Jede Art von menschlichem
EPO, das nach diesen Verfahren hergestellt wurde, ist für
die vorliegende Erfindung wertvoll, solange es die Entwicklung
zu reifen Erythrozyten mit genügendem Sauerstofftransport
ermöglicht, welche dann zur Behandlung von malignen
Anämien eingesetzt werden können.
Die verabreichte Menge des menschlichen EPO's hängt
vom Zustand des Patienten ab. Bei parenteraler Gabe (i.v. oder i.m.)
können Präparate mit einem Gehalt von 0,1 bis 500 µg
menschlichem EPO, vorzugsweise 5 bis 100 µg, 1 bis 7 mal
pro Woche verabreicht werden. Bei der intranasalen Verabreichung
liegt die verabreichte Menge menschlichen EPO's
jedoch etwas höher als bei der Injektion.
Erfindungsgemäß verwendbare grenzflächenaktive Mittel sind
solche, die die Resorption von menschlichem EPO durch die
Nasenschleimhaut verbessern. Zu solchen grenzflächenaktiven
Mitteln gehören Gallensalze, wie Natriumcholat oder
Natriumtaurocholat; kationische Mittel, wie Benzalkoniumchlorid
oder Benzethoniumchlorid; anionische Mittel, wie
Polyoxyäthylenalkyläthersulfate (beispielsweise Natriumpolyoxyäthylenlauryläthersulfat)
und Alkylsulfate (beispielsweise
Natriumlaurylsulfat); nicht-ionische Mittel,
wie Sorbitanfettsäureester (beispielsweise Sorbitanmonostearat,
Sorbitanmonooleat und Sorbitansesquioleat),
Glycerinester von fettsäuren (beispielsweise Glycerylmonostearat, Sorbitanmonooleat und Sorbitansesquioleat),
Glycerinester von Fettsäuren (beispielsweise Glycerylmonostearat
und Glycerylmono9oleat) oder Polyoxyäthylensorbitanfettsäureester
(beispielsweisePolyoxyäthylensorbitanmonooleat);
amphotere Mittel, wie Imidazolinbetaine, und
Phospholipide, wie Phosphatidylcholin.
Die Menge des grenzflächenaktiven Mittels liegt gewöhnlich
im Bereich von 0,001 bis 10 % Gewicht/Volumen
und vorzugsweise bei 0,01 bis 1 % Gewicht/Volumen, wobei
die Menge von dem jeweils verwendeten grenzflächenaktiven
Mittel abhängt. Die Menge wird im allgemeinen so niedrig wie
möglich gehalten, da oberhalb eines bestimmten Spiegels keine
weitere Verbesserung der Resorption erreicht wird und auch
ein zu hoher Spiegel des grenzflächenaktiven Mittels eine
Reizung der Nasenschleimhaut verursachen kann.
Beispiele von erfindungsgemäß verwendeten wäßrigen Medien
sind Wasser, physiologische Kochsalzlösung oder Pufferlösungen.
Zu den Beispielen für nicht-wäßrige Medien gehören höhere
aliphatische Säurester, wie Äthyloleat; Alkohole, wie
Äthanol, Benzylakohol, Propylenglykol, Polyäthylenglykol oder Glycerin;
Pflanzenöle, wie Olivenöl, Sesamöl, Sojabohnenöl, Kamelienöl,
Maisöl, Rapsöl oder Erdnußöl; Mineralöle, wie Paraffin,
Lanolin oder Petrolatum; Dimethylformamid (DMF) oder Dimethylsulfoxid
(DMSO).
Solche wäßrigen oder nicht-wäßrigen Medien können entweder
allein oder im Gemisch in Form einer Lösung, einer Suspension,
einer Emulsion oder einer Salbe verwendet werden,
wenn sie zur Verabreichung auf die Nasenschleimhaut geeignet sind.
Die erfindungsgemäßen Präparate können auch andere Zusätze,
wie Stabilisatoren, adsorptionsverhindernde Mittel und
Konservierungsmittel enthalten. Zu den Beispielen solcher
Stabilisatoren und adsorptionsverhindernder Mittel gehören
Proteine, wie Albumine oder Gelatine; Monosaccharide,
wie Tetrosen (beispielsweise Erythrose oder Threose),
Pentosen (beispielsweise Arabinose, Xylose, Ribose, Lyxose,
Ribulose oder Xylulose), Hexosen (beispielsweise Glucose,
Galactose, Mannose, Talose, Fructose, Sorbose, Tagatose
oder Psicose), Heptanosen oder Octanosen; Oligosaccharide,
wie Disaccharide (beispielsweise Maltulose, Maltose, Cellobiose,
Gentiobiose, Melibiose, Lactose, Turanose, Sophorose,
Trehalose, Isotrehalose, Saccharose oder Lactulose),
Triosen (beispielsweise Maltatriose, Cellotriose, Manninotriose,
Panose, Planteose oder Raffinose) und Tetraosen
(beispielsweise Stachyose, Cellotetraose oder Scorodose);
Desoxysaccharide, wie Desoxyribose, Rhamnose, Fucose,
Quinovose, Tyvelose ocer Colitose; Aminozucker, wie
Glucosamin, Galactosamin, Mannosamin, Gulosamin oder Kanosamin;
Uronsäuren, wie Glucuronsäure, Galacturonsäure,
oder Mannuronsäure, Lactone solcher Uronsäuren; Cyclite
wie Inosit, Quercit oder Bornesit; Zuckeralkohole,
wie Glycerin, Erythrit, Adonit, Arabit, Mannit, Sorbit,
Galactit, Sedoheptit oder Perseit, und deren Derivate, beispielsweise
Anhydride; Polysaccharide, wie Dextran oder
Cellulose; anorganische Salze wie Natriumchlorid oder
Kaliumphosphat; organische Salze, wie Citrate oder Acetate;
Aminosäuren, wie Glycin oder Alanin; schwefelhaltige Reduktionsmittel,
wie Glutathion oder Natriumthiosulfat und
Polyäthylenglykol. Zu den Beispielen für Konservierungsmittel
gehören Benzoesäure, Natriumbenzoat, p-Hydroxybenzoesäureester,
Chlorbutanol, Kresol oder Phenol.
Gewünschtenfalls können die erfindungsgemäßen Präparate
in Gelform formuliert werden, indem man Gel-Grundstoffe, wie
Cellulosederivate, natürliche Gummi, Vinyl-Polymere oder
Acrylsäure-Polymere, zusetzt.
Die erfindungsgemäßen Präparate können in verschiedener
Weise auf die Nasenschleimhaut aufgebracht werden. Bei einer
geringen Viskosität können die erfindungsgemäßen Präparate
durch Träufeln oder Versprühen auf die Nasenschleimhaut aufgebracht
werden. Bei einer höheren Viskosität können sie
direkt aus einer Tube oder mit Hilfe einer Applikationsvorrichtung,
die in die Nasenhöhle eingeführt wird, und
die eine bestimmte Menge des Präparates enthält, verabreicht
werden.
Herstellung von menschlichem Erythropoietin aus Urin
Schritt 1: Teilreinigung aus menschlichem Urin
Urin von an aplastischer Anämie leidenden Patienten wird
gemäß dem Verfahren von T. Miyake et al. (J.B.C., 252
(1977) S. 5558) behandelt: 1. Entsalzen an einer Sephadex®
G50 Säule, 2. Adsorption an DEAE-Cellulose in einem
Batch-Verfahren, 3. Ausfällen mit Äthanol und 4. Chromatographie
an einer DEAE-Agarose-Säule. Mit Hilfe dieser Verfahren
wird eine teilweise gereinigte Form des menschlichen
EPO aus Urin erhalten.
Das teilweise gereinigte menschliche EPO aus Urin wird in
einer 24 % Propanol enthaltenden (Wako Pure Chemical Industries, Ltd.)
0,1prozentigen Trifluoressigsäure (TFA) (Alderich
Chemical Co., Inc.)-Lösung gelöst und die Lösung durch
HPLC an einem Hitachi Modell 638-50 gereinigt. Die Absorption
im UV-Bereich bei 280 nm und 220 nm wird zur Bestimmung
verwendet.
Schritt (2): Umkehrphasenchromatographie
Die erhaltene Probe wird auf eine YMC-C8 Säule
(6 mm × 30 cm, hergestellt von Yamamura Chemical Co., Ltd.)
aufgetragen, mit einer 24% n-Propanol enthaltenden 0,1prozentigen
TFA-Lösung equilibriert und die Säule dann mit der gleichen
Equilibrierungslösung eluiert. Nach der Elution der nicht
absorbierten Fraktionen wird zur Elution der aktiven Fraktionen
die Konzentration an n-Propanol auf 26 % erhöht. Die
die EPO-Aktivität enthaltenden Fraktionen werden gesammelt
und durch Ultrafiltration mit Centricon-100 (Handelsname
vom Amicon) auf 0,1 bis 0,2 ml konzentriert.
Schritt (3): Hochleistungs-Molekularsieb-Chromatographie
Die konzentrierte Probe wird auf eine TSK-G3000 SW-Säule
(7,8 mm × 60 cm, hergestellt von Toyo Soda Manufacturing
Co., Ltd.) aufgetragen, mit einer 26% n-Propanol enthaltenden
0,1prozentigen TFA-Lösung equilibriert und die Säule dann
mit der gleichen Equilibrierungslösung eluiert. Die EPO-
Aktivität enthaltende Peaks werden bei Positionen erhalten,
die Molekulargewichten von 25 000 bis 30 000 entsprechen.
Die aktiven Fraktionen werden gesammelt und gefriergetrocknet.
Die Fraktionen haben eine spezifische Aktivität
von etwa 9 × 104 Einheiten/mg.
Die spezifischen Aktivitäten der in den Schritten (1) bis
(3) erhaltenen Proben sind in Tabelle I enthalten.
Testverfahren: Gemäß dem Verfahren von N.N. Iscove et al.,
J. Cell. Physiol. 83 (1974), S. 309.
Herstellung von aus CHO-Zellen stammendem menschlichem EPO
Ein Plasmid mit der für die Aminosäuresequenz von menschlichem
EPO codierenden DNA-Sequenz wird in Chinese-Hamster-Ovary-
Zellen (CHO-Zellen) exprimiert; vgl. japanische
Patentveröffentlichung Nr. 281862/1984 (angemeldet
am 27. Dezember 1984) mit dem Titel "Vektor harboring
accessory DNA for the transformation of eukaryotic cells"
beschrieben. Nachstehend folgt eine Zusammenfassung der
Verfahren.
Die DNA eines lambda-HEPOFL-13 Clons mit der für die Aminosäuresequenz
von menschlichem EPO codierenden DNA-Sequenz, die aus menschlichen
fötalen Leberzellen stammt, wird mit EcoRI verdaut. Das kleine
EcoRI-Fragment, das die für die Aminosäuresequenz von menschlichem
EPO codierende DNA-Sequenz enthält, wird
in die EcoRI-Stelle des Plasmids RKI-4 eingefügt. Mit dem
Plasmid werden dann DHFR-negative CHO-Zellen transformiert.
Die transformierten CHO-Zellen
werden in einem alpha-Medium ohne Nucleinsäuren gezüchtet.
Zellen, die minestens ein DHFR-Gen enthalten, werden
selektioniert und für die Herstellung von menschlichem EPO
eingesetzt. Die Konzentration von Methotrexat im Medium
wird dabei in steigendem Maße erhöht. Das menschliche EPO
im Überstand der am Schluß erhaltenen Kultur weist eine
Aktivität von 20 Einheiten/ml auf. Die das menschliche EPO
enthaltende Kulturlösung wird gegen physiologische Kochsalzlösung
mit 0.1 % BSA dialysiert und für den folgenden
Versuch verwendet.
Die in den Referenzbeispielen 1 und 2 erhaltenen menschlichen
Erythropoietine werden intranasal 1 Woche lang in
unterschiedlichen Dosen pro Tag Ratten mit Shibata-Nierenentzündung
und Mäusen mit einem Lewis-Lungenkarzinom verabreicht.
Die Zahl der Erythrozyten steigt an und kehrt dann
auf den normalen Spiegel zurück. Im Verlauf der Verabreichung
von menschlichem EPO sind keine toxischen Symptome
bei den Tieren zu beobachten.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Claims (3)
1. Nasal verabreichbare Arzneimittel zur Behandlung
von Anämie, gekennzeichnet durch
einen Gehalt an menschlichem Erythropoietin als Wirkstoff.
2. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das menschliche Erythropoietin und ein grenzflächenaktives
Mittel in einem wäßrigen und/oder nichtwäßrigem
Medium vorliegen.
3. Arzneimittel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß es zusätzlich einen Gel-Grundstoff enthält.
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