DE3615035C2 - Neue Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Verfahren zur Bekämpfung von Küchenschaben - Google Patents
Neue Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Verfahren zur Bekämpfung von KüchenschabenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine neue Verwendung von Schädlingsbekämpfungs
mitteln und Verfahren zur Kontrolle von
Schaben unter Verwendung von dem (S)-(+) Enantiomer von Hydroprene.
Hydroprene ist Ethyl (2E,4E)-3,7,11-trimethyl)-2,4-dodecadienoat. Es ist
bekannt, daß Hydroprene eine Juvenilhormonwirkung (JH-Wirkung) auf Insekten,
z. B. auf Schaben wie Blattella germanica hat (siehe z. B. J. Econ Entom.
(1975) 68 46-48).
Das C-7 Kohlenstoffatom von Hydroprene ist asymmetrisch; demnach existiert
ein R und ein S Enantiomeres dieser Verbindung. J. Agric. Food Chem. (1978)
26 542-550 berichtet über vergleichende Versuche der JH-Wirkung zwischen
(S)-(+) Hydroprene, (R)-(-) Hydroprene und racemischem Hydroprene auf
Aedes Aegypti, Galleria mellonella, Tenebrio molitor, Musca domestica und
Heliothis virescens. Diese Versuchsergebnisse zeigten, daß das (S)-(+)
Enantiomeres ungefähr die zweifache Wirkung des Razemates auf diese Insekten
arten aufweist.
Es wurde jetzt überraschenderweise gefunden, daß (S)-(+) Hydroprene eine
im Vergleich zu Hydroprene unerwartet ausgeprägte JH-Wirkung auf Schaben
ausübt.
Ein Aspekt der Erfindung ist demnach ein Verfahren zur Kontrolle von Schaben,
welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man eine die Reproduktion von Schaben
hemmende Menge von (S)-(+) Hydroprene an deren Lebensraum appliziert.
Der hierin verwendete Begriff (S)-(+) Hydroprene bezieht sich auf Hydroprene,
das wesentlich mehr als 50 Gewichts % des (S)-(+) Enantiomeres enthält.
Vorzugsweise enthält das Hydroprene überwiegend (S)-(+) Hydroprene. Mehr
bevorzugt enthält das Hydroprene weniger als 10, insbesondere weniger als
5 Gewichts-% des (R) Enantiomeres und ist insbesondere praktisch frei
von (R) Enantiomer (d. h. enthält weniger als 2 Gewichts-% des (R) Enantiomeres.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist die Verwendung eines Schädlingsbekämpfungsmittels
enthaltend
- a) (S)-(+) Hydroprene
- b) einen Verdünner und
- c) falls der Verdünner ein Lösungsmittel ist, mindestens eines der Hilfs mittel gewählt aus der Reihe bestehend aus einem Treibmittel, einer oberflächenaktiven Substanz und einem Verdickungsmittel
(im folgenden erfindungsgemäße Mittel zur Kontrolle von Schaben).
Der hierin verwendete Begriff Verdünner bezieht sich auf flüssiges oder festes
in der Landwirtschaft akzeptables Material, das einem Wirkstoff zugegeben
werden kann, um ihn in eine leichter oder besser applizierbare Form zu
bringen. Er umfaßt Träger und Lösungsmittel und kann Calciumcarbonat,
Talk, Ton, Diatomeenerde, Harze (wie Polyvinylchloride, Polyesterurethane,
Ethylen-urethane, Ethylen-vinylacetate, Polypropylene, Polyethylene), Xylol,
ein Lösungsmittel auf Basis von Petroleum (wie Ligroin, Benzin, Naphtha oder
Kohlenwasserstoffe wie Pentan, Hexan, Oktan), einen Alkanol wie Isopropanol,
einen chlorierten Kohlenwasserstoff (wie CH₂Cl₂, CH₃CH₃), einen Glykolmono
alkylether, Wasser usw. bedeuten.
Der Begriff Treibmittel bezieht sich auf ein in der Landwirtschaft akzeptables
Flüssiggas, das unter Selbstdruck steht, in einem mit einem Ventil versehenen
Behälter, der ein Schädlingsbekämpfungsmittel enthält, und den Inhalt des
Behälters hinausdrückt bei der Öffnung des Ventils.
Der Begriff oberflächenaktive Substanz bezieht sich auf ein in der Landwirt
schaft akzeptables Material, welches dem Schädlingsbekämpfungsmittel Emulgier
barkeit, Verteilungsfähigkeit, Benetzbarkeit, Dispergierbarkeit oder andere
die Oberflächeneigenschaften verändernden Eigenschaften verleiht.
Der Begriff Verdickungsmittel bezieht sich auf ein in der Landwirtschaft
akzeptables Material, welches die Viskosität einer Flüssigkeit erhöht.
(S)-(+) Hydroprene kann nach bekannten Methoden, aus dem Razemat oder durch
Synthese aus einem optisch aktiven Ausgangsprodukt erhalten werden.
(S)-(+) Hydroprene besitzt eine einmalige Kombination von Eigenschaften,
die ihm eine im Vergleich zu anderen Juvenilhormonen außergewöhnliche
Effektivität gegenüber Schaben verleihen.
Es ist persistent im Lebensraum von Schaben. Es ist genügend flüchtig um
sich von einer Fläche nach einer anderen zu verlagern und somit in Schaben
unterschlüpfe einzudringen, sich darin zu verteilen und für sich dort befind
lichen Schaben zugänglich zu bleiben. Überdies hat (S)-(+) Hydroprene,
nebst für Juvenilhormone charakteristischen Eigenschaften die Fähigkeit,
Sterilität bei Schaben zu induzieren. Diese Eigenschaft ist essentiell
für eine effektive Schabenbekämpfung. Schließlich ist das Wirkungsniveau
von (S)-(+) Hydroprene sehr hoch. Aufgrund seiner dem razemischen
Hydroprene überlegenen Wirkung ist (S)-(+) Hydroprene wirtschaftlicher im
Gebrauch und weniger kontaminierend für Nahrungsmittel und Wohngebiete als
das Razemat.
So wurde in Laborversuchen festgestellt, daß praktisch reines (S)-(+)
Hydroprene die Reproduktion von Blattela germanica bei einem Verteilungsniveau
von einigen wenigen Mikrogramm pro Quadratmeter hemmt. Höhere Mengen können
zur Kontrolle von anderen Schabenarten wie Periplaneta americana oder Blatta
orientalis erforderlich sein. Auch werden für den gewerblichen Gebrauch höhere
Mengen eingesetzt als im Labor. Je nach Lebensraum der Schaben, Schabenart,
Art der Applikation variiert die Verteilungsmenge von (S)-(+) Hydroprene
bei gewerblicher Anwendung zweckmäßig zwischen 0,3 mg bis 40 mg/m², vorzugs
weise zwischen 3 mg bis 30 mg/m².
(S)-(+) Hydroprene wird zweckmäßig in einer für die Schabenkontrolle
geeignete Zubereitungsform appliziert. Beispiele solcher geeigneten
Zubereitungen sind Aerosole (in Aerosolflasche oder Verneblungsmittel),
Schabenköder, Stäubemittel, emulgierbare Konzentrate, Fertigspritzmittel,
ULV-Lösungen und andere Verteilersysteme wie Aromascheiben oder Streifen,
die den Wirkstoff allmählich frei geben; solche Zubereitungen können analog
zu bekannten Methoden hergestellt werden. Die erfindungsgemäßen Zubereitungen
werden zweckmäßig zu dem Lebensraum der Schaben appliziert, dieser Lebensraum
umfaßt Wohnräume, Orte, wo Nahrung aufbewahrt oder hergestellt wird, und
Industrieanlagen.
Zwecks Anwendung von (S)-(+) Hydroprene in Aerosolform, wird der Wirkstoff
zweckmäßig mit einem harmlosen, flüchtigen Lösungsmittel und einem Treib
mittel formuliert.
Beispiele geeigneter, flüchtiger Lösungsmittel sind chlorierte Alkane wie
CH₂Cl₂ oder 1,1,1-Trichlorethan.
Beispiele geeigneter Treibmittel sind Alkane mit niedrigem Siedepunkt wie
Propan, Butan oder fluorierte Kohlenwasserstoffe.
Zwecks Anwendung von (S)-(+) Hydroprene in Sprayform, z. B. als emulgierbares
Konzentrat oder Fertigspritzmittel, wird der Wirkstoff zweckmäßig mit einem
Emulgiermittel und einem Lösungsmittel formuliert.
Beispiele geeigneter Emulgiermittel sind Sorbitol, Fettsäureester, poly
ethoxylierte Fettsäureester von Alkoholen oder Phenolen, Calciumdodecylbenzoat.
Beispiele geeigneter Lösungsmittel sind aromatische Kohlenwasserstoffe wie
Xylol.
Feste Zubereitungen wie Stäubemittel oder Pulver enthalten (S)-(+) Hydroprene
und einen festen Träger.
Beispiele geeigneter feste Träger sind Calciumcarbonat, Diatomeenerde, Ton.
(S)-(+) Hydroprene kann auch in einer festen Formulierungsform aus der der
Wirkstoff aus einem festen Träger evaporiert, z. B. in der Form von Aroma
scheiben und Streifen, insbesondere in letzterer Form verwendet werden. Solche
Formulierungsformen enthalten (S)-(+) Hydroprene, ein Polymer und vorzugsweise
einen Plastizierer.
Beispiele geeigneter Polymere (Harze) sind Polyvinylchlorid, Polyethylen,
Polyurethan, Polypropylen, Acryle, Nylon, insbesondere Polyvinylchlorid.
Für die Anwendung von (S)-(+) Hydroprene in Köderform wird der Wirkstoff
zweckmäßig mit einem Nahrungsmittel formuliert.
Beispiele von Nahrungsmitteln, die sich für die Anwendung in solchen Ködern
eignen, sind Maismehl, Hundefutter, Maissirup usw.
(S)-(+) Hydroprene kann auch in Form von Mikrokapseln verwendet werden. Solche
Mikrokapseln sind zweckmäßige vom Gelatin- oder Nylon-Typus; Zubereitungen
in Mikrokapsel-Form enthalten zweckmäßig in Verdickungsmittel wie Xanthan.
Die (S)-(+) Hydroprene Formulierungen gemäß der Erfindung können weitere
Additive wie UV-Stabilisatoren, Wärmestabilisatoren, Antioxydationsmittel
und Pigmente enthalten. Sie können auch konventionelle Insektizide wie
organische Phosporverbindungen und Pyrethroide enthalten, um anfänglich eine
"Knockdown"-Wirkung bei einem Teil der Schaben oder bei anderen sich am
Applikationsort befindlichen Insekten zu erzielen. Sie werden nach bekannten
Methoden hergestellt. Geeignete Zubereitungen gemäß der Erfindung enthalten
zweckmäßig von 0,01 bis 80 Gewichtsprozent an (S)-(+) Hydroprene.
Aerosole enthalten zweckmäßig 0,01 bis 10 Gewichts-% emulgierbare
Konzentrate und ULV-Lösungen von 0,3 bis 80 Gewichts-%, Fertigspritzmittel
von 0,1 bis 10 Gewichts-% und Schabenköder oder Streifen 1 bis 15 Gewichts-%
an (S)-(+) Hydroprene.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele erläutert. Teile sind
Gewichtsteile.
Verneblungsgeräte enthaltend resp. 15 mg und 45 mg (S)-(+) Hydroprene,
formuliert gemäß den Formulierungsbeispielen 1A und 1B werden in einen Raum
von 85 m³ entladen. Während der Entladung sind im Raum Zigarettenpapiere
und drei verschiedene Substrate (behandelte Vinylfliese, Glas und
unbestrichenes Sperrholz) auf je 1,8 m, 2,7 m und 3,7 m des Verneblungs
gerätes aufgestellt. Man wartet 20 Minuten, bis der Nebel sich nieder
geschlagen hat, und entfernt dann die Papiere und Substrate. Die Papiere
werden extrahiert und die Extrakte analysiert zwecks Bestimmung der (S)-(+)
Hydroprene-Menge (in µg/m² Substrat) auf den drei angegebenen Distanzen.
Nach Entfernung aus der Verneblungskammer werden die Testsubstrate in Labor,
bei Raumtemperatur, gestellt. Innerhalb von einer Stunde nach der Entfernung
werden je 10 bis 12 Schabenlarven (Blattela germanica im 5. bis 6. Stadium)
in Käfigen eingesperrt, die je eines der behandelten Substrate enthält. In
jedem Käfig wird Ernährung, Wasser und Unterschlupf bereitgestellt.
Die Käfige werden während den ersten 10 Tagen täglich überwacht. Während
dieser Periode wird nötigenfalls Ernährung und Wasser nachgefüllt. Die
Schaben, die sich während dieser 10 Tage zu dem Erwachsenenstadium häuten,
werden entfernt und vernichtet (Schaben, die sich in den letzten 10 Tagen
des letzten Entwicklungsstadium vor der Häutung befinden, sind nicht
empfindlich für eine JH-Wirkung).
Nach Ablauf dieser 10 Tagesperiode werden die Käfige weiter alle 7 bis 14
Tage untersucht und die folgenden Beobachtungen werden aufgezeichnet:
Die Gesamtzahl der überlebenden Schaben.
Das Entwicklungsstadium (Adult oder Larve) von jeder Schabe.
Geschlecht von allen Adulten.
JH-Wirkung auf Adulten, falls beobachtet.
Werden Ootheca getragen.
Die Lebensfähigkeit der abgeworfenen Ootheca.
Produzierte F₁-Nachkommen.
Die abschließenden Beobachtungen werden in der 12 Woche nach der 10-tägigen
Periode der Nachbehandlung registriert.
Auf Basis von diesen Kriterien wird die gesamte JH-Wirkung bestimmt.
Die gesamte JH-Wirkung von (S)-(+) Hydroprene war signifikant besser als
jene vom Razemat, welches als Standard verwendet wurde. Von besonderer
Bedeutung ist das Ergebnis betreffend der Gesamtzahl der produzierten F₁
Larven und der Zahl der von jeder weiblichen Schabe produzierten F₁ Larven,
die sich paaren können und Junge produzieren können. Diese reproduktions
kontrollierende Wirkung von (S)-(+) Hydroprene erwies sich etwa 7 mal ausge
prägter als jene des Razemates.
Reihenverdünnungen von (S)-(+) Hydroprene und razemischem Hydroprene in Aceton
werden auf Glas- und Sperrholzplatten aufgetragen (durch Tröpfeln der Test
lösung von einer Spritze). Die Platten werden als Böden für Testkäfige
verwendet. Jeder Käfig bietet Unterschlupf und enthält Ernährung, Wasser
und 50 Larven (4. Stadium) von Blattela germanica. Die Käfige werden während
etwa 2 Monate auf 27°C gehalten, bei einem Tageslichtzyklus von 16 Stunden
und 50%iger relativen Feuchtigkeit. Die Kontrolle-Effizienz wird bestimmt
und basiert auf morphologische Effekte und die Fähigkeit einer 100% Reproduk
tionshemmung. In diesen Versuchen erlaubte (S)-(+) Hydroprene eine 100%ige
Reproduktionskontrolle bei einer Verteilung von 0,1 µg/cm², während die
niedrigste Verteilung von razemischem Hydroprene die eine 100%ige Kontrolle
erlaubte µg/cm² Glas und 1 µg/cm² auf Sperrholz ergab.
Claims (12)
1. Verwendung eines Schädlingsbekämpfungsmittels enthaltend
- a) (S)-(+)Hydroprene
- b) einen Verdünner und
- c) falls der Verdünner ein Lösungsmittel ist, mindestens eines der Hilfsmittel gewählt aus der Reihe bestehend aus einem Treibmittel, einer oberflächenaktiven Substanz und einem Verdickungsmittel,
zur Kontrolle von Schaben.
2. Verwendung gemäß Anspruch 1, wobei das Mittel von 0,01 bis
80 Gewichts-% an (S)-(+) Hydroprene enthält.
3. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 2 wobei das
Mittel in Aerosolform vorliegt.
4. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 2 wobei das
Mittel in Sprayform vorliegt.
5. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 2 wobei das
Mittel in fester Form vorliegt.
6. Verwendung gemäß Anspruch 5 wobei das Mittel in Köderform
vorliegt.
7. Verwendung gemäß Anspruch 5 worin der Verdünner des Mittels
ein Polymer ist und welcher zusätzlich noch einen
Plastizierer enthält.
8. Verfahren zur Kontrolle von Schaben, dadurch gekennzeichnet,
daß man eine die Reproduktion von Schaben hemmende Menge von
(S)-(+) Hydroprene an deren Lebensraum appliziert.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verteilung von (S)-(+) Hydroprene in diesem Lebensraum im
Bereich von 0,3 bis 40 mg/m² liegt.
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 8 oder 9, worin (S)-(+)
Hydroprene in Aerosol- oder Sprayform appliziert wird.
11. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 8 oder 9, worin (S)-(+)
Hydroprene durch Evaporation von einem festen Träger
appliziert wird.
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