DE3614601C2 - Verfahren und Mittel zur Bekämpfung des Springwurms Sparganothis pilleriana - Google Patents

Verfahren und Mittel zur Bekämpfung des Springwurms Sparganothis pilleriana

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    • A01N37/00Biocides, pest repellants or attractants, or plant growth regulators containing organic compounds containing a carbon atom having three bonds to hetero atoms with at the most two bonds to halogen, e.g. carboxylic acids
    • A01N37/02Saturated carboxylic acids or thio analogues thereof; Derivatives thereof

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Description

Der sogenannte Springwurm ist die Raupe eines zu den Wicklern gehörenden Kleinschmetterlings, Sparganothis pilleriana, der als Schädling in den europäischen Weinanbaugebieten zwar sporadisch auftritt, aber besonders in Spanien, Frankreich, Österreich, Ungarn, Schweiz und Deutschland ört­ lich große Schäden verursachen kann (BALACHOWSKY, 1966, Entomologie appliquèe à l′Agriculture Vol II/1, 617-631).
Die adulten Falter fliegen abends und nachts im Juli bis August umher, tagsüber sind sie im Reblaub verborgen.
Die Raupe überwintert und bohrt die jungen Knospen an; kurz nach dem Aus­ trieb sind zerfressene und zusammengesponnene Blätter zu beobachten. Triebe und Gescheine werden angefressen und knicken ein. Es können sich ganze Blattnester bilden, in deren Innern sich eine einzige Raupe befin­ det. Sie bewegt sich ruckartig ("Springwurm") und gleitet bei Störungen an Fäden zu Boden. Nach einer Entwicklungszeit von etwa 40 bis 50 Tagen erfolgt die Verpuppung; nach weiteren 12 bis 18 Tagen schlüpfen die Falter.
Bei starkem Auftreten bleiben Kümmerwuchs und erhebliche Ernteverluste nicht aus; auch die Holzreife wird durch die verminderte Blattfläche nachteilig beeinflußt.
Die Bekämpfung des Springwurms ist aufgrund seiner versteckten Lebens­ weise nicht einfach. Zwar können in befallenen Anlagen (Schaden oder beob­ achtete Eiablage im Herbst) die Reben beim Austrieb mit Gelbspritzmitteln scharfstrahlig abgespritzt werden, um die überwinternden Jungraupen zu treffen.
Zur Sommerbekämpfung werden bisher insektizide Wirkstoffe aus der Gruppe der Phosphorsäureester und Pyrethroide eingesetzt. Sämtliche derartige Produkte haben jedoch den Nachteil, daß sie keine selektive Wirkung zeigen und in vielen Fällen auch warmblütertoxisch sind.
Eine zuverlässige Methode zur Erkennung des Auftretens dieses schädlichen Schmetterlings oder eine selektive Bekämpfungsmethode waren aber bisher nicht bekannt und damit eine gezielte Bekämpfung nicht möglich.
Es ist an sich bekannt, daß bei Schmetterlingen von paarungsbereiten weiblichen Tieren Sexuallockstoffe (= Pheromone) erzeugt und in die Um­ gebung ausgeschieden werden; männliche Schmetterlinge derselben Art können dann mit Hilfe dieses Riechstoffes die Weibchen auffinden.
Sogenannte Pheromonfallen, bestückt mit synthetischen Sexuallockstoff­ ködern, werden in potentiellen Befallsgebieten ausgehängt. Der Fallenfang von männlichen Faltern erbringt den Nachweis des Auftretens des Schäd­ lings. Außerdem lassen sich Hinweise zur Befallstärke und auf den richti­ gen Zeitpunkt der Bekämpfung ableiten.
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, Sexuallockstoffe im Pflanzenschutz anzuwenden:
  • - durch - wie gesagt - Ausbringung von Lockstoff-Fallen zum Nachweis eines Schädlings in einer bestimmten Region und zur Überwachung des Populationsverlaufes.
  • - durch Kombination eines Lockstoffes mit insektiziden Wirkstoffen. Es besteht die Möglichkeit, dem Köder/der Falle, Insektizide zuzusetzen oder aber nur in unmittelbarer Umgebung der Falle zu behandeln. Damit dann der größte Teil der aus weiter Entfernung angelockten männlichen Falterbevölkerung abgetötet werden (Abfangtechnik). Die Biotopbela­ stung ist auf ein vertretbares Maß reduziert.
  • - durch das Verfahren der Luftraumsättigung mit Sexuallockstoffen oder ähnlich wirkenden Substanzen. Die männlichen Schmetterlinge werden am Auffinden der Weibchen gestört und somit die Paarung der Tiere ver­ hindert. In diesem Fall wird im gesamten Bereich der zu schützenden Pflanzenkultur eine größere Menge des Lockstoffes gleichmäßig im Luftraum verteilt, so daß die Männchen überall die Gegenwart des Duftstoffes empfinden können und ihr normales Orientierungsverhalten gestört ist.
Selbst bei dieser letztgenannten Verfahrensweise der Anwendung von Sexuallockstoffen werden nur verhältnismäßig kleine Mengen der Wirkstof­ fe, welche oft nur Bruchteile der üblichen Dosen der klassichen Insekti­ zidwirkstoffe entsprechen, benötigt. (Birch (ed.): Pheromones North Holland Publ. Co., 1974).
Es handelt sich dabei um eine äußerst selektive, untoxische Bekämpfungs­ methode unter größtmöglicher Schonung der Nicht-Zielorganismen, insbeson­ dere der Nützlinge.
Es wurde nun gefunden, daß Zubereitungen, die E 9-Dodecenol (I) und wenigstens eine der Verbindungen E 11-Tetradecenylacetat (II) und/oder Z 11-Tetradecenylacetat (III) und gegebenenfalls andere, z. T. synergistisch wirkende Substanzen wie z. B. E 9-Dodecenylacetat, Dodecylacetat oder Tetradecylacetat enthalten, einen wirksamen Lockstoff zur Anwendung der vorgenannten Methoden auf Spargano­ this pilleriana darstellen.
Gegenstand der Erfindung sind somit Mittel zur Anlockung oder zur Ver­ wirrung der männlichen Tiere der Art Sparganothis pilleriana, die einen Gehalt an Verbindung I, Verbindung II und/oder Verbindung III aufweisen.
Die Verbindung I ist schon als Lockstoff für männliche S. pilleriana be­ schrieben (SAGLIO et al. 1977 C.R. Acad. Sci. Ser. D. 284, 2007-2010) aber die Wirkung ist gering. Auch eine Mischung von I mit E 9-Dodecenyl­ acetat wies nur geringe Atraktivität im Freilandexperiment auf (ROEHRICH 1977), INRA Moutfavet, 18-19).
Verbindungen II und III sind aktive Pheromonkomponenten für eine Reihe anderer Schmetterlingsarten (KLASEN et al. 1983 Chemical Attrac­ trants in integrated pest management programs) (WEGLER Chemistry of insect pheromones 1981). Überraschenderweise sind sie jeweils für sich zusammen mit I hochwirksam.
Alle zur Benutzung bei der Erfindung benötigten Stoffe sind bekannt und können auch - außer aus den natürlichen Duftquellen der Schmetterlinge - leicht synthetisch in der erforderlichen Reinheit gewonnen werden.
E 11-Tetradecenylacetat ist beispielsweise nach Roelofs Synthese (canad. Entomol. 103 1741 (1971)) leicht zugänglich.
Aus Tetradecin-11-ol-1 kann durch Partialhydrierung mit Lindlarkatalysa­ toren und anschließender Acetylierung auch Z 11-Tetradecenylacetat erhal­ ten werden (NESBITT, Insect Biochem 6, 105 1976; BESTMANN, Tetrahedron Lett. 605. 1978).
Zur erfindungsgemäßen Formulierung des Wirkstoffs kommen sowohl flüssige wie auch feste Präparationen in Frage. Als Lösungsmittel kommen hochsie­ dende, aromatische, aliphatische oder cycloaliphatische Verbindungen in Betracht. Neben Kohlenwasserstoffen eignen sich Ester, Ether oder Ketone besonders gut. Typische Vertreter dieser Klassen sind z. B. : Xylol, Methylnaphthaline, Paraffinöle, Cyclohexanon, Ethylglykolacetat, Isopho­ ron und Dibutylphthalat. Diese Lösungsmittel können allein oder in Mi­ schungen mit anderen Komponenten Verwendung finden. Die den Verbindun­ gen I bzw. II entsprechenden gesättigten C₁₂-Ester und deren Homologe sind besonders geeignete Formulierungshilfsmittel und können als Syner­ gisten angesehen werden, da sie die Wirkung von I bzw. II verstärken.
Weiterhin können Lösungen in pflanzlichen, tierischen oder synthetischen Ölen oder Fetten und anderen verdunstungshemmenden Lösungsmitteln mit niedrigem Dampfdruck (wie z.B. Dioctylphthalat) zum Zwecke der Wirkungs­ verlängerung hergestellt werden.
Des weiteren ist es möglich, den Wirkstoff in oder an natürliche oder synthetische feste Träger wie Gummi, Kork, Zellulose, Kunststoffe, ge­ mahlene Kohle, Holzmehl, Silikate, Bimskies, gebrannten Ton oder ähnliche feste Trägerstoffe zu binden oder in speziellen Kapselformulierungen oder Kunststoffbehältern einzusetzen, um so eine gleichmäßige Abgabe an die Luft über längere Zeiträume hinweg zu erreichen. Außerdem kann der Wirk­ stoff aus geeigneten Behältern (Kapillaren oder anderen Gefäßen) durch enge Öffnungen zur Verdunstung gebracht werden, wodurch über längere Zeiträume hinweg besonders gleichmäßige Duftkonzentrationen erzielt wer­ den, sowie aus mehrschichtigen Kunststoffplättchen, sogenannten Flakes.
Der Gehalt dieser Zubereitungen an Wirkstoff kann innerhalb weiter Gren­ zen schwanken. Generell kann das Verhältnis Wirkstoff : Zusatzstoff z. B. im Bereich von z. B. 10 : 1 bis 1 : 10³ liegen. In Kapselformulierungen oder anderen geeigneten Behältern kann z. B. der Wirkstoff in reiner, unver­ dünnter Form angewendet werden und sein Gewichtsanteil, bezogen auf die Gesamtformulierung, sehr hoch sein und bis zu 90% betragen. Im allge­ meinen genügen jedoch sehr geringe Wirkstoffkonzentrationen in den Zube­ reitungen, um die gewünschte Wirkung auf Lobesia-Männchen auszuüben. Be­ vorzugt ist ein Mengenverhältnis Wirkstoff : Zusatzstoff von 1 : 3 bis 1 : 10².
Man kann den Wirkstoff auch in vergleichsweise hohen Konzentrationen ausbringen, um die Männchen durch Desorientierung und Konfusion an der Paarung zu hindern. Für diese Methode eignen sich am besten Formulierun­ gen mit schwerflüchtigen Zusatzstoffen, die den Wirkstoff protrahiert abgeben, wie Gummi, Zellstoff, Wachse, Polymerisate oder verdunstungs­ hemmende, schwerflüchtige Öle oder Paraffine, sowie Formulierungen in Kapseln oder anderen Behältern (Kapillaren), die den Lockstoff entweder durch ihre Wandung oder durch enge Öffnungen abgeben. Die Wirkstoffkon­ zentration liegt hier im allgemeinen im Bereich von 10 : 1 bis 1 : 10³.
Freilanduntersuchungen in potentiellen Befallsgebieten von Sparganothis pilleriana belegen die biologische Funktion der beanspruchten Pheromon­ komponenten.
Zu diesem Zweck wurden Gummiträger mit den aufgeführten Duftstoffmischun­ gen imprägniert und in Fallenkörpern vom Deltatyp mit Klebefläche pla­ ziert. In festgelegten Zeitintervallen erfolgte die Auswertung durch Auszählen der in den Pheromonfallen gefangenen Sporganothis-Männchen. Die Experimente wurden im Juli und August 1984 in Ungarn in mehrfacher Wie­ derholung durchgeführt.
Die Fallenfangexperimente bestätigen die Bedeutung von E 9-Dodecenol in Kombination mit anderen Wirkstoffen.
Die Resultate sind in den Tabellen 1 und 2 zusammengefaßt.
Dabei bedeutet:
12-Ac = Dodecylacetat
14-Ac = Tetradecylacetat
E 9-12-Ac = E 9-Dodecenylacetat
Tabelle 1
Pheromonkombination in Mikrogramm/Gummiträger
Tabelle 2

Claims (4)

1. Mittel zur Bekämpfung des Springwurms Sparganothis pilleriana, enthaltend E 9-Dodecenol (I) und mindestens eine der Verbindungen E 11-Tetradecenylacetat (II) und/oder Z 11-Tetradecenylacetat (III).
2. Mittel nach Anspruch 1, enthaltend I und II und/oder III und mindestens eine der Verbindungen E 9-Dodecenylacetat und Do­ decylacetat.
3. Mittel nach Anspruch 1, enthaltend (I), (II) und/oder (III) im Gewichtsverhältnis von 1 (I) : 1000 (II bzw. III) bis 10 : 1.
4. Verfahren zur Bekämpfung des Springwurms Sparganothis pille­ riana, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3 in Verbindung mit einem Insektizid an­ wendet.
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