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Insektenlockstoff für die Kirschblütenmotte Argyresthia
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ephippiella Bei der Suche nach neuen, insbesondere unweltschonenden
Methoden der Schädlingsbekämpfung haben seit einigen Jahren die Insektenlockstoffe
(Pheromone) steigendes Interesse gefunden. Ihr Vorteil auf dem Cebiet des Pflanzenschutzes
liegt in ihrer außergewöhnlichen Selektivität, die jeweils nur auf eine einzige
Art, allenfalls auf eine eng begrenzte Zahl von Arten gerichtet ist, andere Arten
dagegen unbeeinflußt läßt.
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Mit Hilfe von Pheromonen ist es daher möglich, eine bestimmte Schädlingsart
gezielt zu bekämpfen, ohne das ökologische Gleichgewicht mehr als nötig zu storen.
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Pheromone werden von zahlreichen Insekten ausgeschieden und üben auf
andere Individuen derselben Spezies eine bestimmte Signaiwirkung aus. Insbesondere
gilt dies für die Sexualphero.mone, die von den Weibchen einer Insektenart produziert
erden, um die Männchen derselben Spezies zum Zweck der Kopulation anzulocken. Dieses
Phänomen kann man sich bei der Schädlingsbekämpfung auf dreierlei Weise zunutze
machen: 1. durch Auslegung von i)uftködern, die über weite Strecken hinweg die Männchen
einer Schädlingsart anlocken, so daß sie an Ort und Stelle mit herkömmlichen Mitteln
gezielt vernichtet werden können ("Abfangtechnik");
2. durch flächenmäßige
AusbringunQ von relativ hohen Konzentrationen des Pherornons, wodurch die zu bekämpfende
Insektenpopulation des orientiert und an der Kopulation gehindert wird (Konfusionstechnik");
3. durch Auslegung von Fallen zur ermittlung der Besatzdichte einer Schädlingsart
in einem bestimmten Gebiet und damit des günstigsten Zeitpunktes für eine Bekämpfung
mit konventionellen Methoden ("Monitortechnik").
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Die Kirschblütenmotte Argyresthia ephippiella ist ein Schädling der
Kirsche, dessen Bedeutung in manchen Gebieten Mitteleuropas recht erheblich sein
kann Ew. Kotte: Krankheiten und Schädlinge im Obstbau und ihre Bekämpfung, Verlag
Paul Parey Berlin/Hamburg, 19587.
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Die Raupe friSt die Fruchtknoten der aufbrechenden Blüten, so daß
trotz reichlicher Blüte der Bäume die Erträge zurückgehen.
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Der Falter legt seine Eier vom Hochsommer bis in den Herbst hinein
versteckt in Rindenritzen, wo sie wegen ihrer Kleinheit nur schwer zu entdecken
sind. Deshalb sind Prognosen über das Auftreten des Schädlings nur schwierig und
von geübtem Personal erstellbar. Eine zuverlässige Methode zum einfachen Nachweis
des Schädlings vor Beginn der Populationsaufbaues zum Zweck der gezielten Be-Bekämpfung,
nach dem Prinzip der Pheromonwirkung fehlte bisher, da der Sexuallockstoff von Argyresthia
ephippiella nicht bekannt war. [H.H. Shrey, J.J. Mc Kelvey; Chemical Control of
Insect Behaviour, John Wiley u. Sons 1977, 414 s.7
Es ist Jedoch
bekannt, dap Sexuallockstoffe von Lepidopteren häufig aus einfachen Derivaten, insbesondere
Alkoholen, Aldehyden und Acetaten von Mono-bzw. Dienen mittlerer Kettenlänge bestehen.
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/Tetrahedron 33, 1845 ff. (197727.
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Um das, vorliegender Erfindung zugrundeliegende Problem zu lösen,
wurden deshalb in einem breit angelegten Screening-Versuch im Freiland eine Reihe
von aliphatischen Alkoholen, Acetaten und Aldehyden auf ihre selektiven Lockeigenschaften
für Argyresthia ephippiella getestet.
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Dabei zeigte sich, daß Z(11)-Hexadecenal
selektiv und hochspezifisch die männlichen Falter von Argyresthia ephippiella anlockt.
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Die Wirkung von Z(ll)-Hexadecenal als Pheromon war bisher ausschließlich
bei 2 Arten aus der Reihe der NSctuiden bekannt . Beroza: Pest Management with Insect
Sex Attractans, ACS Symposium Series 23, 1976 bzw. H.H. Shorey u. J.J. Mc Kelevey:
Chemical Control of Insect Behavior, John Wiley u. Sons, 1977, 414 5.7.
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Eine Wirkung auf Mitglieder der Argyrestidae - die in enger Verwandtschaft
zu den Hyponomeutidae stehen - war bisher unbekannt.
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Gegenstand der Erfindung sind somit Mittel zur Anlockung und Bekämpfung
von Argyresthia ephippiella, die gekennzeichnet zind durch einen Gehalt an Z(ll)-Hexadecenal.
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Z(ll)-Hexadecenal ist eine bekannte Verbindung, die sich gemäß der
Literatur herstellen läßt g.J. Bestmann et al., Chem. Ber. 111, 248 (l978)7.
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Zur anwendungsgerechten Formulierung des Wirkstoffs kommen sowohl
flüssige 410 auch feste Präparationen in Frage. .'ls Lösungsmittel kommen hochsiedende,
arorbatische, aliphatische oder cycloaliphatische Verbindungen in Betracht. Neben
Kohlenwasserstoffen eignen sich Ester, Steher oder Ketone besonders gut. Typische
Vertreter dieser Klassen sind z.B.: Xylol, tiethylnaphthaline, Paraffinöle, Cyclohexanon,
Ethylglykolacetat, Isophoron und Dibutylphthalat. Diese Lösungsmittel können allein
oder in Mischungen mit anderen Komponenten Verwendung finden.
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Weiterhin können Lösungen in pflanzlichen, tierischen oder synthetischen
Oelen oder fetten und anderen verdunstungshemmenden Lösungsmitteln mit niedrigem
Dampfdruck (wie z.B. Dioctylphthalat) zum Zwecke der Wirkungsverlängerung hergestellt
werden.
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Des weiteren ist es möglich, den Wirkstoff in oder an natürliche oder
synthetische feste Träger wie Gummi, Kork, Zellulose, Kunststoffe, gemahlene Kohle,
Holzmehl, Silikate, Bimskies, gebrannten Ton oder ähnliche feste Tragerstoffe zu
binden oder in speziellen Kapselformulierungen oder Kunststoffbehältern einzusetzen,
um so eine gleichmäPige Abgabe an die Luft über längere Zeitraur.c hinweg zu erreichen.
Außerdem kann der Wirkstoff aus geeigneten Behältern (Kapillaren oder anderen Gefäßen)
durch enge Oeffnungen zur Verdunstung gebracht werden, wodurch über längere Zeiträume
hinweg besonders gleichmäßige Duftkonzentrationen erzielt werden.
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Der Gehalt dieser Zubereitungen an wirkstoff kann innerhalb weiter
Grenzen schranken. Generell kann das Verhältnis Wirkstoff : Zusatzstoff im Bereich
von 10 : 1 bis 1 : 106 liegen. In Kapselforrnulierungen oder anderen geeigneten
Behältern kann z.B. der Wirkstoff in reiner, unverdünnter Form angewendet werden
und sein Gewichtsanteil, bezogen auf die Gesamtformulierung, sehr hoch sein und
bis zu 90 % betragen. Im allgemeinen genügen jedoch sehr geringe Wirkstoffkonzentrationen
in den Zubereitungen, um eine Lockwirkung auf Argyresthia ephippiella-Männchen auszuüben.
Bevorzugt ist ein Mengenverhältnis Wirkstoff : Zusatzstoff von 1 : l 000 bis 1 :
106.
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Die erfindungsgemäßen Mittel können in verschiedener Weise angewendet
erden. Z.B. kann man Fallen auslegen, die mit einer Formulierung desselben imprägniert
sind. Hierdurch kann man die genaue Populationsdichte von Argyresthia ephippiela
bestimmen und, sobald diese eine kritische Grenze erreicht hat, eine Bekämpfung
mit konventionellen Methoden durc1-führen.
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Für diese Diethode-eignen sich am besten Formulierungen mit schwerflüchtigen
Zusatzstoffen, die den Wirkstoff protahiert abgeben, wie Cummi, Zellstoff, Wachse,
Polymerisate oder verdunstungshem;nende, scherflüchtige Oele oder Paraffine, sowie
Formulierungen in Kapseln oder anderen Behältern (Kapillaren), die den Lockstoff
entweder durch ihre Wandung oder durch enge Oeffnungen abgeben. Die Wirkstoffkonzentration
liegt hier im allgemeinen im Bereich von 1 : 1 000 bis 1 : 106.
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Man kann ferner den Wirkstoff mit einem Kontakt- oder Fraßinsektizid
kombinieren und auf diese Weise die angelocken Männchen direkt vernichten. Die Wirkstoffkonzentrationen
liegen hierbei in der gleichen Größenordnung wie oben.
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Schlieplich kann man den Wirkstoff auch in vergleichsweise hohen Konzentrationen
ausbringen, um die Männchen durch Desorientierung und Konus ion an der Paarung zu
hindern. Hierfür werden im allgemeinen Formulierungen mit höheren Wirkstoffgehalten
(10 : l bis 1 : 1000) eingesetzt.
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Die Erfindung wird durch folgende Screening-Versuchsreihe belegt:
Leimfallen mit eingelegten Guinmiködern von je ca. 500 mg Gewicht, die mit jeweils
1 mg einer Prüfsubstanz imprägniert waren, worden in einem von Agyresthia ephippiellabefallenen
Obstbaugelände ausgehängt.
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Insgesamt 177 verschiedene Prüfsubstanzen aus der Reihe der ein- oder
mehrfach ungesättigten Alkohole mit 10 bis 18 C-Atomen, deren Acetate sowie der
entsprechenden Aldehyde wurden auf diese Weise auf ihre anlockende Wirkung gegenüber
A-ephippiella geprüft. Nach Abschluß der Versuchsreihe war das Ergebnis wie folgt:
Tabelle Prüfsubstanz Tiere / Falle z (11) -Hexadecenal 54 176 andere 0