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Insektenlockstoff für die Frühlingseule Orthosia
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incerta Bei der Suche nach neuen, insbesondere umweltschonenden Methoden
der Schädlingsbekämpfung haben seit einigen Jahren die Insektenlockstoffe (Pheromone)
steigendes Interesse gefunden. Ihr Vorteil auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes liegt
in ihrer außergewöhnlichen Selektivität, die jeweils nur auf eine einzige Art, allenfalls
auf eine eng begrenzte Zahl von Arten gerichtet ist, andere Arten dagegen unbeeinflußt
lädt.
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Mit Hilfe von Pheromonen ist es daher möglich, eine bestimmte Schädlingsart
gezielt zu bekämpfen, ohne das ökologische Gleichgewicht mehr als nötig zu stören.
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Pheromone werden von zahlreichen Insekten ausgeschieden und üben auf
andere Individuen derselben Spezies eine bestimmte Signalwirkung aus. Insbesondere
gilt dies für die Sexualpheromone, die von den Weibchen einer Insektenart produziert
werden, um die Männchen derselben Spezies zum Zweck der Kopulation anzulocken. Dieses
Phänomen kann man sich bei der Schädlingsbekämpfung auf dreierlei eise zunutze machen:
1. durch Auslegung von Duftködern, die über weite Strecken hinweg die Männchen einer
Schädlingsart anlocken, so daß sie an Ort und Stelle mit herkömmlichen Mitteln gezielt
vernichtet werden können ("Abfangtechnik");
2. durch flächenmäßige
Ausbringung von relativ hohen Konzentrationen des Pheromons, wodurch die zu bekämpfende
Insektenpopulation desorientiert und an der Kopulation gehindert wird ("Konfusionstechnik");
3. durch Auslegung von Fallen zur Ermittlung der Besatzdichte einer Schädlingsart
in einem bestimmten Gebiet und damit des günstigsten Zeitpunktes für eine Bekämpfung
mit konventionellen Methoden ("Monitortechnik").
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Die Frühlingseule Orthosia incerta (= Monima incerta, = Amathes incerta)
ist ein allgemein verbreiteter Obstbaumschädling, dessen Raupen Blätter und Früchte
der verschiedensten Stein- und Kernobstarten durch Frap schädigen. Die Eier, aus
denen die Raupen schlüpfen, werden von den Faltern im Frühjahr an den verschiedensten
Stellen in der Baumkrone oder im Bodenbereich abgelegt. Eine zuverlässige Methode
zur Prognose des Raupenschlupfes, die ggf. eine gezielte Bekämpfung der Schädlinge
ermöglichen würde, war bisher nicht bekannt.
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Hierzu bietet sich der Nachweis des Falters durch Sexual-Pheromon-Fallen
an,der es in einfacher Weise erlaubt, die Anwesenheit des Falters festzustellen
und über die Fallenfänge einen Hinweis über Befallstärke und Zeitpunkt der Bekämpfung
zu gewinnen L Jacobson, M.; Insect-Sex-Pheromones, Academic Press, New York/London
19727.
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Der Sexuallockstoff von Orthosia incerta war bisher aedoch nicht bekannt.
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Es ist jedoch bekannt, daß die Pheromone von Lepidopteren vornehmlich
aus einfachen Derivaten, insbesondere Alkoholen, Acetaten und Aldehyden von Mono-
bzw. Dienen mittlerer Kettenlänge bestehen etrahedron 53, 1845 ff (197717.
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Um das vorliegender Erfindung zugrunde-liegende Problem zu lösen,
wurden deshalb in einem breit angelegten Screening-Versuch im Freiland eine Reihe
von aliphatischen Alkoholen, Acetaten und Aldehyden auf ihre selektiven Lockeigenschaften
für Orthosia incerta in beköderten Klebefallen getestet.
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Dabei zeigte sich, daß Z (9)-Tetradecenal
selektiv und hochspezifisch die männlichen Falter von Orthosia incerta anlockt.
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Bisher war eine anlockende Wirkung von Z(9>Tetradecenal ausschlieslich
bei einer in den Tropen lebenden Noctuide (Heliothis virescens = tobacco budworm)
bekannt geworden tRoelofs, W.L., Hill, A.S., Carde, R.T. Baker, T.C.
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Life Sci. (1974) ij, 1555 - 1562], eine Lockwirkung bei irgendeiner
anderen Lepidopteren-Art war jedoch bisher unbekannt.
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Gegenstand der Erfindung sind somit Mittel zur Anlockung und Bekämpfung
von Orthosia incerta, die gekennzeichnet sind durch einen Gehalt an Z(9)-Tetradecenal.
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Z(9)-Tetradecenal ist eine bekannte Verbindung, die sich gemäß Literaturangaben
herstellen läßt .J. Bestmann et al., Chem. Ber. 108, 3582 (1975); 109, 1964 (1976)7.
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Zur anwendungsgerechten Formulierung des Wirkstoffs kommen sowohl
flüssige wie auch feste Präparationen in Frage. Als Lösungsmittel kommen hochsiedende,
aromatische, aliphatische oder cycloaliphatische Verbindungen in Betracht. Neben
Kohlenwasserstoffen eignen sich Ester, Ether oder Ketone besonders gut. Typische
Vertreter dieser Klassen sind z.B.: Xylol, Methylnaphthaline, Paraffinöle, Cyclohexanon,
Ethylglykolacetat, Isophoron und Dibutylphthalat. Diese Lösungsmittel können allein
oder in Mischungen mit anderen Komponenten Verwendung finden.
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Weiterhin können Lösungen in pflanzlichen, tierischen oder synthetischen
Oelen oder Fetten und anderen verdunstungshemmenden Lösungsmitteln mit niedrigem
Dampfdruck (wie z.B. Dioctylphthalat) zum Zwecke der Wirkungsverlängerung hergestellt
werden.
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Des weiteren ist es möglich, den Wirkstoff in oder an natürliche oder
synthetische feste Träger wie Gummi, Kork, Zellulose, Kunststoffe, gemahlene Kohle,
Holzmehl, Silikate, Bimskies, gebrannten Ton oder ähnliche feste Trägerstoffe zu
binden oder in speziellen Kapselformulierungen oder Kunststoffbehältern einzusetzen,
um so eine gleichmäßige Abgabe an die Luft über längere Zeiträume hinweg zu erreichen.
Außerdem kann der Wirkstoff aus geeigneten Behältern (Kapillaren oder anderen Gefäßen)
durch enge Oeffnungen zur Verdunstung gebracht werden, wodurch über längere Zeiträume
hinweg besonders gleichmäige Duftkonzentrationen erzielt werden.
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Der Gehalt dieser Zubereitungen an Wirkstoff kann innerhalb weiter
Grenzen schwanken. Generell kann das Verhältnis Wirkstoff : Zusatzstoff im Bereich
von 10 : 1 bis 1 : 10g liegen. In Kapselformulierungen oder anderen geeigneten Behältern
kann z.B. der Wirkstoff in reiner, unverdünnter Form angewendet werden und sein
Gewichtsanteil, bezogen auf die Gesamtformulierung, sehr hoch sein und bis zu 90
% betragen. Im allgemeinen genügen jedoch sehr geringe Wirkstoffkonzentrationen
in den Zubereitungen, um eine Lockwirkung auf Orthosia incerta-Männchen auszuüben.
Bevorzugt ist ein Mengenverhältnis Wirkstoff : Zusatzstoff von 1 : 1 000 bis 1 :
106.
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Die erfindungsgemäßen Mittel können in verschiedener Weise angewendet
werden. Z.B. kann man Fallen auslegen, die mit einer Formulierung desselben imprägniert
sind. Hierdurch kann man die genaue Populationsdichte von Orthosia incerta bestimmen
und, sobald diese eine kritische Grenze erreicht hat, eine Bekämpfung mit konventionellen
Methoden durchführen.
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Für diese Methode eignen sich am besten Formulierungen mit schwerflüchtigen
Zusatzstoffen, die den Wirkstoff protahiert abgeben, wie Gummi, Zellstoff, Wachse,
Polymerisate oder verdunstungshemmende, schwerflüchtige Oele oder Paraffine, sowie
Formulierungen in Kapseln oder anderen Behältern (Kapillaren), die den Lockstoff
entweder durch ihre Wandung oder durch enge Oeffnungen abgeben. Die Wirkstoffkonzentration
liegt hier im allgemeinen im Bereich von 1 : 1 000 bis 1 : 106.
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Man kann ferner den Wirkstoff mit einem Kontakt- oder Fraßinsektizid
kombinieren und auf diese Weise die angelockten Männchen direkt vernichten. Die
Wirkstoffkonzentrationen liegen hierbei in der gleichen Gröpenordnung wie oben.
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Schlieplich kann man den Wirkstoff auch in vergleichsweise hohen Konzentrationen
ausbringen, um die Männchen durch Desorientierung und Konus ion an der Paarung zu
hindern.
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Hierfür werden im allgemeinen Formulierungen mit höheren Wirkstoffgehalten
(10 : 1 bis 1 : 1 000) eingesetzt.
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Die Erfindung wird durch folgende Screening-Versuchsreihe belegt:
Beispiel 1 Leimfallen mit eingelegten Gummiködern von je ca. 500 mg Gewicht, die
mit jeweils 1 mg einer Prüfsubstanz imprägniert waren, wurden in einem von Orthosia-incerta
befallenen Freigelände ausgehängt.
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Insgesamt 177 verschiedene Prüfsubstanzen aus der Reihe der ein- oder
mehrfach ungesättigten Alkoho3 mit 10 bis 18 C-Atomen, deren Acetate sowie der entsprechenden
Aldehyde wurden auf diese Weise auf ihre anlockende Wirkung gegenüber O.incerta
geprüft. Nach Abschluß der Versuchsreihe war das Ergebnis folgendes: Tabelle I
Prüfsubstanz Tiere Tiere / Falle |
Z (9) Tetradecenal 22 |
176 andere 0 |
Beispiel 2 In einer weiteren Versuchsreihe wurden Leimfallen mit eingelegten Gummiködern,
die mit unterschiedlichen Mengen von Z (9)-Tetradecenal beschickt waren, an geeigneten
Stellen in einer von O.incerta befallenen Fläche ausgehängt.
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Nach Ende einer jeden Woche wurden die gefangenen Exemplare ausgezählt.
Nach Beendigung des Versuchs war das Ergebnis wie folgt:
Tabelle
II mg Substanz/Köder gefangene Tiere/Falle (4 Wochen 10 25 3,2 17 1 12 0,32 17 0,1
5 0,032 0 Das Ergebnis zeigt klar, daß die Fangzahl mit steigenden Mengen der Prüfsubstanz
zunimmt.