DE35772C - Einrichtung an Niederdruck-Dampfkesseln zur Verhütung zu hohen Druckes - Google Patents

Description

KAISERLICHES

Bekanntlich bedürfen Dampfkessel keiner polizeilichen Concession, sobald sie mit einem" unverschliefsbaren Standrohr von nicht über 5 m Höhe und mindestens 8 cm Weite versehen sind, welches in den Wasserraum hinabreicht. Die genannte Standrohrhöhe entspricht, einem Dampfdruck von 0,5 at. Wird dieser Druck im Kessel überschritten, so wird das heifse Wasser aus dem Kessel zum Standrohr herausgedrückt, wodurch neben anderen Unzuträglichkeiten besonders der Nachtheil herbeigeführt werden kann, dafs leicht ein Erglühen und Durchbrennen der infolge des Wasserverlustes nun nicht mehr von Wasser bespülten Kesselwandtheile eintritt. Letzteres zu verhindern, d. h. die Kesselwandung stets bis zur erforderlichen Höhe mit Wasser bedeckt zu halten, sowie überhaupt dem Ueberschreiten des Maximaldruckes möglichst vorzubeugen, ist der Zweck der nachstehend beschriebenen Einrichtung.

Auf der Zeichnung zeigt Fig. 1 im Verticalschnitt einen Niederdruck-Dampfkessel mit dieser Regulirvorrichtüng; Fig. 2 ist ein Horizontalschnitt nach' x-y.

Der- Dampfraum des Kessels steht mit einem System elastischer Kapseln, welche denen der Aneroid - Barometer ähnlich sind, in Verbindung. Werden dieselben bei steigendem Dampfdruck aus einander gedrückt, so hebt sich der Stift a, der den Hebel b bewegt, an welchem mittelst der Stange d das durch Gegengewicht c ausbalancirte Tellerventil e hängt. Die elastischen Kapseln sind zweckmäfsigerweise mit Glycerin gefüllt, um dieselben vor Ueberhitzung zu schützen. Durch entsprechendes Einstellen des Gegengewichtes c kann die Vorrichtung so regulirt werden, dafs das Ventil bei jedem beliebigen Druck unter 0,5 at. in Thätigkeit tritt.

Sobald die zulässige/Druckgrenze im Kessel erreicht ist, schliefst das Ventil e durch Aufsitzen auf eine Sanddichtung den Luftzutritt zum Rost des Kessels ab, wodurch das Feuer gehemmt wird. Um nun gleichzeitig auch die durch das Herausdrücken des Wassers zum Standrohr blofsgelegten Theile der Kesselwandung wieder mit Wasser zu bedecken, ist auf dem Kesselwasser eine Schwimmerkugel g angeordnet, welche mittelst eines aus einem Rohrstück gebildeten Hebelarmes mit einer in der Kesselwandung abgedichteten, jedoch drehbar gelagerten Hohlwelle f verbunden ist. Das Innere der Kugel communicirt mit der freien Atmosphäre, und es bleiben daher im Innern der Kugel entstehende Spannungen ohne schädliche Wirkung. Beim Auf- und Abschwimmen der Kugel wird die Welle f somit nach der einen oder anderen Richtung gedreht. Die Welle f wirkt mittelst einer Kurbel oder eines Daumens oder dergleichen auf den Stift h, welcher beim Sinken des Wasserspiegels das mit der Wasserleitung oder dem Reservoir i in Verbindung stehende entlastete Ventil k öffnet, so dafs durch die beiden feingelochten Zweigrohre des Rohres / kaltes Wasser auf beiden Seiten in den Kessel eingespritzt wird. Dieses Wasser schlägt einerseits den im Kessel befindlichen Dampf nieder, wodurch also augenblicklich eine Druckver-

minderung entsteht und weiteres Austreten von Wasser durch das Standrohr vermieden wird, andererseits wird dem Kessel so lange frisches Wasser zugeführt, bis dasselbe in Verbindung mit dem infolge der Druckverminderung aus dem Standrohr zurückfallenden Wasser den Wasserspiegel wieder auf normale Höhe hebt, worauf der Schwimmer wieder das Ventil k schliefst.

Damit das durch das Standrohr herausgedrückte Wasser nicht verloren geht, wird am oberen Ende desselben zweckmäfsig ein offenes Gefäfs m angeordnet, aus welchem das Wasser bei abnehmendem Dampfdruck wieder in den Kessel zurücksinkt.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Bei Niederdruck-Dampfkesseln die gleichzeitige Anwendung der beim Ueberschreiten der zulässigen Druckgrenze die Luftzufuhr zur Kesselfeuerung mittelst Tellerventils e absperrenden elastischen Kapselsysteme und des durch den Schwimmer g beeinflufsten Einspritzrohres /, zu dem Zwecke, den zu hoch gespannten Dampf theilweise niederzuschlagen und dadurch den Dampfdruck momentan herabzumindern, sowie den infolge des Ueberdruckes gesunkenen Wasserspiegel wieder auf normale Höhe zu heben, um ein Durchbrennen der beim Austreiben des Wassers blofsgelegten Kesseltheile zu verhüten.