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Verfahren und Hilfsgerät zum Herstellen von Korbwandungen durch Blinde.
Während es für Blinde keine Schwierigkeiten macht, den Boden eines Korbes mitsamt
dem untersten Teil der Wandung, dem sogenannten »Einsatz«, in guter Ausführung zu
flechten, konnte die eigentliche Korbwandung durch den Blinden bisher nur in mangelhafter
Weise gefertigt werden. Wegen der Unmöglichkeit der jederzeitigen Nachprüfung durch
das Auge ergaben sich dabei unregelmäßige Rundungen und ungleichmäßige Korbweiten.
Ovale Körbe oder solche, bei denen es auf genaue Weite ankommt, wie z. B. Verpackungskörbe
für Flaschen u. dgl., konnten durch Blinde regelmäßig überhaupt nicht hergestellt
werden. Man hat versucht, diesen Mangel durch Verwendung von Modellkörben abzuhelfen,
deren Innenmaße dem Außenmaß des herzustellenden Korbes entsprechen und in den hinein
der zu flechtende Korb im Laufe seiner Herstellung zwecks Nachprüfung der richtigen
Weite und
Rundung wiederholt hineingestellt wird. Die Flechtarbeit
selbst kann dabei naturgemäß nur außerhalb des Modells vorgenommen werden. Durch
die Notwendigkeit des oftmaligen Hineinstellens und Herausnehmens des Arbeitsstückes
in den Modellkorb ergibt sich beträchtlicher Zeitverlust.
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Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren zur Herstellung von
Korbwandungen durch Blinde, das dadurch gekennzeichnet ist, daß Leitstangen in einer
die Umfangsgestaltung der Korbwandung bestimmenden Lage von oben in den Rand des
Bodens bzw. Korbwandungseinsatzes zwischen die von diesem aufsteigenden Weiden eingestoßen
werden, worauf die Korbwandung um. die Leitstangen herum aufgeführt wird und die
Stangen schließlich wieder aus dem Wandungseinsatz herausgezogen werden. Dabei bestimmt
das Stangengerüst ohne weiteres die genaue Weite, Gestaltung und Höhe der Wandung.
Es kann so vom Blinden mit Sicherheit gute Arbeit in den vorgestimmten Abmessungen,
und zwar bei verschiedenster Korbform und Größe geleistet werden. Die Arbeit geht
dabei dem Blinden schnell von der Hand, weil im Gegensatz zu den bekannten, mit
Modellkörben arbeitenden Verfahren im Laufe der Flechtarbeit irgendwelche Nachprüfung
entbehrlich wird. Die Arbeitsleistung des Blinden wird dadurch gleichzeitig gegenüber
den bekannten Verfahren auf mehr als das Doppelte gesteigert.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel eines Gerätes zur Ausführung
dieses Verfahrens dargestellt. Abb. z zeigt einen senkrechten Schnitt durch die
Vorrichtung, die dabei für das Flechten der Wandung eines unten und oben kreisrunden,
nach oben aber erweiterten Korbes gedacht ist.
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Abb.2 zeigt eine entsprechende Aufsicht. Auf dem. Arbeitsbrett a,
dessen hinteres Ende in der gewöhnlichen Weise auf dem Boden aufliegt und dessen
vorderes Ende der Korbmacher auf seine Knie auflegt, ist ein oben zugespitzter Dorn
b befestigt, über den von oben her der samt dem Einsatz fertiggestellte Korbboden
c mit seiner Mitte auf das Brett a aufgestoßen wird. Es wird dann ein Ständer d,
der unten eine achsiale Öffnung e aufweist, auf den Dorn b so aufgesetzt,
daß seine Füße f sich in das Geflecht des Korbbodens eindrücken. Der Ständer
e weist in seinem oberen Teil in gleichmäßigen Abständen eine größere Anzahl von
querdurchgehenden Löchern g auf, die zum Durchstecken eines Bolzens h dienen, der
in einer auf dem Ständer verschiebbaren Lagerscheibe i tierausziehbar angeordnet
ist. Auf dieser Lagerscheibe ruht ein Tragbrett k von ungefähr ovaler Gestalt, welches
zur Aufnahme von Streben m dient, die mit Bezug auf die Achse des Ständers d radial
auf dem Tragbrett k befestigt werden können. Zu ihrem Festhalten in solcher Lage
dient einerseits ein Winkelrahmen n, der mittels Flügelschrauben o und unter Festklemmen
der Streben in auf dem Tragbrett h befestigt werden kann. Zur Sicherung der Lagerung
der Streben m dienen anderseits die nahe deren innerem Ende angebrachten Zäpfchen
P, die in die entsprechenden Einbohrungen der Tragplatte h eingreifen. Letztere
besitzt außerdem noch andere in radialer Richtung zur Achse des Ständers d, aber
weiter auswärts liegende Löcher für die Zapfen p, die der Deutlichkeit der Zeichnung
halber in dieser weggelassen sind und es ermöglichen, die Streben m auf der Tragplatte
p weiter nach außen zu versetzen. Hiervon wird Gebrauch in der weiter unten näher
zu erläuternden Weise besonders gemacht, wenn Körbe von ovalem Querschnitt hergestellt
werden sollen, wobei die Streben entsprechend der Form des Ovales verschiedene Auslagen
erhalten müssen. Die Streben m weisen von innen nach außen fortschreitend eine Reihe
von Löchern q auf, die zum Durchstecken von oben mit Handgriffen y versehenen Stangen
s dienen. Die Tragplatte k wird auf ihrer Lagerscheibe i eingestellt und befestigt
durch einen Stift t, der durch eine senkrecht durchgehende Öffnung der Platte k
hindurchragt und wahlweise in entsprechende kreisförmig um den Ständer d angeordnete
Öffnungen der Lagerscheibe i hineingesteckt werden kann. Die Tragplatte k weist
auch auf der unteren Seite Zapfeneinsatzöffnungen u für die Zapfen P der Tragstreben
in auf, die entsprechend bei gleichzeitigem Umwechseln des Rahmens n auch auf der
unteren Seite der Platte befestigt werden können. Beispielsweise werden die Streben
m auf der oberen Seite der Platte p angeordnet, wenn es sich darum handelt, größere
Körbe von rundem und solche von ovalem Querschnitt herzustellen. Auf der Unterseite
der Tragplatte dagegen, wenn kleinere runde Körbe gefertigt werden° sollen, ergibt
sich für den Blinden ein leichteres und sichereres Arbeiten, als wenn sämtliche
Zapfenlöcher bzw. die Streben nur auf einer Seite der Platte k angeordnet werden.
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Wie schon angedeutet, wird zunächst der Korbboden ohne Benutzung des
Hilfsgerätes hergestellt, von der aufsteigenden Wandung v auch schon der untere
Teil, der sogenannte Einsatz, aus dem nach oben die Weiden emporragen, die nun mit
Hilfe des Gerätes miteinander verflochten werden sollen. Nachdem der Korbboden auf
den Dorn b gezogen und auf letzteren der Ständer d in der ebenfalls schon beschriebenen
Weise aufgesetzt ist, wird die Lagerscheibe i mittels des Dornes h entsprechend
der gewünschten Korbhöhe eingestellt. Es wird dann die Platte k auf die Lagerscheibe
i aufgesetzt, nachdem zuvor die Streben m auf der Tragplatte
p
in der geeigneten Weise eingestellt, worden sind. Wenn es sich, z. B. wie in der
Zeichnung, um Herstellung eines runden Korbes handelt, werden die Streben sn auf
gleichen Mittenabstand vom Ständer d eingestellt. Die Zahl der verwendeten Streben
entspricht dem oberen Umfang des herzustellenden Korbes derart, daß eine um so größere
Zahl S£reben notwendig wird, je größer der obere Korbumfang ist. Es wird nun in
gleichmäßigem, der oberen Korbweite entsprechendem Abstand vom Ständer
d durch das entsprechende Loch q jeder Strebe j e eine Leitstange s nach
unten- hindurchgeführt, so etwa, daß jede Stange zwischen zwei aufsteigenden Weiden
zu liegen kommt und zwischen je zwei Stangen noch eine aufsteigende Weide freibleibt.
Mit den zugespitzten unteren Enden werden die Stangen in den Rand des Korbbodens
an entsprechender Stelle eingestoßen. Nun kann die Flechtarbeit beginnen, nachdem
noch die Tragplatte k mit der Lagerscheibe i durch den Stift t verbunden
worden ist. Der Korbmacher dreht nun fortschreitend das ganze Gestell mit dem Korbboden
iun den Dorn c herum und verflicht dabei die aufsteigenden Weiden miteinander, um
das durch die Stangen s gebildete Gerüst herum, das dabei der Hand des Blinden sichere
Führung gibt.
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Soll bei gleicher Abmessung und Gestaltung des Bodens ein höherer
Korb hergestellt werden, so braucht die Lagerscheibe i nur entsprechend höher eingestellt
zu werden, wobei, wenn die Wandschrägung dieselbe bleiben soll, die Stangen s durch
weiter außen liegende Löcher der Streben »t hindurchgeführt werden müssen. Soll
bei gleichbleibender Abmessung und Gestaltung des Bodens sowie gleicher Korbhöhe
der obere Korbdurchmesser größer werden, so bedarf es ebenfalls nur der Durchführung
der Leitstangen durch weiter außen liegende Löcher der Streben m.. Soll der Korb
senkrechte Wandungen erhalten, so brauchen die Stangen nur in den Streben in einem
Abstand vom Ständer gelagert zu werden, der dem Durchmesser des Bodens entspricht.
Soll ein ovaler Korb hergestellt werden, so müssen die Streben auf ihrer Tragplatte
k in verschiedenem Grad so nach außen versetzt werden, daß ihre Außenenden ein Oval
begrenzen. Dabei können nach Belieben wieder senkrechte oder schräge Korbwandungen
hergestellt werden.
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So hat es der Blinde in der Hand, nach Wunsch die verschiedenartigsten
Korbgrößen und Formen, auch z. B. viereckige, zu fertigen. Ebensowenig wie die eigene
Flechtarbeit macht ihm dabei die Einstellung des Gerätes Schwierigkeiten. Er kann
z. B. leicht an der Oberflächenbeschaffenheit des Korbbodens die Korbmitte herausfinden
und auf den Dorn b aufstecken. Das Aufsetzen des Schaftes d auf letzteren macht
natürlich keine Schwierigkeiten, ebenso nicht das Einstellen der Lagerscheibe i
in beliebiger Höhe des Schaftes d, weil der Blinde die Höhe leicht durch Abgreifen
bzw. Abzählen der Schaftöffnungen g ermitteln kann. Das Einstellen der Streben min
radialer Richtung und in der gewünschten Auslage wird durch die Führungszapfen P
und die entsprechenden Öffnungen der Tragplatte k gewährleistet, entsprechend das
Einstellen der Stangen s im gewünschten Mittenabstand durch Abgreifen der Strebenlöcher
q; ähnlich geschieht das Einstecken der Stangen zwischen die aufsteigenden Weiden.
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Um die ganze Vorrichtung möglichst leicht hantierbar zu machen, können
die Einzelteile statt aus Holz und Eisen vorteilhaft aus Aluminium hergestellt werden.