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Verfahren zur.Herstellung eines Mischgases aus Leucht- und Wassergas.
Die Kohlennot der gegenwärtigen Zeit zwingt zu immer eingehenderen Maßnahmen, um
die hohle so wirtschaftlich als möglich auszunutzen. Hauptsächlich sind es die Gaswerke,
welche unter der mangelhaften Kohleiil)elicferung zu leiden haben, denn sie sind
auf hohlen angewiesen und können (liebe nicht durch irgendwelche andere Brennstoffe
ersetzen.
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Schon längst hat sich die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß sich die
in der Kohle enthaltene @'G ärinenienge am besten auf dem Wege über die Ent- und
Vergasung der Kohle ausnutzen und verteilen iäßt, weshalb es auch in vollawirtscliaftliclier
Beziehung von größter Bedeutung ist, die Herstellung von Lettcht-, Kraft- und Heizgas
nach Möglichkeit so zu vervollkommnen, daß der größte Nutzeffekt erreicht wird.
Als Endziel wird angestrebt, die zur Verfügung stehende Kohle restlos zu ent- und
vergasen. In den Generatoren scheint eine Art der Verwirklichung dieser Aufgaben
gelungen zu sein, aber a11 die vielen (':,asm-erlce, -welche Horizontal- oder Schrägretortenöfen
besitzen, müssen (labei beiseite stehen, denn die Retorten dieser Gaswerke sind
mir für Entgasung des aufgegebenen \laterials, nicht aber für Vergasung des entgasten
Materials bestiinint und eingerichtet. Seit neuester Zeit sind die vielfach angestellten
Versuche, auch in den horizontalen Retorten Wassergas- herzustellen, d. h. zu vergasen,
beglückt, je(loch konnte dieser Betrieb bis jetzt nicht stetig, sondern nur absätzig
durchgeführt werden. Auch nach den neuesten, noch nicht offenkundig gewordenen Verfahren
kann frühestens 2 Stunden nach erfolgter N euheiadung (ler Retorten mit der Dampfzuführung
zur l#Vassergasherstellung begnnnen werden. Die Ladeweise -war so, daß jedesinal
die ganze Retorte bis auf einen kleinen -zurückbleibenden Koksrest entleert und
dann wieder mit neuem Ladegut gefüllt wurde. Es wurde also der .Ofen nicht bloß
plötzlich abgekühlt, sondern auch mit der Herstellung von Wassergas mußte gewartet
werden, bis wieder die notwendigen Temperaturen vorhanden waren.
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Die Beheizung der Retorten war dabei derart, daß es nicht möglich
war, Tieftcinl>eraturteer zu erbalten, und in dein vordersten heißen Teil der Retorten
gingen meistens ganz beträchtliche I:Iengen der hochwertigen Bestandteile des Gases
durch >Jberhitzung und dadurch Zersetzung verloren. Das vorliegende neue Verfahren
vermeidet I 'icse Nachteile, dabei ist der bisher stark absätzige Betrieb in einen
stetigen (kontinuierlichen) Betrieb umgewandelt und die Beheizi#ng der Retorten
so geleitet, daß Tieftcmperaturteer erzeugt und vermieden wird, daß sich das entstandene
Gas im vorderen Teil der Retorte wieder zersetzt.
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An der Bauart der Retorte wird hierbei gar nichts geändert, sondern
jede normale Retorte gewöhnlicher Bauart kann ohne irgendwelche Änderung Verwendung
finden. Bedingung ist nur, daß die Retorte durchgehend und mit vorderen und hinteren
Mundsti-ickcn und Deckeln versehen ist. Außer-(lein ist am hinteren Mundstück, d.
h. an der Entleerungsseite, eine Dampfzuleitung angeor(liiet und am vorderen Mundstück,
d. h. an der Ladeseite, der Gasabzug.
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In der Zeichnung sind drei Ausführungsbeispiele zur Ausübung des neuen
Verfahrens schematisch dargestellt.
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Hier bezeichnet a die Retorte, b das vordere -Mundstück,
c den Gasabzug, d das hintere Mundstück, e die Dampfzuführung.
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Die Beladung der Retorte erfolgt in beliebig großen oder kleinen Absätzen
in der Art, rlaß mittels einer .geeigneten Maschine die in der Retorte befindliche
im Ver- und Entgasen begriffene Ladung ein beliebig großes oder kleines Stück weitergeschoben
und der vorn frei gewordene Teil der Retorte frisch geladen wird. Die neue Ladung
wird erst dann eingebracht, wenn die zuletzt aufgegebene bereits so viel Festigkeit
erreicht hat, (laß sie den Stoßdruck der Maschine aushält. Die dann in der Retorte
entstandene Lagerung der einzelnen Ladungen ist in =@bl). i angedeutet, wo die einzelnen
Ladungen mit i, 2, 3 usw. bezeichnet sind. Die Zahl der jeweils in der Retorte befindlichen
einzelnen Ladungen ist hierbei von 2 ab aufwärts nicht beschränkt und kann je nach
Belieben gewählt werden.
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Die heheizung der Retorte wird so gere"elt, (laß sie von der Ladeseite
zur Ausstoßseite, z. B. von der Schweltemperatur bis über i ooo° C: zunimmt. Dadurch
ist es mög-
lich, vorn Tieftemperaturteer zu gewinnen, während hinten in der
Retorte die Entgasung mit Erzeugung von Wassergas vor sich geht. Der ganze Betrieb
ist stetig (kontinuierlich), denn es wird fortgesetzt in der Retorte vergast und
entgast.
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Für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens
ist es von
größter Bedeutung, daß die Retorte nicht bei jeder Beschickung in ihrer ganzen Länge
abgekühlt wird, so wird eine wesentliche «Mehrleistung des Retortenofens bei gleicher
Unterfeuerung erzielt, bei angestellten Versuchen wurden über 40 Prozent Mehrleistung
ermittelt.
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Vorteilhaft ist gemäß Abb. 2 der Gaserzeugtuigsrauni mit einer unbeheizten
Verlängerung versehen. Um diese sind Kanäle f gelegt, welche von ,der Ober- oder
Unterluft des Ofens durchströmt werden. Dadurch kann dein in dieser Retortenverlängerung
zurückgebliebenen glühenden Koksrest noch ein großer Teil seiner fühlbaren Wärme
abgenonunen und nutzbar gemacht werden.
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Die Überhitzung des einströmenden Dampfes geschieht in ganz einfacher
Weise dadurch, daß dieser über den glühenden bzw. noch heißen Koksrest wegströmt.
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Gemäß Abb.3 kann an den Entgasungsraum ein weiterer Raum g angesetzt
sein, welcher die aus dem Entgasungsraum kornnienden Rückstände aufnehmen soll,
damit sie durch einen gasdichten Verschluß entfernt werden können. Der gasdichte
Abschluß ist hier dadurch geschaffen, daß der Raum ä in einem ZVasserbad da endigt.
Dies soll selbstverständlich nur eine der vielen niögiiclien Ausführungsformen dieses
gasdichten Verschlusses zeigen, der auch durch allerlei andere Mittel, wie Schieber
usw., hergestellt werden kann.
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Der Verlängerungsraum, welcher hier nun für einen Entgasungsraum gezeichnet
-ist, könnte auch so ausgebildet werden, daß er sämtliche Räume eines Ofens oder
eines ganzen Ofenblockes umfaßt.
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Was in vorstehendem für den horizontalen Entgasungsraum angegeben
ist, gilt sinngemäß auch für den schrägliegenden. Die Bezeichnung »Retorte« soll
die allgemeine Bedeutung »Ent= und Vergasungsraum« irgendwelcher Form und Konstruktion
haben, also Großkammern, Kleinkammern u. dgl. mit umfassen.
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Außer der schon obenerwähnten wirtschaftlichen Ausnutzung der in der
Feuerung erzeugten Wärme wird schon wegen des stetigen statt stark absätzigen Betriebes
eine wesentliche Leistungssteigerung bei Anwendung des neuen Verfahrens erreicht.
Denientsprechend zeigt auch die erzielte Gasausbeute einen bedeutenden Fortschritt
gegenüber dem bisher ausgeübten Verfahren. Be-.sonders wichtig ist jedoch, -daß
infolge des stetigen Betriebes und des Nebeneinandergeliens der 1?ritgasung und
der Vergasung ein Gas von außerordentlich gleichbleibender tin,1 in seinen Teilen
gut gemischter Beschaffenheit erzeugt wird.