DE3490030T1 - Verfahren zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten mit einer verzögerten Wirkstofffreigabe und einem hohen Wirkstoffgehalt - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten mit einer verzögerten Wirkstofffreigabe und einem hohen WirkstoffgehaltInfo
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- A61K9/2077—Tablets comprising drug-containing microparticles in a substantial amount of supporting matrix; Multiparticulate tablets
- A61K9/2081—Tablets comprising drug-containing microparticles in a substantial amount of supporting matrix; Multiparticulate tablets with microcapsules or coated microparticles according to A61K9/50
Description
VERFAHREN ZUR HERSTELLUNG VON PHARMAZEUTISCHEN PRÄPARATEN MIT EINER VERZÖGERTEN WIRKSTOFFREIGABE
UND EINEM HOHEN WIRKSTOFFGEHALT
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten mit einer
verzögerten Freigabe des Wirkstoffes und einem hohen Wirkstoffgehalt.
Die Vorteile der pharmazeutischen Präparate mit einer verzögerten Wirkung sind wohlbekannt
und ihre Anwendung wird immer mehr verbreitet. Auf diesem Gebiet der pharmazeutischen Industrie kann
eine rasche Entwicklung beobachtet werden. Mit Rücksicht auf die gegenüber derartigen Präparaten erhobenen
hohen Forderungen ist es jedoch noch nicht gelungen, eine universelle, für alle Wirkstoffe verwendbare
und alle Forderungen befriedigende Methode auszuarbeiten. Die Herstellung von Präparaten mit
einer verzögerten Wirkstoffreigäbe von Wirkstoffen
mit einer verhältnismäßig hohen therapeutischen Dosis stellt besonders schwere Probleme dar. Wegen der
begrenzten Größe der oralen festen pharmazeutischen Präparate / das Gewicht der Dosiseinheit kann im allgemeinen
nicht größer als 0,8 - 1,0 g sein /können
die bekannten Verfahren, nach welchen die Verzögerung der Wirkstoffreigäbe mit einer verhältnismäßig
großen Hilfsstoffmenge erreicht wird - die Hilfsstoffmenge
ist etwa dieselbe wie die Menge des Wirkstoffes - nicht oder nur in sehr begrenztem Umfang
Anwendung finden.
Im Falle einer verhältnismäßig hohen Einzeldosis von etwa 100-500 mg werden die pharmazeutischen
Präparate mit einer verzögerten Wirkstoffreigäbe vor allem in Form von Matrixtabletten hergestellt
Dies kann der Tatsache zugeschrieben werden, daß die am einfachsten schluckbaren pharmazeutischen Präparate mit einem geringsten spezifischen Volumen durch
Pressung hergestellt werden können.
Nach der US Patentschrift Nr. 2 895 881 werden bei der Herstellung von Matrixtabletten als die
Wirkstoffreigäbe verzögernde Hilfsstoffe im allgemeinen
Wachse oder fettartige Substanzen oder hydriertes Rizinusöl verwendet. Zu diesem Zweck können GIycerinmonostearat
(US Patentschrift Nr. 2 993 839), ein Gemisch aus Stearinsäure und Rizinusöl (US Patentschrift
Nr. 2 736 628) , Wachse, eine Mischung aus Wachsen und wasserunlöslichen Stoffen und ein
Gemisch von Wachsen und hydrophilen Polymeren (US Patentschriften Nr. 4 132 753, 3 402 240, 3 459
und 3 487 138) als Freigabeverzögerer verwendet werden. US Patentschriften Nr. 2 987 445 und 3 317
werden als die Wirkstoffreigäbe verzögernde HilfsStoffe
wasserunlösliche Polymere, Polyäthylen und Polymethylmethacrylat bzw. Polyvinylchlorid erwähnt
.
In der Fachliteratur werden außerdem die folgenden Substanzen als die Wirkstoffreigäbe ver-
-■*
zögernde Hilfstoffe offenbart: Gemische von Wachsen
und wasserunlöslichen Polymeren (US 3 965 256), Gemische aus in Wasser leichtquellenden und schleimbildenden Polymeren (US Patentschrift Nr. 3 065 143),
in wässrigem Medium miteinander Komlexe bildende Polymere,
Carbopol, ein Acrylsäurepolymer und Polyvinylpyrrolidon (US Patentschrift Nr. 3 458 622) und eine
Mischung aus Carbopol und Polyoxyäthylenglykol (US Patentschrift Nr. 3 634 584). In der britischen Patentschrift
Nr. 935 672 wird die Verwendung von Proteinderivaten, in der US-Patentschrift Nr. 3 062.720
die Verwendung von wasserunlöslichen Substanzen / z. B. Talk, Kalziumsulfat, Kalziumhydrogenphosphat
usw./ beschrieben. In der US Patentschrift Nr. 3 905 508 wird die Verwendung einer Mischung von
Talk, Äthylzellulose und einem Metallstearat offenbart.
Der Wirkstoffgehalt der in diesen Literaturstellen beschriebenen Matrixtabletten beträgt 10-70
Gew. %. Tabletten mit einer verzögerten Wirkstofffreigabe und einem höheren Wirkstoffgehalt können
nach diesen Methoden nur unter Anwendung von in wässrigem Medium verhältnismäßig schlecht löslichen Wirkstoffen
/ weniger als 1 % / hergestellt werden.
Nach den zitierten Patentschriften werden die Matrixtabletten durch herkömmliche Granulierungsmethoden
/ nasse oder trockene Granulierung / bzw. bei der Anwendung von fettartigen Substanzen
durch Schmelzen dieser Stoffe und Einarbeitung der Wirkstoffe in das flüssige Matrixmaterial hergestellt.
Ziel der Erfindung ist es, die obigen Nachteile der bekannten Methoden zu beseitigen und ein
Verfahren zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten mit vergrößerter Wirkstoffreigabe auszuarbeiten,
das für alle Wirkstoffe angewendet werden kann und einen hohen Wirkstoffgehalt sichert.
So betrifft die vorliegende Erfindung feste pharmazeutische Präparate mit verzögerter Wirkstofffreigabe,
die einen hohen Wirkstoffgehalt - über 80% besitzen und durch Pressen eines Gemisches von Partikeln
eines Wirkstoffes, der mit einem in einem wässrigen Medium unlöslichen Film überzogen ist und mindestens
eines im wässrigen Medium quellbaren Zerfallhilfsmittels
hergestellt werden. Die pharmazeutischen Präparate können auch weitere Hilfsstoffe /z.B.
Füllstoffe, Schmierstoffe und Gleitmittel usw. / enthalten. Es ist ein wesentliches Kennzeichen der
vorliegenden Erfindung, daß die kristallinen Partikel der Wirkstoffe in einer flüssigen Phase durch Mikroeinkapselung
überzogen werden. Die Freigabe des Wirkstoffes vom festen pharmazeutischen Präparat wird
durch die "Barrier-Wirkung" der wasserunlöslichen Matrixstruktur verzögert^ die beim Pressen aus dem
Film entsteht, der die kristallinen Partikel überzieht. Das in Wasser quellbare Zerfallhilfsmittel
lockert die Matrixstruktur und ermöglicht das Eindringen des auflösenden Mediums in die inneren
Schichten der Matrix. So erfolgt die Freigabe des Wirkstoffes innerhalb von etwa 8 Stunden, was für
die orale Absorption optimal ist. Die Freigabegeschwindigkeit kann gegebenenfalls durch eine Modifizierung der chemischen Zusammensetzung und der
Menge des filmbildenden Stoffes und des Zerfallhilf smittels geändert und auf den für die therapeutische
Anwendung optimalen Wert eingestellt werden. Es wurde festgestellt, daß auch bei in Wasser
leicht löslichen Wirkstoffen die Freigabegeschwindigkeit günstigerweise vermindert und die Freigabe
verzögert werden können, wenn auf die Wirkstoff- -Kristallteilchen zuerst durch Mikroeinkapselung in
flüssiger Phase ein wasserunlöslicher Überzug aufgebracht wird und die so erhaltenen Mikrokapseln dann
mit mindestens einem in Wasser quellbaren Zerfallhilfsmittel in Tabletten gepreßt werden. Das Zer->
fallhilfsmittel wird dabei in einer solchen Menge verwendet, daß .die Struktur der Tablette im wäßrigen
Medium gelockert wird, die Tablette jedoch nicht in einzelne Teilchen zerfällt.
Die Anwendung der Mikrokapsulierung zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten mit einer
verzögerten Wirkstoffreigäbe ist an sich bekannt. Nach den bekannten Verfahren ist in den meisten Fällen
die Anwendung einer verhältnismäßig hohen Menge des Wandmaterials zur Verzögerung der Wirkstoffauslösung
erforderlich. Nach der US Patentschrift Nr. 3 557 279 wird zur Herstellung von indomethacinhaltigen
Mikrokapseln mit einer geeigneten Auslösungsgeschwindigkeit eine dreifache Menge von Äthylzellulose
verwendet. Nach anderen Artikeln (Pharmazie /1976/j_0, 721-723 bzw. J. of Pharmacy and Pharmacology
/1976/,912-914) werden zur Verlangsamung der Auslösung von Chloramphenicol und Natriumphenobarbital
Mikrokapseln mit einem Verhältnis von Wirkstoff zu Äthylzellulose-Wandmaterial von 1:2, 1:1 oder 2:1 hergestellt.
Nach der US Patentschrift Nr. 3 909 444 wird der
Wirkstoff zuerst mit einem, in saurem Medium unlöslichen Polymer granuliert und die erhaltenen Granalien
mit einer Matrixstruktur werden mit Äthylzellulose überzogen.
Zwecks Beschützung der Intaktheit der Wand werden die Mikrokapseln im allgemeinen in Hartgelatinekapseln
abgefüllt oder in Suspension verwendet. Bei der Tablettierung dieser Mikrokapseln werden zur
Aufrechterhaltung der ursprünglichen Wirkstoffauslösungsgeschwindigkeit
spezielle Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
Nach der US Patentschrift Nr. 3 922 338 werden die Mikrokapseln mit einer großen Menge /1-1,5-fachen
Menge/ eines Füllstoffes verdünnt und in die mittlere Schicht einer aus drei Schichten bestehenden
Tablette mit Sandwich-Struktur eingearbeitet. Im Falle der Acetylsalicylsäure werden unter Anwendung
von Kristallen einer geeigneten Partikelgröße /0,15-0,8 mm/ und geeigneten Form /das Größenverhältnis
der Kanten der Kristallpartikeln beträgt höchstens 1:2:4/ die Mikrokapseln während der Pressung nicht
beschädigt und aus der rasch zerfallenden Tablette /Zerfallzeit weniger als 1 Minute/ wird der Wirkstoff
mit einer Geschwindigkeit von weniger als 70% innerhalb einer Stunde freigegeben /US Patentschriften
Nr. 3 488 418 und 3 524 910/. In diesem speziellen Falle ermöglichen die besonderen und vorteilhaften
Eigenschaften der Acetylsalicylsäure die Herstellung von Präparaten, welche trotz der verhältnismäßig
schnellen Auslösung /höchstens 4 Stunden/ eine therapeutische Wirkung von etwa 8 Stunden gewährleisten.
Die Mikrokapsulierung der Acetylsalicyl-
säure wird auch in einigen US Patentschriften beschrieben
/Nr. 3 341 416, 3 155 590, 3 703 576, 3 951 851 und 3 891 570/. Nach diesen Patentschriften beträgt das
Verhältnis zwischen Kernmaterial und Wandmaterial 1:50 1:1; über die Veränderungen der Mikrokapseln während
der Pressung wird jedoch nichts gesagt. Bei diesen Verfahren wird die Anwendung von verschiedenen Polymeren
erwähnt /z. B. Zelluloseacetat, Zelluloseacetatphtalat, Hydroxypropylmethylzelluloseacetatphtalat
usw.: in meisten Fällen werden verschiedene Äthylzellulosederivate
eingesetzt/.
Nach der Literatur kann also die Herstellung von pharmazeutischen" Präparaten mit einer verzögerten
Wirkstoffreigabe und einem Wirkstoffgehalt von über 80% durch Mikrokapsulierung - mit Ausnahme der Acetylsalicylsäure
- nicht durchgeführt werden.
Bei der Bestimmung der Freigabe des mikrokapsulierten Wirkstoffes aus gepressten Tabletten wird
gefunden, daß im Falle von Sich rasch zersetzenden Tabletten die Freigabe wegen der Beschädigungen der Mikrokapselwand
beim Pressen rasch wird und mit der Freigabeeschwindigkeit aus den herkömmlichen Tabletten
praktisch übereinstimmt. /Freigabe von 100% binnen einer Stunde/. Werden jedoch die Mikrokapseln nur an
sich oder nur unter Zugabe von Gleitmitteln zu Tabletten gepreßt, wird eine starke Herabsetzung der
Freigabegeschwindigkeit beobachtet /eine 100%-ige Freigabe kann erst binnen 8-10 Stunden erreicht werden/.
Im letzteren Falle kann die Verlangsamung der Freigabegeschwindigkeit der aus dem Mikrokapselwandmaterial
während der Pressung gebildeten vernetzten Matrixstruktur zugeschrieben werden. Es wurde überraschenderweise
gefunden, daß diese Matrij^iruktur bereits in
3A9Q030
einer verhältnismäßig kleinen Menge - vorzugsweise 2-18 Gewai % - eine sehr bedeutende Herabsetzung der
Freigabegeschwindigkeit zur Folge hat. Die Freigabegeschwindigkeit
kann durch Änderung der Menge des Matrixmaterials /d. h. des Mikrokapselwandmaterials/
und der Größe der Presskraft modifiziert werden. Es wurde jedoch gefunden, daß die Freigabegeschwindigkeit
der Präparate bloß durch Änderung dieser beiden Parameter allein noch nicht beliebig eingestellt werden
kann. Der Freigabevorgang ist entweder zu schnell oder so langsam, daß eine vollständige Freigabe des Wirkstoffes
nicht einmal binnen 8-10 Stunden stattfindet.
Es wurde erfindungsgemäß gefunden, daß die Freigabe der Wirkstoffe zwischen breiten Grenzen und
auf eine ausgezeichnet reproduzierbare Weise geändert werden kann, indem man zu Mikrokapseln /welche nur zu
Tabletten gepreßt eine zu langsame Freigabe ergeben würden/ ein im Wasser quellbares Zerfallshilfsmittel
in einer solchen Menge zugibt, welche im wässrigen Medium nur die Lockerung der Matrixstruktur hervorruft,
eine Zersetzung der Tablette zu individuellen Partikeln mit einer Größe unter 1 mm jedoch nicht zur
Folge hat. Zu diesem Zweck können beliebige, bei der Tablettenherstellung allgemein bekannte Zerfallshilfsstoffe
eingesetzt werden, z. B. Stärke und Stärkederivate, Carboxymethylstärke, Carboxymethylzellulose,
Formaldehyd-Kasein, vernetztes Polyvinylpyrrolidon, usw..
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können
zur Herstellung der Mikrokapseln beliebige, in wässrigem Medium nicht lösliche, filmbildende polymere
Substanzen Verwendung finden /z. B. Zelluloseacetat, Polyvinylacetat, Polyvinylbutyral, insbesondere Äthyl-
349003Q
zellulose/. Als Mikrokapsulierungsverfahren können beliebige an sich bekannte Methoden verwendet werden,
welche zur Bildung eines gleichmäßigen zusammenhängenden Überzuges auf der Oberfläche der Kristallpartikeln
des Wirkstoffes fähig sind. Bei der Anwendung von Äthylzellulose können vorteilhaft die in Cyclohexän als
Medium durchgeführten, in der US Patentschrift Nr. 3 531 418 und in der britischen Patentschrift Nr.
2 002 318 beschriebenen Verfahren verwendet werden. Bei der Anwendung der anderen Polymere können die auf
einer Verdampfung des Lösungsmittels beruhenden Methoden Verwendung finden /US Patentschrift Nr. 3 891 570
und 3 951 851/.
Der zur Mikrokapsulierung verwendete Wirkstoff kann eine beliebige Partikelgröße besitzen. Es
wird bevorzugt, die Partikelgröße durch Mahlen der kristallinen Substanzen auf einen Wert unter 50 ^im
einzustellen, um auf der Oberfläche der Partikeln einen zusammenhängenden kontinuierlichen überzug bilden zu
können. Die Qualität des Überzuges kann mit Hilfe eines Polarisationsmikroskopes einfach kontrolliert werden.
Die in-vitro-Freigabe der mit einem gleichmäßigen überzug versehenen Kristallpartikeln /Mikrokapseln/ wird mikroskopisch bestimmt. Bei einem überzugsmaterialgehalt
von 10-18% ist die Freigabegeschwindigkeit zu groß /90-100% innerhalb einer Stunde/. Dies
bedeutet, daß diese Mikrokapseln allein oder in Härtgelatinekapseln
abgefüllt zur Herstellung von Präparaten mit einer verzögerten Wirkung ungeeignet sind.
Es ist also unbedingt erforderlich, die Mikrokapseln in Matrixtabletten durch Pressung zu bilden.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von festen pharmazeutischen Präparaten mit
einer verzögerten Wirkstoffreigäbe und einem Wirkstoff-
gehalt von mindestens 80%, deren Struktur in wässrigem Medium gelockert wird, jedoch innerhalb von 4
Stunden nicht zu individuellen Partikeln zerfällt, dadurch gekennzeichnet, daß man die Partikeln des
Wirkstoffes in flüßigem Medium mit einem wasserunlöslichen Polymer - vorzugsweise mit einem Äthylzellulosepolymerfilm
- überzieht, danach die überzogenen Kristalle mit mindestens einem in wässrigem Medium
quellbaren Zerfallhilfsmittel und mit anderen, in der pharmazeutischen Industrie üblichen Hilfsstoffen
vermischt und darauffolgend zu Tabletten preßt.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können
Tabletten mit einer verzögerten Wirkstoffreigäbe und
einem Wirkstoffgehalt von mindestens 80% hergestellt
werden. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zuerst die Mikrokapsulierung der Wirkstoffpartikeln durchgeführt.
Nach einer vorteilhaften Ausführungsform des
Verfahrens wird die Mikrokapsulierung mit Äthylzellulose in Cyclohexan als Redium vollzogen. Die Kristallpartikeln
des Wirkstoffes und 2-18% Äthylzellulose - /auf den Wirkstoff bezogen, vorteilhaft das
durch die Firma Hercules hergestellte, als N-I00 bezeichnete
Produkt/ - werden in so viel Cyclohexan dispergiert, daß die Konzentration der Äthylzellulose
2-5% beträgt. Das System wird auf 80 C° erwärmt,eine Stunde lang bei dieser Temperatur gehalten und danach
langsam auf Raumtemperatur gekühlt. Dem System kann gegebenenfalls zwecks Verbesserung der Gleichmäßigkeit
des Mikrokapselüberzuges Polyisobutylen zugegeben werden oder die Wirkstoffpartikeln zu einer Partikelgröße
unter 50 pm gemahlen werden. Das Gemisch wird gekühlt, die Mikrokapseln werden filtriert, getrocknet,
gesiebt und nach Zugabe eines geeigneten
Zerfallhifsmittels und gegebenenfalls Schmiermittel und Gleitmitteln zu Tabletten mit großen Festigkeit
gepreßt.
Die zum Erreichen der günstigsten Freigabegeschwindigkeit erforderlichen Parameter können für
die verschiedenen Wirkstoffe nicht im voraus angegeben werden, sondern müssen durch Versuche ermittelt
werden, welche im Bereich der normalen Tätigkeit des Fachmanns liegen und leicht durchführbar sind /z. B.
Partikelgröße des Wirkstoffes, Menge der Äthylzellulose, Menge und Art des Zerfallhilfsmittels usw./.
Das Verfahren der vorliegenden Erfindung kann weitreichend in der pharmazeutischen Industrie
zur Herstellung von Tabletten mit verzögerter Wirkstoff reigabe eingesetzt werden. Der Vorteil besteht
darin, daß es allgemein für einen weiten Bereich von Wirkstoffen anwendbar ist und Tabletten mit verzöger
ter Wirkstoffreigäbe liefert, deren Wirkstoffgehalt
mehr als 80% beträgt.
Weitere Einzelheiten des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind den nachstehenden Beispielen zu entnehmen, ohne den Schutzumfang auf diese Beispiele
einzuschränken.
Herstellung von L-ot-Me thy !dopa (L-Qf-Methyl-3 ,4-dihydroxy-phenyl-alanin) als Wirkstoff enthaltenden
Tabletten mit verzögerter · Wirkstoffreigäbe
200 g L-0(-Methyl-dopa /Teilchengröße unter
- /13 '
50 Jim/ und 20 g Äthylzellulose /N-100; Äthoxygehalt
47,5-49%; Viskosität: 100 mPa bei 25 C0, in einer 5 Gew.%-igen 80:20- Toluol-Äthanol-Mischung/ und 1000 ml
Cyclohexan werden in einen mit einem Rückflußkühler und Rührer versehenen 2L Rundkolben eingewogen.
Das Pulver wird unter konstantem Rühren /200-250 Umdrehungen/Minute/ suspendiert und mit Hilfe eines Wasserbades
auf 80 C° erwärmt. Nach Beginn des Rückflusses wird die Umrührung bei dieser Temperatur 30 Minuten lang
fortgesetzt, worauf das Gemisch unter ständigem Rühren innerhalb einer Stunde auf 40 C° abgekühlt wird. Während
der Abkühlung bildet sich auf den Teilchen ein Äthylzellulose-Überzug.
Das System wird mit kaltem Wasser unter 20 C0 gekühlt, die Mikrokapseln werden abfiltriert und
auf einer Platte bei Raumtemperatur getrocknet. Nach Sieben des Produktes durch ein Sieb mit einer Maschenweite
von 1 mm werden frei fließende, nichtklebrige oder aneinander haftende Granalien erhalten. Das Produkt wird
mikroskopisch beobachtet; es werden überwiegend beinahe isodiametrische Agglomerate von 100-300 ^im erhalten, welche in
polarisiertem Licht keinen kristallinen Charakter zeigen. Verwendet man bei der Mikrokapsulierung L-oC-Methyldopa ait
einer Teilchengrösse über 100 ,um, werden die Spitzen der Kristallteilchen durch die Athylzellulose nicht überzogen.
Aus den so erhaltenen Mikrokapseln werden in einem zweifach-konischen Mischer durch·20-minütige
Homogenisierung Pulvermischungen der folgenden Zusammensetzung
hergestellt:
Menge in der Mischung /g/ Komponente I. II. III. IV
L-<*-Methyldopa | 88,7 | 88,7 | 88,7 | 88,7 |
Mikrokapseln | ||||
Mikrokristalline | 10,3 | 6,3 | 6,3 | 9,4 |
Zellulose | - | - | 4,0 | —. |
Kartoffelstärke | ||||
Carboxymethylzellulose- | - | 4,0 | - | 0,9 |
natrium /Nymcel/ | 1,0 | 1,0 | 1,0 | 1,0 |
Magnesiumstearat | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 |
Aus der so erhaltenen Pulverrr.isch-ng werden
Tabletten nit einem L-o(-M3thyldo?agehalt von 500 mg, einem
Durchmesser von 12 mm und einer Bruchfestigkeit von
100-120 kN gepreßt.
100-120 kN gepreßt.
Die Wirkstoffreigabe wird in einem Zerfallbestimmung
sapparat nach USP XX nach der sogenannten
"half change" Methode bestimmt. Die Freigabe wird in der ersten Stunde mit künstlichem Magensaft begonnen
und danach wird die Hälfte des Lösungsmediums in jeder Stunde durch künstlichen Darmsaft ersetzt.
Die Zusammensetzung des künstlichen Magensaftes ist wie folgt:
Natriumchlorid · 2g
1N Salzsäure 80 ml
Mit destilliertem Wasser aufgefüllt auf 1000 ml.
Die Zusammensetzung des künstlichen Darmsaftes ist wie folgt:
Dinatriumhydrogenphosphat /Na2HPO^/ 8,05 g
Natriumdihydrogenphosphat /NaH2PO^/ 1,56 g
Mit destilliertem Wasser aufgefüllt auf 1000 ml
. Nach der Bestimmungsmethode werden je 6 Tabletten in die Behälter der Vorrichtung gelegt, wonach die Behälter in
einem, 800 ml ' Lösungsmedium enthaltenden, bei 37 C
thermosierten Becherglas senkrecht mit einer Amplitude von 2,5 cm und einer Geschwindigkeit von 30 cm/sec bewegt
werden. Nach Austausch der Hälfte ,des ". Iiösungsraediums
wird die L-Dt -Methyldopa-Konzentration der zurückgebliebenen Flüssigkeit spektrophotometrisch bestimmt.
Die erhalteten : Freigabeergebnisse werden in der
folgenden Tabelle zusammengefasst:
Freigabezeit /Stunden/ Anteil /%/ des freigegebenen
Wirkstoffes
I. II. III. IV.
98,3
1 | 26,5 |
2 | |
3 | |
4 | 36,6 |
5 | 39,6 |
6 | 42,8 |
7 | 46,4 |
8 | 50.0 |
44,5 | 44,0 |
55,8 | 55,9 |
66,8 | 71,1 |
75,7 | 92,9 |
82,9 | 92,9 |
89,0 | 99,4 |
102,2 |
Auf Grund des in-vitro-Freigabe-Tests entsprechen die Kompositionen III und IV am besten den gegenüber
den pharmazeutischen Präparaten mit verzögerter Wirkung erhobenen Forderungen. Das kein Zerfallhiifsmittel
enthaltende Präparat I ergibt eine zu langsame Freigabe. Die Freigabe des, zu viel Nymcel enthaltenden Präparates
II ist zu schnell /die Tabletten zerfallen binnen 5 Minuten/. Durch Verminderung der Nymcelmenge kann jedoch die
gewünschte Freigabegeschwindigkeit erreicht werden.
In diesem Beispiel wird die Wirkung des Äthylzellulosegehaltes
der Mikrokapseln, des Zerfallhilfsmittelgehaltes und der Größe der Presskraft auf die Freigabe
des Wirkstoffes gezeigt.
1000 ml Cyclohexan werden in die Vorrichtung nach Beispiel 1 eingewogen, worauf 10 g Polyisobutylen
/Oppanol, Mol.Gewicht 90.000/ aufgelöst werden und der Lösung 200 g Trimethoprim £ 2,4-Diamino-5-/3,4,5-trimethoxy-benzyl/-pyrmidin;
Teilchengröße unter 200 pm J und in drei Ansätzen 10 g, 20 g bzw. 30 g Äthylzellulose
/nach Beispiel 1/ zugegeben werden. Das System wird gerührt /200 Umdrehungen per Minute/ und den im Beispiel 1
beschriebenen Massnahmen unterworfen.
Die Mikrokapseln werden mit Kartoffelstärke und Magnesiumstearat in der in der Tabelle II angegebenen Menge
homogenisiert. Das Gemisch wird mit Hilfe einer mit einem, die Dehnung messenden Kraftmesser versehenen Exzentertablettierungsapparat
zu Tabletten mit einem Trimethoprimgehalt von 200 mg und einem Durchmesser von 10 mm gepresst.
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Die " Freigabe versuche werden an dem im Beispiel 1
beschriebenen Apparat durchgeführt. Als ... Lösungsmedium wird jedoch während des ganzen Versuches Magensaft der
angegebenen Zusammensetzung verwendet. Zwecks spektrophotometrischer Bestimmung wird stündlich eine Probe" von
10 ml entnommen.
Die Zusammensetzung der Pulvergemische, die Presskräfte und die Wirkstoffreigabeangaben werden in der
folgenden Tabelle angegeben.
Il Athylzellulose/Tri- |
10000 | 2. | 1:20 | 15000 | 4. | 55 | 1, | 10000 | 6. | ,5:20 | 8. | 10000 | Al | 15 | 32 | 20 | 10. | 2:20 | 15000 | / | 17 | 12. |
muthoprim-Verhältnis | 1. | 3. | 68 | 5. | 9. | 53 | 21 | 33 | 24 | 11. | 23 | |||||||||||
Presskarft /kN/ | 94 | 94 | 74 | 92 | 92 | 65 | 22 | 39 | 26 | 92 | 29 | 92 | ||||||||||
Pulvermischung Nr. | 98 | 5 | 98 | 5 | 81 | 94 | 7 | 15000 | 7 | 94 | 71 | 29 | 45 | 30 | 7 | 94 | 30 | 7 | ||||
Trimethoprim | .1 | 1 | 1 | 1 | 87 | 5 | 1 | 7. | 1 | 5 | 80 | 36 | 50 ' | 38 | 1 | 5 | 37 | 1 | ||||
Mikrokapsel /g/ | 1 | 1 | Menge des | 1 | 1 | 82 | 38 | 57 | 46 | /%< | 1 | AO | ||||||||||
Kartoffelstärke /g/ | 76 | 45 | .- | 94 | freigegebenen Trimethoprims | 84 | 44 | 63 | 54 | 31 | A6 | 22 | ||||||||||
Magnesiumstearat /g/ | 58 | 87 | 64 | 5 | 21 | 43 | 30 | |||||||||||||||
Auslösungszeit /Stunden/ | 68 | 91 | 68 | 1 | 31 | 47 | 3A | |||||||||||||||
1. | 77 | 95 | 75 | 35 | 59 | AO | ||||||||||||||||
2. | 89 | 97 | 81 | 41 | 69 | A5 | ||||||||||||||||
3. | 91 | - | - | 48 | 73 | 52 | ||||||||||||||||
A. | - | ■ - | 66 | 76 | 59 | |||||||||||||||||
5. | - | 73 | ||||||||||||||||||||
6. | ||||||||||||||||||||||
7. | ||||||||||||||||||||||
CD CD CO CD
Es ist aus den obigen Versuchsergebnissen ersichtlich, dass die Wirkstofffreigäbe der aus Mikrokapseln
Il
mit einem Athylzellulose/Trimethoprim-Verhältnis von
1:20 hergestellten Tabletten bereits in Gegenwart von 1 % Kartoffelstärke zu schnell ist. Im Falle vom Mikrokapseln
ti
mit einem Athylzellulose/Trimethoprim-Verhältnis vom 2:20
sind zur Sicherung der vollständigen Wirkstoffreigabe
aus der Matrixtablette mehr als 7 % Kartoffelstärke erforderlich.
. . · Die Versuchsergebnisse zeigen eindeutig den Ein- C fluss der einzelnen Parameter auf die Preigabe-
_. geschwindigkeit. Auf Grund dieser Angaben kann die optimale
■ Zusammensetzung bestimmt werden.
Herstellung von Kaliumchloridtablettenmit verzögerter Wirkstofffreigäbe
Die Mikrokapsulierung des Kaliumchlorids wird gemäss Beispiel 1 durchgeführt. Es werden 200 g Kaliura-
'■"■·' It
Chlorid /Partikelgrösse unter 71 ,um/ und 20 g Athylzellulose
/N 100/ verwendet.
Aus den Mikrokapseln wird eine Pulvermischung V folgender Zusammensetzung hergestellt:
' Komponente Menge, g
Kaliumchlorid-Mikrokapseln 98,0
Kartoffelstärke 1,0
Magnesiumstearat 1,0
Aus diesem Homogenisat werden Tabletten mit einem Durchmesser von 12 mm, einem Kaliumchloridgehalt von 500 mg
und einer Bruchfestigkeit von 100-120 N hergestellt. Die Freigabe des Kaliumchlorids wird in der folgenden
Tabelle illustriert:
3A90030
Freigabezeit/Stunden/ freigegebenes Kaliumchlorid,
1. 29
2. 41
3. 48 ,.5
4. ' 53
5. 62 C 6. 67
7. """ 73
Die Freigabe ." wird in einem Erweka-Apparat zur
Bestimmung des Zerfalls gemäss USP XX genessen. Als Lösungsmedium . = .wird destilliertes Wasser verwendet. Die
Menge des freigegebenen -Kaliumchlorids wird auf Grund der Messung der elektrischen Leitfähigkeit bestimmt.
Herstellung von Theophyllintabletten mit verzögerter Wirkstofffreigäbe
Die Mikrokapsulierung wird nach dem im Beispiel 1 beschriebenen Verfahren durchgeführt. Als Kernstoff werden
200 g Theophyllin /Partikelgrösse unter 500 .um/ und als
Uberzugsmaterial 20 g Athylzellulose /N 100/ verwendet.
Aus den Mikrokapseln wird eine Pulverraischung folgender Zusammensetzung hergestellt:
3490030 | |
Menge | |
275, | O |
5, | 5 |
18, | O |
Theophyllin, Mikrokapseln Mikrokristalline Zellulose Lactose /Monohydrat/
Magnesiumstearat
Gesamtgewicht: 300,0
Aus der erhaltenen Pulvennischung werden Tabletten mit einem Durchmesser von 10 mm, einer Bruchfestigkeit von
r 80 N, einem Gesamtgewicht von 300 mg und. einem Wirkstoffgehalt
von 250,0 mg hergestellt. Die Freigabe _ wird nach
Beispiel 2 bestimmt. Die erhaltenen Ergebnisse werden in der folgenden Tabelle angegeben.
1 19,1
2 29,5
3 39,0
4 52,9
5 68,A
6 82,7
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung von festen pharmazeutischen Präparaten mit einer verzögerten Wirkstoffreigabe
und einem Wirkstoffgehalt von mindestens 80%, welche Präparate eine in einem wässrigen Medium
gelockerte Struktur aufweisen, jedoch innerhalb von 4 Stunden in die individuellen Partikeln nicht zerfallen,
dadurch gekennzeichnet , daß man die Partikeln des Wirkstoffes in einem flüssigen
Medium mit einem wasserunlöslichen Polymer - vorugsweise mit einem Äthylzellulosepolymerfilm - überzieht,
danach die überzogenen Kristalle mit mindestens einem, in wässrigem Medium quellbaren Zerfallhilfsmittel und
gegebenenfalls mit anderen, in der pharmazeutischen Industrie üblichen Hilfsstoffen vermischt und darauffolgend
zu Tabletten presst.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennezichnet, daß man als Überzugsmaterial
2-18 Gew. % Äthylzellulose verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß man als Zerfallhilfsmittel
mikrokristalline Zellulose, Kartoffelstärke, Carboxymeth/lzellulose
oder ein Gemisch von Kartoffelstärke und mikrokristalliner Zellulose verwendet.
_^_ 3A9003Q
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das Zerfallhilfsmittel
in einer Menge von 1-16% verwendet.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß man als Wirkstoff
L-o<-Methyl-3,4-dihydroxy-phenylalanin verwendet.
6. Verfahren nach einem der Ansrüche 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet, daß man als Wirkstoff 2,4-Diamino-5-/3",4',5'-trimethoxy-benzyl/-pyrimidin
verwendet.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß man als Wirkstoff Theophyllin
verwendet.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß man als Wirkstoff Kaliumchlorid
verwendet.
9· Pharmazeutische Präparate mit einer verzögerten Wirkstoffreigäbe und einem Wirkstoffgehalt
von mindestens 80%, hergestellt gemäß dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8.
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