DE344017C

DE344017C - Verfahren zur Umwandlung von rauchschwachem Pulver und Abfaellen der Pulverfabrikation in Lackwolle und aehnliche Produkte

Info

Publication number: DE344017C
Application number: DE1918344017D
Authority: DE
Original assignee: WESTF ANHALTISCHE SPRENGSTOFF
Current assignee: WESTF ANHALTISCHE SPRENGSTOFF
Priority date: 1918-11-29
Filing date: 1918-11-29
Publication date: 1921-11-12

Description

Verfahren zur Umwandlung von rauchschwachen Pulver und Abfällen der Pulverfabrikation in Lackwolle und ähnliche Produkte. Die Erfindung bezweckt .die Verwertung von Abfällen, die bei der Herstellung von rauchschwachem Pulver entstehen, und die Verwertung rauchschwacher Pulver selbst, die ihrer Bestimmung, als Schießmittel zu dienen, nicht zugeführt werden können oder infolge einer zu lang andauernden Lagerung chemisch verändert und damit für den ursprünglichen Zweck unverwendbar werden könnten.
Die Verwertung geschieht ,nach der Erfindüng durch teilweise Denitrierung des rauohsch wachen Pulvers und -der bei seiner Herstellung entstandenen Abfälle. Zu diesem Zweck werden die umzuwandelnden Massen, sei es getrennt oder im Gemisch, entweder in trockenem oder in wasserfeuchtem Zustand durch Behandeln mit einem Gemisch vorn Salpetersäure und Schwefelsäure von geeigneter Konzentration im besonderen Verhältnis von Nitrozellulose zur Säure, bei geeigneter Temperatur und dem Fall angemessener Dauer der Mischsäureeinwirkung in einer dem jeweils verfolgten Zweck entsprechenden Weise behandelt.
Vor der Verarbeitung sind die Schießwollpulver, die beliebiger Art sein! können, durch Mahlen zu zerkleinern. Bei sämtlichen Nitroglyzerinpulvern ist das Nitroglyzerin zunächst durch geeignete Arbeitsweisen wie Auslaugen mit Äther oder Alkohol zu entfernen, bevor man das verbleibende Zellulosegemisch in der angegebenen Weise umwandelt.
Durch dieses Verfahren wird es ermöglicht, den Anforderungen besonderer .Art, die man an die Nitrozellulosen der Lackwolle, an Zelluloid und Kunstseide stellt, Genüge zu leisten. So soll beispielsweise die Nitrozellulose in Gemischen von Äther-Alkohol, je nach dem Verwendungszweck in Alkohol allein völlig löslich sein. Die Lösungen müssen klar sein und frei von jeder Färbung. Die Fil trierbarkeit muß selbst in konzentrierterForm leicht durchführbar sein. Die Lösungen müssen ferner nach dem Verdunsten des Lösungsmitteln eine transparente gleichförmigeSchicht hinterlassen. Die Nitrozellulosen sind außerdem nur dann gebrauchsfähig; wenn sie mit festen Gelaiinierungsmitteln, wie Kampfer und deren Ersatz, ohne Zuhilfenahme flüssiger Lösungsmittel gut durchgelatinieren und einheitliche durchsichtige Massen bilden. Endlich werden eigene Ansprüche an die Elastizität und Bruchfestigkeit, beispielsweise bei der Kunstseide usw., gestellt.
Wahl ist es bekannt, daß bei der Behandlung von Nitrozellulosen mit Säuren irgend-,velcher Art eine Änderung des Stickstoffgehaltes eintritt. Im allgemeinen entspricht (Zeitschrift für das gesamte Schieß- und Sprengstoffwesen, 1907, S. q.o3ff., R. E s -c a 1 e s , Schießbaumwolle, igo5, S. 2o6, i. Abs.) einer bestimmten Säurekonzentration ein bestimmterStickstoffgehalt derNitrozellulose. Dagegen besteht zwischen Stickstoffgehalt einerseits und -der Löslichkeit und, den s t . enEigenschafteii anderseits kein direl,-ter ol's"g Zusammenhang (vgl. R. E s c a 1 e s »Die Schießbaumwolle« [Nitrozellulosen] igo5, S. i 5@., Abs. 2, letzter Satz). Man kann Produkte von gleicher Löslichkeit und verschiedenem Stickstoffgehalt und umgekehrt Produkte von gleichem Stickstoffgehalt und verschiedener Löslichkeit erhalten (Dr. E s -c a 1 e s , S. 161 unter f). War es also schon nicht mit Sicherheit vorauszusehen, daß man jede nur für die Pulverfabrikation geeignete Nitrozellulose durch Behandeln mit Mischsäure derart - verändern kann, daß sie als Lackwolle oder für die Zelluloseherstellung ohne weiteres brauchbar wird, so ist es vollends überraschend, daß diese Veränderung auch bei Benutzung von Pulvern eintritt; denn Pulver ist keine gewöhnliche Nitrozellulose, sondern eine gelatinierte, hornartige, harte Masse, die außer Resten von flüchtigen Lösungsmitteln noch zahlreiche andere Bestandteile enthält. Man konnte weder voraussagen, wie sich Nitrozellulose in gelatiniertem Zustande gegenüber gewöhnlicher Nitrozellulose verhält, noch auch, welchen Einfluß die verschiedenen anderen Bestarndteile bei der Behandlung des Pulvers nach dem angemeldeten Verfahren ausüben. Es war auch nicht zu erwarten, daß man selbst wasserfeuchte Pulver unter den gleichen Bedingungen verarbeiten kann.
Ausführungsbeispiel. ioo leg rauchschwaches Pulver beliebiger Zusammensetzung werden im ,prassen oder trockenen Zustand mit 2,500 kg Mischsäure folgender Zusammensetzung zusammengebracht: 26 bis 28 Prozent Salpetersäure, 16 bis 17 Prozent Wasser, 50 bis 55 Prozent Schwefelsäure. Bei 45 bis 50° C erhält man ! in 2o bis 35 Minuten eine voll lösliche Kollodiumwolle von 11,5 bis i1,8 Prozent Stickstoff mit den Eigenschaften des Ausgangsmaterials für die Zelluloid- oder Kunstseidenindustrie.

Claims

PATENT-ANSPRUcH: Verfahren' zur Umwandlung von rauchschwachem Pulver und Abfällen -der Pulverfabrikation in Lackwolle und ähnliche Produkte, dadurch gekennzeichnet, daß man diese Ausgangsstoffe gegebenenfalls nach Entfernung des Nitroglyzerins mit Salpetersäure - Schwefelsäure - Mischsäure behandelt.