DE3424028C2 - Verfahren zur Analyse der Zusammensetzung einer zweiphasigen Messingschmelze - Google Patents
Verfahren zur Analyse der Zusammensetzung einer zweiphasigen MessingschmelzeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Analyse der Zu
sammensetzung der Prozeßschmelze eines zweiphasigen Messings
zum Zwecke der Erzielung optimaler Gießbarkeit der Schmelze
und optimaler Entzinkungsbeständigkeit der Gußstücke.
Bei Gußstücken aus Messing, beispielsweise bei Armaturen für
Wasserleitungen, werden hohe Ansprüche an die Entzinkungsbe
ständigkeit des Legierungsmaterials gestellt, die durch
standardisierte Prüfversuche, z. B. nach dem Standard
SFS 3873, nachgewiesen wird. In der Praxis haben sich
Messing-Gußstücke als ausreichend entzinkungsbeständig er
wiesen, wenn die α-Phase des Messings mit z. B. Arsen
inhibitiert worden ist und die für die Entzinkung empfind
liche β-Phase sich ungleichförmig verteilt hat. Die Vertei
lung der ß-Phase wird vorzugsweise durch den effektiven Cu-
Gehalt des Messings in Verbindung mit einer gewissen Abkühl
geschwindigkeit beeinflußt. Der effektive Cu-Gehalt wirkt
sich auch entscheidend auf die Gießbarkeit, das Fließverhal
ten, die Warmrißneigung und die Schrumpfung der Legierung
aus. Zur Erzielung einer guten Gießbarkeit und Entzinkungs
beständigkeit sollte daher der effektive Cu-Gehalt in engen
Grenzen variieren. Zum Erreichen der oben erwähnten Eigen
schaften benutzen Kokillen-Gießereien als Ausgangsmaterial
für die Schmelze Blöcke, die zum Erhalt entzinkungsbeständi
ger Gußstücke geeignet sind und bei diesem Prozeß entstan
denes Kreislaufmaterial. In der Praxis erfolgt bei einem
kontinuierlichen Schmelzprozeß ein Ausdampfen von Zink aus
der Schmelze und ein Teil des als Legierungssubstanz zuge
setzten Aluminiums oxidiert, so daß der effektive Cu-Gehalt
der Schmelze ansteigt. In gleicher Weise wirkt sich ein re
lativ großer Anteil an Kreislaufmaterial aus, dessen Zn- und
Al-Gehalte bereits durch vorangehende Schmelzvorgänge ver
mindert worden sind. Ohne aufwendige Analysen kann daher die
Zusammensetzung der Prozeßschmelze nicht genau erfaßt und
auf die jeweils optimalen Gehalte eingestellt werden.
Darüber hinaus sind bekannte Analysenverfahren zeitaufwendig
und die damit erhaltenen Analysenergebnisse sind nicht immer
ausreichend genau, um den effektiven Kupfergehalt berechnen
zu können. Dies gilt insbesondere bei sich kumulierenden
Fehlern der Gehalte an verschiedenen Elementen, da der Feh
ler des effektiven Kupfergehaltes die Größe des zulässigen
Korrekturbereiches haben kann. Die bekannten Analyseverfah
ren geben auch keine unmittelbare Anweisung zur Korrektur
der Zusammensetzung der Schmelze.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Analyse der
Zusammensetzung der Prozeßschmelze eines zweiphasigen
Messings zum Zwecke der Erzielung optimaler Gießbarkeit der
Schmelze und optimaler Entzinkungsbeständigkeit der Guß
stücke aufzuzeigen, das innerhalb einer ausreichend kurzen
Zeit ausreichend genaue Anhaltspunkte über die Zusammenset
zung der Messing-Schmelze liefert und eine Optimierung der
Schmelzenzusammensetzung erlaubt.
Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebenen
Merkmale und Maßnahmen gelöst.
Der besondere praktische Vorteil der Erfindung liegt darin,
daß der effektive Cu-Gehalt der Schmelze automatisch und
schnell bestimmt und gleichzeitig ein danach berechneter Le
gierungszusatz in die Schmelze eingebracht werden kann, um
deren Gießeigenschaften und die Entzinkungsbeständigkeit der
Gußstücke zu optimieren. Dabei ist von besonderem Vorteil,
daß die Analysen-Ergebnisse mit den eventuellen Korrektur-
Anweisungen vor der Verarbeitung der Schmelze erhalten wer
den.
Eine zweckmäßige Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfah
rens zeichnet sich dadurch aus, daß die geschmolzene Probe
in einen Gießtiegel eingegossen wird, dessen Verhältnis von
Durchmesser/Höhe gleich 1 ist, daß die geschmolzene Probe
mit einer Abkühlgeschwindigkeit kleiner 3°C/s und in einer
Abkühlzeit von ca. 250 s abgekühlt wird, und daß die Tempe
raturänderung der geschmolzenen Schmelze während der Abküh
lung im thermischen Zentrum erfaßt wird.
Auf dem Gebiet der Stahlerzeugung ist ein Verfahren zur Be
stimmung des Kohlenstoffgehaltes von Stahlschmelzen durch
thermische Analyse aus der DE-30 13 621 A1 bekannt, bei dem
die beim Abkühlen der Schmelze im Bereich einer Phasenände
rung auftretenden Temperatur-Haltepunkte ermittelt und in
einer Abkühlkurve in Abhängigkeit von der Zeit ausgewertet
werden. Es wird die Temperaturdifferenz zwischen zwei Halte
punkten ermittelt, die bei der Liquidus-Phasenänderung und
bei einer Phasentransformation auftreten. Diese ermittelte
Temperaturdifferenz wird zur Bestimmung des jeweiligen
Kohlenstoffgehaltes mit dem Eisen-Kohlenstoff-Diagramm in
Beziehung gesetzt.
Ferner ist aus der DE-OS 26 29 088 ein Verfahren zum Messen
der Abkühlungskurve einer Probe aus Gußeisen oder Stahlguß
für die Differential-Thermoanalyse bekannt, bei welchem die
Differenz aus der Abkühlungskurve der Probe und einer fest
vorgegebenen, dem Newton′schen Erkaltungsgesetz genügenden
Vergleichskurve gebildet wird. Zur Bestimmung dieser Ver
gleichskurve wird ein im flüssigen Bereich der Probe liegen
der Kurvenabschnitt der Abkühlungskurve ausgewählt, der dem
entsprechenden Kurvenabschnitt der Vergleichskurve weitge
hend entspricht. Durch Einstellen ihrer Parameter wird die
Vergleichskurve zur Deckung mit der Abkühlungskurve der Pro
be in den ausgewählten Abschnitt gebracht, woraufhin die
Differenz zwischen der eingestellten Vergleichskurve und der
Abkühlungskurve gebildet wird.
Schließlich ist aus der DE-AS-24 43 855 ein Behälter zum
Aufnehmen der Abkühlkurven von Metallproben für eine einma
lige Benutzung bekannt, der zur Aufnahme eines Thermoele
ments konzipiert ist. Dieses Thermoelement soll vollständig
innerhalb eines im Behälter horizontal liegenden Schutzroh
res angeordnet sein, wobei die Anschlußleitungen dieses
Thermoelements die sich nach oben erstreckende periphere
Seitenwandung an diametral gegenüberliegenden Seiten durch
queren.
Im folgenden wird die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens anhand von in der Zeichnung dargestellten Aus
führungsbeispielen im einzelnen beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 ein binäres Gleichgewichtsdiagramm
Cu-Zn, in dem der maximal zulässige
effektive Kupfergehalt mit C0 mar
kiert ist und zulässige Abweichungen
von bis zu 0,7% bei C1 dargestellt
sind;
Fig. 2 schematisch eine Meßanordnung zur
Durchführung des Verfahrens.
Die Meßanordnung nach Fig. 2 enthält einen Gießtiegel A zur
Aufnahme einer Probe, eine Meßeinheit B, einen Mikrocomputer
C, eine Kassetten-Station D, eine Anzeige E und einen
Schreiber F.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird wie folgt durchgeführt.
Eine Probe aus geschmolzenem Messing wird in den Gießtiegel
A abgekippt, dessen Innenfläche A3 so isoliert ist, daß die
Abkühlgeschwindigkeit vor der Reaktion kleiner als 3°C/s
und die Abkühlzeit etwa 250 s beträgt. Ein im thermischen
Zentrum des Gießtiegels A angeordnetes Thermoelement A1 er
faßt die Schmelzentemperatur und überträgt die Meßdaten an
die Meßeinheit B und in den Mikrocomputer C. Dieser Mikro
computer C registriert die Temperaturänderung der Schmelzen
probe als Funktion der Zeit und deriviert eine Abkühlungs
kurve zweimal während der Meßvorgänge. Danach definiert der
Mikrocomputer C die vorkommenden Phasenumwandlungen, ihre
jeweiligen Temperaturen und Zeitpunkte und errechnet daraus
den effektiven Cu-Gehalt der Schmelzenprobe. Dieser durch
die Analyse erhaltene effektive Cu-Gehalt wird mit dem vor
gegebenen optimalen Cu-Gehalt verglichen. Aus der auf diese
Weise erhaltenen Abweichung wird die ggf. erforderliche
Menge an benötigtem Legierungszusatz von Cu, Zn bzw. Al
bestimmt. Die gesamte Analyse dauert etwa 8 min.
Die Fig. 3a bis 5c zeigen Beispiele für Analysenresultate
von Schmelzen, bei denen gemäß Fig. 3a bis 3c der effektive
Kupfergehalt korrekt ist, gemäß Fig. 4a bis 4c zu klein und
gemäß Fig. 5a bis 5c zu groß ist. In diesen Figuren sind
auch die jeweiligen Mikrostrukturen der ausgehärteten
Schmelze und die Ausgabe der Computeranalyse dargestellt. So
zeigt Fig. 3c eine hinsichtlich der Gießeigenschaften und
der Entzinkung optimale Mikrostruktur in 200-facher Ver
größerung. Die durchschnittliche Tiefe der Entzinkung be
trägt lediglich 70 µm. In Fig. 3a ist die Abkühlung
T=f (t) als Kurve G und die Abkühlungsgeschwindigkeit als
erste Ableitung dT/dt=f (t) als Kurve H dargestellt. Die
erste Spitze 1 der Abkühlungs-Geschwindigkeitskurve kenn
zeichnet einen Liquiduspunkt, bei dem die Erstarrung der
Metallschmelze beginnt. Danach erfolgt eine monotektische
Reaktion im Kurvenabschnitt 3 zwischen dem Kupfer und Blei,
das zur Verbesserung der Bearbeitbarkeit in einem Anteil von
etwa 1,5% der Schmelze zugesetzt worden ist. Im Punkt 4 ist
die Schmelze vollständig erstarrt, woraufhin in der festen
Phase sich die Umwandlungsreaktion von β in α im Kurventeil
5 vollzieht. Aus der in Fig. 3b dargestellten Computerausga
be ist ersichtlich, daß der effektive Kupfergehalt sich im
Bereich C1-C0 (Fig. 1) befindet.
Bei der in Fig. 4c dargestellten Probe ist die Entzinkung
durchschnittlich bis in eine Tiefe von 180 µm fortgeschrit
ten. In Fig. 4a sind dieselben Reaktionsabläufe wie in
Fig. 3a dargestellt, wobei die Umwandlungsreaktion β in α
im Kurventeil 5 bei einer niedrigeren Temperatur als bei der
Probe nach Fig. 3c abläuft. Gemäß der in Fig. 4b dargestell
ten Computerausgabe liegt der effektive Kupferanteil 0,97%
unter dem Optimalwert, d. h. der effektive Kupfergehalt ist
kleiner als C1, wobei 2,92% an Kupfer der Schmelze zuge
setzt werden sollen.
Die in Fig. 5c dargestellte Probe hat hinsichtlich der Ent
zinkung eine unzureichende Mikrostruktur, da die Entzinkung
durchschnittlich 380 µm beträgt. Aus Fig. 5a ist ersicht
lich, daß bei dieser Probe eine Umwandlungsreaktion β in α
nicht erfolgt. Aufgrund einer peritektischen Reaktion ent
hält diese Kurve einen weiteren Spitzenwert 2 zwischen den
Spitzen 1 und 3. Durch die Computerauswertung wurde diese
peritektische Reaktion erkannt und eine Korrektur der
Schmelzenzusammensetzung durch Zufügen von 0,72% Zn empfoh
len. Der effektive Kupfergehalt ist größer als C0.
Claims (2)
1. Verfahren zur Analyse der Zusammensetzung der Prozeß
schmelze eines zweiphasigen Messings zum Zwecke der Er
zielung optimaler Gießbarkeit der Schmelze und optimaler
Entzinkungsbeständigkeit der Gußstücke, bei dem der
Temperaturverlauf als Funktion der Zeit einer ge
schmolzenen Probe des Messings beim Abkühlen mittels
eines Thermoelements erfaßt wird und mit Hilfe eines
Mikrocomputers die Temperaturen und Zeitpunkte von Pha
senänderungen ermittelt werden, wobei der Mikrocomputer
hieraus den effektiven Kupfergehalt ermittelt, mit dem
optimalen Kupfergehalt vergleicht und die Menge an benö
tigtem Zusatz an Kupfer, Zink oder Aluminium berechnet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die geschmolzene Messingprobe in einen Gießtiegel
(A) eingegossen wird, dessen Verhältnis Durchmesser/Höhe
gleich 1 ist, daß die geschmolzene Probe mit einer Ab
kühlungsgeschwindigkeit von kleiner 3°C/s und einer
Abkühlungszeit von ca. 250 s abgekühlt wird und daß der
Temperaturverlauf beim Abkühlen im thermischen Zentrum
der geschmolzenen Probe erfaßt wird.
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