Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1.
Ein solches Verfahren ist bekannt (DE-OS 22 29 453, DE-OS 25 10 853).
Aufgabe der Erfindung ist es, dieses bekannte Verfahren derart
weiterzubilden, daß komplexe Formteile mit geringen Toleranzen durch
Schmiedepressen mit geringem Druck in hohen Stückzahlen, d. h. in
kurzer Zeit, hergestellt werden können.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichenteil des
Anspruchs 1 aufgeführten Maßnahmen gelöst.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß bei dem bekannten zweistufigen
Verfahren das Fließverhalten der erneut erwärmten Mischung
völlig anders ist als das der ursprünglichen Mischung. Die ursprüngliche
Flüssig-Fest-Mischung hat bei 40% fester Phase eine Viskosität
von etwa 4 Poise und läßt sich etwa wie schweres Maschinenöl
bei Raumtemperatur gießen; bei 50% fester Phase beträgt die
Viskosität etwa 20 Poise, und bei 60% fester Phase beträgt die
Viskosität etwa 60 Poise; eine solche Mischung läßt sich etwa wie
Zement oder Klebstoff gießen. Bei weiterer Erhöhung des Anteils
an fester Phase war also zu erwarten, daß die Viskosität so stark
ansteigt, daß ein Vergießen, insbesondere ein Vergießen unter
geringem Druck, keinesfalls mehr möglich ist.
Läßt man dagegen dann diese Flüssig-Fest-Mischung erstarren, so kann
beim erneuten Erwärmen zu einer halbfesten Mischung überraschenderweise
der Festkörperanteil zwischen 70 und 90% liegen und doch
diese halbfeste Mischung unter vergleichsweise geringem Druck in
die Gesenkform gebracht und - dank des bereits vorhandenen hohen
Anteils an fester Phase - in erstaunlich kurzer Zeit verfestig
werden, wobei die genaue Zeit natürlich von den verwendeten Material
querschnitten abhängt.
Spezielle Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen
2 bis 5.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines erfindungsgemäßen
Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die
Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigt
Fig. 1 einen Schnitt durch eine geschlossene Gesenkform;
Fig. 2 eine Draufsicht auf eine Radfelge, die in der in
Fig. 1 gezeigten Gesenkform hergestellt wurde; und
Fig. 3 eine Draufsicht auf die in Fig. 2 gezeigte Felge.
Die Metallcharge oder Vorform, die in dem erfindungsgemäßen
Verfahren verwendet wird, ist eine halb-feste
Mischung aus einem festen und einem flüssigen Anteil.
Die festen Partikel
sind rund und haben normalerweise
einen Durchmesser zwischen 20 und 200 Mikrometer.
Dies ist das Resultat der vorhergehenden Behandlung,
bei der das Metall geschmolzen und anschließend -
während des Erstarrens - kräftig umgerührt
wurde. Dies führt zu einer Kornbildung mit im wesentlichen
runden Partikeln. Die daraus entstehende Metallmischung
ist gekennzeichnet durch diskrete,
degenerierte, detritische, primär feste Partikel, welche
in einer sekundären Flüssigphase mit einem niedrigeren Schmelzpunkt
als die Primär-Partikel homogen fein verteilt sind.
Sowohl die primäre Partikel als auch die sekundäre Flüssigphase
stammen aus der Ausgangslegierung, die während des Er
starrens kräftig umgerührt wurde.
Die im wesentlichen runde Gestalt der diskreten,
degenerierten, detritischen Partikel erlaubt den
festen Partikeln, auf viskose Weise als gleichmäßige
flüssige Masse zu fließen. Dadurch genügt ein relativ
geringer Druck zum Formen des Teils. Die in dem Verfahren
benutzten Drücke reichen von etwa 1,7 bis
zu 340 bar über Atmosphärendruck, so daß Teile, die so groß sind wie eine
Autofelge von der Größe 356 mm, in einer 250-Tonnen-Presse
geformt werden können; das ist zu vergleichen mit einer 1200-Tonnen-
Spritzgußmaschine oder einer 8000-Tonnen-Schmiedepresse.
Der hohe Festkörperanteil der Charge von 70 bis
90 Vol.-%
ermöglicht eine sehr schnelle Verfestigung
mit einem Minimum an Flüssig-/Fest-Schrumpfung. Dadurch
können Teile ohne große Gießtrichter oder Steiger geformt
werden und es ist ein sehr kurzes Verbleiben in
der Gußform möglich. Dieser letzte Punkt ist von großer
Bedeutung für die hohen Produktionszahlen, die mit diesem
Verfahren erreicht werden können, z. B. eine realistische
Rate von 240 Radfelgen pro Stunde oder 500 kleine
Teile pro Stunde können leicht erzielt werden.
Die schnelle Verfestigung bedeutet, daß nahezu alle
Bereiche des Teils, welche eine gleiche Dicke aufweisen,
zur gleichen Zeit festgeworden sein werden und demzufolge
sehr schnell ausgestoßen werden können, und zwar üblicherweise
in weniger als 4 Sekunden nach dem Formen bei
gut leitfähigen Legierungen wie z. B. Aluminium und
Kupfer. Bei eisenhaltigen Legierungen oder bei Teilen
mit relativ großem Querschnitt wird sich die Verfestigungszeit
über 15 bis 20 Sekunden erstrecken, in jedem
Fall jedoch wird sie kürzer als eine Minute sein und normalerweise
wesentlich darunter liegen. Der schnelle Ausstoß
des Teils befreit dieses von vielen Einschränkungen wegen
der Wärmeschrumpfung des festen Teils. Eine solche
Schrumpfung kann so groß werden, daß
Fressen am Gesenk eintritt und große Spannungen hervorruft,
die zu Wärmerissen oder Brüchen in dem Formteil
führen.
Produkte, die erfindungsgemäß hergestellt wurden, besitzen
viele Eigenschaften eines geschmiedeten Teils,
können aber komplexe Gestalten und Toleranzen aufweisen,
die für Gußteile typisch sind. Die Produkte können unter
Verwendung von normalerweise als Schmiedelegierungen bezeichneten Legierungen
hergestellt werden und in
Dehnfestigkeit, Ermüdungsfestigkeit, Duktilität und
Korrosionsbeständigkeit mit durch
Hämmern oder Pressen geschmiedeten Produkten aus diesen Legierungen vergleichbar sein.
Darüber hinaus ist dieses Verfahren zur Herstellung von relativ
großen Teilen geeignet. Es sind beispielsweise Autoradfelgen
hergestellt worden, die viele Eigenschaften geschmiedeter
Radfelgen aufweisen, wobei wesentlich
einfachere Preßeinrichtungen in einer wesentlich
wirksameren Weise als bei bekannten geschmiedeten Radfelgen
benutzt wurden.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ein Vorformstück
erhitzt, bis 10-30% seines Volumens flüssig geworden
sind. Wie oben angegeben, ist das Vorformstück
oder die Charge durch kräftiges Rühren einer flüssigfesten
Mischung der gewählten Legierung hergestellt
worden, welche dann schnell abgekühlt wurde. Die Temperatur,
auf welche das Vorformstück erhitzt wurde, liegt
zwischen der Verflüssigungs- und Verfestigungstemperatur
für die spezielle Legierung und variiert von Erhitzung
zu Erhitzung innerhalb eines gegebenen Legierungssystems,
abhängig von den speziellen Chemikalien. Da es keine
spezielle Temperatur gibt, bei welcher das Metall besonders
gut formbar ist, kann die Viskosität, die durch
Messung des Widerstands gegen Eindringen einer
Sonde im halb-festen Material ermittelt wird, als
Indikator des Prozentanteils der vorhandenen Flüssigkeit
in der Mischung benutzt werden. Üblicherweise wird ein
Bereich von 0,34 bis 1,03 bar über Atmosphärendruck benutzt werden, wobei
der genaue Druck entsprechend den Bedingungen
des zu formenden Teils gewählt wird.
Niedrige Drücke können zum Formen des vorgeheizten
Barrens benutzt werden unter der Voraussetzung, daß
keine zusätzliche Verfestigung während des Formungsvorgangs
eintritt. Um die Verwendung niederen Druckes
sicherzustellen, ist eine Formzeit in der Gesenkform
von weniger als einer Sekunde erforderlich. Die Gesenkform
ist auf eine Temperatur von 100 bis 450°C vorgeheizt,
und zwar in erster Linie abhängig von der
Konfiguration des Teils, um eine wesentliche Verfestigung
während des Formungs- oder Gestaltungsvorgangs zu
verhindern. Wenn die Temperaturen zu hoch sind, besteht
die Tendenz zur Adhäsion zwischen dem Vorformstück und
dem Gesenk - bekannt als Gesenklöten. Während des Formungshubes
steigt der Druck von Null bis zu dem für
die Verfestigung notwendigen Druck an. Am Ende des
Formungshubes ist der Druck entsprechend von etwa 1,7
auf 340 bar über Atmosphärendruck gestiegen, üblicherweise 34 bis 172 bar
über Atmosphärendruck, und die Verfestigung der Flüssigphase beginnt.
Auf diese Weise steigt der Druck nach und nach
während des Formhubes und verbleibt bei einem Höchstabstand
zwischen 1,7 und 340 bar über Atmosphärendruck während der Verfestigung.
Der angewandte Druck erhöht den Wärmeübergang von der
Metall-Legierung auf die Gesenkform und speist die
Verfestigungs-Schrumpfung. Wenn der Druck zu niedrig
ist, kann ein nicht akzeptables Maß an Porosität auftreten
oder die Gesamtform kann unvollständig gefüllt
werden. Drücke über 340 bar über Atmosphärendruck können verwendet werden,
sind jedoch nicht erforderlich. Darüber hinaus können
höhere Drücke ein Belüftungsproblem schaffen. Es ist
wünschenswert, das Teil bei einem Druck zu formen, der
so niedrig wie möglich ist, und zwar aus Gründen der
Verfahrensökonomie, der Vereinfachung der Preßvorrichtung
und zugunsten der Lebensdauer des Gesenks. Die Verweilzeit
in der Gesenkform nach dem Formungsvorgang
sollte kurz genug - geringer als eine Minute und vorzugsweise
geringer als 4 Sekunden - sein, um Wärmerisse
des Formteils aufgrund von
Wärmespannungen zu verhindern, andererseits aber lang
genug, um die Verfestigung der Flüssigphase
vollständig abzuschließen. Spezifische Zeiten werden
von der Dicke der Teile abhängen. Die Tendenz zu Wärmerissen
ist eine Funktion der Legierungszusammensetzung,
des Festkörperanteils, der
Gesenktemperatur und Formteilgestalt. Innerhalb des
angegebenen Bereichs der Formungs- und Verfestigungszeiten
sollten die Zeiten natürlich so kurz wie möglich
gehalten werden, damit die Produktivität so hoch wie
möglich ist. Aus dem Vorangegangenen wird deutlich,
daß Zeiten, Drücke, Temperaturen und Legierungsfestanteile
eine Kombination entscheidender Variabler
sind, welche bei der dargelegten Erzielung der wesentlichen
Verfahrensökonomie und Produktverbesserung
zusammenwirken.
Der erfindungsgemäße Formungsprozeß kann beispielsweise
in einer 150-250-Tonnen-Hydraulikpresse
ausgeführt werden, welche mit Gesenkformen oder Preßformen
ausgestattet sind, wie sie in Fig. 1 der Zeichnung
dargestellt sind. Der spezielle, dort gezeigte
Gesenksatz ist für die Herstellung relativ großer,
komplexer Formen ausgelegt, in diesem Falle
für eine stark ausgeformte Autorad-Felge. Der Gesenksatz
umfaßt ein bewegliches Obergesenk oder Prägestempel
1, zwei Gesenkformseiten 2 und 3 und ein Untergesenk
4. Das Gesenk ist in geschlossener Lage
gezeigt, wobei die Metall-Legierung 5 in der Kontur
einer Autoradfelge geformt worden ist.
Das nachfolgende Ausführungsbeispiel illustriert die
Anwendung der Erfindung. Wenn nicht anders angegeben,
sind alle Bestandteile als Gewichtsteile angegeben.
Beispiel
Ein 8,2 kg schwerer Barren aus einer 6061-Aluminium-Schmiede-Legierung
wurde aus einer halbfesten
Charge geschmiedet, welche etwa 50% ihres Volumens aus
degenerierten Dendriten besteht. Der Barren von
etwa 152 mm Durchmesser hatte folgende
Zusammensetzung:
Der Barren, der sich in einem rostfreien Stahlbehälter
befindet, wurde in einen Widerstandsofen gegeben und auf
eine Temperatur von 677°C gebracht. Diese Temperatur,
die ungefähr 28°C über der Verflüssigungstemperatur der
Legierung liegt, genügte, um ein teilweises Schmelzen
der Legierung herbeizuführen, ohne wesentliche Variationen
des Flüssiganteils innerhalb des Barrens
hervorzurufen. Bei einer Temperatur von 632°C, entsprechend
einem Festkörperanteil von ungefähr 0.80, der durch
eine Sonde ermittelt wurde, wurde der Barren in seinem
Behälter in die geschlossene Bodenhälfte eines Guß
eisengesenksatzes gebracht, wie er in Fig. 1 gezeigt
ist, die auf einer Temperatur von 315°C gehalten wurde,
und der Barren wurde aus dem Kanister auf den Boden der
Gesenkform herausgeschoben. Der Gesenksatz war mit
einer Schmierflüssigkeit auf Grafitbasis beschichtet.
Das Obergesenk, das ebenfalls bei einer Oberflächentemperatur
von ungefähr 315°C gehalten wurde, wurde dann
mit einer Geschwindigkeit von 0,51 m/sec
geschlossen, was eine Vorformzeit von ungefähr
0,2 Sekunden ergab, wobei die Gesenkform einen Höchstdruck
von 145 bar über Atmosphärendruck
erreichte, so daß der Formhohlraum
mit Legierung gefüllt wurde. Nach einer Haltezeit unter
Druck von 2,4 Sekunden, während der die Flüssigphase des Formteils
sich verfestigte, wurde die Gesenkform geöffnet
und das Formteil entfernt.
Das Formteil, ein Aluminium-Rad, wurde zerschnitten und
Proben für mechanische Eigenschaftsbestimmung wurden ent
nommen. Die Eigenschaften bei Raumtemperatur wurden
gemessen. Die höchste Zugfestigkeit betrug 324 N/mm²,
die Formänderungsfestigkeit lag bei 296 N/mm² und
die Längsstreckung bei 25,4 mm Strecklänge betrug 7%.
Die Mindestwerte für geschlossene Gesenk-Schmiedestücke
aus 6061-Aluminium-Legierungen sind gemäß
"Aluminium Standards and Data 1976", 5. Ausgabe, 1976,
262 N/mm² Zugfestigkeit, eine Formänderungsfestigkeit
von 241 N/mm² und 7% Strecklänge. Repräsentative
Mindestvorschriften eines Automobilherstellers für
gegossene Aluminium-Räder lauten 214 N/mm² Höchstzugfestigkeit,
Formänderungsfestigkeit von 114 N/mm² und 7% Strecklänge.
Im Gegensatz zu geschmiedeten Produkten, deren Eigenschaften
richtungsabhängig sind, sind die erfindungsgemäßen Produkte
isotrop - ihre Eigenschaften sind in allen Richtungen gleich.
Eine Draufsicht einer mit 10 bezeichneten, fertiggestellten
Radfelge, welche in dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt wurde, ist in den Fig. 2 und 3 gezeigt.
Die Draufsicht gemäß Fig. 3 zeigt die Radfelge gesehen
vom Untergesenk gemäß Fig. 1.
Die Radfelge enthält eine Vielzahl von im wesentlichen
rechtwinkligen Konturen 11 um den äußeren Rand der Felge,
wobei jede Kontur eine gebohrte oder maschinell hergestellte
Ausnehmung 12 durch sie hindurch aufweist. Ein Nabenbereich
13 enthält vier kerngebohrte und mit Schraubengewinde
versehene Bohrungen 14 und vier größere, gebohrte
oder maschinell gefertige Bohrungen 15. Eine Radfelgen
ausgestaltung von dieser Komplexität wird normalerweise
durch Form- oder Spritzguß produziert und ist dementsprechend
in ihren Eigenschaften auf die
niederwertigen Eigenschaften von Guß-Legierungen beschränkt.
Die Materialeigenschaften stellen deshalb
einen Begrenzungsfaktor für das Radfelgengewicht dar.
Schlechtere Eigenschaften müssen bei einem gegossenen
Rad durch größere Masse kompensiert werden. Darüber
hinaus sind beim Gießen normalerweise größere Querschnitte
erforderlich aufgrund der Begrenzungen, die
Gußtechniken zu eigen sind - es ist schwierig, eine Dauerform
mit engen Querschnitten zu füllen. Deshalb weisen
die erfindungsgemäßen Radfelgen die außerordentlich
wichtige Eigenschaft auf, leichter als vergleichbare
Radfelgen gemäß dem Stand der Technik zu sein.
Typische, in dem Preß-Schmiede-Verfahren verwendbare
Legierungen sind neben Aluminium-Legierungen eisenhaltige
Legierungen, wie rostfreier Stahl, Werkzeugstahl,
niedrig legierter Stahl und Eisen- und Kupfer-Legierungen
der üblicherweise für Gießen und Schmieden verwendeten
Art.