DE4420533A1 - Verfahren zur Herstellung von Formgußteilen aus Aluminiumlegierungen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Formgußteilen aus AluminiumlegierungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Her
stellung von Formgußteilen aus Aluminiumlegie
rungen nach dem Oberbegriff des Patentanspru
ches 1.
In neuerer Zeit besteht das Postulat, zukünftig
Automobile werkstoffmäßig so auszugestalten,
daß diese bei Verschrottung mit 90% ihres
Materialanteiles rezyklierbar sind. Im Zug der
Verschrottung fällt neben anderen Werkstoffen
Aluminium in Haufwerken inhomogener Legerungs
zusammensetzung - sogenannter Mischschrott -
aus Blechen und Profilen (Knetlegierungen) und
Gußteilen (Gußlegierungen) an, der so aufzu
bereiten ist, daß er als Sekundärmetall, d. h.
Ausgangswerkstoff wieder für eine weite Palette
von Preß-, Walz- und Gußprodukten in Betracht
kommt. Bis an nicht in Betracht gekommen ist der
Einsatz von Sekundärmetall der vorstehend
beschriebenen Art zur Herstellung gegossener
Sicherheitsteile. Dies liegt darin begründet,
daß das Sekundärmetall nicht tolerierbare
Gehalte an Eisen aufweist, die den Forderungen
an Sicherheitsgußteile, nämlich Porenfreiheit
und hohe Duktilität, entgegenstehen. Normaler
weise sind für Sicherheitsgußteile Eisenge
halte von 0,1% Fe bis 0,2% Fe, vorzugsweise
0,13% Fe bis 0,18% Fe tolerierbar, der Eisenge
halt von Sekundärmetall liegt jedoch deutlich
darüber. Dagegen behilft man sich in herrschen
der Praxis damit, daß man dem Sekundärmetall
sogenanntes Primär- oder Frischmetall in Mengen
beifügt, bis Eisen, Wasserstoff und Oxide bzw.
andere metallische und nichtmetallische
Verunreinigungen auf tiefe Mengenanteile
gesenkt sind. Bezüglich Sicherheitsteilen ist
also der Kreislauf von Aluminiumsekundärmetall
nicht geschlossen, weil ständig zu dem genann
ten Zweck Primärmetall zugegeben werden muß.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Ent
wicklung eines Verfahrens zur Herstellung
porenfreier Gußteile hoher Duktilität aus
Aluminium-Sekundärmetall mit einem Eisengehalt
bis 1% und diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
vermittels der Merkmale des Patentanspruches 1
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen des Ver
fahrens nach Patentanspruch 1 kennzeichnen die
Gegenstände der dem Patentanspruch 1 folgenden
Ansprüche.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist im wesent
lichen zweigeteilt, indem in einem ersten Ver
fahrensschritt Aluminium-Schrott aufzubereiten
und zu einem Rohling z. B. einem Strang zu ver
gießen ist (erste Erstarrung), woraus in einem
zweiten Schritt der Formkörper hergestellt
wird. Dazu wird der Rohling teilweise aufge
schmolzen, durch Anwendung von Druck zum Flies
sen gebracht, unter Druck in ein formgebendes
Werkzeug eingetragen, indem er wieder erstarrt
(zweite Erstarrung).
Als Ausgangsmaterial kommt Aluminium-Schrott in
Anwendung, der sich aus Guß- oder Knetlegie
rungen oder Mischungen davon zusammensetzen
kann. Bei breitem Erstarrungsintervall kann der
Eisengehalt des Schrottes bis zu 1.0% betragen.
Aluminium-Schrott mit Eisengehalten dieser
Größenordnung und anderen Verunreinigungen
fällt beispielsweise aus Automobilschredder-
Anlagen an. Bei der Schrottaufbereitung zu
Sekundärmetall sind für den erfindungsgemäßen
Zwecke d. h. eines gegen Verunreinigungen
unempfindliches Gußgefüges, folgende Be
dingungen einzuhalten bzw. zu erfüllen. Zu
erzeugen ist zunächst ein Metall mit einem sehr
feinen Korn mit Korndurchmessern von durch
schnittlich 0,02 mm und nicht über 0,3 mm, vor
zugsweise im Bereich von 0,03 mm bis 0,15 mm.
Bevorzugt ist diese Kornfeinung mit Bor-Titan-
Vorlegierungen vorzunehmen. Bei Vergießen der
korngefeinten Sekundärmetall-Schmelze zu einem
Rohling, bevorzugt einem Strang, ist auf einen
Erstarrungsablauf abzustellen, der ein Wachstum
von Kristallen von einer gekühlten oder wärme
leitenden Wand ausgehend ausschließt oder
weitgehend unterdrückt. Diese Art Erstarrungs
ablauf kann durch rasche Bewegung der Schmelze
vor der Erstarrungsfront erreicht werden, wobei
die Bewegung durch mechanisches oder elektro
magnetisches Rühren erfolgen kann. Ferner muß
die überwiegende Mehrzahl (ca. über 90%) der
abschließend entstandenen Kristalle (′′Körner′′)
freischwebend in der Schmelze gewachsen sein.
Nach dem ersten Verguß mit Erstarrung (erste
Erstarrung), d. h. Guß zu einem Rohling, ist
ein Gußgefüge gefordert, dessen einzelne Kri
stalle von einer Restschmelze teilweise umhüllt
sind, wobei diese Umhüllung eine Filmstärke von
mindestens einem Micron aufweist. In diesem
Zusammenhang ist eine niedrige Gießtemperatur
(maximal 20°C über Liquidustemperatur) bevor
zugt. Werden als Rohlinge Stränge gegossen, die
zur Herstellung eines Gußteiles vereinzelt
werden, so haben sich Stränge mit Querschnitten
bis 200 cm² als vorteilhaft erwiesen.
Vor der endgültigen Formgebung aus dem Rohling
ist zum zweiten Verfahrensschritt gehörend
jeder Rohling einer besonderen Wärmebehandlung
zu unterziehen, bei der sich die Konturen der
Mischkristalle (Gußkörner) bei angeschmolzenen
Korngrenzen runden und in ihrer Größe
(Durchmesser) um mindestens 20% und höchstens
70% wachsen und sie werden dabei von der Rest
schmelze gesamthaft umhüllt, dies als entschei
dende Voraussetzung für die Tixotropie. Diese
Wärmebehandlung wird bevorzugt unmittelbar vor
der endgültigen Formgebung vorgenommen, indem
ein Rohling auf eine Temperatur zwischen
Solidus- und Liquidustemperatur, vorzugsweise
nahe der Solidustemperatur z. B. induktiv ange
wärmt und mit der Anwärmtemperatur einem Druck
unterworfen wird, wobei die Unterdrucksetzung
zur endgültigen Formgebung in einer Druckguß
maschine erfolgen kann. Erfolgt die Verpressung
durch Hochdruckgießen, d. h. vermittels einer
sogenannten Kaltkammermaschine, so wird der
angewärmte Rohling in deren Füllkammer einge
bracht und mit dem Füllkolben mit einem Druck
der Höhe beaufschlagt, daß der Rohling auf
Grund seiner tixotropen Fließfähigkeit oder
seines Fließverhaltens als Metall in teigiger
Form fließt und dabei aus der Füllkammer durch
eine Verengung oder einen Zuflußkanal, zum
Formhohlraum dort ein Fertigteil bildend
(zweite Erstarrung), durchtritt. Dabei wird in
der Verengung die oberflächliche Oxidschicht
des Rohlings zusammen mit einem Preßrest
zurückgehalten, der vom Fertigteil abgetrennt
wird. Im Gegensatz zum konventionellen Hoch
druckgießen, bei dem eine endgültige Formge
bung von vollständig erschmolzenem Metall aus
geht, wird erfindungsgemäß von einer Schmelze
in Teilerstarrung ausgegangen, indem beim
Anpressen des Rohlings 25%-50% dessen Metall
menge in flüssigem Zustand, Rest fest, sind,
bevorzugt ist ca. ein Drittel der Metallmenge
in flüssiger Form.
Beim Anwärmen des Rohlings auf eine Temperatur
zwischen Solidus- und Liquidustemperatur ist
sicherzustellen, daß kein flüssiges Metall an
Stirn und Mantelfläche des Rohlings (meist wird
zur Bildung von Rohlingen ein Bolzen zu Schei
ben vereinzelt) austritt. Hierzu wird, insbe
sondere wenn der Flüssiganteil über ca. 30%
liegt, erfindungsgemäß am Rohling ein Tempera
turgradient eingestellt bzw. angewendet, der
eine dünne, nicht aufgeschmolzene Oberflächen
schicht von maximal einigen mm (0.05 mm bis 3,0
mm, vorzugsweise 0,5 mm bis 1,5 mm) auf Tempe
raturen unter oder bei der Solidustemperatur
den Rohling allseits bedeckend beläßt und die
somit kühler als der Rest des Rohlings ist. Um
diese über einen Querschnitt betrachtet von
außen nach innen steigende Aufheizung (auch
tapered heating) zu erreichen, sind mehrere
Maßnahmen geeignet, wie Kühlung der Oberfläche
des Rohling in der Endphase der induktiven
Anwärmung durch einen Gasstrom oder durch Ver
wendung von Kühlflächen.
Beim erfindungsgemäß aufbereiteten und verar
beiteten Metall hat sich gezeigt, daß es für
Gußteile, die bestimmte Sicherheitsnormen zu
erfüllen haben, brauchbar ist. Erkennbar wurde,
daß auch höhere, sonst prohibitive Gehalte an
Verunreinigungen tolerabel sind, insbesondere
kann ein hoher Eisengehalt bis ca. 1% im
Aluminium-Ausgangsmaterial verbleiben, da man
auf Grund der zweimaligen Erstarrung, der
besonderen Erstarrungsbedingungen und der sehr
feinen (kleinen) Korngrößen einen duktilen und
hoch festen sowie vergütbaren und auch
schweißbaren Aluminium-Formguß herstellen
kann, der die geforderten mechanisch-technolo
gischen Eigenschaften von Sicherheitsteilen aus
Aluminium erfüllt. Vorstehend ist die Erfindung
im Zusammenhang mit reinem Aluminium-Sekundär
metall, d. h. Rücklaufmetall dargestellt, darauf
ist die Erfindung jedoch nicht beschränkt. Sie
ist auch im beanspruchten Eisenanteilsbereich
auf Primärmetall und auf Mischungen aus
Sekundär- und Primärmetall anwendbar.
Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet auch,
eine Beschleunigung von Fertigungsabläufen für
Aluminiumguß-Sicherheitsteile, indem konven
tionelle Druckgußmaschinen (Kaltkammer
maschinen) anwendbar werden. Bekannt ist, daß
konventioneller Aluminium-Druckguß Eisenge
halte im Metall z. B. um 0.4% vorschreibt, um
einem Ablegieren der Gußform vorzubeugen.
Eisengehalte dieser Größenordnung (ca. 0,4%)
schlossen jedoch die Verwendung so gegossener
Formteile als Sicherheitsteile, beispielsweise
im Automobil aus. Mit der Forderung nach sehr
niedrigen Eisengehalten bestand der Zwang,
Sicherheitsteile vermittels Nieder
druckgießmaschinen (bei denen die Problematik
des Ablegierens bei niedrigen, d. h. kleiner als
0,4% Eisengehalten nicht auftritt) herzustel
len, deren Ausbringung jedoch deutlich tiefer
liegt als die der Druckgußmaschinen, d. h. der
Kaltkammer-Hochdruckgießmaschinen. Im übrigen
ist bei dieser Verarbeitungsform hauptsächlich
Primärmetall statt Sekundärmetall zu verwenden,
um tiefe Werte der Verunreinigungen im Metall,
inklusive Eisengehalt zu gewährleisten. Das
erfindungsgemäße Verfahren beseitigt den Nach
teil des Niederdruckgusses, indem Hochdruckguß
nun auch zur Verarbeitung von Aluminiumlegie
rungen mit höheren Eisengehalten zu Sicher
heitsteilen anwendbar wird.
Claims (11)
1. Verfahren zur Herstellung von Formgußtei
len aus 0,15% bis 1.0% Eisen als metalli
sche und andere nichtmetallische Bestand
teile enthaltenden Aluminiumlegierungen
als Ausgangsmaterial, wobei das Ausgangs
material zu einem Rohling mit feinkörnigem
Gefüge vergossen, der Rohling vor Umbil
dung zum Formgußteil einer Wärmebehand
lung nahe der Solidustemperatur zum Wachs
tum und zur Rundung seiner Körner unter
worfen, anschließend der angewärmte Roh
ling unter Anwendung von Druck verflüssigt
und unter Bildung eines Formgußteiles
vergossen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Gußgefüge des Rohlings
mit Korngrößen von 0,02 mm bis 0,3 mm
vorzugsweise von 0,03 mm bis 0,15 mm
ausgebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß mindestens 90% der
Körner des Gußgefüges des Rohlings in der
Schmelze freischwebend zum Wachstum
gebracht werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
3, dadurch gekennzeichnet, daß die Körner
im Gefüge das Rohlings von einer Rest
schmelze mit einer Filmstärke von minde
stens einem Micron teilweise umhüllt wer
den.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß die Größe
der Körner des Rohlings durch Wärmebe
handlung um mindestens 20% und höchstens
70% wachsen und dabei von Restschmelze
überwiegend umhüllt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
5, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwär
mung des Rohlings induktiv erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
6, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwär
mung des Rohlings von außen nach innen
mit steigenden Temperaturen erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
7, dadurch gekennzeichnet, daß der Roh
ling auf Temperaturen zwischen Solidus-
und Liquidustemperatur, vorzugsweise auf
eine Temperatur nahe der Solidustemperatur
angewärmt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
8, dadurch gekennzeichnet, daß durch
Anwendung von Druck das tixotrope Fließen
des Metalles des Rohlings bewirkt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
9, dadurch gekennzeichnet, daß durch
Anwärmen 25% bis 50% der Metallmenge des
Rohlings in flüssigen Zustand, Rest fest,
gebracht wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Anwendung von Druck in der Füllkammer
einer Hochdruck-Kaltkammergießmaschine
vermittels eines Füllkolbens erfolgt.
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