DE3326901C2 - - Google Patents
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Description
Es ist bekannt, Emulsionen von Perfluorverbindungen als
künstliches Blut zu verwenden. Diese Emulsionen sind frei
von infektiösen Mitteln und Antigenen. Die Blutgruppenbestimmung
des Empfängers ist unnötig. Allerdings fehlen
solchem künstlichem Blut Gerinnungsfaktoren, Blutplättchen,
Immunglobuline und Antikörper.
So offenbart die DE-OS 21 44 094 ein Verfahren zur Herstellung
einer Perfluorkohlenstoffemulsion in Lecithin mit 25-
30 (Gew./Vol.)% an Perfluorkohlenstoff und 3-5 (Gew./
Vol.)% an Lecithin. (Nachfolgend soll "(Gew./Vol.)%" die
Materialmenge, gemessen in g, bedeuten, die in 100 ml
Emulsion enthalten ist. Ferner soll "(Vol./Vol.)%" das
Volumen eines in ml gemessenen Stoffes bedeuten, der in 100
ml Emulsion enthalten ist.)
Aus der US-PS 39 62 439 ist eine Emulsion zur Sauerstoffübertragung
bekannt, die 10-40 (Gew./Vol.)% an Fluorkohlenstoff
und 2-6 (Gew./Vol.)% Lecithin enthält.
Die US-PS 41 05 798 offenbart eine Emulsion, die 10-30
(Vol./Vol.)% per Fluorkohlenstoff und 1-5 (Vol./Vol.)%
Lecithin enthält.
Die Wirksamkeit dieser bekannten Emulsionen als künstliches
Blut wird durch die relativ kurze Retensionszeit der
Emulsionsteilchen im Kreislauf begrenzt.
Aus der US-PS 42 52 827 ist eine Emulsion von zwei Perfluorkohlenstoffen
mit insgesamt 10-50 (Gew./Vol.)% in
einem hochmolekularen nicht-ionischen Tensid-Emulgator, der
in einer Menge von 2,0-5,0 (Gew./Vol.)% vorhanden ist,
einem Phospholipid-Emulgator-Hilfsmittel in einer Menge von
0,1-1,0 (Gew./Vol.)% und mit einem Anteil von 0,004-0,1
(Gew./Vol.)% an Fettsäure bekannt. Diese Emulsion ist
stabiler als andere bekannte Emulsionen, jedoch gleichwohl
von nur begrenzter Brauchbarkeit. Dies ist im wesentlichen
darauf zurückzuführen, daß sie in drei separaten Bestandteilen
hergestellt und gelagert wird, die bis unmittelbar vor
dem Infusionszeitpunkt tiefgekühlt bleiben müssen. Die
Infusion muß innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftauen und
Mischen durchgeführt werden. Das Auftauen bewirkt eine
Verringerung der Stabilität der Emulsion. Am unangenehmsten
ist jedoch, daß diese Emulsion nicht unter Anwendung
herkömmlicher Techniken im Autoklaven behandelt werden kann.
Die Sterilisation erfolgt vielmehr für die Dauer von 12 min
bei 115°C in einem speziell ausgebildeten Rotationssterilisator.
Die durch die US-PS 42 52 827 bekannten Emulsionen
sind isotonisch, aber hyperionisch.
In der Veröffentlichung "Technical Information Ser. No. 1"
vom 15. Mai 1975 der Firma Greencross Corporation, Seiten
38-39, wird eine als künstliches Blut verwendbare, unter
Verwendung von Perfluorchemikalien hergestellte Emulsion
beschrieben, die durch einstündiges Pasteurisieren bei 60°C
an drei aufeinanderfolgenden Tagen stabilisiert werden muß,
da die Wärmesterilisation bei 100°C die Emulsion zerstört.
Es muß unter relativ milden Bedingungen - wiederholtes
Erwärmen auf 60°C - sterilisiert werden. Innerhalb von 6 h
nach der Infusion zerfällt die das Perfluorkohlenstoffteilchen
umgebende Phospholipidschicht. Die nackten Perfluorteilchen
verschwinden dann aus dem Kreislauf.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine insbesondere
als künstliches Blut geeignete Emulsion verfügbar zu machen,
die die Nachteile bekannter Emulsionen nicht oder nur in
merklich geringerem Umfang aufweist. Insbesondere soll die
Emulsion stabil, nicht-hämolytisch, unter Anwendung herkömmlicher
Techniken autoklavbar und bei normalen Kühltemperaturen
lagerbar sein. Insbesondere wird eine längere Retensionzeit
der Emulsion im Kreislauf angestrebt, wobei die
Emulsion die Aggregation der Blutplättchen oder die Gerinnungsfaktoren
nicht nachteilig beeinflussen soll.
Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung eine
insbesondere als künstliches Blut geeignete Emulsion mit 30-
75 (Gew./Vol.)% an Perfluorverbindungsteilchen in einem
physiologisch annehmbaren wäßrigen Medium mit einem Phospholipid-
Emulgator vor, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sie
etwa 7-9 (Gew./Vol.)% des Phospholipid-Emulgators enthält.
Eine derartige Emulsion kann sogar bei Raumtemperaturen
längere Zeit gelagert werden. Sie ist sowohl isotonisch als
auch isoionisch gegenüber natürlichem Blutplasma. Die
Emulsion ist merklich stabiler als bekannte Emulsionen.
Die Perfluorverbindung ist vorteilhaft aus der Gruppe
Perfluordecalin, Perfluormethyldecalin, Perfluortripropylamin
und Perfluortributylamin ausgewählt. Perfluordecalin
hat sich hinsichtlich der Geschwindigkeit, mit welcher es
aus Leber und Milz entfernt wird, als geeignetste Perfluorchemikalie
erwiesen. Perfluortripropylamin ist leichter
emulgierbar als Perfluordecalin, wird aber wesentlich
langsamer aus Leber und Milz entfernt.
Der Phospholipid-Emulgator kann Lecithin sein, das beispielsweise
in Form von Eidotter-Phospholipid vorliegt. Es
kann aber auch aus Sojabohne-Phospholipid gewonnen werden.
Das physiologisch annehmbare Medium kann von einer Tyrode-
Lösung (pH 7,4) gebildet werden. Die Tyrode-Lösung ist eine
wäßrige Lösung mit folgenden Bestandteilen:
NaCl, KCl, CaCl₂, MeCl₂, NaH₂TO₄, NaHCO₃ und Glucose.
Elektrolytkonzentrationen sollten so gewählt sein, daß die
sich ergebende Emulsion sich isotonisch und isoionisch
gegenüber Blutplasma verhält. Herkömmliche, als künstliches
Blut geeignete Emulsionen sind hyperionisch und daher in
Blutplasma weniger stabil.
Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung
einer stabilen, insbesondere als künstliches Blut geeigneten
Emulsion mit 30-75 (Gew./Vol.)% an Perfluorverbindungsteilchen
in einem physiologisch annehmbaren wäßrigen Medium
mit einem Phospholipid-Emulgator, wobei ein gereinigtes
Phospholipid in einem physiologisch annehmbaren Medium unter
Ultraschallbeaufschlagung dispergiert und nach Zugabe der
Perfluorverbindung einer erneuten Ultraschallbeaufschlagung
zur Bildung einer von mit Phospholipid überzogenen Perfluorverbindungsteilchen
enthaltenden Emulsion unterworfen wird,
wobei anschließend übergroße Teilchen von der gebildeten
Emulsion abzentrifugiert werden. Dieses Verfahren ist
dadurch gekennzeichnet, daß 7-9 (Gew./Vol.)% an Phospholipid-
Emulgator eingesetzt werden. Das Phospholipid dient
somit sowohl als Teilchenüberzug als auch als Emulgator, so
daß die Notwendigkeit der Verwendung eines zusätzlichen
Emulgators entfällt. Die gegenüber dem Stand der Technik
erhöhte Lecithinkonzentration führt zu einem erheblich
stabilieren, Lecithin-überzogenen Perfluorverbindungsteilchen,
das bis zu vier Tagen im Kreislauf bleibt. Die
Perfluorverbindungsteilchen sind dabei in einer Menge von
etwa 50-70 µmol an Phospholipid-Emulgator pro ml Perfluorverbindungsteilchen
überzogen. Herkömmliche Lecithin-überzogene
Perfluorteilchen wie die jener Emulsion, die in
"Technical Information Ser. No. 1" beschrieben ist, bleiben
im Kreislauf nur etwa sechs Stunden stabil.
Der pH der anfallenden Emulsion wird auf einen Wert zwischen
7,2 und 7,6 eingestellt. Ein Emulsions-pH von 7,4, der dem
von Blutplasma entspricht, ist optimal. Der osmotische Druck
beträgt in idealer Weise 300 mOsm/l. Die Electrolyte und
jeweilige Electrolytkonzentrationen einer bevorzugten
Ausführungsform sind in Tabelle 1 aufgeführt:
Elektrolyte | |
Elektrolyt | |
Elektrolyt-Konzentration (Gew./Vol.)% | |
NaCl | |
0,75 | |
KCl | 0,015 |
CaCl₂ | 0,02 |
MgCl₂ | 0,007 |
NaH₂PO₄ | 0,004 |
NaHCO₃ | 0,07 |
Glucose | 0,07 |
Bei der auf die vorbeschriebene Weise hergestellten Emulsion
werden große Teilchen durch längere langsame Tieftemperaturzentrifugation
entfernt. Da Perfluorchemikalien relativ
dicht sind (spezifisches Gewicht 1,9-2,0)
genügt ein Zentrifugieren mit geringer Geschwindigkeit. Zentrifugieren
bei 0°C und 100 g wurde angewendet. Die Bodenfraktion
der Emulsion, die Teilchen von ausreichender Größe, um toxisch
zu sein, enthält, wird verworfen.
Nach 20wöchiger Lagerung bei 4°C wurden die Teilchen erneut
durch Dunkelfeldmikroskopie untersucht. In der Teilchengröße
wurde keine Veränderung beobachtet. Ferner wurde beim Zentrifugieren
nach der Lagerung keine Änderung der Sedimentationsgeschwindigkeit
beobachtet. Das Ausbleiben irgendeiner Änderung
der Teilchengröße oder der Sedimentationsgeschwindigkeit zeigt
die fortgesetzte Stabilität der Teilchen.
Die erfindungsgemäße Emulsion kann nach herkömmlichen Krankenhaus-
Autoklavenarbeitsweisen bei Temperaturen über 120°C und
einem Dampfdruck von 1,05 bar (15 lb/in²) ohne Phasentrennung
oder Änderung der Teilchengröße sterilisiert werden. Ferner
kann die erfindungsgemäße Emulsion vor ihrer Aufbewahrung autoklavenbehandelt
und der Lagerung zur direkten Verwendung ohne
weitere Autoklavenbehandlung entnommen werden. Dies ist ein
bedeutender Vorteil gegenüber herkömmlichen Perfluorverbindungsemulsionen,
die ein weiteres Mischen von Lösungen erfordern,
bevor das Mittel nach der Lagerung verwendet werden kann.
Die Erfindung wird unter Bezugnahme auf die folgenden, nichtbegrenzenden
Beispiele im einzelnen veranschaulicht:
Zu 7 ml kalter Tyrode-Lösung (pH 7,4) in einer Rosette-Zelle
wurden 960 mg gereinigtes Lecithin (aus Eidotter) gegeben. Das
Gemisch wurde mit 110 W 15 s ultraschallbehandelt. Die Ultraschallbehandlung
wurde nach einer Zeit von 1 min noch einmal wiederholt. Zu
diesem dispergierten Lecithin in einer Rosette-Zelle bei 0°C
wurden 4 ml Perfluorverbindung (Perfluortripropylamin oder Perfluordecalin)
gegeben und das Gemisch wie zuvor für acht Zeiten
von jeweils 15 s mit einem Intervall von 1 min nach jeder Ultraschallbehandlung
ultrabeschallt. Die anfallende milchig-weiße Emulsion
wurde 60 min bei 4°C und 100 g zentrifugiert, um irgendwelche
große Teilchen zu sedimentieren. Die unteren 5% der
Emulsion wurden verworfen. Die Emulsion enthielt 35-40 Vol./
Vol.% (67-76 Gew.-/Vol.-%) dispergierte Perfluorverbindung und
ihr pH lag zwischen 7,35 und 7,40. Die emulgierten Perfluorteilchen
hatten einen Durchmesser von etwa 0,1 µm und enthielten
50-70 µMol Lecithin pro ml Perfluorverbindung (etwa 7-9
Gew.-/Vol.-%) der Emulsion.
Der Lecithingehalt der Perfluorteilchen wurde durch zweimaliges
Waschen der sedimentierten Teilchen aus einer Teilmenge der
Emulsion mit Tyrode-Lösung, Extrahieren des Lecithins mit einem
Gemisch aus Chloroform und Methanol und Bestimmen des Phosphorgehalts
des Extrakts gemessen. Die Menge an vorhandenem Lecithin,
gemessen in µMol, wird berechnet durch (1) Dividieren des Phosphorgehalts
in µg durch die Zahl 31 (das Atomgewicht von Phosphor).
Diese Berechnung liefert das Lecithin in µMol, da ein
Molekül Lecithin ein Phosphoratom enthält.
Die in Beispiel 1 angegebene Herstellung, die mit Ultraschall
emulgiert, unterscheidet sich deutlich von den herkömmlichen
Verfahren zur Herstellung von Perfluorkohlenstoffemulsionen,
die mechanische Homogenisatoren anwenden.
Die Perfluordecalin- und Perfluortripropylamin-Emulsionen, hergestellt
nach Beispiel 1, wurden zwei separaten Gruppen von
Laborratten verabreicht, wie in Beispiel 2 beschrieben.
Männliche Sprague-Dawley-Ratten (200-250 g), anästhesiert mit
Pentobarbital (30 mg/kg), erhielten 8-10 ml Emulsion pro Ratte
über eine Pumpe in die Femoralvene zu 0,2 ml/min infundiert.
Ein etwa gleiches Volumen Blut wurde während der Infusion abgenommen.
Blutproben wurden in Abständen nach der Infusion zur
Messung von Hämatokrit, der Konzentration an der Fluorverbindung
und der Plättchenzahl genommen. Die Konzentration an Perfluorverbindung
in Blut von Ratten bei Beendigung der Infusion
lag im Bereich von 19-22 Vol./Vol.-%. Bei einer Gruppe von Ratten
lagen diese Werte im Bereich von 24-28 Vol./Vol.-%.
Alle Ratten, die Emulsionen von Perfluordecalin (mehr als 100
Ratten) oder Emulsionen von Perfluortripropylamin (mehr als
100 Ratten) erhielten, blieben mehr als 1 Jahr bei guter Gesundheit.
Die Plättchenzahl des Blutes dieser Ratten änderte
sich nicht wesentlich nach der Infusion einer dieser Emulsionen;
dies steht im Gegensatz zur Abnahme der Blutplättchen, die nach
Infusion der meisten anderen Perfluorverbindungsemulsionen beobachtet
wird.
Claims (6)
1. Stabile, insbesondere als künstliches Blut geeignete
Emulsion mit 30 bis 75 (Gew./Vol.)% an Perfluorverbindungsteilchen
in einem physiologisch annehmbaren wäßrigen Medium
mit einem Phospholipid-Emulgator, dadurch gekennzeichnet,
daß es etwa 7 bis 9 (Gew./Vol.)% des Phospholipid-Emulgators
enthält.
2. Emulsion nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Perfluorverbindung aus der Gruppe Perfluordecalin, Perfluormethyldecalin,
Perfluortripropylamin und Perfluortributylamin
ausgewählt ist.
3. Emulsion nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Phospholipid-Emulgator Lecithin ist.
4. Emulsion nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet
durch 67 bis 75 (Gew./Vol.)% von Perfluordecalin oder
Perfluortributylamin und etwa 7 bis 9 (Gew./Vol.)% Lecithin.
5. Emulsion nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das physiologisch annehmbare Medium
Tyrode-Lösung (pH 7,4) bildet.
6. Verfahren zur Herstellung einer stabilen, insbesondere
als künstliches Blut geeigneten Emulsion mit 30 bis 75
(Gew./Vol.)% an Perfluorverbindungsteilchen in einem
physiologisch annehmbaren wäßrigen Medium mit einem Phospholipid-
Emulgator, wobei ein gereinigtes Phospholipid in
einem physiologisch annehmbaren Medium unter Ultraschallbeaufschlagung
dispergiert und nach Zugabe der Perfluorverbindung
einer erneuten Ultraschallbeaufschlagung zur Bildung
einer von mit Phospholipid überzogenen Perfluorverbindungsteilchen
enthaltenden Emulsion unterworfen wird, wobei
anschließend übergroße Teilchen von der gebildeten Emulsion
abzentrifugiert werden, dadurch gekennzeichnet, daß 7 bis 9
(Gew./Vol.)% an Phospholipid-Emulgator eingesetzt werden.
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